59.
Auff den Sontag deß von Schuld loßsprechenden vnd verdammenden Königs/ oder XXII. Sontag nach dem Fest der H. Dreyeinigkeit. Matth. 18.

[219] Geh! aller Herren Herr/ O geh nicht ins Gerichte

Mit deiner Hände Werck' das stracks verzagt/

Dafern dein Grimm zu rechnen vns außtagt.

Vnd vnser Schuld beschaut mit grimmigem Gesichte!

Was überlegst du Herr/ mit scharffer Augen-Lichte.

Den grossen Rest/ der mein Gewissen nagt

Hörst du den an/ der mich so hoch verklagt?

Ich bin dir schuldig/ ach! die Hauptsu i vnd die Früchte.

Dafern ich auch verkauffen wolt/

Was ich besitze; wird kein Gold

Kein Geld/ kein Blutt den Außstand Herr/ erreichen.

Ein Bürg/ ein Zahl-Mann steht für mich/

Der durch den Tod versöhnet dich/

Das Blutt/ das von ihm fleust/ kan deine Schrifft außstreichen.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 219.
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