5.

[110] Stadtrath Schnuphase hatte den Mentor gefunden, den seine in diesem Sommer mannichfach geprüften Töchter mit Verzweiflung vermißten, als sie hörten, Herr Stephan Lengenich würde nur bis zum Schloß Johannisberg mitreisen …

Sie wußten, wie der Vater bei seiner enthusiastischen Gemüthsart in der freien Luft, beim Anblick der hohen Dome, Domstifte, Kapellen, Kerzen und Schenken aus sich »herauszugehen« pflegte … Erst in Wien selbst war Aussicht vorhanden, daß der so leicht angeregte Mann durch seine mitgenommenen Empfehlungen in eine geregelte Ueberwachung kam …

Schon von Frankfurt am Main aus schrieb Schnuphase seinen Töchtern das Glück, das er gefunden, den Herrn Baron von Asselyn als seinen Begleiter zu haben …

Es war ein Glück, das Benno theuer bezahlen mußte … Denn Schnuphase heftete sich an ihn an wie eine Klette … Und einen Auftrag an den großen Staatsmann hatte Schnuphase auf jeden Fall …[111] Worin – errieth Benno nicht … Schnuphase, der ihn sonst bis in das Innerste seines Busens, bis auf alle geheimen Medaillen und Amulete, die er unter dem bloßen Hemde trug, sehen ließ, vermaß sich hoch und theuer, hierin müsse er schweigen – er hatte sich und seinem Schutzpatron drei Eide abgelegt – doch würde er bei dem großen Staatsmann für Herrn von Asselyn sprechen, falls er die Bekanntschaft wünschte; er würde ihn einführen, ja, wenn er wollte, zu seinem »Mitbevöllmächtigten« machen …

Ums Himmels willen –! …

Benno wollte erst im Scherz zustimmen, erschrak aber über die Möglichkeit, daß der Stadtrath wirklich in Sachen der Politik reiste … Er konnte nicht auf den Grund kommen, ob es sich um den Weinkeller oder um die Staatskanzlei handelte … Schnuphase bat ihn, seinen »Chöröcter« nicht zu compromittiren, indem er ihn reize, seine Geheimnisse zu »öffenbören« …

Sonst ließ sich der kühnste aller Emissäre, wenn er dies war, in seiner ganzen Auffassung der Zeit und der schwebenden Fragen ohne alle Rücksicht gehen …

Schnuphase hatte zwei Brieftaschen, die er bei jedem Stundenschlag zog … Eine schien mysteriösen Inhalts … Sie hing, wie Benno allmählich bemerkte, mit den Tageszeiten, Rosenkranzverpflichtungen und den dadurch gewonnenen Ablässen zusammen …

Von Würzburg hätte Schnuphase gern nach dem Würtembergischen hinübergeschwenkt … Bei Ellwangen lag die uralte Kirche der vierzehn Nothhelfer …

Nur durch das Verlangen, zu beobachten, wie ihm das[112] bairische Bier bekommen würde, vermochte ihn Benno zu einem schnelleren Betreten Altbaierus …

Das thurmreiche Augsburg konnte nicht unberührt bleiben … Mit Sehnsucht blickte Schnuphase, der dabei nie unterließ, als »Reisender« auch in seinem Geschäft zu wirken und bei allen Sakristeien anzuklopfen, auf die fern aufragenden Voralpen, wo die hochheiligen Wallfahrtsorte Andechs und Altötting lagen …

Zwischen Augsburg und München erfuhr Benno zwar noch immer nichts von Schnuphase's diplomatischer »Mission«, aber von der geistlichen Partie derselben lüfteten sich Schleier …

Schnuphase hatte Commissionen aus Belgien und Paris … Er brachte Medaillen, Wunderwässer und Rosenkränze in allen Formaten, wie sie die neue geistliche Thätigkeit von Rom und Paris aus segnen und mit jenseitigen Wohlthaten erkräftigen ließ … Er selbst war Mitglied »fast zu vieler« Vereine, wie er sagte, und suchte Benno für den Eintritt wenigstens in einige zu interessiren … Mit dem Flüsterwort: Ich bin Rath eines Rosengartens! erklärte er Benno den »marianischen Bund« …

Diese Erzbruderschaft will den Rosenkranz als ein Lebendiges, in den Personen Vertretenes darstellen … 15 Personen stellen eine Rose vor; 11 Rosen, also 165 Personen einen Rosenstock und 15 blühende Rosenstöcke einen Rosengarten … Schnuphase beaufsichtigte demnach einen Rosengarten von 2475 Personen oder, wie er im Styl der Andacht sagte, »von reuevollen und[113] demüthigen Seelen« … Die Ablässe, die die Mitglieder gewinnen, sind solidarisch und kommen nicht aus dem Verdienst des Einzelnen, sondern aus dem der Gesammtheit … Man loost sie aus, sodaß die Hoffnung, eine Seele gewänne durch die Verpflichtung dieser Erzbruderschaft einen Ablaß von hundert Tagen oder eine Verkürzung der Pein im Fegefeuer etwa von hundert Jahren, sich nicht auf das eigene Verdienst, sondern auf das Verdienst eines – Mit-Rosenblatts begründet …

Von dieser liebeseligsten aller Gemeinschaften konnte Schnuphase nicht reden, ohne daß in der That alle Rosen auch seines Antlitzes in ihren glühendsten Farben spielten …

Das zweite Büchelchen enthielt die Stunden und Tage der Ablässe, die sich Schnuphase durch Verrichtung der von den verschiedenen Genossenschaften, zu denen er gehörte, vorgeschriebenen Devotionen erwarb …

In München lebte Benno den Eindrücken der Kunst …

In einem Kaffeehause traf ihn aus einer Zeitung, die er zufällig las, die Nachricht, daß in Wien eine Menge Römer, auch ein Principe Rucca angekommen wäre – in Begleitung der Gräfin Olympia Maldachini, seiner Verlobten, und der Herzogin von Amarillas.

Er sprang vom Tische auf … So nahe rückte ihm die Entscheidung! … Doch, doch folgte die Mutter dem Cardinal! … Ha, rief es in seinem Innern, Du wirst diese Menschen in glänzenden Carrossen an dir vorüberfahren sehen, wirst vor ihnen entfliehen müssen … Wie kannst du einen Tag in solcher Nähe bleiben! …[114]

So grübelte er verzweifelnd und doch wieder hocherhoben … Das Schicksal kommt dir entgegen! rief er … Es ließ ihn jetzt nicht mehr unter den Bildern, Statuen, Baumonumenten, unter – den Lächerlichkeiten Schnuphase's …

Dieser war ganz der Vertreter der Lehre, daß die katholische Kirche die heiterste Lust am Dasein segne und heilige … Wie gute Geschäfte er machte … Wie kunstkennerisch er vom Bier zu reden begann, obgleich ihm nächtlich der Schlagfluß drohte … Wie viel Verbindungen er knüpfte und zwar heiterster Art … Beim Pschorr, beim Hackerbräu endete, was im Sanct-Peter, der ältesten Kirche der schönen Stadt, begonnen … Der mächtigsten Bruderschaft »Maria-Hilf« gehörte Jean Baptist Maria bereits in ihrer belgischen Verzweigung an … Wie heimisch war ihm nun das Gefühl, den münchener Sanct-Peter zu betreten, von dessen Kanzel herab 1683 jene Bitten an die Gottgebärerin ertönten, die nächst Sobieski's Säbel die Türken von Wien entfernten … Sie wurden Anlaß zu unserer deutschen »Maria vom Siege« – wie die Schlacht von Lepanto und Don Juan d'Austria's Sieg einst zur italischen … Kam Schnuphasen außer dem Anblick von zahllosen Kerzen an diesem hochberühmten »privilegirten« Altar von Sanct-Peter (einen »privilegirten« Altar zu sehen, ist dem gläubigen Gemüth ein Genuß, wie euch Weltlichen nur der Anblick einer classischen Stelle Italiens) ein weltlicher Gedanke, so war es der: Der Verein »Maria-Hilf« ist recht[115] gemacht für eine Stadt der Maler … Jedes Mitglied desselben muß bei seinem Eintritt geloben, ein Bild der allerseligsten Jungfrau im Hause zu haben …

In Regensburg, wohin Benno seinen Gefährten mühsamer und mühsamer geschleppt hatte und wohin ihn zuletzt nur die Angst beschleunigte, es könnte seine dorthin auf dem Donau-Main-Kanal nachdirigirte Bagage und vorzugsweise die geheimnißvolle Kiste verloren gegangen sein, bestiegen beide das Dampfboot …

Eine herrliche Donaufahrt dann! … Die Passagiere: Soldat, Bauer, Bürger, wiener Bürger, Baron, österreichischer Baron, Geistliche; Passauerinnen, – die mit ihren Augen die »pössauer Kunst« üben – sagte Schnuphase … Linzerinnen, hübsche, »doch etwas gör zu blösse« junge Mädchen mit großen goldenen Helmen auf dem Kopf – »die schon alle mit russischen ›Herrschöften‹ scheinen gereist zu sein –« schmunzelte er …

Es war ein Gemisch, das sich an Buntheit sicher noch vermehrt hätte, ginge nicht noch immer die »Ordinari«, ein großes Floß, das Thiebold als Holzhändler vielleicht aus Esprit de corps und »einmal zur Abwechselung« vorgezogen hätte …

Hinter Passau folgte die Revision der Pässe … Die Identificirung der Personen … Schnuphase flog so eifrig von der ersten »Vöslauer«, einem Wein, den er vorzugsweise zu studiren begehrte, auf und reichte seinen Paß so kühn über die Häupter aller Handwerksbursche hinweg, daß ihm Benno sagte: Aber machen Sie sich doch durch übermäßige Loyalität nicht verdächtig! …

Die Gepäckrevision vermehrte Benno's Staunen[116] über Schnuphase's Mission … Die Mauthbeamten lasen gewisse ihnen vom Stadtrath dargereichte Zettel, griffen ehrerbietigst an ihre Mützen und ließen alles ununtersucht …

Die geheimnißvolle Kiste, sah er bei dieser Procedur, war mit Wappensiegeln verschlossen …

Benno's Gemüth gerieth in immer tiefere Spannung – abwechselnd der Freude und Trauer … Er sah in die hellgrünen Wellen wie in einen Krystallspiegel mit magischen Bildern … Er verglich, was ihm wohler gethan: Sein alter Irrthum oder jetzt die Wahrheit! …

Die grünen Berge, die den Strom verengten, konnte er nicht sehen, ohne sich nicht auf ihren Spitzen Armgart zu denken … Welche neue Erscheinungen standen ihm bevor … Wie sollte er sich ihnen nähern … Unter welchen Veranlassungen … Er sah voraus, daß er, wie sein Bruder gesagt hatte, vielleicht vorziehen würde, das zu bleiben, was er war …

In scharfen Contouren lagen die schon von frischgefallenem Schnee glänzenden steirischen Alpen vor seinem wehmuthumflorten Auge … Die an den Ufern des buchten- und windungsreichen Stromes liegenden Städte schimmerten in heller Pracht mit ihren über und über weißgetünchten Häusern und Kirchen …

Linz war erreicht … Ein kurzes Nachtlager … Dann die »Wirbel und Strudel«, die mehr zu reden als zu fürchten gaben … Mitten in der Strömung auftauchende »Auen« und Inseln erinnerten an die »Weerthe« des andern geliebten Stromes – an »Lindenwerth« … Mit schmerzlichem Sinnen gedachte Benno des vorjährigen[117] Herbstes und seiner verklungenen Hoffnungen … Eine verlorene Liebe ist wie die zerstoßene Perle, die den Becher eines ganzen Lebens würzt – wie der Tropfe zerflossenen Goldes, mit dem auf der Palette ein Maler alle seine Farben mischt …

Benno sah jetzt, je näher er Wien kam, alles feierlich und geheimnißvoll … Mit einem Herzen voll Gluck hätte sich ihm manches zugänglicher und verständlicher gemacht … Das Schöne weckt vielen Gemüthern ohnehin nur Trauer … Und schön war hier alles … Auch hier ragten die hohen Bergkanten schroff empor wie der Geierfels und das Hüneneck … Auch hier blinkten im wilden Gestrüpp der Büsche, im Geröll zerbröckelnder Burgmauern die Edelsteine der Sagen aus alten Zeiten … Auch hier konnte auf so mancher Altane das Auge einen im Wind wehenden Schleier und das Winken der Gefangenen mit ihres Geliebten bunter Schärpe sehen … Hohe Schlösser ragten wie Schloß Neuhof, seines Vaters stolzer, erinnerungsdüsterer Stammsitz … Diese hier bargen Chorherren und Mönche … Bonaventura hatte große Verehrung vor ihnen, weil ihre Bewohner, Benedictiner, den Wissenschaften oblägen … Oft im Frühjahr, nach dem Kampf mit Rother, äußerte er die Meinung, sich hieher oder in die alten Bibliotheken der Schweiz flüchten zu können … In einzelnen Booten und auf Flößen sah man Processionen, die zu Maria-Taferl wallfahrteten …

Viele von den Pavillon-Passagieren kamen jetzt erst aus den Bädern zurück … Es fanden Erkennungen und Begrüßungen statt, auch Misverständnisse und[118] Entschuldigungen … Dicht an vier in Linz aufgefahrenen kleinen Wägen mit dem überraschenden Inhalt von Löwen und Tigern, die als Nachzügler zu einer in Wien schon befindlichen Menagerie gehörten, erklärte ein Witzbold die Gefangennahme Richard Löwenherzens auf dem gegenüberliegenden Dürrenstein dahin: »Aber erlaubens, wann so ein Engländer auch mit einem Löwen statt 'nem Pudel reist, hat der Herzog von Oesterreich dazumal Ursach' gehabt, den Mann einstecken zu lassen!« …

Schnuphase war wie im Vorhof des Paradieses … In Linz war ihm schon der Geschäftsfreund entgegengekommen, an den er empfohlen war, der Mitbesitzer der Paramentenhandlung Pelikan & Tuckmandl auf der Currentgasse …

Herr Calasantius Pelikan war eine kleine, dicke und sehr entschieden auftretende Natur, mit pechschwarzen, fast zottigen Augenbrauen, Ringen an den Fingern, in grünem Frack, rothem Halstuch, gelber Weste, dem lustigsten Farbencontrast, ganz als wäre das Erdenleben ein ewiger Fasching …

Schnuphase schwamm in Entzücken über diese Aufmerksamkeit, ihm so auf Meilen entgegenzureisen … Er zog Benno in die Besiegelungen ewiger Freundschaft hinein, die den Mittelpunkt der ganzen Schiffsconversation zu bilden anfingen … Ja, im Bewußtsein seiner vertraulichen Beziehung zu dem zweitersten Manne dieses großen Staates ergab sich Schnuphase der sorglosesten Sicherheit, die auch bereits mit allen feineren Nuancen der von ihm erprobten Weine des Schiffskellers übervertraut war … Er sah[119] im Geist den Stephansthurm umringelt von oben bis unten mit Praterwürsteln … Im »Sperl« hatte er durch Herrn Pelikan sogut wie schon einen »belegten« Eckplatz und in »Dommayer's«, in »Hietzing« wurden durch ihn und die mit ihnen speisten, bereits die Backhändln rar … An der Table-d'hôte that es Schnuphase nun unter Champagner nicht mehr und Benno mußte nur immer hinterrücks an seinem Sommerrockärmel zupfen, um ihn nur zu bewegen, gegen seine Tischnachbarn den großen Allmächtigen aus dem Spiele zu lassen, den er halb schon seinen besten Freund nannte …

Schnuphase's eigenthümliche »S-pröche« nannte Herr Calasantius Pelikan zum tiefsten Schmerz des Stadtraths: »Wol preußisch?« …

Nach dem Diner schmollte darüber Schnuphase … Dann aber, wieder ausgesöhnt, war er so neckisch gestimmt, daß er's nun auf die »Donauweibeln« abgesehen hatte … Er begab sich schwankenden Fußes nach der Vorderkajüte und band dicht neben den reißenden Thieren ein Gespräch mit den blassen volksthümlichen Mädchen in goldenen Helmen an, sie fragend, ob sie keine Furcht hätten vor den furchtbaren Löwen, Panthern und Hyänen oder, wie der sich ebenso schmunzelnd hinter ihm hertrottelnde Calasantius ausdrückte »vor oall den talketen Koatzen?« …

Immer fester aber und enger schlang sich das Band der neuen Eindrücke um Benno … Eine »Musikbanda« kam aufs Schiff und spielte gellend auf … Bei einer Frage um den Grafen Hugo von Salem-Camphausen verwickelte sich Benno in Gespräche mit Offizieren …[120] Seines fesselnden Eindrucks wegen gab man sich ihm gern hin … Er studirte das eigenthümliche, zwischen Französisch und Wienerisch gehaltene Plauschen der österreichischen Aristokratie … Der Erzähler dieser Geschichten hat das Wesen der meisten Menschen nach dem Durchtönen der von ihnen am häufigsten gebrauchten Vocale unterscheiden wollen, je nachdem die Menschen in A gesetzt sind (sie sind würdevoll und gleichmäßig), in I (sie sind verwundert und fröhlich), in O (Hypochonder), in U (Mystiker), in E (Tadelnde, Nergelnde, Mäkelnde). Die österreichische Aristokratie ist entschieden auf E gesetzt. Sie tadelt und kritisirt in einem fort … Alle Erscheinungen fremder Küchen, Keller, Sitten sind ihr »mechant«; einiges wenige ausgenommen, das sie dann freilich auch ebenso entzückt »charmant« oder »supeeerb« findet, wozu das Zusammentreffen von Bedingungen gehören mußte, die Benno erst zu ergründen suchte … Seltsame Welt, die ebenso viel Selbstbewußtsein wie einen plötzlichen Mangel aller Unterlagen offenbarte … Selbst die allgemeine Heiterkeit und Lust schien sich zuweilen in eine nur vorgehaltene Maske zu verwandeln …

Als Schnuphase in der Kajüte schnarchte, erwies sich Herr Calasantius dem Herrn Baron als ein Mann von Gefälligkeit … Es war ein »nach Wien geheiratheter« Böhme … Er hatte gehört, Benno würde in einem geistlichen Hause auf der Freyung wohnen und stellte nun den Paramentenhändler heraus … Der Onkel Dechant hatte Benno an einen alten Freund und Correspondenten, den ehemaligen Chorherrn der Prämonstratenser, Herrn Pater Grödner, empfohlen, einen[121] Gelehrten, der an öffentlichen Anstalten Unterricht gab … Herr Calasantius Pelikan beschrieb den Mann und sein Haus … Von seiner eigenen Niederlassung in der Currentgasse erzählte er, es wäre nahe jener Behausung, wo einst die allerseligste Jungfrau dem heiligen Stanislaus von Kostka erschienen wäre und ihm das Jesuskind zum Spielen aus die Bettdecke dargereicht hätte … Der Herr Stadtrath würde bei ihnen wohnen … Sein Schwager, der Herr Nepomuck Tuckmandl, wäre der Herbergsvater der Goldsticker, bewahre die Innungslade und ginge bei den Processionen voran … Alles das würde jetzt wieder »so schön und neu« aufgerichtet und der Herr Stadtrath würde, im Vertrauen gesagt, unter sehr hoher Protection, einen »christlichen Gesellenverein« einrichten, was bei dem »Geist der Zeit« allerdings einige »Schwürigkeiten« haben würde …

Auf jedes Uebermaß der Freude folgt Ernüchterung … Schnuphase hatte nach dem Erwachen besorgliche Zustände – Nachwehen, Beklemmungen … Die kommende große Stadt fiel ihm schwer aufs Herz … Er beschwor Benno, ihn in dem Gewirr nicht zu verlassen … Auch seine »Mission« flößte ihm Besorgnisse ein … Er wiederholte in allem Ernst, daß er die »Audienz« lieber anträte mit »Unters–tützung« eines »gewöndteren Redners« … Könnt' ich mich Ihnen doch nur ganz »öffenbören« – hauchte er …

Nach Ihrer vornehmen Kiste zu schließen, sagte Benno, vermuth' ich, daß es der Protection des fürstlichen Kellermeisters bedarf, um in der ehrenvollen Eigenschaft Ihres Mitbeaustragten zu erscheinen …[122]

Schnuphase seufzte wie unter einer schweren Last …

Es war schon dunkel, als endlich Nußdorf erreicht war …

Die Mauth ist dann ein chemisches Reagens, das alle Verbindungen löst … Jeder muß an sich selbst denken …

Benno fuhr auf diese Art in die innere Stadt allein …

Der aufgehobene Chorherr der Prämonstratenser, Herr Pater Grödner, war vollkommen unterrichtet und nahm ihn freundlich, wenn auch etwas befangen, in einem großen geistlichen Hause auf …

Der Onkel Dechant hatte ihm vorausgesagt: Pater Grödner ist ein Hypochonder, wie im Grund ganz Wien nur deshalb ausgelassen lustig ist, um seine plötzlichen Anfälle von Hypochondrie zu vergessen …

Benno erhielt einige ganz ihm allein angehörende Zimmer …

So spät es war, eilte er den Abend doch noch ins Freie … Das Gefühl: Hier leben dir eine Mutter – eine Schwester! drohte ihm die Brust zu zersprengen … Jede weibliche Gestalt, die er an sich vorübergehen sah, betrachtete er mit prüfendem Auge … Von Angiolinen hatte er gehört, daß sie Lucinden ähneln sollte …

So schritt er planlos dahin und athmete ebenso das allgemeine Leben der großen Stadt wie das Geheimleben, das diese Steinkolosse gerade nur für ihn erschließen sollten … Erst ein Regenschauer führte ihn nach Hause zurück … Da der Chorherr ihn[123] in nichts stören wollte, fand er ein Nachtmahl für sich allein …

Am folgenden Morgen war das Wetter wunderschön … Es hatte die Nacht hindurch geregnet … Eine laue Luft wehte wie im Frühling … Sein Wirth war schon freundlicher … Der lange hagere Herr, bejahrter als er aussah, lud zu einer Spazierfahrt ein, sogar zum »Speisen« in Hietzing … Er wollte vom Dechanten, von Monika, von der Seherin von Westerhof hören … Und mit der Aebtissin der Hospitaliterinnen, Schwester Scholastika, bei welcher Monika so lange Jahre im Kloster gelebt hatte, war er auch bekannt … Selbst von Bonaventura hatte er gehört … Er sprach von Ceccone … Dieser wohnte ganz nahebei … Benno wollte die Depeschen an den Cardinal und den Staatskanzler übergeben … Der Chorherr schlug einen Fiaker vor, den man nehmen wollte, um alle diese Commissionen mit Bequemlichkeit auszurichten … Er gehörte, nach Aufhebung seines Klosters, schon seit Jahren einer höhern Studienanstalt an, die gerade Herbstferien hatte … Alle Erläuterungen, die er gab, begleitete er mit einem eigenen seufzenden Lächeln … Er sprach nicht drei Worte, ohne sich nicht selbst zu ironisiren …

Als sie einen Fiaker genommen hatten, fuhren sie erst bei Ceccone in einem nahen und bescheidenen Palais vor … Benno gab die Briefe von der Stellvertretung des Kirchenfürsten ab …

Ihre Adresse ist nicht nöthig, sagte der Chorherr mit trockener Ironie … Wo Sie wohnen,[124] das weiß heute früh schon jeder – Polizeivertraute …

Auf der Herrengasse vor dem Palais des Grafen Salem-Camphausen ertheilte ein Portier in den Camphausen'schen Farben den Bescheid, daß die Frau Gräfin verreist und der Herr Graf auf Schloß Salem wäre … Benno übergab ein an diesen gerichtetes Billet, das er für diesen Fall bereit gehalten …

Sie bringen dieser Familie die Erlösung, sagte der Chorherr, und müssen doch erst selbst anklopfen! … Gerade wie in der Pastoraltheologie! …

Noch ehe Benno aus seinem Nachsinnen erwacht war, stand der Wagen vor der Staatskanzlei …

Auch hier stiegen beide aus und übergaben dem Portier die Briefschaften …

Pressant! sagte der Chorherr zum Portier … Se. Durchlaucht lesen die Briefe lieber des Morgens als des Abends …

Der Portier hatte ihm die Briefe mit zu vielem Gleichmuth in seine Loge gelegt …

Daß doch die Posten selbst für die Staatsmänner nicht sicher sind! sagte der Chorherr beim Einsteigen. Ich glaube, es kommt daher, weil die Staatsmänner ein schlechtes Gewissen haben und die Behandlung der Brieffelleisen kennen … Wenn Sie Geheimnisse haben, mein Bester, so nehmen Sie nur ja erst Oblaten und dann Siegelwachs … In solchem Fall muß wenigstens das Couvert abgerissen und aufrichtig darauf geschrieben werden: »Mangelhaft verschlossen« – –[125]

Die Empfehlungen an ein Haus Zickeles wollte Benno abzugeben noch aufschieben …

Haben Sie noch sonst eine Commission in der Stadt? …

Benno kämpfte mit sich, die Namen Angiolina Pötzl und die Herzogin von Amarillas zu nennen …

Er unterdrückte den Reiz und gab gern seine Zustimmung, daß nun der Wagen pfeilgeschwind zum Burgthor hinausfuhr …

Die Unterhaltung konnte nur Erläuterung zu den bunten, mannichfach wechselnden Eindrücken der Fahrt sein …

Maria Treu das! sagte der Chorherr auf eine Kirche deutend … Wir haben Maria Stiegen – gehört jetzt den Jesuiten … Maria Treu – gehört den Piaristen – La même chose – Maria Schnee – gehört den Italienern. In Rom zählt' ich fünfundzwanzig Marienkirchen … Ich war in Rom … Ei, da sehen Sie, auf dem Gebirg ist die Nacht schon Schnee gefallen! … Da zu, wo Schloß Salem liegt … Kennen Sie die Sage von Maria zum Schnee? … Einige hundert Jahre nach dem Tod unsers Herrn und Erlösers wußte ein reicher Römer keinen Platz, wo er eine Kirche hinbauen sollte … Die Gottesmutter erschien ihm und zeigte ihm den esquilinischen Hügel, auf dem die Nacht Schnee gefallen war … Es ist ein ganz sinniger Zug, daß man den Italienern auch hier die Kirche »Maria Schnee« gegeben hat. Maria Schnee ist das Symbol von Rom in seinem Verhältniß zu Deutschland …

Benno konnte sich allmählich denken, daß die Freundschaft des Onkels Dechanten für diesen Chorherrn[126] wohlbegründet war … Doch mochte er sich nicht von selbst in sein Inneres drängen …

Bei dem zu Hietzing in einem besondern Cabinet eingenommenen Mahle ergab es sich, daß der Chorherr jene sich auf sich selbst stützende Kraft des reichen Klosterlebens alten Styls repräsentirte … Ein lebhaftes Unabhängigkeitsgefühl trat immer mehr zu Tage … Und beim Wein löste sich die Zurückhaltung des unterrichtet und höchst scharf urtheilenden Mannes vollends … Der Chorherr war ein Bürgerssohn aus dem Salzburgischen, hatte große Reisen gemacht, gelehrte Werke herausgegeben und stand seit der Aufhebung seines Prämonstratenserstifts nur noch im losen Zusammenhang mit dem Klerus … Immer heiterer und heiterer wurde er … Das ganze gleichsam zurückgetretene Liebesgefühl und Liebesbedürfniß des katholischen Priesters, das sich bei würdigen Naturen in einem nicht zu misdeutenden Bedürfniß nach männlicher Freundschaft und namentlich zu Jünglingen ausspricht – wodurch gutgeartete höhere katholische Priesternaturen eine seltene Befähigung zur Erziehung gewinnen – kam auch bei dem bisher so trockenen alten Herrn ganz zum Vorschein … Er konnte die Hand des jungen Mannes wie ein Verliebter drücken …

Beim Dessert sprach der Chorherr schon wie ein Vater mit seinem Sohn … Es war ihm nichts fremd von dem, was die Welt bewegte … Nun kam das alles heraus … Er las, was nur dem Gebildeten zu kennen geziemt … Und sein Gelesenhaben und Wissen war, nun blitzte auch das auf, wie eine geheime Waffe gegen[127] seinen eigenen Beruf, eine geheime Rüstung für die künftige Zeit … Wie Benno die Donaureise beschrieb und freimüthig auf die Zeiten zu sprechen kam, wo, wie der Jesuitengeneral einst zu Terschka geklagt hatte, sieben Achtel der österreichischen Lande protestantisch waren, – wie er dann vollends den Bauernaufstand des Stephan Fadinger erwähnte und bei Gelegenheit der Wohnung Schnuphase's die Weigerung des frühern lutherischen Hauswirths des heiligen Stanislaus, das Allerheiligste in sein Haus kommen zu lassen – da sagte der Chorherr unerschrocken:

Wir werden noch einmal wieder zurückkommen müssen auf das sechzehnte Jahrhundert, mein Lieber! Wir werden noch einmal da anfangen, wo der gute Luther stehen geblieben ist, ehe die Habsucht der sächsischen und hessischen Fürsten den seltenen Mann in Beschlag nahm und die Ausartungen seiner Reform ihn erschreckten! Freilich ist ein Volk, das in einer Wallfahrt ein Gemüthsbedürfniß befriedigt, ein Volk, das sich zu einer Bruderschaft vom »Todesschweiß des Erlösers« zahlreich einschreiben lassen kann, nicht sofort durch Kant und Hegel für die Aufklärung zu gewinnen. Das Kreuz des Erlösers wird die Reform immer mittragen müssen! …

Benno hörte die Ansichten Bonaventura's …

Nach Tisch wandelten beide jetzt schon Vertrautgewordenen in dem bereits entlaubten herrlichen Park von Schönbrunn …

Der Chorherr legte seinen Arm in den Arm seines jungen Freundes … Mit dem Blick auf die Außenwelt, mit dem herbstlichen Laub, das vor ihnen der[128] Wind dahinfegte, kehrte die Hypochondrie des Greises zurück …

Das herrliche sonnige Wetter hatte die Käfige der Menagerie geöffnet …

Benno folgte dem Zuge der andern Spaziergänger, folgte dem Lachen über die Kunststücke der Affen, dem Brüllen der Löwen, dem Gekrächz der Vögel … Der Chorherr gab nach, obgleich er sagte:

Diese Gefangenen machen mich melancholisch … Bestien gehören in die Wüste und der Mensch steht gar so feige vor dem Gitter und freut sich, daß er im Sichern ist …

Wie sie im Strom der andern den Behältern näher gekommen waren und vor einem mächtigen Königstiger eine elegante Gesellschaft von Herren und Damen fanden, die mit italienischen Anrufen das unruhig hin- und hergehende, schon bedenklich den Schweif schlagende Thier reizten, sagte der Chorherr:

Und das fehlte nun auch noch! Die feigste Nation von der Welt hat hier Courage …

Die Neckenden schienen sämmtlich Italiener zu sein …

Einige Offiziere waren darunter, die der italienischen Nobelgarde angehörten … Einige andere gehörten zum Civil …

Den Mittelpunkt bildete eine einzige kleine junge Dame, die sich im Necken des Tigers bis zur Ausgelassenheit gefiel … Die schlanke und gestreckte Gestalt des aufgescheuchten Thieres wand sich in gleichmäßigen Schritten bald rechts, bald links … Das grünlichgraue Auge funkelte phosphorartig; es war auf die[129] leuchtenden Farben des Kleides und vorzugsweise eines kleinen Sonnenschirms der jungen Dame gerichtet, die nicht aufhörte, mit einer rauhen befehlshaberischen Stimme den Tiger anzureden und in steigende Gereiztheit zu versetzen …

Plötzlich fiel der kleine Sonnenschirm in den Behälter des in kurzen Sätzen stöhnenden Thieres, aus dessen Augen helle Funken zu sprühen schienen, Vorboten der ausbrechenden Wuth …

Die italienischen Herren lachten laut auf …

Benno, der dicht dabeistand, hörte vom Chorherrn die verächtlich geflüsterten Schiller'schen Worte:


»Herr Ritter, ist Eure Liebe so heiß,

Wie Ihr mir's schwört zu jeder Stund',

Ei, so hebt mir den Handschuh auf!« …


Die sämmtlichen Umstehenden schienen entweder kein Deutsch zu verstehen oder nichts von der Schiller'schen Ballade zu wissen …

Die Italienerin war jedoch vollkommen von dem eigensinnigen Temperament des Fräuleins Kunigunde im Gedicht … Wie ein verwöhntes Kind beklagte sie ihren Ombrello und verlangte ihn zurück …

Die Herren sprachen vom Wärter, den sie rufen wollten …

Der Tiger kümmerte sich nicht, wie wenn er ihm doch gehörte, um den etwa einen Fuß vom Gitter entfernt liegenden Gegenstand, sondern ging nur nach wie vor schnaubend auf und nieder oder stellte sich zuweilen zum Sprunge … Das Thier bot alle Veranlassung, ohne den Wärter den Sonnenschirm ruhig liegen zu lassen …[130]

Jetzt erst sah Benno das Antlitz der Kleinen …

Es war äußerlich ein halbes Kind und doch zeigte sich eine Entschiedenheit der Mienen, die erschrecken konnte … Die Haut, an sich zart und pfirsichweich, spielte ins Grüngelbe … Die Augen schwarz, die Lippen rubinroth, die Zähne blendendweiß … Das in Flechten unter dem Hute sichtbare Haar hatte ein echt italienisches Blauschwarz … Die Augenbrauen riß sie hoch auf wie aus Zorn, Verlegenheit und Beschämung … Alle Zähne sah man … Ihr Wesen hatte selbst etwas Thierisches …

Am ungeduldigsten und eifrigsten, dem fortwährend um ihren Ombrello klagenden Kinde von vielleicht schon zwanzig Jahren eine Beruhigung zu gewähren, zeigte sich ein junger eleganter Mann von derselben Unreife der äußern Erscheinung, doch mit ebenso sichern und lebhaften Manieren … Die Kleine warf dem Dandy in gelben Glacéhandschuhen vor, daß er nicht einmal zwei Schritte bis ans Gitter zu gehen wagte aus Furcht vor den möglicherweise durchgesteckten Tatzen des Tigers …

Die andern Italiener lachten und machten Späße über die Anwendung, die ein bengalischer Tiger von einem mailänder Sonnenschirm machen könnte … Sie wollten jedoch nur den Wärter rufen …

Die zornige junge Dame war nahe daran, um den Sonnenschirm herauszuholen, einem der Offiziere den Degen aus der Scheide zu ziehen …

Perché ella ha quello spiedo! sagte sie …[131]

Inzwischen hatte Benno statt des »Bratspießes« sein leichtes Spazierstöckchen verkehrt ins Gitter gehalten und mit dem Griff desselben, während die linke Hand den erschrocken ihn ergreifenden Chorherrn zurückhielt, den Sonnenschirm aufgegabelt und herausgezogen … Der Tiger blieb stutzend stehen …

Mit dem geläufigsten Italienisch übergab Benno der ihm überrascht ins Antlitz sehenden Dame den Schirm:

Anche le fiere del deserto cognoscono la civiltâ, que si deve alle signore! …

Grazie, Signore! sagte die junge Dame mit einer plötzlich veränderten Stimme …

In diesem Dank, in dieser leichten Verbeugung lag eine Anmuth, die selbst den Chorherrn bestimmte, zu sagen:

Der Blick war es freilich werth, die »Artigkeit der Wüstenthiere auch gegen Damen« zu riskiren! … Aber ein merkwürdiges Gesicht das! … Ich möchte fast sagen die Schönheit der Häßlichkeit … Eine Stumpfnase, eine gewölbte Stirn, ein mürrisch hängender Mund, aber alles wie der Blitz in Brillantfeuer verwandelt durch ein einziges Lächeln! …

Benno fiel Lucinde ein … Lucinde war schöner, edler gewachsen; aber bei der Fahrt von St.-Wolfgang nach Kocher am Fall im vorigen Jahre hatte sie so im Wagen neben ihm gesessen, so von phantastischen Schlössern geträumt, ganz mit diesen verklärt bestrickenden Augen …

Die Italiener waren inzwischen verschwunden und hatten sich zu »Dommayer's« wahrscheinlich erst jetzt begeben …[132]

Benno und der Chorherr fanden ihren Wagen am Eingangsportal des Schlosses …

Diese italienischen Nobili, die die Politik hier zu einer Garde vereinigt, sagte der Chorherr, kommen mir vor, wie sonst die Heerführer der alten Deutschen bei den Römern als Geiseln lebten … Sie sollen die deutsche Weise annehmen und in Mailand keine Verschwörungen machen … Es wird aber damit werden, wie mit dem Arminius … Der lernte auch in Rom nur die Handgriffe der römischen Kriegskunst und schlug damit die Römer … Vom Schwert dieser Italiener droht uns allerdings wenig Gefahr; aber sie haben Dolch und Gift und – Rom … Doch – was thu' ich – hüten Sie sich ja, hier von Politik zu sprechen! … Das Spionirsystem erstreckt sich bis ins Innerste der Familien … Was die Polizei nicht thut, thut die Loyalität von selbst … Die Sucht nach Auszeichnungen und Anerkennungen ist so groß, daß hier Menschen auf die gemüthlichste Weise mit Ihnen scherzen können und Sie dennoch denunciren – aus »Patriotismus« … Wer weiß, ob Sie vor mir sicher sind! …

Benno ergriff lächelnd den Arm des Greises und drückte ihn an seine Brust …

Auf seine Aeußerung, daß denn doch wol Rom ein treuer Verbündeter des Kaiserstaats wäre, erwiderte der Chorherr:

Man glaubte eine Zeit lang, daß Cardinal Ceccone seine Macht verlieren würde … Seine Gegner im Vatican, besonders Fefelotti, schienen zu triumphiren … Aber es scheint, er hat mit den Jesuiten ein Compromiß[133] getroffen und hält nun wieder alle Bannstrahlen in seiner Hand … Sein Auftreten bei uns ist bedeutungsvoll … Alles, was man für die innere Reform unserer Kirche gehofft hatte, scheint verloren … Die unglückselige Manie der Fürsten und Staatsmänner, nur Eine Gefahr, die der Revolution, zu sehen, macht sie wider Willen zu Beförderern des Aberglaubens und der Hierarchie … Der Staatskanzler haßt die Jesuiten … Aber sie nehmen seine Devise an und sagen: Nous sommes conservateurs comme vous! … Was will er machen! … Dafür, daß wir den Jesuiten Deutschland geben, erbieten sich wieder die Jesuiten, an Oesterreich Italien zu lassen … Doch in diesen italienischen Köpfen ist es selbst unter dem Purpurhut nicht geheuer …

Benno, Ceccone's Stellung und die Zähmungsmittel der Jesuiten vollkommen aus seinem eigenen Dasein kennend, fragte schüchtern nach dem Cardinal und ob sein Gönner ihn gesehen hätte … Er wagte nicht, tiefer zu dringen …

Hier noch nicht! erwiderte der Chorherr … Aber vor Jahren sah ich ihn in Rom … Ich machte eine Reise dorthin zu einer Zeit, wo unser Deutschland noch erst wenig von der römischen Curie beachtet wurde … Wie unschuldig nimmt sich auch unser deutsches Kirchlein Maria dell' Anima in Rom aus! … Franzosen und Spanier haben sich da seit Jahrhunderten wahrhaft königlich zu vertreten gewußt … Unser Kirchlein aber, das hat so etwas nur vom tyroler Geschmack und dennoch macht es den Eindruck des ehrlichsten und aufrichtigsten aller[134] Gotteshäuser in Rom … Auf die Phantasie wirkt's nit, das ist wahr; nur ein reines Herz und rechten Drang zum Beten muß Eins mitbringen, um darin Gefallen zu finden … Aber – ja – vom Ceccone sprach ich … Den sah ich öfters … Ihn und die meisten Cardinäle … Man muß sagen, diese Monsignori sind Menschen, für die Gott ein eigenes Paradies und eine eigene Hölle muß erschaffen haben … Sie scheinen alle noch wie aus dem Stamm des Cäsar Augustus zu sein … Quos ego! und das so mit einem smorzando – ganz nur so hingelächelt … Neptun's Dreizack geschwungen mit weißen Ballhandschuhen – wie Sie auch immer Se. Heiligkeit sehen werden … Sie wollen ja nach Rom? … Immer hat der Heilige Vater, auch wenn er die Völker segnet, weiße Handschuhe an … Diese Cardinäle! .. Da wird das Unmögliche möglich mit einer – kopfabschneiderischen Grazie … Die Art, wie blos allein diese Ceremonienmeister des Himmels über die Marmorböden schreiten oder wie sie die Messe lesen, falls sie die vollständigen Weihen haben – – das »laßt« sich gar nicht beschreiben …

Benno war im steten Bangen um die endliche Erwähnung seiner Mutter …

Der Chorherr ließ in der Stadt vor dem Bankierhause Marcus Zickeles halten …

Es war die Mittags- und Börsenzeit … Er fand niemand als einen Buchhalter, dem er seine Creditive überreichte …

Am Abend besuchte er das Kärthnerthortheater, wohin ihn der Chorherr nicht begleitete …[135]

Von der Herzogin von Amarillas erfuhr er durch Erkundigungen in den ersten Hotels, daß sie im »Palatinus« wohnte … Er näherte sich mit klopfendem Herzen diesem Gasthof, sah das Eingangsthor mit Dienern in prächtigen Livreen besetzt, hörte italienisch sprechen … Von einem Mohren hieß es, er gehöre dem Principe Rucca … Mit der sogenannten »Gemüthlichkeit« der Wiener stand die kurze Art, wie er da und dort auf seine Fragen Auskunft ertheilt bekam, nicht immer im Einklang …

Am folgenden Morgen sprach der Chorherr seine Verwunderung aus, daß noch kein Lebenszeichen von der Nuntiatur und der Staatskanzlei gekommen …

Benno erwiderte:

Wie wäre denn das möglich … Ich brachte keine Empfehlungsbriefe … Man erwartet mich hier nur in der Herrengasse … Wie weit ist Schloß Salem? …

Mindestens vier Stunden! sagte der Chorherr und lud Benno zur Besichtigung der Gemäldegalerie im Belvedere und dann zu einem Spaziergang im Prater ein …

Die Urtheile des Chorherrn über die Schätze der kaiserlichen Bildergalerie waren treffend und zeigten ein Bindeglied mehr zwischen ihm und dem Onkel Dechanten … Wie warm und lebendig wurde er im Gegensatz zu »Maria vom Schnee« über Rafael's »Maria im Grünen«! … Wie still und ruhig das alles ist! sagte er im Anschauen … Die Kinder spielen noch mit dem Kreuz, das sie künftig tragen sollen! … Und fast hastig führte er Benno zu Carlo[136] Dolce's Bild: »Die Wahrheit« – analysirte es und sah sich dann scherzend um mit den Worten: Warum ein solches Bild – noch nicht verboten ist! …

Beim Verlassen der nur flüchtig durchwanderten Säle zeigte der Chorherr eine italienische Villa mit noch grünem Rasen … Der Sommeraufenthalt des Staatskanzlers! erklärte er …

Zum Prater wurde ein Fiaker genommen …

Als sie den schon völlig laublosen großen Park erreicht hatten, stiegen sie aus …

Der Chorherr rief plötzlich:

Schauen Sie da! … Ist das nicht Ihre gestrige Dame? …

Eine Cavalcade von Reitern sprengte durch die Alleen … In ihrer Mitte eine Reiterin, auf deren Identität mit der gestrigen Tigerbekanntschaft der Chorherr nur der Offiziere wegen schloß, die wieder der italienischen Garde angehörten … Sie ritten zu schnell vor über, um sie zu erkennen …

Inzwischen gingen sie weiter … Der Chorherr nannte den Prater öde und langweilig … Nur die Abendsonne, sagte er, macht ihn schön … Wenn man so hinschlendert und sein Tagewerk vollbracht hat … Dann freilich kommt die Schönheit – wie so oft – aus unserm Gemüth …

Nach einer halben Stunde kamen sie zu dem im Prater befindlichen großen »Hamburger Berg«, dessen Schaustellungen und Sehenswürdigkeiten …

Eine große Menagerie kündigte sich durch ihre ausgehängten Bilder, Papagaien und Affen an …[137]

Zieht Sie schon wieder so ein Spectaculum? sagte der Chorherr fast ärgerlich, als Benno einer dicken hinter Vorhängen sitzenden Dame zunickte, die auf dem Dampfboot ihre verspäteten Käfige begleitet hatte …

Benno berichtete nur vom Dampfboot …

Da plötzlich unterbrach ihn der Chorherr und zeigte auf die in der Nähe stehenden dampfenden Rosse der vorhin gesehenen Cavalcade …

Die Italienerin wird schon wieder vor den Käfigen der wilden Thiere sein … sagte der Chorherr und rief dann aufhorchend:

Da! … Hören Sie! …

Und in der That hörte man drinnen eine laute Stimme italienisch rufen … Mitten durch das kurz ausgestoßene, fast hustende Brüllen eines gereizten Thieres vernahmen sie die Worte:

Eh! Tu! Muove ti! Dormi? Non essere si pigra! …

Diese anstachelnden Worte, so unweiblich die Situation war, die sie begleiteten, übten auf Benno sowol wie den Chorherrn den Reiz, daß sie die Hütte betraten …

In der That waren es die Italiener von gestern … »Der weibliche Zwerg«, wie der Chorherr übertreibend sagte, stand diesmal mit der Reitgerte vor dem Käfig einer jungen Löwin und reizte sie zu einer solchen Wuth, daß warnend schon der Aufwärter herbeilief …

Benno sah voll Staunen dem wilden Spiel der Italienerin zu …

Die junge Löwin sprang bald an die Gitterstangen, bald rannte sie im Kreise und stieß Töne aus, die wie aus dem Widerhall einer mächtigen Felsenhöhle kamen …[138]

Im schwarzen Tuchrock, mit der linken Hand die lange Schleppe haltend, stand das kleine Wesen von gestern, dessen Kopf wenig über die Stellage, auf der der Käfig ruhte, hinausragte, und schlug mit der Reitgerte bald nach links, bald nach rechts in die Stäbe hinein …

Wieder lachten die Herren und bedeuteten den Wärter, der Signora nicht ihr Vergnügen zu rauben …

Schon lauschte die geputzte »Marchand' mod'«, wie sie auf dem Dampfschiff geheißen hatte, eine Holländerin, an dem rothen Vorhang … Schon wurde ein junger Mann, ihr Begleiter, von ihr angerufen, sich ins Mittel zu legen, als die Italienerin von ihrem Uebermuth plötzlich abließ …

Sie hatte Benno erblickt …

Mit kalter Ruhe stand sie noch eben vor dem Käfig und trieb ihr Spiel … Jetzt war sie wie entwaffnet … Ein fast rosiger Hauch der Freude überflog sie … Mit dem Schein der mädchenhaftesten Schüchternheit senkten sich die langen blauschwarzen Augenwimpern … Mit schneller Fassung und plötzlich ihre Stimme mildernd sagte sie zu Benno:

Ecco il domatore delle bestie feroci! …

Benno erwiderte – halb nur für sich –:

Ecco la Romana! …

Perché Romana? fragte sie, scharf aufhorchend …

Benno hatte »Romana« betont …

Una lupa e stata la nutrice di Romolo … sagte er, sprach aber wieder wie nur zu ihr allein …

Ohne sich von der Voraussetzung, daß auch sie von[139] einer Wölfin könnte genährt worden sein, getroffen zu fühlen, schloß sie sich Benno an zum Weiterwandeln … Sie gingen die Käfige entlang … All ihre Aufmerksamkeit für die wilden Thiere war verschwunden … Sie wollte nur Benno festhalten, nur mit dem sprechen … Ehrerbietig grüßte sie seinen Begleiter, in dem sie am langen Oberrock den Priester erkannte …

Kennen Sie Rom? begann sie, noch über und über erglüht …

Ich bin im Begriff, es kennen zu lernen … sagte Benno …

Sie reisen nach Rom?! …

Ein Ausdruck der äußersten Freude kämpfte in ihren Mienen mit der Verlegenheit, sich in der ganzen Wirkung zu verrathen, die ihr schon seit gestern der junge anziehende Fremdling gemacht zu haben schien …

Noch würde das Gespräch in kurzen Fragen des höchsten Interesses und in ausweichenden Erwiderungen so fortgegangen sein, wenn nicht ein tragikomisches Ereigniß dazwischengetreten wäre …

Der elegante junge Mann mit den gelben Glacéhandschuhen von gestern war gleichfalls zugegen und etwas vorausgegangen … Schon befand er sich am Ende der Breterbude, wo ein Elefant auf einer Art kleiner Bühne unter gemalten Drapperieen eingepfercht und an einem seiner mächtigen Füße festgebunden stand … Das gewaltige Thier war vor den Zuschauern völlig frei … Ehe sich der junge Mann seines Schicksals versah, hatte der sich schlängelnde Rüssel eine Schwenkung um ihn her gemacht und ihm in dem[140] Augenblick, wo die Offiziere warnend Altezza! riefen, den Hut abgenommen …

Die Altezza, demnach ein Fürst, stieß einen Schrei: Gesú Maria! aus, taumelte zurück und sank in Ohnmacht …

Die Italienerin stand inzwischen, noch wie von Liebeswonne durchschauert … Sie schien so abwesend, daß sie die Ursache des Rufs nicht verstand und nur den zusammenbrechenden jungen Mann sah, der noch in seinen Beinkleidern mit den Sporen obenein festhakte, an die Breterwand stürzte, die den ersten vom zweiten Platz trennte und sich wirklich die Stirn blutig schlug …

Benno sah dies kaum, als er schon hinzugesprungen war und die Altezza aufgefangen hatte …

Bei Nennung jener fürstlichen Würde befiel ihn jetzt ein Bangen …

Der Hut war vom Wärter schon wieder zurückgegeben worden … Die Begleiter hatten sich geflüchtet … Sie schienen über den Elefanten ebenso erschrocken wie die Altezza …

Voll Aerger über die störende Scene und im Nu ihren ganzen Gesichtsausdruck verändernd, sagte die Italienerin zu Benno's Begleiter:

Sehen Sie da, warum man lieber die Thiere liebt, als die Menschen! …

Aqua! Aqua! E una carozza! rief sie gellend hinterher …

Der Fürst fing an sich zu erholen, versuchte zu lachen und erschrak wieder über seine blutigen Handschuhe …

Benno übergab ihn aus seinen Armen in die seiner Begleiter … Er wagte nicht weiter mitzugehen, als bis an die Vorhänge … »Altezza!« … Waren nicht[141] seine Mutter und Olympia in Begleitung eines italienischen Principe Rucca angekommen, des Verlobten Olympia's? …

Die Italienerin rief ergrimmt aufs neue:

Non viene la carozza? Fatte subito! Al monte Palatino! …

Palatino! … Es war gewiß … Doch »Monte Palatino«? …

Dann zu Benno rasch sich wendend, warf der süßeste und zärtlichste Mund von der Welt wie mit Zaubermetamorphose und fast leise ihm ins Ohr die Worte:

Besuchen Sie uns – den Principe Rucca – morgen um elf Uhr …

Wie sie das gesagt, verschwand sie – voraussetzend, daß Benno nicht folgen würde. Aber in ihrem Abschiedsblick lag ein Ausdruck aller Seligkeiten der Erde und des Himmels, ja als wäre Psyche überwunden worden von Amor …

Das ist eine Eroberung! brach der Chorherr aus, als Benno wie betäubt stehen blieb … Und Al monte Palatino! setzte er lachend hinzu … Sie glaubt, der Gasthof zum »Palatinus von Ungarn« hätte seinen Namen von einem der sieben Hügel Roms … So sehen diese Menschen überall nur sich … Deutschland ist ihnen nichts als eine römische Vorstadt, wo zuweilen Schnee fällt … Ich zweifle gar nicht, es ist die – Nichte des Cardinals Ceccone, eine Comtesse –

Maldachini! fiel Benno aus seiner Erstarrung kaum aufathmend ein …

Eine Verlobte des Prinzen Rucca, den Sie – aus dem Felde geschlagen haben, Bester! Haha! … Sie[142] flüsterte Ihnen ja ein Rendezvous zu … Um elf Uhr … Auf dem Mons Palatinus! …

Meine Mutter – die dritte in diesem Bunde! – riefen tausend Stimmen in Benno's Innern …

Mit bebendem! Herzen und tiefbeklommenen Athems verweilte Benno noch einige Augenblicke … Dann traten beide gleichfalls hinter den Vorhängen ins Freie und sahen, wie eben die Herren zu Pferde stiegen und ein herbeifliegender Miethwagen den Principe Rucca und die Italienerin aufnahm …

Benno ließ nur den Chorherrn reden, der von der Weichlichkeit der italienischen Aristokratie sprach, leise Andeutungen über den Cardinal gab, der einen einzigen Winter nicht ohne seine gewohnten Umgebungen zu sein vermochte, vom Prinzen Rucca erzählte, daß sein Urgroßvater ein Bäcker gewesen – in Rom wäre alles käuflich, Grafen- und Fürstenhüte – nur die Cardinalshüte stünden noch im Preise …

Der Name der Herzogin von Amarillas wurde in Pater Grödner's Geplauder nicht erwähnt, auch der nähere Zusammenhang Olympia's mit Ceccone zwar »möglicherweise« als das des Kindes zum Vater leise und ironisch angedeutet, aber ohne genauere Kenntniß des wahren Ursprungs, den Benno vollkommen wußte – wußte bis zu den Namen der Gebrüder Biancchi, deren Schwester die Mutter Olympia's war … Luigi Biancchi, einer der Brüder des Napoleone und Marco Biancchi, sollte in dieser Stadt Musiklehrer sein … Alles das war ihm durch seinen Bruder, den Präsidenten, vollständig bekannt geworden …[143]

Auch der Chorherr nahm jetzt einen Wagen … In dem Lärm der Stadt verhallte der empfangene Eindruck und die Benno durchzitternde Empfindung: Das Schicksal ruft dich selbst zu deiner Mutter! ...

Daß er morgen um elf Uhr im Palatinus nach – dem Befinden des Fürsten fragen würde, stand fest bei ihm …

Daheim fand er Karten von Stadtrath Schnuphase; auch von einem Herrn Harry Zickeles, der Einladungen zurückgelassen, das Großhandlungshaus Zickeles zu jeder Abendstunde als ein offenes zu betrachten …

Es strömte dann ein anhaltender Regen … Benno verbrachte Stunden der höchsten Aufregung auf seinem Zimmer … Die Aufgabe, die ihm für morgen gestellt war, erforderte seine ganze Manneskraft …

Gegen Abend erst ging er aus, suchte den »Palatinus«, gerieth in die Herrengasse, wo das vom Grafen Hugo empfangene Billet nun die morgenden Palatinus-Absichten durchkreuzte und ihn zwischen Mutter und Schwester, wen er zuerst sehen sollte, wählend stellte, kam mit irrendem, hin- und hersinnendem Grübeln in die Vorstellung des »Hamlet«, erlebte, daß Olympia es war, die in der Loge des großen Kanzlers neben seiner Mutter die Gläser auf ihn gerichtet hielt, ihm durch das ganze Theater hindurch auf italienische Art mit ihrem Taschentuch ein Zeichen des Grußes gab; erlebte, daß die Mutter das Lorgnon auf ihn richtete – – Die versagende Kraft trieb ihn aus seiner Loge – in Begleitung eines Mannes, der den Namen seiner Schwester trug!

Quelle:
Karl Gutzkow: Der Zauberer von Rom. Roman in neun Büchern, Band 7, Leipzig 1860, S. 110-144.
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