Erster Auftritt.


[129] Eversmann. Dann Seckendorf.


EVERSMANN tritt vom König heraus.

SECKENDORF steckt den Kopf durch die Tür. St! Eversmann! Haben Sie ihn schon gesehen?

EVERSMANN. Wen, Herr Graf?

SECKENDORF. Den Prinzen von Wales. Er ist in der Tat in Berlin – überall hat man ihn gesehen – Unter den Linden – an der Stechbahn – sogar hinter Treptow – eine schmächtig gebaute Gestalt, etwas übergebeugt – die linke Schulter ist um einen halben Zoll höher als die rechte. Beim Sprechen fehlt ihm ein Augenzahn.

EVERSMANN. Der König erkennt keinen Prinzen von Wales an.

SECKENDORF. Man hintergeht uns, Eversmann! Der König erkennt ihn dennoch an. Leise. Oder haben Sie nichts von dem sonderbaren, höchst auffallenden, alle unsere Kombinationen umstoßenden Schloßbefehl gehört? Alle Wachen sind angewiesen, einen weißen Domino, falls sich ein solcher des Nachts im Schlosse zeigen würde, ungehindert und sogar unangerufen passieren zu lassen. Begreifen Sie darin nicht die Rücksicht für den Prinzen von Wales? Der ist es, der sich auf diese Art heimlich zu Sr. Majestät einschleicht. Eversmann, alle unsere Kombinationen für Österreich sind in Gefahr. Man pocht. Man erschrickt ordentlich vor jedem Geräusch.

EVERSMANN. Es wird der Hofschneider sein – erlauben Sie. Ha, ha! Geht an die Tür. Der weiße Domino!

SECKENDORF. Der Hofschneider? Was soll denn nun wieder der Hofschneider? Und ein weißer Domino? Das Interesse Wiens ist und bleibt bedroht. Der König ist doch für England! Ich muß Gewißheit haben. Nun ist es Zeit, daß ich mich mit ganzer Kraft entwickle.


Quelle:
Gutzkows Werke. Auswahl in zwölf Teilen. Band 2, Berlin, Leipzig, Wien, Stuttgart [1912], S. 129.
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Zopf Und Schwert; Lustspiel In Fünf Aufzügen. With A Biographical And Historical Introd., English Notes, And An Index (German Edition)