9.

[235] Cielo! … Destino! … Manda mi la morte! …

So brachen die Empfindungen der Herzogin aus … Benno ergriff die Hände der jetzt ohnmächtig zusammensinkenden Mutter …

Es war wie eine zweite Geburtsstunde, die sie erlebte … Ihre Zähne klapperten …

Allmälig schlug sie die Augen auf, betrachtete Benno und wollte mit der Geberde einer Fieberkranken die mitgenommenen blutigen Haare küssen …

Benno riß diese fort und umschlang die Mutter mit seinen Armen …

Wieder versank sie in Ohnmacht und fieberte laut …

In dem weichgepolsterten Wagen ging es auf der Landstraße eine Weile dahin wie in einem lautlosen Zimmer …

Als der Wagen eine kleine Höhe bergan fahren mußte und es langsamer ging, schlug die Herzogin die Augen auf, rang die Hände, riß Benno an ihr Herz und küßte ihn …

Du bist es! rief sie … Wüßte es doch alle Welt! setzte sie hinzu …[236]

Mutter! lehnte Benno ihren Wunsch ab, der fast wie Besorgniß klang …

Wer weiß es noch sonst? fragte sie …

Ich hier allein! antwortete Benno und deutete auf sein Herz …

Meine Ahnung ist erfüllt! sprach sie … Mit bangem Herzen bin ich nach diesem Lande gekommen … Ich ahnte, daß ich das alles, alles erleben würde …

Nicht aber so! klagte Benno das Schicksal an … So grausam nicht! … Das Leben im Tode … O zürnst du mir? …

Sie schüttelte den Kopf …

Niemand weiß es? fragte sie wiederholt und zweifelnd …

Vier fremde Priester, bestätigte Benno, ich und mein Bruder – der Präsident von Wittekind – Friedrich ist mein Freund und der deine …

Sie fand sich langsam zurecht …

Aber wer weiß, begann sie, ob ich deine Stimme gehört hätte, wäre sie nicht von dem Schweigen einer Todten unterstützt gewesen … Angiolina! … Ja, ich hatte mich mit Haß gerüstet, mein Sohn … Hätte Gott es nicht so verhängt, daß ich meine Kinder so – so wiedergesehen – wer weiß –! … Angiolina! … Eine – Verlorene! …

Benno unterbrach diese Gedankenreihen und fragte liebend vorwurfsvoll:

Selbst auf deine Kinder wolltest du Haß werfen? …

Ja, mein Sohn! bestätigte die Frau, deren Lippen noch wie von Fieberfrost auf und zu gingen … Es liegt eine wunderbare Macht, fuhr sie, an Angiolinens[237] Verirrung anknüpfend, fort, in dem Gesetz … Aber eine Frau kann sich von ihm verirren und, wird sie nur geliebt, so vergißt sie alles, Urtheil der Welt und künftiges Gericht … Täuscht sie aber der, den sie liebte und um den sie alle Sünden der Welt ertrug und selbst beging, so welkt ihr jeder Baum und jede Farbe verbleicht ihr und ich haßte dich schon damals ebenso, wie ich dich anfangs geliebt hatte … Ich schleuderte – Angiolinen – dies Kind wie eine Last von mir … Ihm zu Füßen! … Da hast du, was dein ist, Schurke! … Ich sah meine Geburt nur einmal – wie sie ins Leben trat … Das wird vor Gott ein Verbrechen sein – aber er strafte mich jetzt schon, daß ich mein Kind so wiedersehen mußte …

Sie versank in Thränen und küßte die blutigen Haare …

Sei versöhnt! sprach Benno mit Milde und wie jeder, der an ein mühevolles Ziel glücklich angelangt ist, dann erschöpft zusammenbricht …

Dir bin ich es, mein Sohn! wandte sich ihm die stolze Frau zu, jetzt, um ihn zu ermuthigen, mit zärtlichstem Tone, ja wie eine Braut so weich – aber – Medea – erhob sie sich wieder – Medea schlachtete dem treulosen Vater ihre Kinder … Nein, nein! … beschwichtigte sie gleichsam … Wie kommt das alles – daß du hier bist? Suchtest du mich? Woher weißt du deinen Ursprung? ..

Benno sammelte sich und die Mutter am zweckmäßigsten durch die vollständige Erzählung der ihm allmälig gewordenen Enthüllungen … Er schloß seine kurzgefaßten Mittheilungen mit dem Wort:[238]

Die Kirche anerkennt deine Ehe! …

Sprich das nicht aus! entgegnete sie … Meine Feinde haben mir auch mit lächelnder Miene diese Andeutung gegeben … Meinen Frevel, die Hand des Herzogs von Amarillas zu nehmen, die ich nahm aus Stolz und Scham über mich selbst, verzeiht das Gesetz; denn ich kannte die Lehre der Kirche nicht … Ich wußte, daß mich dein Vater betrogen hatte und war frei …

Wann erfuhrst du das? …

Als ich einige Laute dieser eurer rauhen Sprache gelernt hatte, die du nur schön sprichst, du, mein Sohn! … Als ich ein Flüstern zu verstehen anfing, wenn Wittekind mit seinen Freunden zusammen war, ich auf meine Anerkennung drängte und nicht mehr in meine Pflichten nach Kassel zurückkehren zu wollen erklärte, wenn ich auf Neuhof gewesen … Ich erlebte die Grausamkeit des Mannes! – O mein Cäsar – hast du etwas in deinen Zügen von diesem Tyrannen – Jesus ja, du bist sein Bild! …

Nicht im Herzen! sagte Benno, schlug die Augen nieder und zog die Mutter an seine Brust …

Er warf mich eines Tages in einen Kerker! fuhr sie fort … Er ließ mich hungern … Ich schrie um Hülfe … Zuletzt konnt' ich nicht mehr … Er kam in die unterirdischen Gewölbe und kniete an meiner Thür nieder und weinte … O Cäsar … Er konnte bestrickend sein wie ein Kind, wenn er wollte und Nachsicht bedurfte … Zweimal geschah das … Ich saß in den untersten Gewölben und fror und hungerte – ich, sein rechtmäßiges Weib! Wie ich damals noch –[239] und freilich nur noch das erste mal glaubte … Ein Teufel von einem Weibe bewachte mich …

Brigitte von Gülpen, ergänzte Benno … Sie strafte der Himmel … Sie ist ermordet worden …

Gott wird ihrem Mörder zum Paradiese verhelfen! … Ja, Brigida hieß sie –! Ich vergesse den Ton nicht, wenn sie sich meldete und ich rief: Wer da! … Sie spitzte dann den Mund und lockte mich: Täubchen! … Sie hätte mich würgen können wie eine Taube …

So auch starb sie … sagte Benno und erzählte den Tod der Hauptmännin … Dann fuhr er fort: Aber sie hatte eine Schwester – Petronella hieß sie – Ihr dank' ich mein Leben, meine Pflege, meine Erziehung … Meinem Onkel, dem Abbate Francesco, verdank' ich meinen Namen … Ich hieß der Sohn seines Bruders … Ich heiße Benno von Asselyn …

Julius Cäsar von Wittekind heißt du! – und eine Weile nach mir Montalto! … verbesserte sie stolz und fuhr in den sie erleichternden Erinnerungen fort … War ich ermüdet und kraftlos und verhallte meine Stimme ohnmächtig an den Wänden, so kam dein Vater und beschwor mich, ihm zu vertrauen … Er könnte mich noch nicht anerkennen, wehklagte er … Er verlöre die Hälfte seines Vermögens … Auf seinem Witthum beruhte seine ganze Kraft … Mit der zweiten Heirath würde er der Sklave seiner Kinder werden … Er nannte Namen, die ich bald vergaß, Verhältnisse, die meine Begriffe überstiegen … Er bat, er flehte hinter dem Gitter … Er knieete nieder, schilderte eine glänzende Zukunft … Ich ließ mich bethören und versprach nachzugeben[240] Diese Augenblicke, wenn er den Schlüssel zog, wenn er meine Schwüre hören wollte, daß ich ihm verziehe, erst ein Pistol mir entgegenhielt und dann doch wieder durch das Gitter mich mit Küssen verlocken wollte – O, was hab' ich gelitten, mein Sohn! …

Benno umarmte sie, streichelte ihre Wange, küßte ihre Hände … Er starb im Wahnsinn, sagte er … Wie zur Sühne solcher Frevel starb er – ein Geächteter … Einen seiner frühern Freunde hat er erstochen …

Wär' es einer von denen gewesen, sagte die Mutter mit Bitterkeit, die mich in der Kapelle zu Altenkirchen betrogen! … Und doch, du sagst es, einer von ihnen wurde dein zweiter Vater? … Lebt der Abbate noch? … Ich glaubte, gerade der wäre zur ewigen Verdammniß bestimmt! … Gerade er machte und wie aus Achtung vor mir den Ministranten – ein Priester! … Ich sagte ihm Dank, als wir ins Schloß zurückkehrten nach der Trauung, Dank für die Ehre, die er mir gewährt … Seine Hand zitterte, als er dafür die meinige küßte … Ein Jude war der falsche Priester – der mich drei Jahre lang betrog – Auch in der großen Kathedrale von – wie hieß der Ort – Witoborn – betrog –! … Er las die Messe … Ich wußte damals nicht, daß es seine erste war … Später erfuhr ich's, als ich anfing, mich heimlich nach ihm zu erkundigen … Kurz vor der Flucht des Hofes von Kassel, längst schon in Angst um Wittekind's kaltes Benehmen, in Hoffnung mit – Angiolinen, in[241] Angst vor den wilden Kosakenhorden, die nach der großen Schlacht bei – Leipzig schon bis dicht an die Thore schwärmten, sagte mir Wittekind ins Gesicht, daß er mein Bleiben nicht dulden würde und daß ich sein Weib gar nicht wäre … Trommelwirbel fielen in diese Worte … Die Glocken läuteten Sturm – Feuer! rief es in den Gassen … Schon brannt' es in den nächsten Dörfern … Besinnungslos folgt' ich der allgemeinen Flucht … In der unglücklichen Lage eines Weibes, wenn sie die Zwecke der Schöpfung erfüllen soll, ward ich von den Angehörigen der Truppe, zu der ich gehörte, fortgerissen … Schon am Abend, in einer Scheune, auf dem Wagen eines Kunstfeuerwerkers unsers Ballets, kam ich nieder … Ich raffte am andern Morgen den letzten Rest meiner Kräfte zusammenstoße das Kind, wie alles um mich her, von mir – Die Gesellschaft wird von den Vorposten der Russen auseinander gesprengt – Ich gelte für eine Todte – So kam ich auf einem Bauerwagen nach Frankreich, verfolgt von dem Hohn: Das ist der Hof des Königs Hieronymus! … Ich verfiel in eine lange Krankheit, nach der ich mich erst allmälig auf alles besann, was vorher mit mir vorgefallen …

Arme Mutter! sprach Benno und suchte sie zu beruhigen …

Aber die Sprecherin war in mächtigster Erregung und fuhr fort:

Der Krieg kam näher und näher … Ich benutzte meine ersten wiedererlangten Kräfte, an Wittekind zu schreiben; an den Bischof von Witoborn, dem ich noch[242] Anstand nahm alles ganz wie es war mitzutheilen; an die Behörden … Letztere wurden eben neu eingesetzt … Wittekind antwortete nicht … O die Scham und die Verzweiflung über meinen eigenen Unverstand waren noch größer als mein Rachegefühl … Ich suchte mich der Welt zu verbergen, ich verrieth niemanden, was mir geschehen war … Meine nächsten Vertrauten und Umgebungen waren durch die Zeitumstände von mir gerissen … Nachrichten über ein Bauerhaus einzuziehen, wo du lebtest, wurde unmöglich … So bracht' ich einige Monate in Paris zu … Da lernte mich der Herzog von Amarillas, Marquis Don Albufera de Heñares, kennen …

Die Mutter hielt inne, um neue Kraft zu schöpfen …

Benno bat sie, sich zu schonen …

Bei dem Wort, das er aussprechen wollte, er würde sie ja nun oft sehen können … stockte er … Wir sehen uns in Rom! sagte er …

Nein, schon hier! wollte sie mit überwallendem Gefühl ausrufen; doch auch sie unterbrach sich jetzt und gestand, ihre Stimme dämpfend: Meine Lage ist – freilich nicht so – daß ich – …

Benno sah, daß hier seine Aufgabe erfüllt war … Was sollte er noch in Wien? … Sollte er wie Hamlet einen ungeheuern Schmerz im Busen tragen und ihn vertändeln in der Gesellschaft, in einem Liebesroman mit Olympien? …

Die Herzogin fuhr inzwischen fort:

Die Feinde hatten Paris genommen … Ein Flüchtling vor Napoleon, kehrte der Herzog mit dem vertriebenen[243] Ferdinand VII. nach Spanien zurück … Er kam aus England und erkrankte in Paris … Der Streit unserer Meinungen hinderte nicht die Annäherung der Sympathieen … Der Herzog wohnte in einem Hause mit mir … Er war alt und gebrechlich … Seine gänzlich verarmte Lage rührte mich … Ich fing wieder an zu singen und theilte mit ihm, was ich hatte … Dennoch war alles nur Rache an Wittekind – der mich endlich mit Geldmitteln und höhnischem Spott und einer teuflischen Bitte um Verzeihung bedachte – Rache, daß ich ihm als Herzogin antwortete und ihm ebenso höhnisch, wie er geschrieben, auch ihm seine Kinder empfahl, für die er zu sorgen gelobte, die ich aber – Gott wolle es mir verzeihen! – wie alles verfluchte, was mich an ihn erinnern konnte …

Benno erkannte die psychologische Möglichkeit …

Nach einer starren Betrachtung der blutigen Locken Angiolinens fuhr die Mutter fort:

Ich reiste nach Madrid … Der Herzog, mein Gemahl, hatte eine Stellung am restaurirten Thron der Bourbonen erhalten … Bald aber kehrte Napoleon von Elba zurück; auch in Madrid erhob sich die Revolution … Der Herzog erlag den Anstrengungen einer Flucht vor der Cortesregierung nach Portugal und starb … Wieder stand ich allein, wieder ohne Schutz und Lebenshalt; jetzt bereuend, daß ich mich selbst so rasch zu dieser Veränderung meiner Ansprüche auf Wittekind hatte bestimmen können … Ich reiste nach Rom … Von dort begann ich in meiner ersten Verzweiflung, mit Schloß Neuhof zu correspondiren und einlenkende[244] Schritte zu thun … Später drohte ich … Man schrieb mir oder ließ mir schreiben … Ich empfing einiges Geld, im übrigen nur die alten höhnischen und bäurischen Scherze und Bitten um Verzeihung … Las ich diese Briefe, so hörte ich das wiehernde Gelächter, das dein Vater zuweilen ausstoßen konnte für sich ganz allein – nur für sich allein … Er jubelte dann über seinen Verstand und über die Dummheit der ganzen Welt …

Das hat sich traurig gewendet! sagte Benno … Jérôme, sein zweiter, schon geisteskranker Sohn, starb im Duell … Auch Friedrich, der Erbe, ist nicht glücklich … Doch bin ich mit Friedrich einverstanden und befreundet … Er kennt meine Reise hierher und billigt die Begegnung mit dir … Befiehl du selbst! … Er ordnet sich allen deinen Wünschen unter …

Die Herzogin horchte aufmerksam und überlegte … Sie schien das Fortwalten des Geheimnisses vorzuziehen … Wenigstens sagte sie:

Mein Sohn! … Ich bin die Tochter eines Marchese im Ravennatischen, der sein Vermögen verlor … Ich mußte früh an die Verwerthung eines Talents denken, das mich und die Meinigen erhielt. So legte ich den Namen der Marchesina von Montalto ab und nahm den der Fulvia Maldachini an … Von Rom kam ich erst nach Parma … Von dort nach Mailand, von Mailand nach Paris, von Paris nach Kassel … Ich kannte diese ganze dortige fremde Welt nicht und verachtete sie zu sehr … Meine einzige Umgebung war eine alte Römerin, die mich singen gelehrt hatte … Sie war halb erblindet, erschien aber durch ihre Manieren[245] wohl geeignet, meine Duenna vorzustellen … Auch sie verstand die Welt nicht, in der wir mit Anstand lebten … Ich genoß die größten Auszeichnungen und hatte selbst die List des Königs zu fürchten … Ich war tugendhaft, mein Sohn! … Ich war es vielleicht nur – aus Stolz … Den Freiherrn erhörte ich erst, als er mir die heimliche Ehe anbot und ich sie vor Gott, einem Pfarrer oder dessen Substituten und mehr als zwei Zeugen, die hingereicht hätten, richtig geschlossen glaubte … Meine Entbindung von dir fiel in die Zeit der Ferien an unserer Bühne … Ich genas in einer der kleinen Meiereien, die zu den Besitzungen deines Vaters gehörten … Eine Bäuerin nährte dich … Noch war deine Geburt eines Familienstatuts wegen zu verbergen … Aber du hattest meine ganze Liebe … Nie konnte ich dich in den schmuzigen Umgebungen wie ein Bauernkind sehen, ohne nicht sofort mit deinem Vater die ernstesten Kämpfe über die endliche Enthüllung unsers Geheimnisses zu beginnen … Anfangs erfolgten die Beschwichtigungen in Güte … Die spätere Wendung erzählte ich dir … Wäre ich nicht von den Pflichten meines Berufs, den ich liebte und den ich so viele Meilen von Neuhof entfernt ausübte, gebunden gewesen, ich hätte so lange mein Geheimniß nicht bewahren können … Als ich endlich den Betrug durchschaute, übertrug ich meinen Haß auch auf meine Kinder … Und ich sag' es dir, Cäsar, ich würde dich und Angiolina nie anerkannt haben ohne diese heutige Wendung des Geschicks, die mir so schreckhaft sagte: Die Rache lasse der Mensch dem Himmel! … Oft befiel mich[246] melancholische Sehnsucht nach den beiden Wesen, die ich unterm Herzen getragen … Einmal – ja, da war ich nahe daran, mich zu entdecken, als jener Pater Stanislaus, den du kennst – …

Wenzel von Terschka – …

Nach Deutschland reiste und sich mir empfahl … Ich lebte jedoch schon damals in Verhältnissen, die mir die Festhaltung meiner Stellung als Herzogin von Amarillas zur unbedingtesten Pflicht machten … Und noch – jetzt, mein Sohn – …

Die Erzählerin stockte und wandte sich ab …

Benno glaubte die Beschämung zu sehen, die Anstand zu nehmen schien, von Cardinal Ceccone, ihrer dritten Verbindung, zu sprechen … Ein unendliches Weh legte sich auf sein Herz …

Mein Sohn, sprach die Herzogin, seine Gedanken errathend … Wenn Cardinal Ceccone in allem so heilig wäre, wie in seinem Verhältniß zu mir, so würde man ihn nach seinem Tode kanonisiren … Eher kannst du in Rom hören, daß – – Ceccone wie Papst Alexander Borgia seine eigene Tochter liebt, als das Wort – die Herzogin von Amarillas stünde in einer nähern Verbindung mit ihm, als der, die Duenna seiner – »Nichte« zu sein … Mein Sohn, du siehst mich hier mit vier Pferden fahren, Bediente umringen mich, ein römischer Principe reicht mir den Arm, um mich in die kaiserlichen Theater zu führen, in die Loge des mächtigsten Staatsmannes der Welt – ich bin nichts weiter als eine Gouvernante …[247]

Benno ergriff gerührt die Hand der Mutter und sah in ihre umflorten Augen …

Unter unsern Cardinälen, fuhr sie mit schmerzlichem Lächeln fort, gibt es einige, die wohl verdienen, Muster der Christenheit genannt zu werden … Ihre Zahl ist nicht groß … Die übrigen theilen sich in zwei Klassen … In solche, die die Gelübde aus Indolenz halten, und solche, die die Natur nicht betrügen können … Alle aber, selbst die letztern bewahren den Anstand … Saltem caute! ist unsere römische Devise … Um die immer prüfend und lauernd auf sie gerichteten Blicke der Menschen, namentlich der Priester, zu zerstreuen, zeigen die Cardinäle sich absichtlich ganz weltlich, leichtsinnig, gesellschaftsbedürftig und doch nicht anstößig. Das ist, wie die Frauen im Cicisbeat einen Deckmantel für eine in ganz anderer Sphäre versteckte Leidenschaft haben … Jeder Gatte läßt seine Gemahlin ruhig mit dem Cicisbeo gehen … Dieser ist der Freund des Hauses, der Freund des Mannes, der Beschützer der Frau, deren anderweitige Verhältnisse am wenigsten der Cicisbeo kennt … So haben auch die Cardinäle ein Haus, an das sie attachirt sind, wo sie Audienzen geben, wo sie sich ausruhen, Whist spielen und wirklich, wenn auch mit den leichtesten Formen, die Tugend und Entsagung selbst sind … Das weiß in Rom jedermann … Cardinal Ceccone kann nach seinen Arbeiten in der Sacra Consulta nicht anderswo sich erholen, als bei der Herzogin von Amarillas, wo es hergehen würde so still und fromm, wie im Kloster von Camalduli, wenn nicht Olympia mit den Jahren immer gefahrvoller[248] sich entwickelt hätte – Cäsar! – unterbrach sich die Sprecherin und betrachtete Benno mit einer Mischung von Staunen und Schrecken – wie nur war es möglich, daß gerade du, du mein Sohn, Cäsar von Wittekind, es sein mußtest, der – … Doch – fuhr sie plötzlich auf – fliehe Olympia! Sie zerreißt, was sie liebt! …

Benno gerieth in die größte Verwirrung … Seine Ueberzeugung, daß er in Wien seit dieser Stunde nichts mehr zu vollbringen oder abzuwarten hätte, mehrte sich …

Die Mutter fuhr fort:

Ich bin nicht die einzige Herzogin, lieber Sohn, die in Roms dunkelsten Gassen wohnte und nur – in den Kirchen, deren wir zu diesem Zweck Gott sei Dank genug haben, von einem ihrem Stand gebührenden Glanze umgeben ist … Man ist arm, aber vom Munde darbt man sich den Miethwagen ab, der uns des Abends eine Stunde auf den Corso führt … Sonst geht man des Tages zu Fuß … Ein Schleier genügt, nicht einmal ein Bedienter … Alle hundert Schritt liegt eine schöne geräumige Kirche, gebaut aus Marmor, mit stillen Kapellen, dunkeln Ecken, da eine Lampe, hier ein Schemel für die Füße, ein Bild von Domenichino, eine Sculptur von Michel Angelo – so kann man schon eine Stunde lang verträumen, ein Leben der Armuth anständig verschleiern … Du wirst das sehen, wenn du in Rom bist … Du gehst nach Rom! … O wohl, wohl! … Du sollst es … Oder was – was glaubst du, mein Sohn? …

Benno hatte die Miene gemacht zu fragen, ob sie[249] es nicht wünsche … Er sah, wie seine Begegnung sie bei alledem zu stören anfing …

Die Kirchen, fuhr die Herzogin nach einigen zärtlichen Blicken fort, die Kirchen in Rom sind zum Beten da; aber sie verbinden zugleich den Zweck, eine Promenade zu sein, eine Promenade, die zu betreten nichts kostet … Ich hörte einen Attaché der Gesandtschaft des Königs von Preußen, der erst einige Tage in Rom war, außer sich gerathen bei der Erzählung: Ich besuche den Carcer Mamertinus beim Capitol, die Kapelle, die über jenem Gefängniß erbaut ist, wo Sanct Peter vor seiner Hinrichtung gefangen saß, und ein Geistlicher tritt herein, kniet vor einem Betpult nieder, wendet das Antlitz zum Altar, zieht, ehe er betet, sein Taschentuch, seine Dose, nimmt eine Prise und dann erst faltet er die Hände!1 ... Dies Bild brachte den Lutheraner außer sich, beleidigte jedoch von uns Römern niemand … Es war ein heißer Tag; der arme Dorfpfarrer, der die Merkwürdigkeiten der Stadt ansah, wollte sich ausruhen und benutzte die kühle Kapelle St.-Pietro in carcere … Daß man sich an einem solchen Ort mit der Geberde des Betens ausruht, bringt die Rücksicht auf den Ort und diejenigen mit sich, die vielleicht ringsherum wirklich beten … Die Kirchen Roms sind nicht Kirchen allein, sondern die ehemaligen Thermen der Kaiser … Sie sind die Gärten und Promenaden der Stadt, die allen gehören, den Armen und Reichen, den Königen und Bettlern … Ist denn nicht auch das Religion, was alle gleich[250] macht? … Wer gefallen ist, Könige, die ihre Krone verloren, können keine bequemere Stadt der Welt finden … Für die, die ohne Demüthigung sein und vergessen wollen, ist Rom die Stadt der Städte …

Diese Aeußerungen einer Frau, die in so unmittelbarer Nähe der Tonangeber der Christenheit lebte, mußten Benno wol die Frage wecken: Wie stehen ihre Ueberzeugungen im Verhältniß zur Kirche und zu dem Zweck der Sendung des Cardinals? … Doch überwog jetzt noch das Interesse am Persönlichen …

Fünf bis sechs Jahre, fuhr die Mutter fort, lebte ich in dem steten Kampf mit mir, welche Entschließungen ich fassen sollte … Ich war nicht mehr jung … Meine Schönheit, wenn ich sie je besaß, war verblüht … Ich zog niemanden an, als dann und wann ein paar Priester, die bald wegblieben, als ich ihnen keine Tafel serviren konnte … Zur Devotion hatte ich kein Talent … Im Singen zu unterrichten widersprach meinem Stolz … Ich processirte mit den Gerichten Spaniens; die Revolutionen und die Cortes wiesen mich ab … Wittekind erlebte in meiner Verzweiflung einigemal die Drohung, daß ich nach Deutschland kommen und die Gerichte gegen ihn anrufen würde … Ich ging so weit, mich über die Gesetze wegen unwissentlicher Bigamie zu unterrichten … Ich überzeugte mich, daß meine Ehe nach kanonischen Regeln anerkannt werden konnte … Dann aber hatte ich in Bigamie gelebt und mußte erst von dieser Sünde wieder befreit werden … Das ist das besonders Schmerzliche am Unglück, es macht zuletzt feige … Das Unglück verwirrt uns[251] und läßt uns falsche, oft ganz unwürdige Maßregeln ergreifen … Ich fand wenigstens meine Hülfe da, wo ich nimmermehr geglaubt hätte, daß ich sie suchen würde …

Benno horchte voll höchster Spannung …

Jenseit der Tiber wohnen in Rom jene Volksklassen, die sich noch eine gewisse Natürlichkeit, soweit sie bei römischer Unbildung möglich ist, bewahrt haben; Handwerker, die größerer, lichterer Räume bedürfen, als sie die innere Stadt diesseit der Tiber bietet … In Trastevere wohnte ein Metzger, von dem ich mir zuweilen den Luxus gestattete, ein besseres Stück Fleisch, ein ganzes junges Lamm für die Küche zu bestellen … Noch lebte meine alte Marietta Zurboni, die mich so lange Jahre begleitet hatte … Nun war sie ganz blind; ich gönnte ihr zuweilen Festtage in Wirklichkeit, nicht blos die, die im Kalender stehen – Was ich da alles rede! unterbrach sich die Herzogin und starrte in die Ferne und in die noch nicht erreichte Stadt …

Benno erkannte, daß die Mutter so plötzlich der Schmerz um die Todte, die nun schon in Entfernung fast einer Meile zurückgeblieben, ergriff … Sie hielt beide Hände nach der Gegend hin, wo Schloß Salem lag … Eine Geberde der Bitte um Verzeihung … Sie küßte wieder die blutigen Haare …

Benno beruhigte sie …

Eines Tages, fuhr sie nach einem kurzen Weinen fort, hatte ich mich von Kirche zu Kirche bis Santa-Cecilia gebetet – dies war die einzige Art, wie ich als Herzogin am Tage ohne Equipage vegetiren konnte – Ich that,[252] als könnte ich, da ich doch einmal bei Meister Pascarello in der Nähe war, bei dieser Gelegenheit, obgleich ich eine Herzogin war, auch wol mein Osterlamm selbst bestellen … Hoheit, sagte er, warum sind Sie nicht zehn Minuten früher aus Ihrer Andacht erwacht! Soeben hatte ich noch fünf Lämmchen, weiß wie Schnee, so unschuldig, daß sie die heilige Agnes mit in den Himmel hätte nehmen können! … Ich bedauerte … Hätt' ich diese Ehre geahnt! fuhr er fort. Aber, den Heiligen sei Dank, die Kleinen kommen wenigstens in gute Hände und Gott segne, daß ihre Wolle dem Pascarello Ehre macht! … Wer erhielt sie denn? fragte ich … Der ehrliche Metzger zeigte über die Tiber hinweg und sprach: Wenn die Thierchen gebraten werden, Hoheit, einen solchen vornehmen Rost haben Sie doch nicht! Ich glaube fast, der des heiligen Laurentius selbst wird dazu genommen! … Ich ahnte eine Bestimmung für die Kirche und Meister Pascarello erzählte mir noch eine Geschichte, die in Rom jedermann weiß … Im Kloster der Nonnen, die man die »Lebendigbegrabenen« nennt, werden die Lämmer gezogen, aus deren Wolle die weißen, drei Finger breiten Schulterbinden, Pallien genannt, gefertigt werden, die Rom jedem neuernannten Bischof der Christenheit zuschickt … Die Achselklappen zu den Uniformen der großen römischen Armee … Die Lämmer können ihre zarteste Wolle nur jung liefern, werden nach der Schur geschlachtet und der Heilige Vater bewirthet mit dem Fleisch jährlich die zwölf Apostel, denen er die Füße wäscht; es sind Arme, die zu dieser Ehre schon lange auf einer Liste verzeichnet stehen … In dem Kloster[253] sagte Meister Pascarello, muß ein Wolf hausen oder eine Wölfin – verbesserte er sich –; denn ich habe die Ehre, des Jahres viel Lämmer dorthin zu liefern, mehr als in einem Jahr in der Christenheit Bischöfe sterben und neue gewählt werden! … Seltsam! … sagte ich gleichgültig und – betete mich wieder in meine dunkle Gasse bei Piazza Navona zurück, in der ich wohnte … Ich erzählte diesen Vorfall einem Prälaten, der mich oft besuchte, obgleich ich ihn nicht mochte wegen seines giftigen und intriguanten Wesens … Leider hatt' ich ihm schon mehr von meinen Lebensverhältnissen vertraut, als ich hätte thun sollen … Es ist der jetzige Cardinal Fefelotti, wie man weiß, der Feind Ceccone's …

Benno hatte diesen Namen als jetzigen Nachbar des Grafen Hugo in Castellungo heute nennen hören … Auch wußte er, daß Olympia's Mutter im Kloster der »Lebendigbegrabenen« lebte … Er fürchtete die Aufregung der Mutter und sagte:

Laß es! … Du wirst mir noch oft erzählen können …

Eine solche Stunde kommt uns nicht so bald! erwiderte sie seufzend …

In Rom! … Ich verlasse Wien … sagte er …

Nein! rief die Mutter leidenschaftlich, umschlang und küßte ihn …

Ich gehe nach Rom … Heute noch …

Cäsar! rief die Herzogin wie im Ausbruch des äußersten Schmerzes und – doch voll Freude …

Nach einiger Sammlung fuhr sie fort:[254]

Fefelotti machte eine schlaue Miene und sagte: »Daraus erkenne ich ja die Wahrheit eines Gerüchtes! Monsignore Tiburzio könnte, mein' ich, von dieser kleinen Wölfin leicht seinen Cardinalshut zerrissen bekommen« … »Sie wissen«, setzte er hinzu, »daß Tiburzio im nächsten Conclave den Purpur erhalten wird« … Die Züge Fefelotti's verzerrten sich noch häßlicher, als sie schon von Natur sind … Ich sah, daß er über einen Plan brütete … Ceccone war schon damals der mächtigste Mann in Rom … Er hatte die Revolution gebändigt, die Carbonari verbannt oder eingekerkert; man wußte, daß ihn eine Römerin, Lucrezia Biancchi, hatte ermorden wollen …

Olympia ist das Kind einer neuen Judith! sagte Benno …

Alle Welt weiß es jetzt … bestätigte die Mutter … Aber damals noch nicht … Der Generalinquisitor Ceccone schlug die Untersuchung des Mordanfalls einer jungen Wäscherin auf ihn nieder und brachte die Mörderin heimlich zu den »Lebendigbegrabenen« … Das fanatische Mädchen, das ihre Ehre geopfert hatte um ihn zu tödten, kam dort nieder … Olympia wurde im Kloster fünf Jahre alt … Es war ein Kind der Sünde – ein Kind der Lüge, der Wollust, des Mordes … Von solcher Wildheit des Blutes war sie, daß sie mit den kaum geborenen Lämmchen spielend oft eines erwürgte … Das Opfern dieser Lämmer ist eine heilige Procedur, die am Fest der heiligen Agnes öffentlich vollzogen wird … An der Wolle soll noch jetzt niemand eifriger spinnen, als die schon in der[255] Geburt ihres Kindes vom nicht abgewarteten Milchfieber irrsinnig gewordene Lucrezia – …

Was ist Wahrheit! klagte es tief schmerzlich in Benno's Gemüth … Ein riesiges Gebäude steigt auf, ein stolzer Dom … Die Pfeiler ragen wie über felsenfestem Grunde … Die Wölbungen sind wie für die Ewigkeit berechnet … In den Rissen wächst, mit buntestem Farbenreiz sie verdeckend, die Flora der Phantasie und des Gemüths … Die heiligste Andacht nimmt diese weißen Pallien mit den vier schwarzen Kreuzen darauf als die Sinnbilder jenes verlorenen Lamms, das der gute Hirte gesucht – und wie macht sich das alles in Wirklichkeit! … »Rom blüht und gedeiht doch!« hatte Hammaker beim Vorschlag eines neuen, »falschen Isidorus« gesagt – …

Die Mutter schien diesen schneidenden Contrast nicht nachzufühlen … Die Römer nehmen, was von ihnen kommend die katholische Welt andachtsvoll verehrt, wie ihr tägliches Brot und als sich ganz von selbst verstehend …

Ich gönnte Fefelotti nicht den Triumph seiner Intrigue, fuhr sie fort … In einer jener Anwandlungen von Thatkraft und Muth, die schon längst bei mir aufgehört hatten, schrieb ich an Monsignore Ceccone und warnte ihn, er möchte auf der Hut sein und aus dem Kloster eine gewisse – kleine Wölfin entfernen … Die Visitation durfte ohnehin kein Kind im Kloster dulden … Dann auch noch warnte ich ihn vor den unbesonnenen Plaudereien Pascarello's in Trastevere … Ich hatte mich genannt und durfte nicht erstaunen, unmittelbar[256] darauf den Besuch des Monsignore selbst zu empfangen … Ich fand in Ceccone einen Mann von hinreißendem Benehmen, angewiesen auf die Gunst der Frauen … Ich für mein Theil fühlte, daß ich nichts mehr für einen solchen Mann besaß, als höchstens etwas Verstand und das unendlichste Vedürfniß nach Beistand, das zuweilen die Menschen bindet, besonders wenn sie nicht gut sind … Gefällig sein heißt bei vielen, nur seine Macht zeigen wollen … So entdeckte sich mir Ceccone ganz, dankte für meine Theilnahme, warnte vor Fefelotti, der sein Feind seit frühester Jugend und schon von der Schule wäre, und machte mir den Vorschlag, daß ich einen Palast bezöge, den er für mich miethen wollte, wenn ich Olympia zu mir nähme … Noch mehr! Es wäre ihm lieb, sagte er, wenn ich ihr einen Namen, vielleicht von meiner Verwandtschaft gäbe … Ich ging auf diese Vorschläge ein … Ich gab Olympien den Namen, den ich in diesem rauhen und grausamen Lande zurückgelassen habe, Maldachini … Den Grafentitel, den das Kind bekam, bezahlt man in Rom … Principe Rucca's Urgroßvater war vor hundert Jahren ein Bäcker …

Benno horchte nur …

Meine Lage besserte sich … Sie wurde glänzend … Ceccone sammelte Schätze und hatte eine solche Liebe zu seiner Tochter, daß sie ihm, wenn wir noch in den Zeiten des »großen« Nepotismus lebten, eine Fürstenkrone werth wäre … Die Krone des Prinzen Rucca entspricht nur noch der jetzigen Stellung des römischen Stuhls … Aber die Zähmung der jungen Wölfin ist[257] mir nicht gelungen … Sie ist eine Blume, die aus Blut emporgesprossen … Ihr Dasein verdankt sie einem Haß, der sich in Liebe nur verstellte … Lucrezia Biancchi suchte die Bekanntschaft im Hause des Inquisitors durch eine Wäscherin, die für ihn arbeitete … Sie begleitete diese, nahm ihr zuweilen die Uebergabe der Wäsche ab … So begann ein Roman, den sie benutzte, um den Feind der jungen Freiheit Italiens wie Judith den Holofernes zu ermorden … Wir haben ein schönes Land, aber – wilde Menschen … Noch werden die Zeiten eisern werden …

Benno war zu ergriffen, um von den Brüdern Lucrezia Biancchi's, von den Oheimen der »Gräfin«, zu sprechen, von der Nähe des alten Professors Luigi …

Schlimme Stunden werden auch noch für uns allein kommen, mein Sohn! seufzte die Mutter … Olympia hatte nie einen Wunsch, der unerfüllt blieb … Sie heirathet den Principe nicht, um seine Liebe oder seinen Namen zu haben, sondern nur, um eine Frau zu sein … Dadurch erst gewinnt ein Weib größere Freiheit … Mein Sohn, Rom hat keine Erziehung, keine Bildung – keine Tugend – … Es hat nur Leidenschaft und Verstellung – Wir haben die Formen der Devotion … Diese vertreten den öffentlichen Anstand … Alles Uebrige ist die größere oder geringere Kunst der Verstellung … Tugend ist nur da, wo die natürliche Empfindung sie zugleich mit hervorruft, oder nur da, wo sie schon die natürliche Begleiterin von Stolz und Liebe ist … Ein Staat von Priestern, die unter einem unnatürlichen Gesetze[258] leben, kann nichts anderes hervorbringen … Ich habe es einmal erfahren, was ein in Rom entstandener freisinniger Gedanke kosten kann … Ceccone neigt, wie das im Alter so geht, zu politischen Verbesserungen und ist in seinem innersten Herzen Italiener, ja mehr noch, Römer … Olympia sowol wie ich arbeiten auf die Erhöhung Italiens – eine Zukunft, die ohne Bruch mit Oesterreich nicht denkbar ist …

Benno sah sich betroffen um … Die Diener hätten hören können … Schon näherte man sich den volkreichen Vorstädten …

Seine Besorgniß war ungegründet …

Fefelotti, fuhr die Mutter unerschrocken fort, der gleichfalls inzwischen Cardinal wurde, erhob sich wie die Schlange, die ein Fuß nicht ganz zertreten hat … Diesen Winter war es … Da begannen die Intriguen der immer mächtiger werdenden Jesuiten … Ich sollte auf der Reise hieher, die schon lange zu Olympiens Ausbildung beschlossen war, die Anklage erhalten, die Gattin zweier Männer gewesen zu sein … Zum Glück, wie ich hier wol sagen kann, starb der Kronsyndikus … Aber die Intrigue ruhte nicht … Wir haben uns der Feinde versichern müssen …

Ceccone versprach dem Al Gesù, seinen Befehlen zu gehorchen –! …

Ja! erwiderte die Mutter wie eine Römerin, die nur triumphiren wollte mit dem Berichte: Fefelotti ist gestürzt und in ein Erzbisthum verbannt … Weit von Rom entfernt, im Piemontesischen, krümmt er sich jetzt,[259] racheschnaubend, aber ohnmächtig … Wir fühlen seine Hand nicht mehr … Warum staunst du? …

Benno unterdrückte seine Empfindungen … In solche Umtriebe des Ehrgeizes machtbegehrender Priester mischt sich das Wohl der Staaten, die Freiheit der Völker, die Erleuchtung der Gewissen! …

Die Mutter kam auf diese Vorstellungen nicht … Sie sprach von Olympien …

Ihre ersten Lebensjahre wurde sie im Kloster verborgen gehalten … Das Kloster liegt nicht einsam … Man hatte Ursache, das Schreien des Kindes zu ersticken … Man erstickte es durch Liebkosungen und die Gewähr jedes Wunsches … Ein Nein! gab es nicht bei Nonnen, die über eine Entdeckung zitterten … Daß sie gleich anfangs eine Nonne aufnahmen, die Mutter wurde, machte die Habgier … Ein Kloster ist bei uns für Wohlthaten und Geschenke, die man ihm spendet, zu allem fähig … Diese Mönche und Nonnen gewöhnen sich so an die Vortheile, die ihnen die Besitzthümer ihres Klosters gewähren, daß sich die wunderbarste Einigkeit zwischen allen herstellt, wenn sie nur wissen: Das ist dein Antheil an dem gemeinsamen Gewinn … Die Menschen der Entbehrung und Einsamkeit werden so; sie handeln im Charakter eines Ameisenhaufens, der eine einzige Ameise voll Intelligenz ist … Dem Kloster dann heimlich entführt und in meine Obhut gegeben, erlebte Olympia einige entschiedene Anwandlungen meiner Neigung, ihr eine Erziehung zu geben … Der Erfolg war nicht ermunternd … Lassen Sie das Kind sein, wie es ist! sagte der zu einer Mischung von halb[260] Trajan, halb Nero geborene Cardinal … Nur ein Mensch von starkem Willen lebt siegreich in dieser halben Welt! setzte er hinzu … Oft sah ich mir in der Galerie Borghese das Bild an, das Rafael von Cäsar Borgia gemalt hat … Ein Kopf wie ein Räuberhauptmann, voll schreckhafter Männerschönheit … Macchiavelli machte aus ihm das Muster eines echten Fürsten … So war Ceccone in seiner Jugend und Olympia ähnelt ihm … Sie bekam schon als Kind galante Briefe und Gedichte von denen, die ihren Schutz begehrten … Sie wählte sich selbst ihre Gesellschaft … Sie ließ Schäferknaben von ihrer Hürde in der Campagna wegnehmen und in prachtvolle Kleider stecken, um mit ihnen spielen zu können … Ebenso oft aber auch nahm sie ihre Gunstbezeigungen wieder zurück … Ich hatte Scenen mit dem Cardinal voll äußerster Aufregung … Er konnte so grausam sein und mir sagen: Madame, Sie sind die Kammerfrau einer Fürstin, nichts weiter! … Ich ertrug diese Ausbrüche des Dünkels und der Tyrannei, denn ich hatte zu viel gelitten und war angekommen an jenem schreckhaften Wendepunkt im Frauenleben, wo der Muth, die Hoffnung versiegt und uns die Angst vor dem Alter ergreift …

Benno drückte der Mutter die Hand und sprach:

Trenne dich von dieser Welt und sei – ganz nur mein! …

Wird das gehen? sagte die Mutter schmerzlich lächelnd und – ablehnend … Sie küßte seine Stirn … Nein! setzte sie in der That den Kopf schüttelnd hinzu …[261] Warum nicht? … lag in Benno's betroffenen Mienen …

Olympia hatte zum Glück die gute Eigenschaft, fuhr die Mutter ausweichend fort, daß ihr fester Wille zuweilen eine edle Sache ergriff … Daß die Sache edel war, war dann nur ein Zufall … Sie wählte immer nur diejenigen Standpunkte der Auffassung, die ihr der Zufall und eine persönliche Empfehlung boten … So sind alle Vornehmen … Brachte ein Pächter eine Bittschrift und hob ihr den Fächer auf, der ihr gerade entfallen war, so ruhte sie nicht, bis seine Wünsche erfüllt wurden … Ebenso groß aber auch ihr Haß und ihre Rachsucht … Einen jungen Geistlichen, der ihr die Beichte hörte, gab sie an, daß er sie im Beichtstuhl geküßt hätte …

Benno entsetzte sich …

Es war eine Lüge … Sie führte diese Lüge mit allem Aufwand der Verstellung durch … Der junge Priester hatte ihr einige Strafen auferlegt, denen sie sich nicht unterziehen wollte … Der Unglückliche verdarb sein Schicksal vollends durch die seltsamste Grille von der Welt … Er räumte ein, daß Olympia, damals vierzehn Jahre alt, recht gehabt hätte … Es war ein Alcantarinermönch aus dem Norden Italiens, der der strengsten Regel der Franciscaner angehört … Sie sah ihn eines Tages in der Sixtina und wollte ihn sofort zum Beichtvater … Der Cardinal ließ den Pater Vincente aufsuchen und bestimmte ihn, in Rom zu bleiben … Pater Vincente, bildschön, träumerisch von Natur, hatte durch seinen schweren Orden die Kraft[262] der Nerven verloren … Er erröthete bei jedem Wort, das man an ihn richtete … Dennoch wurde er Olympia's Beichtvater und bezog das römische Kloster der Alcantariner … Nach sechs Wochen endete dieser Roman in der Art, wie ich sagte … Olympia rächte sich für seine Strenge und wollte ihm nicht länger beichten … Sie log und alles sprach ihn frei … Er aber – er hatte sich in der That in sie verliebt und gab etwas zu, was nur das Spiel seiner Phantasie gewesen sein mochte … Er sagte: Ich habe sie geküßt!2 ... Der Unglückliche schmachtete fünf Jahre in einer Strafzelle der Alcantariner …

Olympia ist ein Teufel! wallte es in Benno auf und es auszusprechen hinderte ihn nur der Gedanke an den Pater Sebastus und den Bruder »Abtödter«, die nach Rom zu den Alcantarinern geflüchtet waren … Lucinde, Bonaventura traten vor sein irrendes Auge …

Die Mutter fuhr fort:

Als Pater Vincente eingeräumt hatte, daß er Olympien im Beichtstuhl küßte, erschrak sie selbst und bereute nun ihre That … Sie schrie und weinte darüber … Sie lief zum Cardinal und warf sich ihm zu Füßen … Sie küßte seine Zehen, was sie immer als Ausdruck der höchsten Schmeichelei für ihn thut, da sie so ausdrücken will, daß ihm die dreifache Krone beim Tod des Papstes nicht entgehen könnte … Sie schwur, daß sie gelogen hätte und bat um die Freilassung des Priesters … Der Cardinal that alles, was in seinen[263] Kräften stand … Aber Pater Vincente verharrte bei seiner Versicherung, er hätte sie geküßt und verdiene seine Strafe … Da war bei seinem General nichts auszurichten … Erst vor kurzem kam uns die Kunde von seinem Schicksal in Erinnerung … Es war die Rede davon, daß neben Fefelotti, der jetzt auf seinem Erzbisthum Cuneo, auch Coni genannt, sich befindet, gerade auch das Bisthum Robillante frei geworden … Man sagte, daß dem »schlechtesten Christen« eigentlich der »beste Christ« gegenüberzustellen wäre … Ceccone dachte an einen Beaufsichtiger Fefelotti's, die andern an einen wirklich heiligsten Priester … Der ist nicht zu finden! hieß es allgemein … Olympia besann sich eine Weile und sagte mit blitzenden Augen: Der beste Priester der Welt ist Pater Vincente bei den Alcantarinern! … Als man staunte, sagte sie: Ich stürzte ihn ins Unglück und er wollte für seine Gedanken büßen! Macht ihn zum Bischof von Robillante! … Man ging auf den Plan ein. Um so mehr, als man erfuhr, daß dieser Bischofssitz in der Heimat des Paters Vincente liegt … Er ist aus dem Thal von Castellungo gebürtig …

Castellungo? unterbrach Benno …

Ein Thal am Fuße des Col de Tende im Piemontesischen …

Das Schloß von Castellungo gehört dem Grafen Hugo, von dem wir eben Abschied nahmen! …

Die Mutter horchte auf und setzte hinzu: Ja, die Gegend ist ketzerisch …[264]

Benno's Gedanken waren auf den »besten Priester der Welt« – auf Bonaventura gerichtet …

Pater Vincente, fuhr die Mutter fort, die seines hochgespannten Antheils gerade über diesen Vorfall staunte, hatte seine Schuld gebüßt und war vom General seines Ordens längst wieder in seinen alten Stand eingesetzt; noch lebte er im Alcantarinerkloster, schlug aber die Ehre aus … Er sagte, gerade vor jenem Thal von Castellungo wäre er geflohen … So ist der Sitz noch unerledigt …

Vor jenem Thal wäre er – geflohen? … fragte Benno sinnend …

Wir erfuhren nichts davon durch Pater Vincente … Andere erzählten, die Ketzer in jenem Thale hätten sein Gewissen verwirrt … Vorzugsweise ein Eremit – ein Deutscher –

Frâ Federigo! rief Benno … Den Eremiten Federigo kannte er von dem Nachmittag des vorjährigen Sommers, als Benno, Hedemann und Lucinde mit dem Gipsfigurenhändler Napoleone Biancchi zusammentrafen und den St.-Wolfgangsberg erstiegen … Daß Bonaventura auch seinen Vater in dem Eremiten von Castellungo vermuthete, wußte er nicht, wenn er auch selbst zugab, daß Friedrich von Asselyn noch lebte … Die Vision Paula's von diesem Winter war auch ihm bekannt geworden; aber die Deutung, die ihr Bonaventura gegeben, war von diesem selbst schon aus Schmerz um seine Mutter nicht weiter ausgesprochen worden …

Das träumerisch ausgemalte Bild: Bonaventura – Bischof in jenem Thale, wo Paula vielleicht auf dem[265] Schlosse die Herrin und die Gattin des Grafen Hugo wird –! stand in magisch zauberhaftem Lichte einen Augenblick vor Benno's Auge … Er sagte:

O ich weiß einen Priester der Erde, der würdig ist, Fefelotti gegenüberzustehen … Einen Vetter von mir, Bonaventura von Asselyn …

Ich nenn' ihn Olympien und er hat den Bischofssitz … sagte die Mutter …

Olympien! …

Die Mutter wollte beginnen, von Olympiens Leidenschaft und dem Eindruck, den ihr Benno gemacht, zu sprechen … Ihre Rede verhallte im Lärmen der jetzt wirklich erreichten Stadt … Der Wagen durchflog die volkreichste Vorstadt … Schon die vier Rosse allein machten auf dem Straßenpflaster ein Geräusch, das jede Verständigung im Wagen unterbrechen mußte …

Der ganze Schmerz, die ganze Freude des Erlebten fiel noch einmal auf die Herzen der beiden so wunderbar Verbundenen …

Die Herzogin riß an ihren Kleidern, in denen sie Angiolinens Haar verbarg, und rief:

O mein Sohn! Auch ich will nicht mehr leben! …

Dann aber zog sie laut – fast lachend und wieder weinend den Sohn an ihre Brust …

Erschreckend vor den Blicken von Menschen, die hereinsahen, faltete sie die Hände krampfhaft gen Himmel und betete mit den Geberden einer Verzweifelnden …

Das ganze entfesselte Naturell der Südländerin machte sich geltend … Oft schlug sie an die Stirn,[266] als faßte sie nicht, was sie alles in diesen Stunden erlebt hatte …

Benno suchte sie zu beruhigen …

Der Graf, sagte sie, weiß nichts von den Gebräuchen unserer Kirche … Erinnere ihn an die Seelenmessen … Laß sie täglich lesen! … Täglich sehen wir uns dann bei diesen Messen und wären wir beide auch nur ganz allein zugegen … In den Begegnungen mit Olympia und dem Cardinal freilich – unterbrach sie sich …

Mutter! Wenn ich nicht offen deinen Namen bekennen kann, kann ich hier – dir nicht mehr begegnen! rief Benno …

Cäsar –! Cäsar! rief die erregte Frau … Aber, ich ahne, fuhr sie fort, du liebst und hast schon dein Herz vergeben – Es ist wahr, Olympia ist deiner nicht würdig … Sie ist häßlich … Nein, nur wenn sie haßt … Sie ist schön, wenn sie liebt … Sie liebt dich … Sie gäbe den Principe hin … Doch nein, nein … Das darf nicht sein …

Benno sah, daß in seiner Mutter Verstand und Gemüth in stetem Kampfe lagen …

Sie sagte:

Erweise dem Principe die Aufmerksamkeit, ihm heute zu Ceccone zu folgen … Sei klug, sei vorsichtig mit Olympia … Jeder Widerstand erhöht ihren Eigensinn … Jetzt lad' ich dich nicht ein, in den Palatinus zu folgen … Nicht wahr? … Es war gewagt, daß wir dem Oheim nachkamen? … Olympia hatte keine Ruhe … Der Principe Rucca deckt die Convenienz … Wir[267] haben tausend Verpflichtungen hier … Auch die, daß wir die Vertreter der Heiligen sind … Ich bin nie beim Cardinal … Auch Olympia nie vor andern … Der Cardinal kommt zu uns … Morgen, mein Sohn! … Heute gehst du noch mit dem Principe? … Wir beide sehen uns so, wie wir fühlen – bei Angiolina's Seelenmetten … Da knieen wir nebeneinander und sprechen, wie und was das Herz will … Das ist auch ein Gebet und – ein Geheimniß kann auch süß sein …

Weiter konnte die aufs äußerste erregte Frau im überhasteten, eines ins andere drängenden Strom ihrer Empfindungen und Worte nicht kommen … Schon hielten die vier in der Stadt zur letzten Anstrengung angestachelten Rosse in der belebtesten Straße Wiens nicht weit von dem »Monte Palatino« …

Benno hatte ganz bewußtlos geklopft – der Wagen hielt – der Mohr öffnete – Nun mußte er aussteigen … Ein krampfhafter Händedruck – ein Gefühl in ihm: Zum ersten und zum letzten mal – Gruß und Abschied? … So stand er auf der Straße …

Der Wagen flog weiter …

Aus dem Traumreich kaum zu ahnender und doch so wirklicher Erlebnisse kehrte Benno in das rauschende Gewühl einer Stadt zurück, deren Bewohner – mitten unter solchen Verhängnissen – nur an den bunten Anschlagzetteln betheiligt schienen, die die Straßenecken bedeckten und zu Vergnügungen einluden …

Erreicht! Erreicht, was du suchtest! hätte er unter den tausend Menschen ausrufen mögen, die um ihn her gingen – fuhren – auf Rossen dahinsprengten …[268] Eine Schwester gefunden – und so verloren –! … Eine Mutter – Und auch sie? … Auch sie! …

Da stockten seine Empfindungen … Eine unendliche Bangigkeit bemächtigte sich seines Herzens …

Diese Mutter mußte er bewundern um ihres Geistes willen, ihrer Leidenschaft, ihrer Kraft … Und doch – doch trennte ihn etwas von ihr, das er nicht nennen, nicht in klare Begriffe zerlegen konnte …

Sie wünschte aufs entschiedenste die Fortdauer des Geheimnisses … Das konnte er an sich nicht übel deuten … Wie war es auch möglich, daß sie durch Enthüllung sich selbst und ihn so gänzlich in ihren Lebensstellungen veränderte … Aber diese schnelle Hülfe, die sie in der Verstellung, ja in der List fand … Er sollte zu Ceccone … Sollte diesem schmeicheln … Er sollte Freundschaft halten mit dem Principe Rucca und ihn täuschen … Er sollte sich den Launen Olympiens gefangen geben … »Sie ist schön, wenn sie liebt« … Und er mußte sich, bei aller Wärme seiner Erinnerungen an Armgart, sagen: Ja, wenn sie lächelt, sproßt der Frühling … Er fürchtete sich, ihr wieder zu begegnen …

Ein Grauen befiel ihn, als er am »Stock am Eisen« vorüberging und, trotz der Lächerlichkeit der Erfindung, des Ahasver gedachte, der hier nach Percival Zickeles einen Nagel vom Kreuz des Erlösers eingeschlagen und dann die ewige Ruhe gefunden haben sollte … Ruhe, Ruhe sollte auch dir nun werden! sagte er … Heute noch solltest du diesen Boden verlassen und entfliehen! … Du kennst deine Mutter … sahst sie –! … Ist es[269] denn möglich, mit ihr im Zusammenhang zu leben … Deutete sie nicht selbst an, daß sie Schonung bedürfen – sie von deiner Seite anerkennen würde? … Deutete sie nicht an, daß ihr die Verbindung Olympiens mit dem Principe unerläßlich schien und du – du nur – störtest? …

Die Vorstellung, daß er hier in Wien nicht länger bleiben konnte, daß er nicht die Kraft besitzen würde, eine solche Rolle der Verstellung durchzuführen, bildete sich ihm klar und fest aus … Und fände sich auch, warf er sich ein, vielleicht die Kraft, so würde die Lust, sie zu üben, fehlen! Die Freude über dich selbst, die Zufriedenheit mit dir bliebe aus … Dein Stolz würde leiden …

So ging er, Trauer und Freude, Heimat und Fremde, Tod und Leben im Herzen, der Herrengasse zu, um ins Camphausen'sche Palais die Unglücksbotschaft entweder zuerst zu bringen oder, wenn sie ihm schon vorangegangen war, sie zu bestätigen … Sein Herz blutete und Alles ging heiter und sorglos an ihm vorüber … Niemand las von seinen Mienen, was er Grausames erlebt hatte … Sein Innerstes erfüllte sich so mit Wehmuth, daß er sich immer entschiedener und fester sagte: Du vermagst diese Kraft des Versteckens mit einem großen Geschick nicht über dich zu gewinnen … Laß alles einen schönen Traum gewesen sein! Fliehe! Reiße dich noch heute los bis aufs künftige! … Der Mutter wird es ebenso sein … In Rom dann –! In Rom! …

In der Herrengasse war das auf dem Schloß des Grafen vorgefallene Unglück schon bekannt …

Benno hatte es dem gesammten mit Bestürzung ihn[270] umringenden Dienstpersonal mit allen Umständen noch einmal zu erzählen …

Mit erstickter Stimme ordnete er die Verhinderungen an, die nöthig waren, um die Gräfin, die jeden Tag eintreffen konnte, vom Vorgefallenen nicht zu jäh zu benachrichtigen ...

Die Tischzeit bei den Zickeles war versäumt … Auch würde Benno nicht die Stimmung gehabt haben, an einer gemeinschaftlichen Tafel theilzunehmen … Er begnügte sich mit einem stillen Winkel in einer der schon dunkeln Nebenstraßen am Hohen Markt … Sich verirrend kam er in die Currentgasse … Er kämpfte mit sich, ob er zu Therese Kuchelmeister gehen sollte, der einzigen Seele, die nächst dem Grafen und der Mutter hier wol wahrhaft wie er mitfühlte … Er mußte es aufgeben, aus Furcht – sich durch seine Thränen zu verrathen …

Als er in seine Wohnung zurückkehrte, wurde von den Zickeles aus zu ihm geschickt … Die Unglückskunde hatte sich schon verbreitet … Harry kam dann selbst, abgesandt, wie er sagte, von Theresen, die in Verzweiflung wäre …

Harry erhielt die Mittheilungen, die ihn fähig machten, von jetzt an bis Mitternacht jedem Vorübergehenden oder allen im Theater vor und neben ihm Sitzenden das Neueste mit der Versicherung zu erzählen: Ich war so gut wie selbst dabei! …

Der Chorherr war noch nicht daheim … Es war sechs Uhr, da kam auch Herr von Pötzl voll Bestürzung … Mit und ohne Verstellung zeigte er das hohe Interesse, das gerade er an diesem erschütternden Vorfall zu nehmen[271] hatte … Mancher Charakterzug der so früh Hingeschiedenen vervollständigte das Bild eines Wesens, das an einer innern und äußern Heimatlosigkeit zu Grunde gegangen war …

Benno's Lage war bei allen diesen Erörterungen die tiefschmerzlichste … Die Frage: Ob Selbstmord oder nicht? wurde in Gegenwart des inzwischen gleichfalls bestürzt heimgekommenen Chorherrn erörtert … Auch der hatte schon die Kunde vernommen … Herr von Pötzl weinte … Sein Taschentuch war über und über naß … Er »verbürgte« sich für einen bloßen Unglücksfall … Alle Welt kenne ja die Wildheit der Gräfin Maldachini …

Der Chorherr stimmte ihm nicht bei, sondern sagte:

Selbstmord ist die Folge einer lange vorausgegangenen Abwägung der zu tragenden Leiden und der Kräfte, die sie tragen sollen … Ueberwiegt die Summe jener, so hört die Willensfreiheit auf und jeder Athemzug sagt dann mit Seneca: »Die Thür steht ja offen – so geh' doch!« …

Pötzl schauderte vor diesem heidnischen Worte …

Der Chorherr sprach von dem Selbstmord eines geistvollen Benedictinermönchs, der sich von der Höhe eines der palastähnlichen Donauklöster in die Fluten gestürzt hätte … Von einem kaiserlichen Censor, auch einem sinnigen Dichter, der sich aus Zerfallenheit mit sich und der Welt getödtet … Er sprach, wie Ludwig Löwe so schön in der Burg als »Roderich« sagt:

»Und selbst die Träume sind nur Traum!« …[272]

Alle Erschütterung und wehmüthige Betrachtung Pötzl's schloß bei diesem die Bemerkung nicht aus, daß der Graf in den Entresolzimmern des Casinos wahrscheinlich den Nachlaß von Briefen und »dergleichen« mit Beschlag belegt, vertilgt und überhaupt wol die Erbschaftsfrage vereinfacht hätte … Benno ging auf diese Gedankengänge, die die der Habsucht waren, ein, um etwas von Angiolinens Ursprung zu hören … Wesentlich Neues erfuhr er nicht …

Der Bemerkung, daß nun durch eine ebenso überraschende wie schmerzliche Fügung des Himmels die Willensfreiheit des Grafen und das Arrangement seiner Finanzen gesicherter wäre, konnte er sich nicht entziehen – um so weniger, als jetzt auch Leo Zickeles voll Schreck und Staunen kam und die nämlichen Gesichtspunkte brachte …

Pötzl ging und flüsterte Benno ins Ohr:

Noch eins, Herr Baron! … Ich kann Ihnen aus guter Quelle mittheilen, Ihre Anwesenheit erregt Interesse in – den höchsten Kreisen, sage den höchsten … Seine Durchlaucht wundern sich, daß Sie sich nicht bei ihm persönlich gemeldet haben … Stadtrath Schnuphase wird morgen von ihm empfangen werden … Sehr begierig ist man, von Ihnen über – doch ich weiß nichts, als daß der Herr Oberprocurator von Nück hierher geschrieben haben, Sie hätten die Absicht, in diesseitige Staatsdienste zu treten … Da werden Sie ja bald das Nähere erfahren …

Benno horchte staunend auf und lehnte diese Nück'schen Voraussetzungen als völlig unbegründet ab …[273]

Pötzl ging klug und schmerzlich lächelnd – mit einer und derselben Miene … Auch Leo Zickeles blieb nicht zu lange … Die Bildung eines Comités zur Unterstützung von Hinterlassenen war hier nicht am Platze … Der Chorherr wurde abgerufen … Sein Blick war voll Trauer, ob er gleich Angiolinen nicht gekannt hatte …

Schon schlug es sieben Uhr … Um acht wollte Fürst Rucca kommen … Es fehlte Benno jede Neigung, heute den Cardinal Ceccone kennen zu lernen …

Entschlossen, sich zur Gesellschaft nicht anzukleiden, ging er mit steigendem Unmuth auf und nieder …

Da kam der Chorherr eilends mit einem Schreiben zurück, das ihm eben für Benno – aus der Staatskanzlei zugekommen war …

Ein kaiserlicher Rath schrieb: Seine Durchlaucht hätten die überbrachten Briefe empfangen und würden, da der traurige Vorfall von heute bei Seiner Erlaucht dem Grafen von Salem-Camphausen ihm wol ohnehin für seine nächsten Aufträge Muße gäbe, es gern sehen, wenn die von Herrn Stadtrath Schnuphase in Aussicht gestellten mündlichen und die schriftlichen Mittheilungen des Herrn Dr. Nück von ihm ergänzt und bestätigt würden … Seine Durchlaucht erwarteten ihn morgen in der Frühe um zehn Uhr …

Benno betrachtete das überraschende Schreiben von allen Seiten, kaum seinen Augen trauend …

Nun erst haftete er an Pötzl's Aeußerung: Nück empföhle ihn für den hiesigen Staatsdienst …

Ist denn das eine gewaltsame Entfernung, die Nück über dich verhängt? … Kann er meinem Blick, meinem[274] Verdacht nicht mehr begegnen? … Und darum die stete Aeußerung: Der Domkapitular muß ein Bisthum antreten – in Oesterreich, in Ungarn! … Wohin möchte er uns nicht verbannen, nur um – Lucinden ganz für sich allein zu haben oder weil er fürchtet – wir mistrauten der Urkunde? …

Benno's nicht minder erstaunter Wirth wünschte ihm Glück und setzte in seiner ironischen, durch einen elegischen Ton gemilderten Weise hinzu:

Es ist nur schade, daß der große Staatsmann die Gewohnheit hat, alles schon von selbst zu wissen … Er sagt, er will von Ihnen lernen und wird Sie nur belehren … Das ist seine Art … Er fängt einen Satz an, Sie wollen ihn ergänzen, Sie rufen: Sire, geben Sie Gedan – – Da haftet sein Auge an Ihren Rockknöpfen und sagt Ihnen, wo in Oesterreich die besten Knopffabriken wären … Sein Hauptgedanke ist jetzt unser Anschluß an den Zollverein, um den Supremat Ihres Staats zu beschränken … Nehmen Sie getrost eine Anstellung – im Finanzfach …

Das muß rasch kommen, erwiderte Benno, denn ich reise vielleicht schon morgen …

Wie? rief der Ueberraschte …

In allem Ernst! …

Das Nichtglaubenwollen des Greises hinderte Benno nicht, zu erklären – Graf Hugo wäre von seinem Unfall zu sehr erschüttert, um mit ihm geschäftlich zu verkehren … Er würde demzufolge seine Reise nach Italien beschleunigen …

Der Chorherr wurde unwillig … Er beklagte, den Abend nicht frei zu haben, um ihm diesen Plan gründlich[275] durch eine Zerstreuung auszureden … Er scherzte und sagte, er würde zu der Italienerin gehen, die heute früh schon um seinetwillen ihr stilles Hans alarmirt hätte und die würde ihn schon festhalten … Wissen Sie denn nicht, welche Connexionen Ihnen für Italien und Rom entgehen? … Die Menschen muß man, gleichviel ob sie gut oder schlecht sind, blos als Material benutzen, um sich daraus das Leben auf seine Weise zu gestalten … Bleiben Sie heute Abend zu Hause, lesen Sie für diese möglicherweise folgenschwere Audienz im Conversations-Lexikon drüben bei mir, machen Sie's wie die Großen, wenn sie imponiren wollen … Den ersten besten Artikel z.B. über die Muschelkalkversteinerungen lernen Sie auswendig und bringen Sie das Gespräch durch eine einzige geschickte Wendung auf – urweltliche Austern – Sie wissen, die Diplomatie beißt da immer an – und lassen Sie dann einige entsprechende Citate von Cuvier und andern fallen, so sind Sie ein gemachter Mann! Denn man wird glauben, »urweltliche Austern« wären bei Ihren Kenntnissen das tägliche Brot … Nein, nein! … Der Fürst steht freilich schon, hör' ich, auf dem Standpunkt des Fertigseins, wo sich ein Großer nach einer Audienz nicht mehr sagt: Wie hat mir der Mann gefallen? sondern: Wie hab' ich ihm gefallen? … Aber das Ereigniß bleibt darum merkwürdig an sich! … Sie bleiben und nehmen jedes Anerbieten … Unser Curs steht noch leidlich … Einmal fängt man überhaupt an … Gewiß, gewiß! … Ich werde Sie reisen lassen! …

Der Chorherr schloß Benno fast ein …

Es war acht Uhr … In der Ferne hörte Benno[276] das Rollen in den Straßen … Es war wie das Rauschen des Meeres … Nun begannen diese Abende der Geselligkeit … Diese Sicherheit der Lüge und des Zwanges … Mit Herzen voll Trauer können andere lächeln … Wegtändeln sollst auch du solche Lebensbürden! … Sollst morgen – nach diesem Heute? … Nein, wie könntest du, ohne Aufsehen und mit einem triftigen Grund, schnell und ungehindert von dannen kommen? …

Er ordnete seine Effekten …

Da wurde an seine Thür gepocht und der Mohr des Principe Rucca, in weißen Kleidern mit Goldtressen, erschien, um ihn abzurufen …

Der Wagen stünde unten … sagte er in gebrochenem Italienisch …

Benno entschuldigte sich und zeigte auf seine Haustoilette …

Der Mohr verstand nur halb, ging und kam mit dem Principe selbst …

Aber mein Himmel, rief dieser, was ist das! Sie hatten uns ja versprochen – …

Vergebung, Hoheit, ich bedauere – Ich fühle mich nicht wohl …

Aber der Cardinal erwartet Sie ja schon … Sie müssen kommen! …

Benno schützte seine Erschöpfung vor, die Nachwirkung der traurigen Eindrücke des Tages … Auch eine wichtige Einladung auf morgen in der Frühe …

Principe Rucca machte eine Physiognomie, wie ein Kind, dem man ein Naschwerk versagt … Seine rothe gestickte Uniform schien er einen Augenblick zu vergessen …[277] Sein schwarzes Bärtchen wäre ihm ohne Zweifel sonst ebenso wichtig gewesen wie sein großer Stern auf der Brust – das Pflaster hatte er abgelegt – Jetzt zerzupfte er vor einem Spiegel die Feder an seinem Galahut …

Ich kann mich ja nicht sehen lassen! sagte er … Der Cardinal wollte Sie schon mit dem Bisthum überraschen für Ihren – Herrn – Bruder – nicht wahr? … Die Herzogin hat ihm alles erzählt … Die Gräfin hat sogleich an den Onkel geschrieben: Der heiligste Priester der Welt ist gefunden! … Die Sühne für die Existenz eines Fefelotti auf Erden! Der Bruder des Herrn Baron von Asselyn! … O machen Sie keine Scherze … Kommen Sie! … Ich wage ohne Sie nicht zum Cardinal zu fahren … Ihr Bruder soll sogleich nach Wien kommen … Wenn er nur etwas Italienisch spricht, so braucht er nur hier an unserer Kirche »Maria zum Schnee« dreimal zu celebriren und ist Bischof von Robillante … Das Uebrige findet sich …

Benno blieb bei seiner Weigerung …

Der Principe mußte in seinen Wagen allein zurückkehren … Er ging wie ein Kind, das eine große Strafe fürchtet, und verlangte fast einen Schwur, daß Benno morgen im Palatinus beim Diner nicht fehlte …

In höchster Aufregung blieb Benno zurück … Er hatte an Bonaventura, an den Onkel Dechanten, an seinen Bruder, den Präsidenten schreiben wollen … Nun ging er rathlos in seinem Zimmer auf und nieder …

Es schlug neun … Es schlug zehn …

Da klopfte es heftig am Hausthor und in dem stillen[278] Priesterhause wurde es noch einmal lebendig von einer lauten Stimme, die nach ihm fragte …

Er erkannte Harry Zickeles, der ihm noch einen an sein Haus adressirten Brief von dreifachem Porto brachte …

Ich dachte, daß es Ihnen angenehm sein würde, den Brief bald zu haben – sagte er, als er sich erschöpft niedergelassen … Aber daß Sie zu Hause sind! Wer hätte das erwartet! … Ganz Wien ist voll von dem Unglück mit der armen Angiolina, das Sie erleben mußten … Mein Bruder Percival laßt auf sie eine Ode drucken … Der Graf muß in Verzweiflung sein … Ich war in der Josephstadt … Ein neues »Ausstattungsstück« … Charmant für die dortigen Kräfte … Aber morgen speisen Sie bei uns? … Nein? … Warum nicht? … O dann kommen Sie den Abend! … Der Laërtes von gestern ist engagirt … Biancchi und Dalschefski arbeiten schon gemeinschaftlich, was sagen Sie! gemeinschaftlich, an einem Requiem für Angiolina … Und haben Sie den Pötzl beobachtet? – Wissen's, als er bei Ihnen war, hat er unten auf den Leo gewartet und schon von der Erbschaft gesprochen … Nehmen's Ihnen in Acht vor dem Mann! … Er sagte, Sie erregten in höchsten Kreisen Aufsehen … Man weiß, was bei ihm darunter zu verstehen ist – …

Benno fand nur nothdürftig Zeit, einzuwerfen:

Der Staatskanzler hat mir für morgen früh eine Audienz anberaumt …

Harry traute seinem Ohre nicht …

Er sah Benno mit staunenden Augen an …[279]

Bei Seiner Durchlaucht –? wiederholte er, um sich ganz zu vergewissern …

Morgen früh um zehn Uhr …

Diese Thatsache war außerordentlich … Sie bot Chancen für ein geheimnißvolles Beiseitnehmen aller Menschen … Sie bot natürliche Nachwirkungen eines unausgesetzten: Aber der Harry Zickeles weiß es für ganz bestimmt … Es ist von einer Staatsbegebenheit über man weiß noch nicht was die Rede! …

Harry zog vor, sich sofort zu entfernen und seine Neuigkeit noch um elf Uhr nachts wenigstens bei einigen ihm bekannten vorübergehenden Nachtschwärmern und im Salon seiner Aeltern in Umlauf zu setzen …

Für Benno hätte es sonst eine Erquickung gewähren dürfen, einen sechs Bogen starken Brief von Thiebold de Jonge lesen zu können …

Heute – – verschob er es für den folgenden Tag.

1

Factische Reiseerinnerung.

2

Thatsächlich.

Quelle:
Karl Gutzkow: Der Zauberer von Rom. Roman in neun Büchern, Band 7, Leipzig 1860, S. 235-280.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Der Zauberer von Rom
Der Zauberer Von ROM (4); Roman in Neun Buchern
Der Zauberer Von ROM (5); Roman in Neun Buchern
Der Zauberer Von ROM (1); Roman in Neun Buchern
Der Zauberer Von ROM (9)
Der Zauberer Von ROM (3); Roman in Neun Buchern

Buchempfehlung

Stifter, Adalbert

Feldblumen

Feldblumen

Der junge Wiener Maler Albrecht schreibt im Sommer 1834 neunzehn Briefe an seinen Freund Titus, die er mit den Namen von Feldblumen überschreibt und darin überschwänglich von seiner Liebe zu Angela schwärmt. Bis er diese in den Armen eines anderen findet.

90 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon