32.
An Frawen Marien Richterin

[51] Schawt Gott/ wie er den schawt/ von seiner himmell feste

Auff dis was heilig ist/ vndt einig auff ihn hält;

Wie das sein donnerstrall den immer auff euch felt

Ihr schönstes tugendt reis/ vndt schont der dürren äste?

Auff welche schlegt sein plitz wen so viel hellen gäste

Gantz trunckenvoll von lust sich breiten in der welt

Ist pest/ ist flam vndt todt/ den nur auff euch bestelt/

Da doch der bösen loß stäts fält auffs allerbeste?

Was sag ich? nein fürwar/ weil ihr in diesem leidt

Ein spiegel der gedult/ vnd bild der Hoffnung seidt/

Mus dieser wetter sturm den starcken Geist bewehren.

Dehm/ weil er mehr den trew' in vngemeiner noth/

Bey Christus blutfahn hält der ewigtrewe Gott

Mehr den gemeinen lohn vndt frewde wirdt bescheren.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 51.
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