55.
Auff den Sontag deß Herren vnd Sohns Davids/oder XIIX. Sontag nach dem Fest der H. Dreyeinigkeit. Matth. 22.

[217] O Du grosser Himmels Fürst! Jesu! König aller ding/

Jesu! Davids Sohn vnd Herr! dessen Macht doch Sieg vnd Feld

So im mittel grimmer Feind': als gespitzer List erhält:

Vnd vnendlich herrschen wird/ nim an/ was ich vor dich bring:

Nimm mein Hertz/ vmb das dein Hertz an deß Creutzes Galgen hing

Nimm die Seel an/ vmb die du deine Seel in Tod gestellt/

Nimm die Krafft/ für welche dir alle Krafft/ O Krafft der Welt/

Da du an dem Holtz verschmacht in verfluchter Angst entging.

Lieber nimm an mein Geschenck. König ni i die Gaben an/

Die in dieser frembdem Welt deine Braut auffbringen kan/

Hilff/ daß ich doch gleich als mich/ Gott vnd meinen Nächsten liebe/

Daß ich/ was mich ietzund kränckt/ der ergrimmten Feinde Schaar

Welche dich vnd mich verletzt (wie dir alles offen bar!)

Vnter deiner Flüsse Stull/ grosser Schlangentreter/ schiebe.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 217.
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