64.
Auff den Sontag deß Hi ilischen Bräutigams/oder XXVII. vnd letzten nach dem Fest der H. Dreyefaltigkeit. Matth. 25.

[222] Avff! Jungfern auff! auff Freundin! wacht! erwacht!

Auff auff vom Schlaff! der Bräutgam wird erscheinen

Ich seh' er komt! zwar über mein vermeinen:

Auff! auff! er komt! es ist gleich Mitternacht!

Die Braut zeucht ein in ihrem Hochzeit Pracht

Geziert mit Gold' vnd Seid' vnd edlen Steinen

Der Bräutgam gläntzt vmbgeben von den seinen

Von Herrligkeit vnd ewighoher Macht

Ergreifft die Lamp' auff! es ist mehr denn Zeit!

Euch mangelt Oel! auff! Freundin/ wer bereit

Der folge mit/ zu diesem Freuden-Feste.

Die lauffen hin vnd kaufen Lichter ein!

Ach viel zu spät! O Schmertz! O grimme Pein!

Der Bräutgam kent kein vngeschickte Gäste.


Ende deß 3. Buchs.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 222.
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