1.
An Gott den Heiligen Geist

[28] O Fewer wahrer lieb! O brun der gutten gaben!

O Meister aller kunst! O Höchste Heilikeit!

O dreymall grosser Gott! O lust die alles leid

Vertreibt! O keusche taub! O furcht der Hellen raben!

Die/ ehr das wüste meer/ mit bergen rings vmbgraben/

Ehr luft vnd erden ward/ ehr das gestirnste kleid

Dem himmell angelegt/ ja schon vor ewikeit

Die zwey die gantz dir gleich/ von sich gelassen haben.

O weisheit ohne maaß; O reiner Seelen gast/

O tewre gnaden quell'/ O trost in herber last!

O regen der in angst mitt segen vns befeuchtet!

Ach laß ein tröpfflin nur von deinem lebens-taw

Erfrischen meinen Geist. Hilff das ich doch nur schaw'

Ein füncklin deiner glutt; so bin ich recht erleuchtet.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 28-29.
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