33.
Auff den Sontag deß vor vns bittenden Vorsprechers/ oder Vocem Jucunditatis. Joh. 16.

[205] Ich! der ich Asch vnd Kott/ mag ich mich vnterfangen

Den Sünd vnd Fluch beschwert/ zu knien Herr für dich?

Mein eigen Hertz vnd Geist vnd Schuld verklaget mich/

Der Teufel schrey't mich an: Vmbsonst sey mein verlangen/

Hast du dein Antlitz Herr/ mit dicker Nacht vmb-hangen?

Hörst du die Sünder nicht? diß ist der Schlangen Stich

Der zu verzweifeln dringt. Mein Vater schau doch; Ich/

Ich dein betrübtes Kind/ bin schier in Angst vergangen.

Doch Jesus hebt mich auff: in Jesus Namen Rufft

Mein abgeängster Geist auß dieser todten Grufft

Schau Vater vmb sein Blutt auff dieses Thränen-rinnen.

Weil mich dein liebster Sohn inständig bitten heist

Vnd mir ohn vnterlaß selbst für dir Beystand leist

Wird was ich heische/ mir/ dein Hertz nicht wegern können.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 205.
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