36.
An die Sternen

[53] Ihr lichter die ich nicht auff erden saat kan schawen/

Ihr fackeln die ihr stets das weite firmament

Mitt ewren flammen ziert/ vndt ohn auffhören brent;

Ihr blumen die ihr schmückt des grossen himmels awen

Ihr wächter/ die als Gott die welt auff wolte bawen;

Sein wortt die weisheit selbst mitt rechten nahmen nent

Die Gott allein recht misst/ die Gott allein recht kent

(Wir blinden sterblichen! was wollen wir vns trawen!)

Ihr bürgen meiner lust/ wie manche schöne nacht[53]

Hab ich/ in dem ich euch betrachtete gewacht?

Regirer vnser zeitt/ wen wird es doch geschehen?

Das ich/ der ewer nicht alhier vergessen kan/

Euch/ derer libe mir steckt hertz vndt Geister an

Von andern Sorgen frey was näher werde sehen.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 53-54.
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