4.

[93] Seit jenem verhängnißvollen Augenblick, wo die wenigen Zeilen, welche Eduard Michahelles, der Secretär des Kirchenfürsten Grafen Truchseß-Gallenberg, an Bonaventura geschrieben, in den Händen desselben wie glühende Kohlen brannten, sprach es mahnend und zur Eile drängend aus jedem Baumeswipfel, aus jedem Windeswehen, aus jedem Menschenauge um ihn her mit den Worten des Herrn: »Siehe, ich habe dich gerufen und du hast dein Ohr verstopfet!«

Von dem Dechanten, den Bonaventura für einen verlorenen Sohn der Kirche halten mußte, hatte er sich losgerissen wie von einer jener Versuchungen, die zu unterdrücken nun schon fast neun Jahre seine tägliche Uebung war. Er hatte die Aufträge an den Obersten überbracht, ohne diesen strengen und ernsten Mann vermögen zu können, Armgart's Wünschen zu folgen und sich sofort mit seiner Gattin Monika auszusöhnen. Wie er als Bote des Dechanten Gründe der Billigkeit geltend machte, wie er sagte: Die meisten Ehen haben ihren wahren Grund erst dann noch zu legen, wenn sie schon längst geschlossen[94] sind! wie er die Tugenden der Gattin des Obersten schilderte, den starren Sinn der gemeinschaftlichen Heimat, die Härte der Verwandten, die ihr das einzige geliebte Kind rauben konnten, wie er rühmte, daß sich die verbitterte, ermüdete junge Frau, um allen Schein einer weltlichen und eitlen Gesinnung zu vermeiden, in ein Kloster geflüchtet hatte, wurde seine Beredsamkeit wieder gelähmt durch das soeben noch schmerzlich lebendig heraufbeschworen gewesene Andenken an seine eigenen Aeltern. Er schied vom Obersten unverrichteter Sache und reiste nach St.-Wolfgang zurück, ohne auch von Lucindens Bruch mit der Dechanei vernommen zu haben. Die Freundin des Dechanten, der in der Stadt war, verbot förmlich, ihn damit bekannt zu machen; sie fürchtete einen Versuch der Vermittelung und Aussöhnung.

Erst in seinem Pfarrhause, wo die alte Dienerin seiner Aeltern, die wie Joseph Mevissen zu ihm gehalten hatte, vor der Mittheilung, ihr Pflegling müßte sofort in die Residenz des Kirchenfürsten, nicht wenig erschrocken und doch auch wieder darob geistig hoch erhoben war, erfuhr er gelegentlich von dem durchreitenden und immer noch vergebens nach dem Knecht aus dem Weißen Roß suchenden, in seinem damaligen Verdacht so glänzend gerechtfertigten Grützmacher, wie die Dinge in der Dechanei Hals über Kopf gegangen. Bonaventura hörte sie voll Mitleid, er vertheidigte sogar Lucinden gegen die Anklagen Renatens und nur die Besorgniß, dieser peinlichen Neigung nun gar in der Residenz des Kirchenfürsten wieder zu begegnen, ließ ihn verstummen in seiner aufrichtig theilnehmenden Anwaltschaft.[95]

Der Kirchenfürst hatte ihn innerhalb so kurzer Frist zu sprechen begehrt! Und doch fesselte ihn in seiner Gemeinde so vieles, was zu erledigen war. Es kam ihm vor, als gliche er denen, die im Evangelium zur Hochzeit geladen werden und die dem göttlichen Gastgeber soviel geringfügige und alltägliche Dinge vorzuschützen wissen …

Und es bildet sich auch im katholischen Leben eine Gemeinsamkeit des Geistlichen mit dem Leben seiner Gemeinde, die eine ganz persönliche und dies in der Liebe sowol wie im Hasse werden kann. Denn auch der Haß findet seine Nahrung. Zu eng ist fast der Verkehr der Kirchenaufsicht, Kirchenbuße und Kirchenzucht. Und eben deshalb, weil der Geistliche sich selbst in alles mischen darf, unterliegt auch er einer strengen Kritik. Vom Gutsherrn bis zur untersten Magd herab wird seine Art beurtheilt. Dem einen sieht der Pfarrer zu traurig, dem andern zu heiter aus; den grüßt er zu stolz, jenen zu herablassend; diese alte Frau wirft ihm vor, daß er den Kindern nicht oft genug die Hand gebe und Heiligenbilder an sie austheile; jenem Bauer ist er zu freigebig und spendet aus dem kleinen ledernen Beutel, den er immer bei sich tragen soll, zu viel an die Bettler, die sich so durch ihn in den Ort gezogen fühlen. Ganz altmodisch mögen sie auch keinen haben und doch beurtheilen sie den Schnitt des Rockes, ob der auch nicht zu kurz, der Stiefeln, ob die auch geziemendermaßen bis an die Schäfte hinauf nach außen sichtbar sind, den Hut, ob dieser, wenn er auch billigerweise die Form des Dreiecks bei uns abgelegt hat, doch nicht zu modern und stadtmäßig[96] wäre. Die Beurtheilung der Gemeinde sieht ihrem Seelsorger bis in das Innerste des Hauses, bis in den Topf, der für ihn am Feuer siedet, bis in das Polster seines Sitzes, ob es nicht zu weich ist, bis auf die Farbe der Decken, die auf seinem Tische liegen, ob sie nicht zu bunt. Und daran gewöhnt sich denn auch der Geistliche selbst. Die Beaufsichtigung wird ihm Bedürfniß. Die Gemeinde ersetzt ihm die Familie. Er lebt mit allen, lebt für alle. Jedes Vorkommniß des innern und äußern Lebens seiner Ortsangehörigen will er kennen und was er nicht sieht mit eigenen Augen, erfährt dann doch sein Ohr im Beichtstuhl. Da, in diesem räthselhaften Flüsterstübchen, wandeln diese Menschen dann alle um ihn her fast wie aufgedeckt und durchsichtig und wie mit gläsernen Fenstern vor ihren Herzen. Niemand kann nun noch an ihm vorübergehen und unbefangen grüßen. So mancher schlägt die Augen nieder, so mancher Knecht, der allen trotzig ist, ist ihm demüthig, so manche Magd erröthet und athmet erst auf, wenn sie an ihm wieder vorüber ist. Wären es nur immer die rechten Warner und Richter, wer hätte Bonaventura nicht recht gegeben, wenn er auf die Feindschaft des Dechanten gegen die Beichte gewöhnlich erwiderte: Unsere Kirche ist eben eine Heilsanstalt!

Denn nicht eben alle wissen den Beichtstuhl so zu behandeln, wie Bonaventura seit seiner ersten Sitzung in dem »Holz der Buße«. Nur zu sehr nimmt die meist aus dem Bauernstande hervorgegangene niedere Geistlichkeit die Art und Bildung der Scholle an, von der sie herstammt und auf die sie zurückkehrt. Heftige[97] Naturen toben sich selbst im Meßgewande aus und will man wahr sein, so gefällt es sogar dem Landmann, wenn sein geistlicher Führer Fleisch von seinem Fleisch, Bein von seinem Bein ist. Der Dechant, in seiner Gletscherbildungstheorie, sagte oft: »Darin etwas ändern ist auf theoretischem und discutirendem oder befehlendem Wege nicht möglich! Nur große Geschichtsepochen, die den ganzen Menschen ergreifen, die allein reformiren! Geschichtsepochen, denen wir hoffen auf irgendeine Art wieder entgegenzugehen und ganz nahe zu sein, Geschichtsepochen, die wir 1815, als das deutsche Vaterland in seiner Einheit wiederhergestellt wurde, leider so unbenutzt vorüberziehen ließen!«

Bonaventura kannte vollkommen den Landmann und seine Bedürfnisse. Sein unglücklicher Vater hatte allerdings dem höhern Beamtenstande, zuletzt als Regierungsrath, angehört; aber seine beiden Oheime lebten auf dem Lande, der Dechant wenigstens in einer kleinen Stadt; er selbst war in Borkenhagen geboren, einem kleinen Gute, das der ganzen Familie gehörte und vor der Rückkehr des Onkels Max aus dem spanischen Kriege verpachtet gewesen war, ohne daß seine junge Mutter sich behindern ließ, dann und wann das kleine, der Familie gebliebene Herrenhaus zu besuchen und auf dem Lande die Sommerfrische zu halten. Bonaventura war keine zerflossene Natur oder von übermäßiger Milde; er konnte streng und in manchem vielleicht zu entschieden sein. Aber immer umgab ihn eine gewisse Vornehmheit, eine edle, ja adelige Besonderheit. Der längliche Schnitt seines Antlitzes, die braunen Augen in dunkelschattigen[98] Höhlen, die Feinheit derjenigen Organe, die die Kennzeichen einer höhern geistigen Natur tragen, Mund, Nase, weiße längliche Hände, alles das hob seine Erscheinung. Dazu kam der schlanke Wuchs, das schwarze Haar, dessen Tonsur nur wie die natürliche Folge der Anstrengung des Denkers aussah und vollkommen mit dem lichtern Haarwuchse an den Schläfen und Stirnecken zusammenzugehören schien. Beseelt war all dies Aeußerliche von einer weichen, in der mittlern Tonlage sich haltenden und zur Höhe und Tiefe gleich klangvoll sich erhebenden und senkenden Stimme.

Bonaventura besaß den ganzen Eifer, den wir immer finden bei einem selbstgewählten Berufe. Damals, als ihn der schauervolle Tod des Vaters und die Verheirathung seiner Mutter in eine tiefe Betrübniß, die an Schwermuth grenzte, versetzte, ging ihm die Mahnung zum geistlichen Beruf wie eine Vision auf. Schon studirte er auf der Universität, um nach einiger Zeit und mit dem gesetzlichen Alter als Freiwilliger in die Armee zu treten und bei ihr auf Avancement zu dienen. Der Fall trat ein; er verblieb in den Reihen des Militärs bis zur Vollendung seines Offizierexamens. Dann trat er als Fähnrich aus. Es ergriff ihn ein solcher Ueberdruß an weltlichen Dingen, daß er nicht fassen konnte, wie er dem Waffendienste sich mit ganzer Hingebung hätte weihen können. Das Vaterland lag im tiefsten Frieden, eine Lockung des Ehrgeizes oder des Pflichtgefühls, dem Allgemeinen sich zu opfern, sprach nirgends aus der todten oder träumerisch schlummernden Zeit; was hätte ihn hindern können, dem Zuge zu folgen, der ihn so mächtig ergriff[99] und der ihn aus einer Art geistiger Vernichtung wieder emporzuheben versprach?

Es gibt eine Schwarmzeit im Gemüthe des Jünglings, eine heilige Zeit der Dämmerung und des sehnsüchtigen Träumens. Nicht immer hin an das Herz eines weiblichen Wesens, das man dann allerdings in den meisten Fällen unter Athemzügen wie von Feuergluten lieben muß, oft auch an einen Freund zieht es in dieser Zeit des Jünglings Seele. Diese Stunden sind die der Geburt unsers geistigen Menschen. In diesen Stunden werden die Bücher unsers Schicksals angelegt. In ihnen öffnen sich feierlich und schwer diese großen leeren Blätter, auf welche unser Schutzgeist das Größte, Erhabenste, Glücklichste schreiben möchte, wenn nur nicht die stärkern Dämonen der Weltregierung und die noch stärkern unserer eigenen Leidenschaft ihn von dem Buche hinwegdrängten, ihm die Feder aus der Hand rissen, thörichte Hieroglyphen, Fratzen oft hineinzeichneten, von denen wir in unsern spätern Tagen mit verhülltem Angesicht uns abwenden, mögen sie auch in einem einzigen großen, uns unbekannten, allmächtigen Weltenplane irgendwie auch ihre Schönheit haben und diese Schönheit schon durch die Leiden, mit denen wir sie büßen mußten! In einer solchen Dämmerstunde, wo wir nichts sind als Gefühl, nichts wollen als die liebende Umarmung des Alls, nichts fürchten und wär' es die eigene Vernichtung, da ergriff es auch den zwanzigjährigen Jüngling, der über ein Jahr schon auf der Hochschule gewesen, dann schon die Liebe militärischer Kameraden, die Achtung der Vorgesetzten gewonnen hatte, sich loszureißen ganz von der Welt, von dem[100] Staat, von der Gesellschaft und ein Priester zu werden. Das Bild des im Alpenschnee versunkenen Vaters winkte ihm, gleichsam ein Dankopfer darzubringen an die Augustinermönche, die ihn gefunden und begraben hatten. Die plötzliche Heirath der Mutter mit einem Manne, über dessen Stellung zu seinem väterlichen Hause er erst nach und nach die volle Wahrheit ahnte, diese vollends erfüllte ihn so mit Wehmuth und Schmerz und Opferfreudigkeit an das Höchste, daß er ein Kloster aufgesucht haben würde, wenn er nicht vom Dechanten mit der ernstesten Rüge davon wäre abgehalten worden. Drei Jahre verbrachte Bonaventura im Convict einer mitteldeutschen Universität. Er erhielt nach und nach die mehreren Weihen des Priesters. Er war ein Jahr Kaplan zu Kocher am Fall gewesen; dann seit zwei Jahren Pfarrer zu St.-Wolfgang, Nachfolger eines wenig rühmenswerthen Priesters, Cajetanus Rother. Bonaventura fühlte und füllte die Lücken seines Wissens. Die Ausdehnung auf dem Gebiet aller der je gehegten Meinungen und Irrthümer über jenseitige Dinge ist so groß, die Zahl der Schriften, die gelesen zu haben zur Beruhigung wenn nicht des Herzens, doch der Bildung gereicht, mehrte ihm sich von Tage zu Tage, wie sie sich dem größten Gelehrten mehrt, je länger er forscht … Da hatte er denn daheim so viel Angefangenes, so viel zog ihn in seine kleine Bibliothek und an seinen Studirtisch zurück, daß er nicht sofort zum Aufbruch kam, als er jetzt in die große Stadt hinunter kommen sollte … zu dem Kirchenfürsten, mit dem er schon einmal in seinem Leben unter schmerzlichen Umständen zusammengetroffen war.[101]

Diese Stadt selbst hatte für Bonaventura immer etwas Beklemmendes gehabt, theils weil sie so unschön, wirr und wild in der Anlage, hier und da sogar wüst im Zurückgebliebensein gegen frühere Macht und Bildung war, theils weil sie neugeboren wurde aus einem ihm nicht sympathischen Geiste, dem protestantischen; aber am unheimlichsten erschien sie Bonaventura durch die Erinnerung an eine Abschiedsscene, die er vor sieben Jahren hier erlebt, die Trennung von seiner Mutter. Schon seit seinem zwölften Jahre lebte er von ihr entfernt, theils in Kocher, theils auf der lateinischen Schule der Universität. Von seiner Mutter hatte er immer nur die Erinnerung einer Frau gehabt, die er wol mit seinem Vater in ruhiger Einigkeit gesehen und doch nie ganz mit ihm und in ihm aufgegangen. Es war eine große Regierungsstadt mehr nach dem Westen zu, in der Vater und Mutter gelebt hatten. Der Vater hatte einen Freund, der erst der Assessor, dann der Rath von Wittekind-Neuhof hieß, jetzt schon seit lange der Präsident. Dieser war der unzertrennliche Gefährte aller Erinnerungen, die ihm aus seiner ersten Knabenzeit geblieben. Herr von Wittekind-Neuhof war ein lebhafter, feuriger Weltmann, beweglich, anschlägig, geistvoll, selbst vor dem Tode seines Bruders Jérôme doch schon der Erbe großer Güter, die Seele der Gesellschaft und, sonderbar genug, der Freund seines Vaters. Bonaventura kannte jetzt das Leben genug, um sich zu erklären, wie drei Menschen, von denen einer, sein Vater, ein edler, aber unpraktischer, in seiner bürgerlichen Existenz wenig geordneter Charakter war, der Freund dag gen ein an allen Gütern gesegneter Weltmann, und[102] dazwischen ein junges Weib, seine Mutter, in Conflicte kommen konnten, unter denen alle drei litten und alle drei scheiterten. Er sah seinen Vater immer noch im Geiste langsam dahinschreiten, das Haupt nachdenklich gesenkt, – er erinnerte sich der abgeschlossenen Thüren – der verweinten Augen – vieles Murmelns und Flüsterns – dann der väterlichen Todesnachricht – mit ihren seltsam besprochenen Folgerungen – damals schon lebte er nicht mehr im Hause – zum Bruder hatte ihn der Vater entfernt, als sollte er nicht Zeuge der Vorgänge des älterlichen Hauses sein – nicht einmal Abschied hatte er, als er nach der Schweiz reiste, von ihm genommen, – alles traf ihn wie aus wolkenloser Höhe. Die Bewilligung zur neuen Heirath der Mutter hing von dem damaligen Generalvicar, dem jetzigen Kirchenfürsten ab. Ein Zusammentreffen wurde veranstaltet in dieser Stadt. Sein Stiefvater war zugegen. Die Freundlichkeit desselben war Bonaventura noch jetzt in der Erinnerung beklemmend. Die Mutter und der Präsident kamen erhitzt und erregt von dem Generalvicar. Man hatte lange Anstand genommen, eine Ehe zu gestatten, die zwar gleiche Religionsverwandte schlossen, aber wer durfte die Todesnachrichten über den Regierungsrath Friedrich von Asselyn nicht anzweifeln? Wer mußte nicht von der Schweiz und vom St.-Bernhard aus erst die gründlichsten Ausweise der Register und der Erkennungsprotokolle verlangen? Auch das erfuhr Bonaventura später, daß Graf Truchseß seinen neuen Vater nicht mochte, ihn haßte als einen ganz in das jenseitige Lager Uebergegangenen, als eine »Bureaukratenseele«, einen Abtrünnigen vom alten Adel[103] des Landes und das aus einem Geschlechte, aus dessen Vorfahren mancher schon hohe geistliche Würden bekleidet hatte … Der Kronsyndikus hatte seinen Sohn ja schon Lucinden einen neuen Segestes genannt … Damals wiederkehrend aus dem Domkapitel, warf sich die Mutter dem Sohne an die Brust und schilderte ihm den Charakter seines neuen Vaters als eines der edelsten und besten Menschen, eines Mannes, der dem Sohne schon um deswillen lieb und werth sein müsse, weil er der innigste, wärmste und wahrste Freund seines Vaters gewesen. Die Thränen einer Mutter hätten vielleicht jeden in dieser Lage gerührt, aber Bonaventura's Augen feuchteten sich nicht. Das Wort des Erlösers, das schroffe, unenträthselte Wort: »Weib, was hab' ich mit dir zu schaffen?« kam ihm wie mit einem plötzlichen Begreifen zu Gemüthe. Hatte er je eine wie weltstürmende Regung in seinem Innern empfunden, so war es in diesem Augenblicke. Eine prophetische, apostolische Glut war es, die ihn durchloderte. Die Mutter hätte er von sich drängen mögen, sprechend: »Weib, was hab' ich mit dir zu schaffen?« Und dabei gedachte er in der That des Sündenfalls, gedachte Eva's, der Schlange, des Apfels, der geistigen Wiedergeburt, der Erlösung, auch der Erlösung aus den Banden des Natürlichen, Sinnlichen, Angeborenen, wenn auch noch so Theuern. Erstarken fühlte er sich zum Helden. Als ihm keine Thräne über diese weinende Mutter kam, fühlte er sich zum ersten mal – als Priester.

Seine Hand zitterte wol, als er die der Mutter hielt, aber nur aus Mitleid. Die Mutter hatte eine Confrontation mit dem Sohne noch vor dem Generalvicar[104] haben sollen mit dem künftigen Stiefvater; es handelte sich schon um dessen Zustimmung zu dem Entschlusse Bonaventura's, in den geistlichen Stand zu treten, die natürlich sogleich von Friedrich von Wittekind gegeben wurde. Die Dauer des Namens Asselyn wurde durch die frühe Adoption Benno's verbürgt. Nun stand die Mutter wie eine Schuldige gar schon vor dem künftigen Geistlichen. Sie bat ihn, ihrer oft im künftigen Altargebet zu gedenken; sie bat ihn, auch dem neuen Vater Heil zu erflehen. Sie konnte versichern, daß auch den neuen Gatten genugsam geheimer Kummer drückte … obgleich die Zeit, wo sein Vater für den Mörder des Deichgrafen gelten durfte, noch nicht da war und nur die ältere trübe Vergangenheit des Kronsyndikus schwer auch auf den Lebensbeziehungen des Sohnes lag. Dennoch ließ Herr von Wittekind damals nach den Thränen der Mutter im Hotel beim Diner Champagner bringen, fuhr in bequemer Equipage in scheinbar heiterstem Gespräche mit ihnen beiden spazieren, bis sie freilich, nach dem Hotel zurückgekehrt, eine Botschaft von Schloß Neuhof empfingen, der Bruder des Herrn von Wittekind würde demnächst zu einer Heirath schreiten mit einem Fräulein Portiuncula von Tüngel-Appelhülsen. Sofort reisten die nun unzertrennlich Verbundenen ab und seither lebten jene in ihren durch den Tod des Deichgrafen, Jérôme's und die über den Kronsyndikus ausgesprochene Curatel sich immer mehr verwirrenden Verhältnissen und Bonaventura in den seinigen … Oft schon hatte er sich bei spätern Kunden über die nur äußerlich glänzenden Lebensverhältnisse seiner Mutter Vorwürfe gemacht, daß sein Herz[105] damals so lieblos gewesen. Dann aber durfte er sich sagen: Ist nicht dein ganzes Leben ein Kampf gegen dein Herz? Die Kirche ist deine Mutter, der Glaube deine Liebe … »Weib, was hab' ich mit dir zu schaffen!«

Von St.-Wolfgang nahm Bonaventura endlich in einer Morgenfrühe Abschied. Er ging über die Maximinuskapelle auf eines der vielen vorüberrauschenden Dampfboote. Im Weißen Roß besuchte er den Wirth, der sich und »eine durchreisende Fremde« als Ursache des an dem Kirchhof zu St.-Wolfgang begangenen Frevels angab, indem er von der Vermuthung jener Dame seinem Knechte gesprochen, einem ihm als pferdekundig gut Empfohlengewesenen, von dem er keine Ahnung gehabt, daß er ein schon bestrafter Verbrecher und Angehöriger der noch immer nicht ganz ausgerotteten hierländischen alten Gaunerfamilien der Picard, Bosbeck und der Schinderhannes wäre … Noch war der Flüchtling, der sich statt Picard Bickert genannt und mit falschen Zeugnissen versehen gewesen war, nirgends wieder aufgefunden.

Bonaventura's erste Regung war, sich zu sagen:

Also alles Unheil wieder von Lucinden!

Er veränderte mit der Zeit diese Vorstellung dahin, ob nicht hier das erste Unheil in seinem Schoose eine Reihe guter Folgen tragen könnte?

Auf dem Dampfschiff erfreute ihn, dann nichts Besonderes mehr, selbst Lindenwerth nicht, bei der festgehaltenen Vorstellung: Wie wirst du dem Kirchenfürsten begegnen? Jetzt nach der Warnung des Oheims? Jetzt, wo in der That das Vorschreiten des vielleicht bald mit dem Purpur[106] eines Cardinals bekleideten Priesters das ganze deutsche Vaterland in Erregung gebracht hat?

Sind die katholischen Priester entweder Söhne von Landleuten oder Söhne von Adeligen, so vertrat Graf Truchseß von Gallenberg gleichsam beide Ursprünge zu gleicher Zeit. Die Tage der großen geistlichen Pfründen sind in den Staaten, über welche die eiserne Pflugschar der großen Revolutionskriege ging, vorüber; nur wenige solcher Stellen mag es auf diesem Boden noch geben, in denen man sich wie zu St.-Zeno in Kocher am Fall die »feisten« Aebte und »Pfaffen« alter Zeit auch auf unsere Tage überkommen denken darf; die Mittel sind geringer, die Verpflichtungen ernstere geworden. Graf Truchseß war ein Angehöriger jenes Adels auf dem jenseitigen Ufer, den man einen Bauernadel nennen möchte. Wenn er nicht in pontificalibus sich zeigte, trug er grobe Stiefeln mit starken Absätzen, waschlederne Handschuhe, die ein halbes Jahr lang vorhalten mußten, eine hoch hinaufgehende grobe Tuchweste mit großen Knöpfen, einen Hut, der nur deshalb nicht zu sehr abgegriffen war, weil er beim Spazierengehen um die Alleen der Stadt und am Ufer des Stromes niemanden mit ihm grüßte, sondern kurzweg nur nickte. Seine Wäsche war von Hausleinen und nicht besonders reinlich, denn er rauchte und schnupfte. Er schnupfte nicht etwa wie ein Abbé mit zierlicher Fingerhaltung; er schnupfte wie ein ungeduldiger Advocat, der seinen Eifer, zu Worte zu kommen, durch ein häufiges Handhaben seiner goldenen Dose unterdrücken muß, nur daß der Graf eine gewöhnliche Holzdose führte, ganz wie ein alter Waldhüter,[107] der sich aus herbstlichen, duftenden Buchenblättern seinen eigenen Lotzbeck schrotet. Des Grafen Mittagsmahl bestand aus Linsen, Bohnen, Erbsen, gelben Rüben; seine Erholung war das Billardspiel. Denke man sich dazu seine starkknochigen Züge … diese hellblauen, tiefliegenden Augen … dies jetzt noch gelblich rothe, bei fünfundfünfzig Jahren nirgends gebleichte Haar … diese markigen Schultern auf einer ebenso lang hagern, wie wieder doch stämmigen Gestalt … dieses wuchtige Auftreten … diese kurze, befehlende Sprechweise aus einem an sich wohlgeformten Munde, dessen Lippen aber nie in unbedachter Ruhe, sondern immer wie ein Geheimniß bewahrend fest zusammengepreßt lagen … Die Farbe des Antlitzes war fast grau, konnte aber bei der geringsten Erregung sich röthen bis in die Zipfel des Ohres. Das Geistliche am Grafen lag nur in dem schwarzen langen Oberrock, in der von einem Sammtkäppchen bedeckten Tonsur und in einem gewissen Etwas von Unstetigkeit und allzu sichtlich beherrschter Reserve, diesem allgemeinen katholischen Priestertypus mangelnder Ruhe und Harmlosigkeit, einem Typus, den auch Graf Truchseß, ein so fester Charakter er sonst war, nie ganz hatte überwinden können.

Schon dämmerte der Abend, als das Dampfschiff landete. Bonaventura fuhr mit seinem kleinen Koffer bei Herrn Maria vor und trat in den Laden desselben ganz unter den von Gebhard Schmitz geschilderten Umständen ein, nur daß er von Moritz Fuld weder eine Visitenkarte noch eine Einladung nach Drusenheim erhielt. Eva Schnuphase zeigte ihm das schon vorgerichtete[108] Zimmer und entschuldigte den Vater, der in Geschäften schon wieder auf dem Lande reiste.

Sofort begab sich Bonaventura in das Palais des Kirchenfürsten und meldete feine Ankunft.

Er erfuhr, daß Se. Eminenz unpäßlich waren und ihn auf morgen bescheiden ließen. Auch sein Secretär war im Augenblick nicht anwesend.

Nun suchte Bonaventura Benno auf und fand den lieben Freund hinterm Schreibtisch. Er hatte die durch seine Militärübung entstandenen Rückstände aufzuarbeiten.

Bonaventura's Herbescheidung hatte er schon in der Dechanei vernommen.

Der Kirchenfürst unpäßlich? sagte Benno. Ein seltener Fall, daß dieser Hünennatur einmal etwas vom allgemeinen Menschenloose ankommen kann!

Die Spannung, welche Veranlassung es sein konnte, die Bonaventura von einer Landpfarre unmittelbar und persönlich zum Kirchenfürsten beschied, war bei Benno ebenso groß wie bei Bonaventura. Benno konnte ohnehin die lebhafteste Schilderung von der gegenwärtigen Lage des Kirchenfürsten geben, von seinem Kampfe gegen die gemischten Ehen, gegen die auf der benachbarten Universität gelehrte Philosophie, gegen die Einrichtung der Priesterseminare. Er versicherte, daß alles das zu einem gewaltigen Conflicte führen müsse, weil sich der Kirchenfürst bei seiner Inthronisation auf dem hohen Erzstuhle gegen die Regierung sollte verpflichtet haben, keinen Erlaß von Rom unmittelbar entgegenzunehmen, sondern in so hochwichtigen, mit den Einrichtungen des Staates, mit den Lebensformen der Gesellschaft, mit[109] den Bedingungen der Zeit und der Sitte in Berührung kommenden Verhältnissen erst das Placet oder Transeat der landesherrlichen Genehmigung abzuwarten. Die Mahnung, daß man »Gott mehr gehorchen müsse als den Menschen«, wäre aber dem Kirchenfürsten jetzt mit einer so flammenden Ueberredung, ob nun von außen oder von innen ließ Benno unentschieden, gekommen, daß, wenn nicht ein offener Bruch seiner Versprechungen, doch eine gefährliche Deutung derselben seinerseits zu erwarten stünde und man zunächst nur hoffen müßte, daß der in Aussicht gestellte Vermittler dieser Streitigkeiten, der in außerordentlicher Sendung angekündigte Gubernialpräsident von Wittekind-Neuhof durch seine Gewandtheit und seinen Takt den Frieden wiederherstellte.

Wie! Mein – Vater? rief Bonaventura heftig erschreckend.

Benno wiederholte, davon gehört zu haben. Ja, er vermuthete, daß Bonaventura's Berufung mit dem Wunsche des Kirchenfürsten zusammenhängen könnte, in seiner schwierigen Lage einen zur jenseitigen Partei in näherer Beziehung stehenden Beistand zu haben.

Das wäre ein bitterer Kelch! sagte Bonaventura und bezweifelte diese Deutung.

Der Kirchenfürst, sagte er, wird handeln wie sein Gewissen ihm räth!

In den streitigen Punkten des Tages empfanden beide Freunde ziemlich gleich, nur daß Benno mehr die politischen Gesichtspunkte seines Principals, des Procurators Nück, theilte, ohne jedoch diesem in der Anhänglichkeit an das alte Napoleonische Regiment zu folgen.[110] Benno haßte das herrschende Regierungssystem, das sich damals dem Geiste der Zeit völlig abgewandt und feindlich zeigte. Wo die von demselben vertreten sein wollende Vernunft und Aufklärung in Formen sich ankündigte, die selbst schon wieder etwas Verbindliches hatten, wo, wie damals, ein großer, den besten Kern des deutschen Volkes einschließender Staat unter dem Aushängeschilde der patriarchalischen Beglückung die Erfüllung aller Verheißungen entbehren mußte, die erst mit dem Jahre 1840 in langsamem Fortschritt und wie versuchsweise gewährt wurden, da erlebte man die für alle Zeiten lehrreich bleibende und immer wiederkehrende Erfahrung, daß man dem Besten mistraut, wenn es nicht in dem Geist gegeben wird, der unser ganzes Vertrauen für sich hat. Friedrich's II. Aufklärung, die anzunehmen möglichenfalls der Stock gebot, Kaiser Joseph's Reformen, die aus dem Hörsaal der Theorieen kamen und scharf wie eine blanke Pflugschar in ein Erdreich schnitten, in welchem eine schonende Hand zuvor das Unkraut der Vorurtheile nicht ausgejätet hatte, die Schulverbesserungen späterer Regierungen, die Unionsversuche auf kirchlichem Gebiete, ja die geordnetste Verwaltung, die musterhafteste Gerechtigkeitspflege, nichts, nichts entschädigt für die Misachtung der persönlichen Freiheit, für die Unterdrückung des unerschrockenen Wortes, für die Ablehnung derjenigen Institutionen, die zuletzt jeder Individualität Gelegenheit geben müssen, mit ihrer Meinung, auch der verkehrtesten, mit ihren Interessen, auch den einseitigsten, mit ihren Ansprüchen auf Kraft und thatsächliche Bewährung, auch den haltlosesten, sich in der einmal uns zur Freiheit des[111] Denkens und Handelns geschenkten Gotteswelt gesund und mannhaft auszuleben.

Der schöne Abend lockte beide Freunde noch zu einem Spaziergange. Sie gingen in den Hafen, wo jetzt Dampfschiff auf Dampfschiff vor Anker legte und wol auch das, auf welchem Thiebold de Jonge später angekommen. Sie beide zog es in eine stillere Gegend. Seit dem Morgen auf dem Friedhof von St.-Wolfgang hatten sie sich nicht ausgesprochen. Bonaventura erzählte Benno alles, was zwischen ihm und dem Onkel war besprochen worden über die im Sarge vorgefundenen Reliquien und Benno benutzte die ihm von seinem Freunde gegebene volle Erlaubniß, ja erfüllte den ausdrücklichen Wunsch desselben, wenn er offen sagte:

Sicher lebt noch dein Vater! Die Recognition des Onkels in dem Leichenhause des St.-Bernhard genügt mir nicht. Ihm kam bei seiner Weichlichkeit schon beim Betreten der grauenhaften Schwelle ein Schrecken; er sah in einer fremden Leiche seinen Bruder und untersuchte nichts mehr! Mevissen war mit deinem Vater im Einverständniß. Dein Vater wollte annehmen lassen, als wäre er in den Alpen umgekommen. Einen zerschmetterten Leichnam, den man mit seinen Kleidern und Habseligkeiten behängen konnte, die sich später im Leichenhause fanden, erwarb man sich durch Zufall oder durch Bestechung … das, was allenfalls noch nicht geborgen war, bewahrte Mevissen und nahm das mit in sein Grab … Daß er es nicht zerstörte, ist überraschend … Vielleicht, daß dein Vater es so wollte und dabei an dich dachte … Er verließ dich ohne Abschied – er hoffte vielleicht auf eine Zeit,[112] wo deine Mutter nicht mehr lebte und er dir sich vielleicht noch einmal entdecken konnte – wer weiß, ob nicht in dem Sarg viel mehr gelegen, als du gefunden!

Diese Gedanken unterwühlen die Ruhe meines Lebens! sagte Bonaventura auf diese aufrichtige Deutung und blickte in den Strom, an dessen Ufer sie hingingen …

Benno's Empfindungen waren fast die nämlichen. Auch ihm floß ja das Leben dahin wie die Welle, von fernher kommend, in die Ferne gehend, einmal gesehen, verschwunden dann für immer, räthselhaft und wie ein Traum …

Bonaventura verstand diese Stimmung und fragte nach des Freundes Leben, seiner Thätigkeit, seinen Hoffnungen für die Zukunft.

Ich bin, erwiderte Benno, in Verhältnissen, die mir wie der sausende Webstuhl der Zeit erscheinen! Ich höre täglich in zehn Zimmern dreißig Federn kritzeln! Allen dictirt Dominicus Nück seine Finten, seine Quarten, seine Terzen! Das ist bei St.-Peter und Paul ein ganzer Kerl! Wenn man ihn sieht, im schlechten grauen Ueberrock, schmuzig, falls nicht einmal seine Frau Generalrevision mit ihm gehalten hat, oder wenn er in der Beichte sich schämt, zu viel Schnupftaback auf dem Vorhemd liegen zu haben oder das Beichttuch des Priesters zu verunreinigen – wer möchte dann glauben, daß hier diesseit und jenseit des Wassers alle Ritterbürtigen mit ihm verkehren, alle Domstifte, alle Ordensgesellschaften und Gotteskastenpfleger! Er hat gelobt, nicht früher wieder einen schwarzen Frack anzuziehen, bis er nicht den Orden[113] vom goldenen Sporen, den er vor Jahren aus Rom erhielt, wirklich im Knopfloch befestigen kann! Sie haben's ihm abgeschlagen, ihn tragen zu dürfen! Nun liegt ein ganz neuer schwarzer Frack, im Knopfloch ein rothes Band mit einem goldenen, weiß emaillirten Malteserkreuz, an dessen beiden Spitzen des untern Flügels ein kleiner goldener Sporen hängt, immer an seinem Pulte auf der Sophalehne neben ihm ausgebreitet, sodaß jeder Graf, jeder Bischof, jeder Regierungspräsident, mit dem er Conferenz hält, die Geschichte zu hören bekommt und Entschuldigung gewähren muß, daß er Se. Excellenz oder Se. Erlaucht nicht würdiger empfangen könnte, er hätte zwar allerdings einen neuen schönen Frack, da läge er, aber da er ihn so, wie er ihm und dem Stellvertreter Christi gefalle, nicht tragen dürfe, so müsse er sich schon hier in diesem grauen Alltagskittel zeigen. Und diese Komödie spielt er mit einer Gewandtheit, daß sie Ludwig Devrient nicht besser getroffen haben könnte! Nück ist ein seltener Mensch, dem man nur leider nicht so nahe kommen kann, wie man möchte, um von ihm alles zu lernen. Nicht nur, daß er sich mit einem eigenen, fast mystischen Dunkel umgibt, sich öfters einschließt und auf seine nächsten Vertrauten beschränkt – auch wir alle, die wir mit ihm arbeiten, bekommen immer nur einen kleinen Theil des großen Ganzen zu sehen, in dem er die belebende Seele ist. Es scheint, mir schenkt er Vertrauen. Fast hätte er mich schon bei meinem ersten Eintritt in seine Praxis beauftragt, an der Camphausen'schen Verlassenschaft zu arbeiten und nach Schloß Westerhof zu reisen …[114]

Zu Paula! sprach es still im Herzen des Priesters und Benno fühlte dies Wort nach und hielt zurück, etwa von Lucinden zu beginnen, von ihrem Eindruck an jenem Abend im Pfarrhause, von dem völlig andern und günstigern auf der Reise nach Kocher und von ihrer jetzigen Nähe in dieser Stadt, wo Benno schon seit einigen Tagen wünschte, ihr irgendwie und wo gelegentlich zu begegnen. Denn sie aufzusuchen hielt ihn die Rücksicht auf die Dechanei und sein stiller Cultus für Armgart zurück.

Bonaventura erkundigte sich nach der Lage der immer mehr sich verwickelnden Erbschaftsangelegenheiten der Dorstes.

Das gibt einen neuen spanischen Erbfolgekrieg! sagte Benno. Zwei Grafen von Camphausen sind im sechzehnten Jahrhundert, wie damals so viele andere Städte und Herren um Münster und Osnabrück, lutherisch geworden; ja als die Greuel der Wiedertäufer mit gleichen Greueln ausgerottet, bestraft und die Bedingungen des dortigen Lebens wieder katholische geworden waren, blieben einige ihrer neuen Ueberzeugung treu und die Bischöfe sogar, die die Wiedertäufer bändigten, waren theilweise halb und halb selbst Lutheraner. Der jüngere der beiden Brüder Camphausen, vom ältern, der schon damals ein großes Besitzthum verwaltete, nicht rechtlich abgefunden, sondern nach gerade vorhandenen Mitteln unterstützt, zog abenteuerlustig, wie damals die ganze Welt war, gen Oesterreich, um, wie so viele jener Geschlechter damals gethan, in dem an der Donau, in Italien und Ungarn nicht ruhenden Waffentanz dem fehdelustigen Sinne aufspielen zu lassen und vielleicht sogar manche in der Hoffnung,[115] Maximilian II. würde auch Oesterreich vom Papste trennen. Viele der ersten Geschlechter der österreichischen Monarchie entstammen diesen Einwanderungen von einfachen Reitern wie Martin Spork an bis zu Grafen und Fürstensöhnen. Die meisten wurden indessen mit der Zeit wieder katholisch, entweder aus Ueberzeugung oder zwangsweise. Martin Camphausen blieb bei seinem Patrone Martin Luther und erwarb außer ungarischen Besitzungen das Schloß Salem bei Wien. Seine Nachkommen bewährten die Tapferkeit ihres Ahnen und zu glänzend waren die Verdienste der Camphausen im Türkenkriege und auf dem italienischen Boden, ihr Glaube stand ihrem Glück nicht hindernd im Wege. Die ältere Linie aber, die des Grafen Philipp, wurde ihrem Patrone Philipp Melanchthon mit der Zeit untreu. In jenen Zeiten, wo bis in das Herz Sachsens hinein katholische Neigung sich wieder geregt hatte und kein Fürst Italien bereisen konnte, ohne mit dem Verdacht, seine Confession geändert zu haben, in seine Lande zurückzukehren, war auch die Linie der Dorste-Camphausen – die Dorstes fügten dem Reichthum Philipp Camphausen's durch Verheirathung neuen Besitz hinzu – in den Schoos der katholischen Kirche zurückgekehrt. Ueber hundert Jahre bestand aber damals ein Statut, das einst Philipp und Martin dahin lautend geschlossen hatten, daß nach Aussterben des Mannsstammes einer Linie die andere in die Besitzthümer derselben eintreten sollte, vorausgesetzt, daß die Erben von gleicher Religion mit der der Stifter des Fideicommisses wären … eine etwa vorhandene weibliche Nachfolge sollte entweder nur durch Verheirathung[116] mit der andern Linie im Besitz bleiben oder standesmäßig abgefunden werden. Nach fast drei Jahrhunderten tritt nun der vorhergesehene Fall ein und unter Umständen, die die Ausführung des Statuts zum Gegenstande eines Streites machen. Paula's Vater kanntest du?

Bonaventura verneinte es.

Ich entsinne mich nur des vornehmen Herrn, sagte Benno, von seiner vierspännigen Kutsche bei feierlichen Gelegenheiten her. Graf Joseph, der letzte des ältern Stammes, war früh Witwer geworden. Da er von einer Wittekind, der Tante deines Stiefvaters, einer Schwester des Kronsyndikus von Wittekind auf Neuhof, nur eine Tochter besaß, so bestürmte ihn das ganze Land wieder zu heirathen. So fromm sein Inneres, so gern er die Gefahr, fünfzehn Quadratmeilen Landes mit 60000 katholischen Seelen lutherischen Gebietigern übergeben zu sollen, abgewandt hätte, so konnte er sich doch nicht entschließen, seine Erinnerung an eine Frau zu trüben, die unter der Herrschaft ihres Bruders, des Kronsyndikus, qualvoll gelitten haben muß, ja von diesem eigentlich ums Leben gebracht wurde.

Bonaventura kannte den schauerlichen Ruf des Kronsyndikus. Er kannte auch Paula's Geburtsstunde. Man schrieb derselben die Folgen ihres gestörten Nervenlebens zu. Jakobe von Wittekind wurde von ihrem leidenschaftlichen ältern Bruder bis zum zwanzigsten Jahre erzogen. Als sie dann den Grafen Joseph heirathete, zerfiel dieser mit dem Bruder, was jedoch letztern nie hinderte, dann und wann, begleitet von zwei gewaltigen Jagdhunden, in hohen Stiefeln und Sporen, die Reitpeitsche in der[117] Hand, auf Schloß Westerhof zu erscheinen und in irgendeinem Anlaß, wie er ja sonst auch sagte, »Ordnung zu stiften« oder »den Nagel auf den Kopf zu treffen«. An den Folgen einer der dann entstandenen Scenen erkrankte die hochschwangere Frau, kam zu früh nieder und starb. Oft schon hatte Bonaventura erklärt, daß auf dem Hause der Wittekinds der Geist des Unsegens ruhe …

Nun aber eure wunderliche Heimat! fuhr Benno, die trüben Gedanken vermeidend, fort und zeigte über den breiten Strom hinüber in die dunkelnde Ferne. Liegt es nicht fast wie ein Geheimniß über allem, was die Sitte und der Sinn der Menschen dort hervorbringt? Nicht fester sitzt das Horn an der Stirn des Pflugstiers, als ein Vorurtheil oder eine Uebereinkunft in diesen Köpfen! Graf Joseph heirathete nicht, sah nicht den Kronsyndikus, seinen Schwager mehr; seine Güter verwaltete Onkel Levinus, der Bruder des Obersten von Hülleshoven, die Wirthschaft die Tante Benigna, die Schwester der Gemahlin desselben, Monika's von Ubbelohde, der Mutter Armgart's in Lindenwerth dort oben; aber daß der Kronsyndikus als Oheim Paula's gewisse Rechte auf sie behielt, daß er nach des Grafen Joseph Tode ihr rechtmäßiger Vormund werden mußte, daran änderten die Jagdhunde, die Sporen und die Reitpeitsche des gewaltthätigen Mannes nichts. Ebenso wenig, wie die Frömmigkeit des Grafen Joseph diesen hinderte, das Familienstatut in Ehren zu halten.

Nun? sagte Bonaventura und lenkte damit auf manchen Streit zwischen den Freunden hinüber. Ist es denn also nicht schön, wenn sich die Zeiten einander so Wort[118] halten? Ist es denn nicht erhebend, wenn so durch die Jahrhunderte hindurch die Hände sich ergreifen, festhalten und in allem, was da welken und vergehen muß, doch ein ewig Bleibendes sich erhält und wär' es nur das Gemeingefühl wenigstens eines Stammes, wenigstens einer Familie und besäße sie kein anderes Wappen und keinen andern Stammbaum, als nur ein altes Gebetbuch, das vom Großvater auf den Enkel erbt und in dem die Geburten der Söhne und Enkel, die Pathen und die Priester verzeichnet sind, die sie tauften?

Bonaventura sprach diese Worte in seiner Begeisterung so hin und überlegte erst, als sie gesprochen waren und Benno schwieg, daß sie gerade an das streiften, was Benno tief unmuthig an seinem dunkeln Dasein sein Zigeunerthum nannte.

Beide schwiegen … An einer einsamen Stelle, schon ziemlich entlegen von den Thoren der Stadt, auf einer Bank am Ufer des Stromes hatten sie sich niedergelassen … Ein stilles nächtliches Landschaftsbild lag vor ihnen … Der Mond stand an der fernen Bergkette, an deren Fuß Lindenwerth wie in den Wellen schwamm … Die mächtigen Holzflöße, die wie kleine Niederlassungen so wohnlich angethan sind und hinuntergleiten zum Niederlande, lagen still jetzt am Ufer … Im blauen Mondlicht, das wie Phosphor um die alten Eichenstämme leuchtete, glühte das Feuer einer Küche, rings saßen im Kreise die Passagiere, Handwerksbursche, Auswanderer, ihr Nachtmahl haltend, ehe sie sich auf der mittlern Diele, den Ranzen als Kopfkissen benutzend, unterm freien Himmel streckten; ein Hund bellte auf dem[119] Floß, wie nur daheim ein Nachbarhund in St.-Wolfgang bellen mochte, wo eben jetzt Frau Renate schon zur Ruhe ging … Es war ein Stillleben von den Sternen an bis zu den im Grase auffliegenden Insekten, von dem fernen Brausen einer sich zur Ruhe begebenden Dampfesse bis zu den Knaben, die hochaufgeschürzt leise am Ufer noch im Schilfe schlichen und im Abenddunkel den Fischen mit der Angelruthe sicherer beizukommen hofften als am Tage … Und einer Welle gleich, die gerade der Mond in seinen ganzen Goldglanz taucht, blitzte ein gefangener weißleuchtender Fisch auf, den die Knaben vom Hamen lösten und in ihren Sack warfen, sich umschauend, ob dem verbotenen Fange ein anderer lauschte, als da oben unter der einsamen Pappel am Muttergottesbilde ein junger Priester und sein plaudernder Freund … Nun huschte mit schaukelndem, schnellem Fluge auch eine Fledermaus dem Lichte eines einsamen Häuschens zu … In der leichten, weichen Luft war alles wie verklärt und jeder Schatten barg Ahnungsvolleres, als vielleicht die Wirklichkeit wahr gemacht hätte …

Wie die Wellen so ruhig ziehen! hatte Benno gesagt. Möchte man nicht glauben, eine solche Abendstille spottete aller menschlichen Entwürfe, aller Anstrengungen, alles ohnmächtigen Verstandes!

Bonaventura erwiderte lächelnd:

Denkst du an die Weisheit deines Sporenritters in partibus? Welches sind denn nun die Anschläge, um unserm Glauben 60000 Seelen zu erhalten?

Paula, sagte Benno, steht wie Helena da, um die sich die Parteien bekämpfen! Und es sind ihrer mehr,[120] als nur die der Griechen und Trojaner. Der Kronsyndikus sammelte seit Jahren Kämpfer um die Parole: Eine Heirath zwischen beiden Linien! Onkel Levinus und Tante Benigna, die Paula regieren, wie sie Armgart regierten, wollen Paula's Freiheit, die standesmäßige Abfindung, stören aber sonst den Antritt der Erbschaft nicht – das alte Fiat justitia der rothen Erde! Eine dritte Partei ist die Regierung. Sie ließe am liebsten den fremden, wenn auch protestantischen Grafen in seiner fernen Heimat, kaufte ihm vielleicht die Verlassenschaft ab und zerschlüge sie, wie sie schon oft gethan, in einzelne Theile an diejenigen Adeligen, die der Centralisation geneigt sind. Die vierte Partei ist die der Landschaft. Sie bestreitet die Gültigkeit des Familienstatuts und will der Gräfin Paula die volle Freiheit erhalten, ihre Hand zu vergeben, wem sie wolle, und ihm außerdem auch noch die guten 60000 Seelen ganz so zuzubringen, wie diese dermaleinst in Abraham's Schoose zu sitzen hoffen. Denn – nun kommen die Spitzfindigkeiten unsers Sporenritters – die in dem Familienstatut vorgesehene Bedingung erfülle sich nicht; die ältere Linie hätte, als sie katholisch wurde, die Bedingung dahin abgeändert, daß die verlangte Religion auch der andern Linie die katholische sein müßte. Obgleich nun erstens der Beweis für diese Aenderung schwer zu führen ist, im Gegentheil von der jüngern Linie nur ein den Verhältnissen sich fügendes stilles Geschehenlassen und Dulden des Religionswechsels behauptet wird, zweitens der Staat Religionsbedingungen überhaupt bei Testamentsvollstreckungen für unzulässig erklärt, so will die fünfte Partei, die[121] der Geistlichkeit, noch weiter gehen. Sie will nicht nur jene 60000 Seelen, sondern auch noch Paula dazu gewinnen. Sie hofft, Paula würde den Schleier nehmen, vielleicht ein Kloster stiften und den Rest ihrer Güter der Kirche vermachen …

Wie kommt man zu dieser Voraussetzung? loderte Bonaventura fast unwillig auf …

Benno, ohne auf die Parteinahme des Priesters für seine Mitleviten zu hören, fuhr fort:

Ja auch der Kirchenfürst ist betheiligt! Die Erzdiöcese hat in ihrer geistlichen Obhut hier und da versprengte Stifte; zu ihnen gehört in jener Gegend das Stift Heiligenkreuz, ursprünglich eine Jesuitenbesitzung. Als die Jesuiten aufgehoben wurden, verblieb Heiligenkreuz dem Staate zu provinziellen Zwecken. Er begründete ein adeliges Fräuleinstift, das dem Lande als solches sehr willkommen wäre, wenn nur die Verleihung der Stellen in den Händen des Adels geblieben wäre. Es ist aber nicht so gekommen. Die Confessionen werden nicht mehr berücksichtigt und die Schwester eines Erzbischofs kann dort ruhig neben der Tochter eines lutherischen Pfarrers sitzen, wenn dieser, wie jetzt schon drüben in den Fabrikgegenden vorkommt, zufällig von Adel ist. Rings um Heiligenkreuz ist Feld und Wald camphausisch. Um diese Einfriedigung von Heiligenkreuz wird der Kampf entbrennen und wer weiß, ob ich nicht nächstens dort mit Nück'schen Vollmachten auf dem Schauplatze erscheinen muß! Um sein Recht zu zeigen, hat Graf Hugo von Salem-Camphausen vorläufig schon den Verkauf der Güter um Heiligenkreuz angeordnet; der Kronsyndikus[122] und dessen Sohn, dein Stiefvater, haben die Berechtigung dazu ebenso wenig beanstandet wie die Regierung, die selbst darauf bietet zum Wiederverkauf an ihre Angehörigen oder zu Staatszwecken. Graf Hugo hat einen gewissen Wenzel von Terschka angekündigt, seinen Chargé d'affaires. Paula erklärt er schon um deswillen für erbunberechtigt, weil sie – katholisch wäre, und Nück wieder bekämpft den Grafen, weil er Lutheraner ist. Eine Urkunde, nach welcher der katholisch gewordene Graf Franz Dorste-Camphausen Anno 1648 die Urkunde des Familienstatuts zu Gunsten nur der katholischen Religion geändert haben soll, fehlt bisjetzt, doch behauptet Nück, daß sie sich finden würde. Auf Schloß Westerhof ist sie nicht, Nück versichert aber, sie wäre auf Schloß Salem bei Wien oder auf Schloß Castellungo im Piemontesischen. Ich wünschte einigen Italienern zu begegnen, die aus letzterer Gegend gebürtig sind und mir vielleicht die Gelegenheit angeben, wie wir jene Urkunde dort ins gräfliche Archiv – einschmuggeln – Ja, ja! Lache nicht! Die Kunst, in alten Lettern auf Pergament zu schreiben, ist in unserer Stadt vortrefflich im Gange!

Welch feindseliges Chaos! rief Bonaventura aus nach dieser scherzenden Wendung, die wieder doch so viel Ernst enthielt, daß Benno tief aufseufzend hinzufügen konnte:

Es ist wahr, daß man am Guten keine reine Freude haben kann, wenn die Vermittler und Förderer desselben mehr List als Kraft einsetzen müssen, um ihm den Sieg zu verschaffen! Und doch – geht's allen menschlichen Bestrebungen nicht so? Auch eurer Kirche?

Eurer? sprach Bonaventura fast vorwurfsvoll.[123]

Der Hierarchie mein' ich! verbesserte Benno. Ist sie nicht recht eigentlich ein reiner Gedanke in oft – wie unreiner Form!

Nein! unterbrach Bonaventura. Die große Thorheit unserer Gegner besteht nur darin, unser schwaches Streben verantwortlich zu machen für unser Ziel. Daß wir der Priester unwürdige genug haben, sollten wir getrost täglich bekennen dürfen. Schon daß ein Frommer wieder zuweilen in die Sünde zurückfällt, entscheidet ja an und für sich nichts gegen seinen bessern Sinn. Wie wir die Begriffe von der Erscheinung trennen müssen, sah ich recht, als ich in St.-Wolfgang mein Amt antrat. In dem Patron meiner Kirche, dem heiligen Wolfgang, hatt' ich einen Spiegel der Nacheiferung für die Kraft und Würde des Priesterthums. Der heilige Wolfgang ist ein Deutscher, ein Graf von Pfullingen-Waltenburg gewesen. Mit einem innig geliebten Freunde, dem Bruder des Bischofs von Würzburg, studirte er in Würzburg, schlug alle geistlichen Aemter aus, folgte immer nur diesem Freunde, ward Mönch und wurde zuletzt fast nur gewaltsam gezwungen, das Erzbisthum Regensburg zu übernehmen. Wie aber hat er dann den Tempel von den Wechslern rein gefegt! Ihm sonst in allem unähnlich, hatte ich einen Vorgänger, der noch jetzt, hieher in diese Gegend versetzt, mehr dem Spiel und Vergnügen, als seinem Berufe ergeben sein mag. Wie der Herr, so der Diener. Den Meßner fand ich bei meinem Antritt von derselben Vernachlässigung. Als ich zum ersten male die Messe lesen will und gewöhnt war, die schöne Ordnung der St.-Zenokirche zu Kocher am[124] Fall vorauszusetzen und mich auf die Geräthschaften des Sakraments verlasse, entsetze ich mich über die Unsauberkeit der Corporalien, Pallen, Purificatorien. Nicht nur, daß sie, dem Gebot zuwider, von Baumwolle statt von Leinen waren, auch seit lange gewaschen waren sie nicht. Die Ciborien, Patenen völlig ungeputzt und der Vergoldung beraubt, ja das Entsetzlichste – ich öffne die Monstranz und finde den Leib des Herrn geschändet, finde das Brot zernagt von Würmern! Dies Bild: Das heilige Brot in Würmern! wurde mir zum Symbol meines ganzen Lebens! Seitdem ich damals die heilige Handlung unterbrechen und das Opfer unvollzogen lassen mußte, muß ich im Geist und in der äußern Erscheinung alles ursprünglich als göttlich Gedachten und in der Wirklichkeit doch nur Menschlichen, immer vor mir jenes Brot in Würmern sehen! Immer muß ich eingedenk bleiben, daß selbst das Grauenvollste des Misverstandes uns doch an sich nichts von dem entweihen kann, was seinem Ursprunge nach von Gott stammt!

Cajetan Rother lebt hier in der Stadt?

An der Kirche vom Berge Karmel und als Beichtvater der Karmeliterinnen!

Da verdank' ich dem allwissenden Nück noch eine andere Bekanntschaft mit der irdischen Schale eines heiligen Kernes und eine, die dich näher angeht! Du hast von dem hier außer Clausur lebenden Pater Sebastus gehört?

Ein Convertit! Er schreibt eine Feder, die wie in Feuergluten getaucht ist!

Mit der Fackel der Eumeniden schreibt er!

Bonaventura kannte das frühere Leben des Mönches[125] Sebastus theilweise aus den Mittheilungen Grützmacher's, der ihm Aufklärungen über Lucinden gegeben … Aufklärungen, die ihn für diese mehr mit Mitleid, als mit Abscheu erfüllten …

In der Erörterung dieser Lebensbeziehungen fuhr Benno fort:

Als damals Jérôme von Wittekind, von Klingsohr's Kugel getroffen, zusammenbrach, minderte sich vielleicht in der Wagschale des ewigen Gerichts eines der schweren Gewichte, die gegen diesen Mönch, den Verräther seines Vaters, einst zeugen müssen! Ich sehe ihn zuweilen in unsern Straßen daherrennen! Wie der Derwische einer, wie ein Schamane des Orients hat er den stieren Blick des Auges, die krampfhafte Beweglichkeit der Glieder, den Trotz und die Sicherheit des Benehmens, verbunden wieder mit der gemachten Demuth, die sich an jeder Kirchenthür verbeugt! O wie oft ich doch erbeben muß vor den nächtlichen Schauern, die über unserm Geistesleben wie mit dem Gefieder des Fürsten der Unterwelt dahinrauschen! An meinem eigenen Leben erfahr' ich es ja! Mich bringt in einer Zeit, die keine Nachforschung hat lichten können, dein Oheim Max von Asselyn aus Spanien mit sich, wie man sagte, als die Frucht einer Verbindung mit einer Spanierin, die er geliebt haben sollte und die ihm gestorben. Ein Märchen, das wissen wir alle! Aber irgendeinen Kern hat diese Erfindung! Nie jedoch konnte dieser von einer Menge Einhüllungen befreit werden, die mit den uns theuersten Personen auf eine Weise zusammenhängen, deren oberflächliche Besprechung schon Mismuth und düstere Erinnerungen[126] bei ihnen allen heraufbeschwört. Nun hab' ich für ganz gewiß die Ueberzeugung, daß das, was mir allein so dunkel ist, in den Beichtstühlen licht und hell und deutlich aufgedeckt lebt! Priester, Klostergeistliche kannten meinen Ursprung und nahmen ihn mit sich ins Grab. Jener Geistliche in Borkenhagen, Leo Perl, ein getaufter Jude, soll eine Schrift hinterlassen haben, die er in seinen letzten Lebenstagen an die bischöfliche Curie von Witoborn schickte. Sie ist so spurlos verschwunden wie jene andere, die Dominicus Nück sucht. Schließ' ich von dem einzelnen Fall, der mich selbst betrifft und der vielleicht nur von meinem unerlaubten Stolz so empfindlich geschürt wird, schließ' ich von jenem Mönche, wie ist nicht unser ganzes Leben innerhalb unserer Kirche durch den Beichtstuhl so vermessen geheimnißvoll! Wir suchen einen Mörder, einen Dieb – der Priester kennt ihn schon und läßt die Gerechtigkeit ihr Haupt verhüllen und beutet das Geheimniß nur aus – zum Besten seiner persönlichen Würde!

Zum Besten des Gottesreiches! unterbrach Bonaventura.

Ich will den alten Streit nicht erneuern, sprach Benno, ich will heute nur von den Schauern sprechen, die die Schritte dieses Mönches begleiten. Ihm ermordet der Kronsyndikus seinen Vater! Es war ein Todtschlag nach unserer Definition, kein berechneter Mord. Einem langgenährten Hasse bietet sich die Gelegenheit einsamer Begegnung, es entsteht ein Wortwechsel, es kommt zu einem Angriff, zu einer Gegenwehr, der gezogene Hirschfänger fährt aus und trifft eine Stelle, die sogleich tödlich ist.[127] Schrecken und Reue jagen den Thäter von dannen. Die Gerichte, in jener Gegend auf verschiedene Souveränetäten vertheilt, halten sich an einen muthmaßlichen Schuldigen, der Proceß verschleppt sich, der Kronsyndikus findet, wie man sagt, mit Hülfe eines ihm nahe stehenden Freundes, der die Beweisaufnahme in Händen hatte, Mittel, die Gerüchte zu zerstreuen, das Verfahren stockt, der Kronsyndikus, unmittelbar darauf seinen Sohn verlierend, bricht in der Rolle eines Gewaltthätigen, die er bis in sein siebzigstes Jahr durchführte, zusammen, wird nach langem Geiz als plötzlicher Verschwender unter Curatel gestellt und wer möchte den hinfälligen Schatten aus der Nacht noch aufstören, die ihn seit der Reise zum Begräbniß seines Sohnes umgeben soll! Einer aber hätte es thun müssen, nach allen Gesetzen alter und ewiger Zeit! Einer hätte das Blut eines Vaters nicht in den Sand sollen rinnen sehen, ohne durch alle Lande um Vergeltung zu rufen! Ein Sohn, ein Sohn opfert seinen Vater! Bestochen von dem Mörder, nimmt er dessen Wohlthaten an, unterschlägt ein vom Jagdrock des Kronsyndikus gerissenes Stück, das diesen hätte überführen müssen, reitet, fährt, bechert mit ihm, feiert Bacchanale mit einem jungen Mädchen, das durch einen Zufall auf Schloß Neuhof lebt und mit dessen Liebe ihn der Mörder wie umstrickt und bezaubert … und so umgaukelt der Wahn die verlorne Seele dieses Mannes, daß er den Kammerherrn mit allen Anzeichen der tiefsten Verzweiflung eines schuldbedeckten Gewissens niederschießt, von Tage zu Tage dahintaumelt im wüsten Ersticken seiner mahnenden innern Stimmen, bis ihn nur noch[128] der Becher, zuletzt das Opium heilen! Dann brach er ganz zusammen!

Er erhebt sich wunderbar! fiel Bonaventura ein. Wie kannst du den Lebensgang dieses Mannes beurtheilen, ohne die Geheimnisse seiner physischen und geistigen Wiedergeburt zu kennen?

Ihm kann nur wohl sein in der Flamme! entgegnete Benno ablehnend. Frieden und Betäubung kann er nur finden im Kriege! Wenn ich ihn sehe, wie er auf den Straßen dahinschreitet mit dem Korbe oder dem Topf oder einem Buch in der Hand, dann ist's mir doch, als sollt' ich das Leben seines Vaters von ihm fordern! Denn der Kronsyndikus ist längst entlastet. Wer eine solche Schuld auf die Schultern eines Sohnes werfen kann, der geht selbst vor Gott frei aus. In jeder Zeile, die ich vom Pater Sebastus lese, find' ich – ich bin ein Fremdling eurem Volke und doch wurde mir Deutschland zur Mutter – Muttermord – Rom segnet die Thaten – so liebevoller Söhne!

Beide waren erregt schon lange aufgestanden, wandelten schon lange den Thoren zu …

Bonaventura, in den Abschied vom Dechanten zurückversetzt, verfiel in ein ernstes Schweigen … Selbst sein gewöhnliches Wort zu Benno: Was ist denn dir das alles, dir, dem jede Offenbarung Täuschung, jeder Glaube, das Wissen selbst eine bloße Befangenheit der Sinne, eine Tradition ist von den Blinden an die Blinden über die Farbe, von den Tauben an die Tauben über den Ton? selbst das behielt er heute zurück …[129]

In dem engen Gewirr der Straßen wurde es dunkler und dunkler.

Die Menschen strömten heimwärts von manchem Ausflug, zu dem der schöne Abend verlockt hatte.

Schon lange wollte Bonaventura, der aus seinen Träumen früher erwachte als der seltsam ergriffene Benno, diesen aufmerksam machen, daß ihn seit dem einsamen Häuschen oben am Strome jemand umkreiste, der offenbar darauf aus schien ihn anzureden und schon mehrere male gegrüßt hatte, ohne daß Benno davon Notiz nahm.

Wie der Zudringliche sich immer wieder hinter ihnen hielt, dann wieder etwas schneller ging, um nur grüßen und sich bemerkbar machen zu können, machte Bonaventura den Freund zuletzt auf eine vielleicht ihm willkommene Bekanntschaft aufmerksam.

Ich sah ihn schon! sagte Benno halblaut. Ich mag ihn nicht grüßen! …

Jetzt aber war der Begleiter zu dicht herangekommen und seinem tiefgezogenen Hute und der Anrede: Guten Abend, Herr von Asselyn! mußte ein Wort der Berücksichtigung folgen.

Guten Abend, Herr Hammaker! sagte Benno kalt.

Nach dem Gedräng an einer der innern Thorpforten kam eine ruhigere Straße.

Gerade hier schritt der durch Ton und Geberde von Benno kurz Abgewiesene vor ihnen noch lange her.

Es war eine kurze, dicke, breitschulterige Gestalt mit einem weißen Sommerhut und grauem kurzen Rocke. Jetzt, wo er endlich bemerkt worden war, ging er schlotternden,[130] langsamen Ganges und die Hände hinten in den Rocktaschen zusammengehalten, während sie zugleich wie von der Tasche heraus einen zu seiner nicht ungewählten Kleidung fast im Widerspruch stehenden Knotenstock auf dem Pflaster nachklappern ließen. Das ganze Wesen des vielleicht den Fünfzigen nahen Mannes war eine gemachte Festigkeit und bewußte Sicherheit, die an Frechheit streifte. Noch einige male grüßte er – dahin und dorthin – gewöhnlich ohne eine besonders freundliche Erwiderung zu erhalten … Mancher dankte gar nicht, wie fast auch Benno gethan.

Am falben Scheine des Mondlichts und dem fortwährenden Umblick nach Benno hin wurde ersichtlich, daß breite wulstige Gesichtsformen dem Wuchse entsprachen; des Mannes Haar war weißer, als mit seinen scheinbar noch nicht zu weit vorgeschrittenen Jahren im Einklang stand.

Als diese Persönlichkeit endlich in eine enge Gasse eingebogen, sagte Benno:

Wieder einer von deinen Würmern, die man in heiligen Dingen ertragen und nicht sehen soll! Wenigstens, wenn ich mir die Unbefangenheit der Beurtheilung meines Procurators über ihn erhalten soll!

Benno schilderte jetzt den Mann, den er Jodocus Hammaker genannt, als einen Agenten, der, wie man sagte, mit Nück in engster Verbindung stand. Was Nück nicht auf eigene Hand vollführe, übernähme Hammaker. Früher, in seiner Heimat, drüben in der Kette der Sieben Berge, selbst Advocat, hätte er Wuchergeschäfte getrieben. Diese hätten ihn zum Verbot der eigenen Praxis geführt und doch hätte er sich nach mancherlei Irrfahrten[131] wieder aufschwingen können, da ihn Nück, jedenfalls anfangs nur aus Mitleid, hier in der Stadt beschäftigte. Allmählich wäre er Nück's Vertrauter geworden in solchem Grade, daß sie selbst noch jetzt, wo sie sich offenbar haßten, zusammenhalten müßten. Ihr Haß sollte auf dunkeln Dingen beruhen. Ja man spräche von einem Mordanfall Hammaker's auf Nück. Eines Tages, erzählte Benno, hatte Nück sich eingeschlossen … Das wäre sonst bei ihm nichts Seltenes gewesen, sagt man, kam aber immer nur vor, wenn Hammaker in der Nähe war. Nachdem Hammaker im Garten, in den das Arbeitszimmer des Procurators hinausgeht, an jenem Tage eilenden Schrittes war gesehen worden, pochte man an Nück's von innen verschlossene Thür. Daß er sich drinnen befinden mußte, wußte man durch seinen Hut und Stock, die im Vorzimmer lagen. Man pochte, niemand öffnete. Nun ließ man einen Schlosser kommen, öffnete mit Mühe und fand den erschreckendsten Anblick. Nück lag halb bewußtlos am Boden – in einiger Entfernung von ihm – das ist die Streitfrage – ein Klingelzug oder ein Strick, sonderbarerweise ein elegantester, grünseidener, aus dreißig kleinen Schnuren verfertigter. An dem einen Ende soll ein vergoldeter Haken angebracht gewesen sein, mit welchem die Hängemaschine oben am Haken eines nicht anwesenden Kronleuchters befestigt gewesen sein mußte; am andern Ende befand sich eine reichwattirte seidene Binde über einem halsbreiten Gurte. Anfangs mußte man von dieser eleganten Form des Mordmaterials annehmen, Nück hätte sich, mit Grazie, selbst erdrosseln wollen.[132] An den ringsum aufgeschlossenen Geld- und Documentenschränken aber sah man den Diebstahl. Das Fenster stand auf. Ein ungeheures Schlüsselbund, das zu allen unter Nück's Verschluß befindlichen Repositorien gehörte, lag auf einem beweglichen eleganten Rollsopha von rothem Saffian. Nück kam langsam zum Bewußtsein zurück, blieb jedoch jede nähere Bezeichnung über den Vorfall schuldig. Die einen glauben, daß Nück von Hammaker erst gehängt, dann beraubt worden; andere sagen wieder: Wozu die grünseidene Schnur, die Halsbinde, der vergoldete Haken? Noch mehr: Wie konnte Nück ins Leben zurückkehren, wenn er so lange hing, bis der Mörder die Schränke aufgeschlossen, sie beraubt hatte und dann entflohen war? Man schloß auf einen Ueberfall im Schlafe. Hammaker wurde verhaftet, als er eben im Begriff war mit Extrapost und dreißigtausend Thalern in Werthpapieren zu entfliehen; aber Nück lachte und fragte, ob die Welt toll wäre? Hammaker wäre von ihm selbst in Commissionen versandt, ihn selbst hätte nur eine Ohnmacht angewandelt, er hätte nach dem Klingelzuge gegriffen, ihn abgerissen und gab ähnliche Erläuterungen mehr … Was konnte man einwenden? Ein Kläger, ein Beschädigter, ein Gehängter fehlte. Hammaker wurde frei und machte plötzlich Geschäfte, die bewiesen, daß er sogar einen Theil der 30000 Thaler wirklich hatte behalten dürfen! Eines Tages kam er zu Nück zurück, beide schlossen sich ein, schlossen sogar die Vorthüren ab, hielten eine lange Conferenz und seitdem sind beide zwar auf einem kältern Fuße und ceremoniell gegeneinander, aber sie machen dieselben Geschäfte wie[133] sonst. Die Gesichtszüge dieses Menschen lassen sich nur mit einer Blumenlese von Physiognomieen einer ganzen Bande von Spitzbuben vergleichen und doch hab' ich schon manche Beweisaufnahme oder Terminabhaltung in der Umgegend, besonders in den gründlich von ihm gekannten Sieben Bergen drüben, in seinem Beisein machen müssen.

Unter diesen Mittheilungen waren Bonaventura und Benno an dem kleinen Häuschen angekommen, in dessen Gegenüber in der Nacht eine That vollbracht werden sollte, die Benno's erste Ahnung sofort, wie wir wissen, mit diesem übelberufenen Hammaker in Verbindung brachte; denn noch vor wenig Tagen hatte er ihn, wie schon öfter, in später Abendstunde aus dem Hause der Ermordeten kommen sehen und während Thiebold und Enckefuß bei ihm frühstückten, kam ihm auch sofort der Gedanke: War der aufdringliche gestrige Gruß nicht wie ein: Betrachte mich und überzeuge dich von meinem – Alibi?

Als Bonaventura dann im »steinernen Hause« zur Ruhe gehen wollte und bei seiner Rückkehr nicht wenig Noth hatte, sich der allzu großen Sorgfalt der Damen Schnuphase und ihrer Mägde zu erwehren, erhielt er noch ein kleines Billet von der Hand des Kaplans Eduard Michahelles.

Es lautete:

»Mein hochwürdiger Herr Pfarrer! Obgleich das Befinden Seiner Eminenz auf dem Wege der Besserung ist, so nehmen ihn doch die dringendsten Geschäfte für den Augenblick so in Anspruch, daß er sich auch wahrscheinlich morgen noch das Vergnügen versagen muß, sich[134] Ihnen so ausführlich, wie er wünscht, mitzutheilen. Ich bin daher beauftragt Sie aufzufordern, noch einige Tage länger zu verweilen. Bis dahin ist der Wunsch Seiner Eminenz, daß Sie sich zu Erholungen oder bei etwaiger Absicht, sich über die kirchlichen Einrichtungen der Stadt durch den Augenschein unterrichten zu wollen, des Paters Sebastus, eines Franciscaners, als Gesellschafters und Begleiters bedienen mögen. Der Ruf des ebenso geistvollen wie frommen Convertiten, der von seinem Provinzial die Erlaubniß hat, eine Zeit lang außer Clausur zu leben, wird Ihnen bekannt sein. Ich habe die Ehre mich zu nennen Eurer Hochwürden ganz gehorsamster Michahelles. Alles zur größern Ehre Gottes.«

Die Empfindungen, von denen Bonaventura beim Lesen dieser Zeilen bestürmt werden mußte, raubten ihm fast die Nachtruhe. Wie vortheilhaft er auch von dem Mönche, dem Lucinde ohne Zweifel ihre erste Bildung verdankte, und von seiner gegenwärtigen glorreichen Erhebung aus einem tiefen Jammer der Seele dachte, er wurde vor Erwartung über dies Zusammentreffen von den aufregendsten Träumen erschreckt.

Quelle:
Karl Gutzkow: Der Zauberer von Rom. Roman in neun Büchern, Band 3, Leipzig 1858, S. 93-135.
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