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Auff H. Sigmund Gutsche/ Raths Verwandten zu Freystadt. Alß Er zum ersten nach dem Brande der Statt geheyrahtet vnd gebawet

[80] Stellt ewre Schmertzen eyn; ob schon das grimme toben

Der flammen ewre Statt zu Aschen hat gemacht

Ob Kirch vnd Herdt gleich hin; ob schon in einer Nacht

Was so viel zeit gebaw't in rauch vnd glutt verstoben.

Ob gleich der Mauren pracht/ der Türme last von oben

Nun auf die Erde stürtzt/ ist Gutsche doch bedacht

Wie/ was die glutt auf-fraß/ Euch werde widerbracht.

Weynt nicht mehr über die/ die wir im Grab auch loben

Grüßt den/ der so mit Rath alß that sein Hauß aufbawt/

Vnd mit dem Eh-gemahl/ die gestern jhm vertrawt/

Jtzt rathschlägt wie er mög auch junge Bürger geben.

Ja freylich wird Ers thun. Mein Phœbus zeigt mir an/

Das/ ehr der Mond neunmal besucht den Wassermann

Was mehr noch werd' als itzt auff seiner Gutsche leben.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 80-81.
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