[Danck sey dir von Hertzen]

[96] 1.

Danck sey dir von Hertzen/

Daß für Noth und Schmertzen

Du mich hast bewahrt!

Daß der Höllen Stärcke

Nicht nach meinem Wercke

Mit mir hat gebahrt.


2.

Jesu daß ihr Stellen/

Mich nicht können fällen/

Das schaffst einig du!

Unter deinen Armen

Leg' auf dein Erbarmen

Ich mich jetzt zur Ruh.


3.

Ob sich Satan reget/

Und uns Stricke leget/

Bey der finstern Nacht

Wird er deine Lieben/

Dennoch nicht betrüben

Weil dein Auge wacht.


4.

Schau wie tobt der Drache!

Führe deine Wache/

JESU um mein Hauß.

Wann es Gifft herschneiet:

Wann er Feur ausspeiet;

Lesch' es selber aus.


5.

Daß uns nicht ereile

Mit geschwindem Pfeile

Ein noch schneller Tod/

Daß die/ die voll Trauen/

JESU/ auf dich bauen/

Dämpffe keine Noth.


6.

Weil auch meine Sünden

Deinen Zorn entzünden/

Ey so bitt' ich dich;

Eile nicht zu rächen/

Groß ist mein Verbrechen/

JESU rette mich!


7.

Laß mit deinen Schaafen[97]

Mich ohn Unheil schlaffen

Du getreuer Hirt/

Hilff die Thüren schliessen/

Bey den Finsternüssen/

Sey du selber Wirth.


8.

Daß ich mit dem Morgen

Frey von allen Sorgen

Deine Treu erheb'.

Biß in deinem Frieden

Ich von hier geschieden/

Und dort ewig leb'.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 3, Tübingen 1963, S. 96-98.
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