44.
Auff den Sontag deß ernehrenden Versorgers/oder VII. Sontag nach dem Fest der H. Dreyeingkeit/ Marc. 8.

[211] Wenn gleich kein Mittel wä'r/ vnd aller Trost verschwinde:

Vnd ich ohn Hülff vnd Trost nur vngepflügtes Land

Vnd gar nicht fruchtbar Holtz/ vnd öder wüsten Sand

In höchster Hungers-Noth für meinen Augen fünde:

So zag' ich dennoch nicht. Denn könt auch seinem Kinde

Der vor vier tausend Mann hier Brodt vnd Speise fand

Vnd überbleiben ließ? Verschliessen Hertz vnd Hand?

Drumb ists vmbsonst/ daß ich mich selbst mit Sorgen binde!

Nicht ohn ists/ ich bin arm/ vnd mit viel Angst beschwert

Doch weiß ich: wer nur stets zu Gott die Sinnen kehrt

Den gantz kein Sünden Netz/ kein Zweifel-Strick kan fangen:

Der gutt's zu thun sich müht: der Christum fleissig hört

Vnd Ihn mit fester Treu' vnd reinem Leben ehrt/

Wird/ was er darff vnd wil/ mit Vberfluß erlangen.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 211.
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