40.
Auff den Sontag deß suchenden Hirtens/ oder 3. Sontag nach der H. Dreyeinigkeit/ Luc. 15.

[208] Der Engelschaaren Fürst/ den Gott ihm gleich gebohren.

Durch den das weite Schloß der wunder-schönen Welt

Gegründet/ steigt vom Thron vnd seiner Himmel Zelt

Vnd suchet was sich selbst auff Erden hat verlohren.

Der König den zur Lust der Vater ihm erkohren:

Hat seine Lust an vns/ der alles gibt vnd hält

Kreucht seinen Schaffen nach vnd wird das Lösegeld

Dehr auff die Angst vnd Tod/ vnd Hölle sich verschworen.

Hört Schaffe die ihr steckt verirr't in mancher Klufft:

Die ewig treue Treu/ der Lebens Hirte rufft

Folgt seiner Sti i' vnd Hand/ eh' euch der Wolff zureisse.

Welch Groschen itzt nicht klingt/ wenn Jesus leucht vnd kehrt

Wird vnter dickem Staub von scharffem Rost verzehrt

Vnd taug nicht als daß man ihn mit dem Kott weg schmeisse.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 208-209.
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