25.
Auff H. Godofredi Eichorns vndt Rosine Stoltzin Hochzeit

[46] Ob gleich der weisse schnee itzt thall' vnd berge decket/

Ob mancher schneller flus zeucht einen harnisch an/

In dem er sich des zorns der kält erwehren kan/

Vor welcher jeder baum steht bis in tod erschrecket;

Ob gleich der bleiche frost die scharffe seens außstrecket

Vnd alle blumen fällt/ die Chloris vmb den plan[46]

Der Erden schawen lies/ hat liebe doch gethan

Mehr den die sonne selbst/ vnd hitz vnd lust erwecket/

Das ihr des winters schärff vnd rasen sicher lacht.

Die lieb' Herr Godfrid hatt euch diese rose bracht.

Woll euch! vnd mehr den woll! was mögt ihr noch begehren?

Woll euch vnd mehr den woll! wen diese rawe zeit

So schöne blumen gibt vnd solche lust bereitt

Was wird' euch nicht der herbst für süsse frucht gewehren.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 46-47.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sonette
Frühe Sonette (Neudrucke Deutscher Literaturwerke)