4.

[91] In der großen Kathedrale liegen in den einzelnen Seitenschiffen mehr als zwanzig Altäre zerstreut.

In ihrer Nähe befindet sich mit ihren doppelten Eingängen und vergitterten Zwischenwänden eine Anzahl Beichtstühle.

Einige Schritte von ihnen entfernt stehen Bänke, auf welchen sich die Beichtbedürftigen, ehe an jeden die Reihe kommt, dem Gebete widmen können. Diese Sitze sind entfernt genug, um weder die Rede des Bußfertigen noch den Spruch des Priesters hören zu lassen, der oft statt der Absolution nur einen allgemeinen Segen ertheilt. Niemals darf es ersichtlich werden, ob Jemand den Beichtstuhl im Stande der Ungnade verläßt.

In einem Gang, der sich von der Sakristei hinter dem Aufgang zur Kanzel, die das kleinere Vorderschiff beherrscht, zum Hochaltare hinzieht und in einem einzigen großen, drei Altäre erleuchtenden bunten Fenster endet, liegen einige Beichtstühle allein und tief im Dunkeln.

Es ist die einsamste und dem Andrang der Gläubigen[92] gewaltigen, in manchen Tagen einem Marktplatz gleichkommenden Baues.

Um den Schritt der Vorübergehenden zu dämpfen, liegen auf dem Fußboden Strohmatten ausgebreitet. Uralte Grabdenkmäler bedecken die eine von der Sakristei ausgehende Wand, hohe Bischofgestalten mit Krummstab und Mitra; ihre Namen sind nur an sonnenhellen Tagen zu lesen, wie an jenem, wo an ihnen Pater Sebastus sich zu gewöhnen suchte, wie er, ein Meister des Worts, von einem größeren Meister, der nun auch wieder den seinigen gefunden, für einige Tage auf ein einfaches Ja und Nein gesetzt werden konnte.

Nur der letzte dieser Beichtstühle, dem Hochaltare zu, ist allein von dem bunten Lichte des Fensters ein wenig erhellt, dem er zunächstliegt. Die beiden andern liegen so im Dunkeln, daß sowol die Seele, die hier sich aussprechen will, sich von aller Freude und allem Leid der Welt geschieden glauben kann, wie der hörende Priester von der ganzen Heiligkeit seines Berufs sich durchdrungen fühlen muß, soll ihn nicht, wie wol auch geschieht, gerade die Abgeschiedenheit dieser stillen Zwiesprache auf weltliche Gedanken führen …

Seit vier Monaten war es in diesem dunkeln Gange seltsam lebendig geworden. Die Bänke, die dem Beichtstuhl gegenüberlagen, wurden am Dienstag und Donnerstag Morgens und Sonnabends Nachmittags und in der allerersten Sonntagsfrühe von Beichtbedürftigen nicht leer. Soviel Stunden hatte man ausdrücklich von der Kanzel und durch Anschlag an die Kirchenthüren be- oder nur Neugierigen gerade entgegengesetzte Gegend des[93] willigen müssen, um den Zudrang nur einigermaßen zu befriedigen …

Dieser galt nur dem ersten der der Sakristei nahe gelegenen Stühle …

Auf dem alterbraunen Holze saß seit vier Monden der neue junge Domherr, dem sogleich Ende September einige Messen und Predigten die Herzen der ganzen Stadt gewonnen hatten. Die hohe Würde seiner Erscheinung, die Milde seiner niedergeschlagenen Augen, ihr Glanz, wenn er die langen schwarzen Wimpern erhob, die feierliche und wieder so natürliche Art seines Benehmens, der Wohlklang seiner Stimme, alles das hatte ihm sogleich den Antheil derer gesichert, die zunächst nur auf Aeußerliches sehen, vorzugsweise derjenigen Frauen, die auch in ihrem kirchlichen Leben gewohnt sind, immer nach »dem Rechten« zu suchen. Und zu denen dann, die nur vom Aeußerlichen sich angezogen und, wie es in solchen Fällen zu gehen pflegt, sich fast magnetisch berührt fühlten, gesellten sich andere, die auch den Kern dieser lockenden Schale erquickend fanden. Sie mehrten sich von Tag zu Tage. Der junge vom Lande berufene und so schnell beförderte Priester fesselte durch den Geist seiner Vorträge ebenso wie durch den Schwung des Vortrags. Redete er, so waren das für Predigten bestimmte Vorderschiff und der Chor überfüllt. Vertheilte er den Leib des Herrn, so drängten sich die danach Begehrenden. Und bald auch, da ihm Beichtabnahme erlaubt wurde, war sein Ohr belagert von denen, die das Bedürfniß der Buße und Sühne hatten. Die beiden andern Stühle waren nur in den Sonnabendnachmittagstunden mäßig besetzt …[94]

So hochheilig das Sakrament der Buße gehalten wird, hängt es doch mehr als irgendeine andere Institution der Kirche von der Persönlichkeit des Priesters ab. Diese Kirche, die aus dem Gottesdienst alle Zufälligkeiten der Individualität entfernt wissen will, die ihre Erhabenheit auch darin findet, daß am Indischen Meerbusen und am Fuße der Cordilleren das Heiligste ebenso celebrirt wird, wie in einem Alpenthal der Schweiz oder in der Grabkapelle zu Jerusalem, muß im Beichtstuhl die Abhängigkeit ihrer Würde von den zufälligen Persönlichkeiten ihrer Priester ertragen. Sie kann schon die Aufforderungen, den Beichtstuhl häufig zu besuchen, nur zu Mahnungen, nicht zu absoluten Befehlen machen.

Zum Stolz der Gläubigen auf den neuen jungen Domherrn kam anfangs das Lächeln der Zweifelnden. Die Männer, ohnehin der Beichte abhold, da sie den Frauen eine das Glück der Ehe nicht eben mehrende Selbständigkeit gibt und in das innigste Selbander zweier Menschen einen oft räthselhaft spukenden Dritten eintreten läßt, hatten den Reiz zunächst nur in der Persönlichkeit des neuen Domherrn gefunden; aber auch sie kamen. Sie kamen, um scheinbar zu bekennen; doch erging es ihnen wie denen, die einst zu Johannes in die Wüste kamen. Sie hatten einen Sonderling erwartet, der Heuschrecken aß und in härenen Kleidern ging, und sie fanden Johannes, den edelsten der Bekenner, Johannes, der, selbst groß, selbst sich Gott verwandt fühlend, doch auf einen Freund, auf einen Jugendgenossen hinzeigen und sagen konnte: Der ist größer als du! … In der Geschichte des Geistes eines ihrer seltensten Kapitel.[95]

Gleich bei seinem Antritt hatte Bonaventura, der die in ihm entstandene gebrochene Stimmung seines Innern zu einer Aenderung seines Berufes nicht mehr ausbilden konnte, vom Kirchenfürsten aufbekommen, in seiner Antrittsrede den Text zu behandeln: Petrus, der im Oelgarten, als Judas mit den Herrschern der weltlichen Gewalt kam, dem Herrn sagte: Siehe, Herr, hier sind zwei Schwerter! … Im Sinne Roms ist das eine dieser Schwerter, das dem Knecht des Malchus ein Ohr abhieb, die seit zwei Jahrtausenden angestrebte auch weltliche Gewalt der Kirche und das andere die unblutige nur kirchliche. Dies Thema war wie eine Versuchung. Viele weltliche Behörden wohnten der ersten Einführung des neuen Domherrn bei. Michahelles hatte darauf gerechnet, daß sich Bonaventura sogleich dem Geiste der beiden Schwerter Petri anschließen und für sich ein öffentliches Zeugniß ausstellen würde. Doch lobte später der Kirchenfürst selbst den jungen Priester um die geistliche Klugheit, daß er die verlockende Aufforderung, gegen die nachgeborenen, mit Titeln und Orden geschmückten Genossen des Judas Ischarioth zu reden, nicht in zu auffallender Form ergriff, sondern einen Mittelweg einschlug, der allerdings in der Theorie mehr sagen konnte, als der gegebene Text des Lucas sagen sollte, nur in der Praxis weniger. Der Antrittsredner hatte zu den zwei Schwertern des Petrus noch zehn andere hinzugefügt, von denen der Evangelist Marcus erzählt. Der Heiland hätte, sagt Marcus, die Jünger erst aufgefordert, daß »jeder von ihnen sich ein Schwert« zulege und es zum Kampfe kommen lasse; dann aber hätte sich der Herr in seiner Liebe auf ein[96] milderes besonnen und gesagt: »Stecke dein Schwert an seinen Ort; denn wer das Schwert nimmt, soll durch das Schwert umkommen! Oder meinst du, daß ich nicht könnte meinen Vater bitten, daß er mir zuschickte mehr denn zwölf Legionen Engel?« Und über diese »zwölf Legionen Engel«, diesen ewigen Entsatz der bedrängten Kirche, nicht über die zwei oder zwölf unbedeutenden Schwerter, predigte Bonaventura. Mit einer Begeisterung, die ihn in solchen Augenblicken die nagenden Zweifel ganz vergessen ließ, schilderte er diesen ewigen Beistand, den in der Weltgeschichte seit dem Sündenfall und dem Verlust des Paradieses das Gute zuletzt doch immer wieder am Guten gefunden hätte. Diese zwölf Legionen Engel, die ewigen Wahrheiten der Weltregierung, die immer wieder die Herrschaft der Bösen gestürzt hätten, waren ihm jene Thatsachen, die mit Schwertern, öfter mit Palmen und klingendem Saitenspiel über die wildesten Schlachtfelder hinwegrauschten, in Hütten wohnten den Palästen gegenüber, ja in der eigenen Brust der Tyrannen und Bedränger der Menschheit, wo sie nicht selten die Gestalt der Träume angenommen hätten … Wie die Tyrannen dann gezwungen gewesen wären, schilderte er, einen Joseph zu rufen, der die Träume zum Wohl der Menschheit hätte deuten dürfen, oder einen David, der sie hätte beruhigen müssen durch die Zauber der Kunst … Diese zwölf Legionen Engel schilderte Bonaventura als den Trost und die Zuversicht in jeder Bedrängniß der Menschheit. Alle sahen sie, wie er mit hoch emporgehaltenen Händen die Leiden der Erde schilderte, sahen diese mit Schwertern bewaffneten Engel, hörten sie wie mit Posaunen[97] in den Kampf rufen, fühlten ihr Schmettern und ihr Schwertschlagen und das Dröhnen ihrer Schilde in den Lüften. Dann aber rief begeistert der Redner die Phantasie von ihrem Fluge zur Erde zurück, legte die Hand auf die Brust und sprach: Wo anders läge das Schlachtfeld dieses großen Kampfes des Guten gegen das Böse, das Schlachtfeld, das die eigentliche Entscheidung der Dinge dieser Welt gibt, als in dem Herzen und dem Gewissen und der Furcht Gottes eines »Jeglichen unter uns«!

Was sodann der Kirchenfürst, ganz nach Sebastus' Prophezeiung, zunächst gehofft zu haben schien, als er von einer kleinen Dorfpfarre diesen Priester in die großen Hallen seiner Kathedrale rief, war schon in kurzer Zeit eingetroffen. Vorzugsweise war es die Belebung des Beichtstuhls gewesen, auf die man gerechnet hatte. Diesen, wie alle Institutionen der Kirche, selbst die veraltetsten, in größere Aufnahme zu bringen, wurde immer mehr zur Taktik des großen Feldzugs, dem hier und dort auch andere Kirchenfürsten die Oriflammen vorantrugen. Durch den Beichtstuhl war die mehrfach angedeutete Philosophie getödtet worden. Der Beichtstuhl theilt die von Rom empfangene Parole aus. Der Beichtstuhl ist das Mittel, die Fürsten wieder in die Büßerhemden von Canossa zu jagen. Der Beichtstuhl regelt, erzieht und straft die Leidenschaften und keine mehr als die Liebe und den Haß. Der Beichtstuhl gibt Rathschläge und für nichts mehr, als für die Verwickelungen und das Nebeneinander der Menschen und für kein Nebeneinander mehr, als für das in der Ehe … »Aber auch die größte Kraft der Opposition gegen den Beichtstuhl«,[98] rief einst Benno, der in Beichtstühlen das Räthsel seines Lebens begraben glaubte, »liegt ebenfalls in dem, was unserm Jahrhundert das Heiligste geworden ist, in der Ehe und in der Familie. Wie mancher Vater hält seine Tochter von der Beichte zurück, weil sie dort – wie oft! – nach Sünden gefragt wird, von denen die Unschuld ihres Herzens und ihrer Phantasie keine Ahnung hat. Der Gatte sieht sein Weib mit Schmerz zur Beichte gehen; denn er kann die Vorstellung nicht verbannen, sie vollzöge einen Act der Untreue, die es zwischen Liebenden auch in geistigen Dingen geben kann –«

Bonaventura aber saß an dem großen Ohre des Dionysius und hörte die Bekenntnisse der Menschen noch in dem Glauben, daß er Gutes verrichtete, Wahres und Erlaubtes. Fiel ihm auch immer und immer die lateinische Zuschrift aus Italien ein: Quando quis tibi occurrit – er schrieb das, was zwischen dem Kirchenfürsten und dem Mönche vor sich gegangen, auf Rechnung – nur des römischen Wesens. Der Grund des Katholischen selbst schien ihm unerschütterlich. Bonaventura glaubte an die höchste Bedeutung der Beichte …

Doch schon – die erste Erfahrung! … Es hatte sich verzögert, daß mit seiner Amtseinführung auch zugleich Tag, Stunde, Ort seiner Beichtabnahme verkündigt wurde … Im Anfang des October erst war diese Angabe gekommen und nicht allgemein sogleich war sie selbst nach dem Anschlag bekannt geworden. So saß er eines Morgens früh sieben Uhr schon in seinem Stuhl zur ersten Anhörung und war noch allein … Den Tag vorher hatte er der Einweihung der Kirche in Drusenheim[99] beigewohnt. Das schöne Fest stand noch vor seiner Phantasie fast wie ein materiell ihr eingeprägtes Bild. Erregten Naturen ist nach einer großen Anstrengung ein Auge gegeben, wo, wie auf der feinen Silberplatte des Lichtbildes, gegen unsern Willen ein Eindruck ebenso sinnlich haften bleiben kann, wie oft auch das Ohr von einer Melodie nicht verlassen wird, ohne daß wir im Willen haben, sie zu singen … Ein Beweis für die Unsterblichkeit der Seele das! sagte sich Bonaventura. Ein Bild, eine Melodie bleibt gegen unsern Willen im Auge oder Ohre haften! Warum hör' ich nur immer noch den Gesang des Veni creator spiritus? Warum seh' ich nur noch immer das feierliche Wandeln der Procession um die neu zu weihende Kirche? Nichts ruf' ich davon; alles kommt von selbst! Die Seele hat ihr Eigenleben und ist von unserm Willen und Bewußtsein getrennt! Sie ist unsterblich!

So saß er sinnend, träumend und sah auch seinen Abschied von St.-Wolfgang … Die Abwickelung der pfarramtlichen Geschäfte war bald vorüber gewesen, der kleine Hausrath bald verpackt; selbst den wichtigsten Bestandtheil desselben, die Bücher, übernahm Renate nach dem Orte der neuen Bestimmung, in das große »kaltgründige« Kapitelhaus zu überführen. Alle Welt sah Bonaventura mit Betrübniß scheiden. War er auch einer von denen, die dem Volke immer, auch bei Gruß und Handschlag, »hochdeutsch« erscheinen werden, so blieben ihm doch Liebe und Anerkennung nicht aus. Die Männer gaben ihm, als er zunächst nach Kocher am Fall zum Trösten des dortigen großen Leides abreiste, das Abschiedsgeleite[100] und schieden zuerst; eine Viertelmeile weiter folgten noch die Frauen; dann eine fernere Viertelmeile die jungen Bursche und die Mädchen, die ihr Abschiedsgefühl mit Blumenspenden ausdrückten; am weitesten folgten die Kinder, die ein Fähnlein trugen. Diesen schenkte er, beschienen vom Abendroth, abgestiegen von seinem Wägelchen, seinen letzten Vorrath von Heiligenbildern und entließ die kleine Ehrengarde, die ihm so ausdauernd gefolgt war und in der Glückseligkeit über die Bilder fast das Gebot der Mütter, ihm die Hände zu küssen, vergaß, mit seinem Segen fürs ganze Leben und auf Nimmerwiedersehen … Einen Theil seines eigenen Lebens läßt ein Hirt so zurück, wenn er von seiner Heerde scheidet … Dann fand er die Aufregungen in Kocher! Die Ermordung der Schwester der Frau von Gülpen! Den Onkel noch in besonderer Verzweiflung über die schnelle Erfüllung seiner Besorgnisse wegen so enger Kettung des Neffen an die Römlinge! Da Bonaventura schon nicht mehr widersprach, traten um so schärfer die Worte des Dechanten hervor: Wir werden noch zu Derwischen werden! Lies die Sprache unserer Kirchenzeitungen! Vergleiche die Ausdrücke, die im Streite Menschen gebrauchen, die sonst nur um die Passionsblumenkrone der heiligen Muse ringen! … Beda Hunnius war gemeint. Dieser hatte Bonaventura's Besuch empfangen, verzehrt vom Neide auf die Ehren, die an ihm vorübergingen. Die von Schnuphase ihm in Aussicht gestellte Ernennung zum Ehren-Kanonikus war nicht eingetroffen. Wie hielt er dem Collegen die Theuerung der großen Stadt entgegen, die Mühen eines solchen Amtes, die Abhängigkeit von den Vorgesetzten,[101] denen man zu nahe gerückt wäre! Hunnius gab sich die Miene, als wäre der junge Domherr nur zu bemitleiden … Und in der Dechanei selbst war noch keine neue »Nichte« angekommen und der Dechant verdrießlich über alles, über Gott und die Welt. Als Bonaventura von dem Obersten zurückkam, grämelte er gegen jeden. Ich muß auch den Obersten und Hedemann, sagte er, ernstlich auffordern, die Messe zu besuchen und die Beichte! Warum kommen sie nicht wenigstens zu mir! Wahrhaftig! Ich mache es doch so leicht! … Glücklicherweise, setzte er hinzu, rüsten sich beide, unsere Gegend zu verlassen … In der Erörterung auch über Armgart, ihre Flucht, über das Schicksal der armen Angelika, die nun irgendwo eine neue Stellung finden mußte, über den Proceß des Hammaker, dessen vorauszusehende Hinrichtung – brach der Dechant, als Windhack gerade einige neue Kupferstiche brachte, Ausgrabungen in Ninive darstellend, in die Worte aus: O ich hätte lieber vor zweitausend Jahren leben mögen! Himmel, aber auch damals regierten schon die Römer! Nun, dann wär' ich ein Priester des Osiris gewesen, Windhack ein Sternseher auf den Pyramiden und unsere gute Frau von Gülpen da die schöne Kleopatra! Nicht wahr, dann hätten wir alle drei die ganze römische Welt schon damals so ruinirt, daß sie nie wieder hätte auferstehen können! Wenn dereinst und nur zu bald alles aus sein wird, alles, alles – wie gerne kröch' ich da in den ungeheuern Cheops oder in eine von den großen Sphinxen und erwartete das Jüngste Gericht als Mumie! Und Windhack und die Tante legten sich auch als – Mumien neben mich! Bitte, warum[102] denn nicht? Hunnius müßte zu unserer Einbalsamirung das Räucherwerk liefern; alle Spezereien, alle Myrrhen, Aloes, alles, was in seiner Dichterapotheke an wohlriechenden Kräutern geführt wird! Das gäbe eine Genugthuung, wenn am Jüngsten Tage alles verfallen und Staub geworden ist und wir drei nur kröchen aus unsern Cocons heraus, lachend wie die Kobolde, roth und frisch geschminkt, so wohlbehalten, ja hungerig, als wären wir gestern erst bei Major Schulzendorf zu Thee und Abendbrot gewesen!

Alle diese Bilder zogen an Bonaventura vorüber, blitzschnell, auch Lucinde und Sebastus mischten sich beängstigend ein – sogar ein Schnuphase – der menschliche Geist ist ein Vorrathshaus, zu dem der Wille nicht den Schlüssel führt – und doch sollte des Priesters innere Betrachtung und Sammlung der Beichte selbst gelten. Seine Furcht war: Wirst du auch durch die einfachen Lebensvorgänge des Landvolks die Uebung gewonnen haben, dich in die Bekenntnisse dieser Großstädter zu versetzen? Seine Hoffnung war: Vielleicht nehmen die Städter kaum so vielen Anstoß an den harmlosesten Dingen wie die Landbewohner! … Bonaventura war vielleicht in St.-Wolfgang mehr schon der Vertraute der Neidischen und Misgünstigen gewesen, als diese Untugenden in den Städten eingestanden werden. Schon trug er so schwer, tiefschwer an der Last der Sünden, ja Verbrechen, die in das Beichtohr der katholischen Kirche geraunt werden und oft nie vor die Richterstühle der Erde gelangen. Selbst auf das Wunderlichste war er vorbereitet. Auf dem Lande war[103] ihm schon vorgekommen, daß ihm im Beichtstuhl eingestanden wurde, man hätte von der in der Communion dargereichten Oblate nur die Hälfte im Augenblick der heiligen Handlung verzehrt und sich den Rest aufbewahrt für eine passende Gelegenheit, um ohne den Priester den Leib des Herrn noch einmal zur Stärkung zu genießen. Man hatte reuevoll gefragt, was von dieser Sünde zu halten sei? Die Weisheit der römischen und spanischen Gewissensräthe antwortete statt seiner: Hatte die Frau, die der Fall traf, in Verehrung vor dem Leib des Herrn so betrügerisch gehandelt, so wird sie losgesprochen; wußte sie aber und kannte die Verbrechen, die sie alle beging (das eigene Ergreifen der heiligen Gestalt mit ungeweihter Hand, das Tragen derselben in ungeweihten Kleidern, den Gottesraub, daß sie sich selbst zum Priester wurde beim Empfangen der allerdings völlig ausreichenden zweiten Hälfte, endlich daß sie sich das Allerheiligste reichte im Stande der Todsünde), so hatte sie vier schwere Sünden begangen, für welche ihr erst nach langer Buße die Verzeihung des Himmels vom Priester verbürgt werden konnte … In solchen Gewissensconflicten übt sich selbst die Seelsorge eines Landpfarrers … Und so konnte sich der junge Domherr vertrauensvoll das Haupt in die Zipfel seiner Stola hüllen, gefaßt das Schiebfensterchen rechts oder links aufziehen und auf das Beichttuch gebückt hören, welche Vergehungen ihm eingestanden wurden. Sein Herz schlug höher, als er eben die Hand ausstreckte, um den ersten Beichtbedürftigen zu vernehmen, den er auf dem Holze zu seiner linken niederknieen hörte … O, sagte er sich,[104] wie viele Vergehen hast du doch schon im Keime erstickt! Wie viele Rathschläge gegeben, Rathschläge, den bessern Theil und den Frieden zu wählen, wenn auch zu einstweiliger eigener Verkürzung! Wie manches Entwendete war still wieder auf den Platz zurückgelegt worden, von wo es genommen! Wie mancher Arme hat durch dich eine Spende empfangen, er wußte nicht wie und warum und von wem! … Dem poetischen Wesen Bonaventura's entsprachen Bußformen, wie: Gehen Sie und geben Sie dem ersten Armen, der Ihnen begegnet und dem Sie, auch ohne daß er Sie anspricht, seine Bedürftigkeit ansehen, nach dem Maße Ihrer Kräfte, ohne daß es jemand sieht! Gehen Sie in eine Armenschule und steuern Sie für das jüngste der Kinder, die nur in Holzschuhen oder barfuß gehen, eine Gabe! Knieen Sie in der nächsten Messe neben demjenigen in der Gemeinde, der Ihnen nach einem kurzen und nicht auffallenden Umblick in der Kirche durch den Zustand seiner Kleider als der Aermste erscheint! .. Selbst an Treudchen Ley konnte sein liebevoller Sinn denken und an die Geschwister derselben, für die er im Waisenhause auf diese Art sorgen wollte … auch an die Kerze, die er einst Lucinden befohlen anzuzünden und niederbrennen zu lassen während des ›innern Gebetes‹ …

Da öffnet er denn und sieht nicht einen schwarzen Sammethut, sieht nicht ein sich leicht erhebendes, schleierverhülltes weibliches Angesicht … sein Ohr will nur hören …

Die Formel der Anrede ist die nämliche am Fuß der Cordilleren und im Indischen Archipelagus: »Ich arme[105] Sünderin bekenne vor Gott, dem allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erden, Jesu Christo meinem Erlöser, der heiligen Jungfrau und allen lieben Engeln und Heiligen und Ihnen, Priester an Gottes Statt, was ich seit meiner letzten Beichte gesündiget habe!«

Die Knieende spricht aber diese Formel nicht …

Eine Ahnung ergreift Bonaventura … Kaum kann er das Wort der Ermuthigung finden, das ihm sonst so geläufig ist:

»Unser Herr Jesus Christus sei in deinem Herzen und auf deinen Lippen, damit du alle deine Sünden recht beichtest. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes!« …

Die Beichtende beginnt nicht …

Er wendet sich, ihr Auge zu sehen …

Ein Strahl desselben trifft ihn und die in ihm selbst fortdauernde, wenn auch nicht eingestandene Spannung auf Lucinden gibt ihm die vollkommene Befähigung, die Scene zu verstehen, die ihn aufs tiefste erschrecken mußte … Sechs Wochen einer künstlichen Vernichtung ihrer selbst, sechs Wochen des Schmerzes, der Sehnsucht, der Erwartung hatten Lucinden in einen Zustand versetzt, der sich vergleichen läßt mit der Ansammlung atmosphärischer Niederschläge, die durch plötzliches Hinzutreten reiner Luft sich in Feuer verwandeln müssen … Nur daß für sie diese plötzliche Erlösung, dies endliche Anredendürfen und Alleinseinkönnen mit dem, den sie zuerst, einzig, allein geliebt und den sie mit ihrem ganzen Leben liebte, den Herzenskrampf in convulsivisches Weinen verwandelte. So erliegt die[106] härteste Natur dem allgemeinen Gesetz. Dann gibt es keinen freien Willen mehr. Irgendwie muß sich die Ueberanspannung der Seelenkräfte helfen. Sie können entbehren bis zum Aeußersten; tritt dann sogar die Erfüllung ein, gerade dann erst recht bricht die Kraft … Lucinde war selbst in Verzweiflung über das, was ihr geschah. Sie hatte keine Scene beabsichtigt. Sie hatte eine Reihe von Sünden, Falschheit, Heuchelei beichten wollen, wollte sich mit keiner Tugend schmücken, wollte nur auf der ganzen Höhe ihres bisherigen Lebens schweben, den Augenblick in voller Seligkeit genießen, dem Mann ihrer Anbetung so nahe zu sein – da weinte sie wie über zwanzig Jahre eines verfehlten Lebens und gab den nachzuzahlenden Tribut an die vielen Gelegenheiten, wo über das Schmerzlichste ihre Augen trocken geblieben waren.

Vorgänge dieser Art sind im Beichtstuhl nichts Seltenes … Bonaventura, tieferschüttert, durfte Lucinden Zeit lassen, sich zu sammeln … Sah er auch wol, daß sich allmählich schon andere, die an sein Ohr zu kommen begehrten, eingefunden hatten, er bedurfte selbst der Sammlung.

Endlich sprach er:

Rufen Sie den Helfer an, von dem Sie ja wissen, daß wir auf dem Wege zur Buße vorzugsweise zu ihm zu beten haben, den Heiligen Geist!

Keine Antwort …

Lucindens Schluchzen war jenes, das wir alle an uns kennen, ein Weinenmüssen, wo wir sogar selbst sagen: Welche Thorheit ist das nun von dir! Und wir können doch nicht anders.[107]

Wann haben Sie zum letzten mal gebeichtet? fragte Bonaventura mit Milde …

Nur Thränen antworteten …

Welcher Sünde zeihen Sie sich?

Da er die Frage nach einer Weile wiederholte, war es ihm, als hörte er das Wort »aller«! So schnell aber kam es, so erstickt, so entsetzlich aufrichtig für sein Ohr, daß er eine weitere Gewissenserforschung nicht mehr anzuknüpfen wagte. Auch erhob sich Lucinde. Schlank und hoch, wie sie war, ging sie ohne Segen und Absolution von dannen. Eine Flucht war es … Bonaventura sagte sich: Welch ein Anfang! Was wird da kommen!

Gewiß wurde dieser Theil seiner Seelsorge für ihn der mühevollste, zehrend an seiner geistigen und physischen Kraft. Wie blickte er in die Tiefen der menschlichen Herzen! In Abgründe, vor denen ihn Schaudern ergriff! Wie nur allein die Frauen zu ihm redeten! Solche zumal, die sein in der Stola verborgenes Auge kaum sah, denen er aber schon am Rauschen ihrer Kleider anhörte, daß sie der vornehmen Welt angehörten. Der Duft, der ihrem Haar, ihren spitzenbesetzten Taschentüchern, die sie vor die Augen drückten, entströmte, verrieth ihren Stand. Manche dieser Frauen kannte er schon durch dieselbe Atmosphäre, dann denselben Ton des Vortrags, dieselben Vorwürfe, die sie sich machten, dieselben Allgemeinheiten, die er zurückzuweisen pflegte. Viele kamen nur, um dagewesen zu sein. Wem er anhörte, daß sein Beichtbedürfniß nur eine phrasenhafte Aeußerlichkeit, ein[108] Luxus der Gefühle war, den unterbrach er mit dem Worte der Schrift: »Die Lüge aber ist der Leute Verderben.«

Das Schmerzlichste war freilich, das Uebel sehen und es doch trotz alles Vorbaues nicht im Keime ersticken können. Verbrechen hören und nicht anzeigen dürfen! Verbrecher hören und sie nicht einmal ansehen dürfen! Ihm war schon in St.-Wolfgang geschehen, daß ihm Bekenntnisse gemacht wurden von einem Knecht, der ihn selbst bestahl. Den Dieb durfte er nicht entlassen, weil jener daraus einen Misbrauch des Beichtgeheimnisses hätte entnehmen können.

Die Katastrophe des Kirchenfürsten hatte Bonaventura voraussehen müssen und doch erschütterte sie ihn und schloß eine Weile die zwiespältige Stimmung seines Innern. Als jüngster Domherr, eben eingetreten, hatte er im engern Kapitel noch keine Stimme. Die Curie übernahm die Regierung des erledigten Kirchenthrons. Glücklicherweise blieb der Präsident, sein Stiefvater, fern. Immermehr verblaßten bei solchen Aufregungen die Schriftzüge des räthselhaften Briefes, den er wie der Dechant einst empfangen. Anfangs träumte er von ihm, in schlaflosen Nächten traten ihm die lateinischen Worte in Bildern entgegen, wie wenn er das Concil von Trient noch einmal versammelt sähe, noch einmal mitstimmen müßte in Kostnitz, ob Huß und Hieronymus zu verbrennen wären … Bald aber ließ ihn die Seelsorge, dieser Beruf so voll außerordentlicher Mühen, aber auch Belohnungen und Erhebungen, die Versuchungen zum Zweifel vergessen.[109]

Lucinde war nicht wiedergekommen. In der Kirche begegnete er ihr oft; sie schlug die Augen nieder … Klingsohr war unmittelbar nach seiner Abreise im September vom Kirchenfürsten »bis auf weiteres« unter strengste Klausur gestellt worden. Als Bonaventura zurückkehrte, bewohnte er noch die Zelle im alten Profeßhause der Jesuiten, durfte sie aber nicht verlassen. Räthselhaft blieb ihm diese fortgesetzte Strenge, über die er sich bei Michahelles erkundigte und nichts als ein ausweichendes Achselzucken zur Antwort erhielt. Hatte man von Lucinden erfahren? Traute man der Selbstbeherrschung des Mönches nicht? War Neues geschehen? … Klingsohr schien eine Zeit lang als Gefangener nicht seiner geistigen Hülfsmittel beraubt. Artikel schrieb er nach wie vor. Jetzt erst bewunderte Bonaventura in den von ihm gründlicher gelesenen Aufsätzen die Kraft der Darstellung, die nicht immer täuschende Kunst einer Beweisführung, die trotz der tiefsten Demüthigung nicht aufhörte die protestantische Welt zu bekämpfen. Klingsohr klirrte an einer Kette, die er dennoch gelassen trug … Imponiren mußte ihm etwas, wenn es ihn überzeugen sollte, und war es seine eigene Züchtigung! … In jener Zeit schrieb er, wo ihm geistesverwandte norddeutsche Philosophen anfingen, mit Bewunderung von Asien und Rußland zu sprechen. So tief ausgehöhlt sich in sich selbst fühlend, so in ewiger Verneinung sogleich ohne alle und jede Liebe selbst für das, dem man doch selbst verwandt ist, so von einigen Schwächen seiner eigenen Partei sogleich erkältet, bedurften sie eines Ersatzes für die sie umgebende Schemenwelt. Sie bewunderten die[110] Kosacken. Sie begannen das »Naturwüchsige« zu preisen in jeder Form, wenn es nur nicht Fleisch war vom eigenen Fleisch, Bein vom eigenen Bein, zuletzt nichts, was die Signatur der Bildung trug … Einem Besuch, den Bonaventura beim Pater Sebastus machen wollte, stellten sich Hindernisse in den Weg und auch das einst so lebhaft empfundene Bedürfniß des Mönches, gerade ihm zu beichten, schien vor vielleicht neuerwachtem Hochmuth zurückgetreten … Zwei Seelen wohnten in dieser widerspruchsvollen Brust, von denen die eine sich ewig von der andern zu trennen suchte. Oder hatte Klingsohr von Lucindens Schwärmerei für den »milden Versöhner«, wie er ihn genannt, gehört? … Bonaventura harrte vergebens. Aufdrängen mochte er sich nicht. Kein Lebenszeichen kam aus dem alten Profeßhause. Nach der Gefangennehmung des Kirchenfürsten verstummten eine Zeit lang auch die Artikel des Paters. Die Haft, die jetzt hätte durch die gebrochene Macht des Kirchenfürsten aufgehoben sein können, wurde nun erst recht von der Regierung gegen den Agitator mit der zweischneidigen Feder bestätigt, ja verschärft. Bonaventura bat Benno, sich nach dem Schicksal des Paters zu erkundigen. Nach dem, was dieser in Erfahrung brachte, ließ sich annehmen, daß der Mönch in Untersuchung war und vielleicht schon in sein Kloster zurück. Da aber tauchten vor kurzem wieder neue Artikel von ihm auf in dem in diese Stadt verlegten, von der Regierung aufs strengste überwachten »Kirchenboten«. Es war eine Reihe von fortlaufenden religiösen Betrachtungen unter dem Titel: »Stufenbriefe vom Kalvarienberge des Lebens.«[111]

Durch den Beichtstuhl trat Bonaventura in die innersten Lebensbezüge auch solcher Bewohner dieser Stadt, die vielleicht für uns Interesse haben. Nicht daß wir die Wirthin »Zum goldenen Lamm« belauschen möchten, die gleichfalls nicht umhin konnte, den »schönen« jungen neuen Domherrn mit ihrem bisherigen Beichtvater auf einige Zeit zu vertauschen. Selbst die Sünden, die Eva und Apollonia Schnuphase zu bekennen den tiefinnerlichsten Drang fühlten, verschweigen wir (das Beichtsiegel ist unlösbar, aber im Reiche der Dichtkunst gibt es keine Geheimnisse) … Eher würden wir Walpurgis Kattendyk belauschen mögen, die sich förmlich – ausdampfte in ihren Sünden, wenn sie an das Ohr des jungen Domherrn gelangte, dem zu Liebe sie den Kanonikus Taube um Schlaf und Appetit brachte. Auch ihre Tochter, die Frau Procurator Nück, fehlte nicht und jedesmal kam diese in anderer Toilette; sie bekannte jeden Verstoß gegen die Fastenordnung, den sie sich hatte zu Schulden kommen lassen, nie aber eine tiefer gehende Herzens- und Nierenprüfung, nie den leisesten Schimmer ihrer Eitelkeit und Verschwendung … Johanna vollends, ihre Schwester, war so fromm, daß sie für Zahnweh, das sie befiel, Messen bestellte; aber in ihr Inneres mußte erst der »Beichtspiegel« greifen, dies sicher gehende Brecheisen der Verstockung, das ihr die Fragen vorhielt: Warst du nicht hoffärtig? Warst du auch mildthätig? Bist du versöhnlich, liebevoll, nachsichtig? … Alle ließen sich von dem jungen, im edelsten Eifer sich hinopfernden Priester den bekanntlich so schmalen und engen Weg deutlich zeigen, von dem[112] geschrieben steht: Ich bin die Wahrheit und das Leben! und doch lag ihnen ihr Handeln und Fühlen immer nur auf der breiten Landstraße des Alltäglichen. Nicht eine von ihnen gedachte der Schwester Hendrika anders, als mit bitterster Anklage. Namen zu nennen verbietet die Beichtordnung. Doch verstand Bonaventura allmählich immermehr manche Umschleierung, errieth manche Andeutung und warnte auch hier in dem Conflict wegen »künftiger Religion« eines Familienmitgliedes vorläufig, bis er die Verhältnisse übersah, mit dem Worte des Apostels: »Verwirret die Geister nicht!« aus der schönsten Schutzrede der Toleranz, die man bekanntlich (oder vielmehr leider nicht bekanntlich) in Lessing's »Nathan« nicht so milde, als im Briefe Pauli an die Römer, Kapitel 14 und 15 findet … Treudchen kam nicht zur Beichte … Sie mußte schon seit lange zu Cajetan Rother gehen.

Auf Weihnacht zu näherte sich die bange Prüfung der Reise nach Witoborn und Schloß Westerhof. Der Proceß Paula's hatte plötzlich eine für sie ungünstige Wendung bekommen. Der oberste Richterspruch konnte, wie Benno schon lange versicherte, von Nück's Fechterkünsten nicht mehr parirt werden … Benno sah den Freund oft, doch seltener, als ihnen beiden Bedürfniß war. Zu sehr nahm Bonaventura sein Amt in Anspruch, zu sehr war auch die Gefangennehmung des Kirchenfürsten ein Ereigniß, das auf einige Zeit jedes Urtheil erschreckte und divergirenden Denkern mehr sich zu vermeiden als zu suchen gebot … Nück's Federn rauschten von Morgens bis Abends. Die Mittel gab er an die Hand, die gegenwärtige[113] Stellvertretung des Kirchenfürsten als eine nicht berechtigte darzustellen und so die Schwierigkeiten den »Neunmal-Weisen« noch zu vermehren. Schon war von einer Gesandtschaft der Stadt und Stände nach Wien an den allmächtigen ersten Staatsmann jener Zeit die Rede und leicht hätte Benno zu der Ehre kommen können, sie zu begleiten; wenigstens sprach ihm Nück davon … Und als Armgart's Mutter in der Nähe und in der Stadt selbst auftauchte, da entdeckte denn auch Bonaventura, was in Benno's Innern über alles in der Welt die Oberhand behielt, Armgart's liebliches Bild … Nun war wieder Armgart's nahe Beziehung zu Paula eher ein Hinderniß der vertraulichen Ergießung, als eine Förderung.

Eines der schwersten Aemter seines Berufs wurde dem jungen Domherrn aufgebürdet, als er eines Tags die Anzeige erhielt, daß der Mörder der Schwester der Frau von Gülpen zu einer letzten Beichte über sein ganzes Leben ihn gewählt hätte.

Wie kam Jodocus Hammaker zu dieser Wahl? Zum Richtplatz begleitete ihn der Seelsorger des Gefangenenhauses; aber dieser letzte Beistand schloß nicht aus, daß sein Beichtvater ein anderer war.

Warum wählte er Bonaventura von Asselyn? Er hatte ihm wie Benno als Entlastungszeuge beistehen sollen für sein Alibi in der Abendstunde, in welcher der Mord geschehen war … Da aber hatte schon das Blut an seinen Händen geklebt und in dem einsamen Hause am Stromesufer hatte er seinen Raub bei ihm bekannten Hehlern geborgen …

Benno mußte für Hammaker's Besuche bei der Ermordeten[114] gegen ihn zeugen, wie er gleich anfangs gewollt hatte. An dem Tage, wo Nück beim Plaidiren dem »alten Freunde« die Prise verweigerte, saß Bonaventura als Zuschauer der Gerichtsverhandlung, lauschend den Worten, die Benno sprechen mußte. Der Verbrecher, kokett bis zur letzten Stunde, sah die große Ehrfurcht der Menge vor dem Priester … So fiel ihm bei: Dem willst du dein letztes Testament übergeben! Dem, der ohnehin der Schwester deines Opfers so nahe steht! …

Die Verbrechen, die er zu enthüllen hatte, gehörten den »reservirten Fällen« an, die vom höchsten Sitz der Kirchenprovinz diesem allein zu hören vorbehalten sind und deren Anhörung an einen untern Geistlichen nur durch besondere Vollmacht überlassen wird. Benno hatte eine Ahnung, Nück, als Hammaker's Vertheidiger, würde Miene machen, diese an Bonaventura zu ertheilende Vollmacht zu hintertreiben, er würde die Competenz der gegenwärtigen kirchlichen Oberbehörde zu solchen Vollmachten bestreiten, würde erklären, daß das ganze Land im Augenblicke gar keine kirchliche Regel besäße. Doch gab sich Nück zufrieden, in des Delinquenten Verlangen zu willigen, selbst auf Gefahr hin, daß die teuflische Seele gegen ihn undankbar blieb bis zum letzten Lebenshauche … Wie bereute er, ihm den Griff in seine Dose abgeschlagen zu haben! Er, der doch oft im Volkston plaidirte; er, der das Publikum durch seine schlagenden Witze und Späße bei den ernstesten Dingen belustigte!

Eines Morgens nach der Messe machte sich Bonaventura zu dieser schweren Pflicht auf. Er fuhr in einem Wagen im vollen Ornat seiner Würde. Als er in eine[115] enge Gasse einlenkte und zu den Eisenstäben der Fenster eines alten Gebäudes aufsah, überfiel ihn ein Grauen … In diesen dunkeln Mauern verhallten schon so viele Wuthausbrüche der Verzweiflung, so viele Seufzer der bittersten Reue. Hier saßen einst auch jene Verbrecherbanden, die die Länder zwischen der Maas, Mosel, bis zum Main und zum Neckar hinunter unsicher machten, unmittelbar in den folgenden Zeiten, als Schiller das Räuberleben auf der Bühne poetisch verklärt hatte. Diese Roller und Schweizer hatten aber wirklich Schufterle, keinen Karl Moor an der Spitze und doch auch manche kräftige und bessere Natur, die im Sinnenleben und durch schlechtes Beispiel zu Grunde ging. Diese Picard, diese Bosbeck haben die Annalen der Verbrechergeschichte aufgezeichnet, wilde, grausame, verwegene Menschen, der Mehrzahl nach Juden, die die angeborene List ihres Stammes mit einem altbiblischen Muthe verbanden. Immer durch die Schrecken der Revolution hindurch, sengten, plünderten und mordeten diese Menschen in Genossenschaften zu halben Hunderten und über fast ganz Holland und Deutschland hinweg waren ihre Hehler ausgebreitet, ja so weit, daß in fernen Gegenden selbst die Wächter der Ordnung, selbst die Büttel und Häscher ihre eigenen Angestellten waren. Wie sich Napoleon's Herrschaft befestigte, gelang allmählich die Unterdrückung. Ihrer zwanzig bis dreißig bestiegen oft an einem Tage die Guillotine. Die Kinder gab man unter andern Namen hierhin und dorthin; in Holland schickt man die meisten nach Java …

Einmal erst hatte Bonaventura Nück bei seinem Vetter[116] gesehen, dann vor Gericht. Heute begrüßte er ihn beim Verlassen des Domes, beim Einsteigen in den Wagen … Dann mußte er ihm nachgefahren sein; denn Nück stand auch am Wagenschlag, als er ausstieg … es sprach eine wahre Todesfurcht aus dem sonst so furchtlosen Manne …

Bonaventura, geleitet von dem Gefängnißwärter, einer Wache und dem gewöhnlichen Seelsorger der Gefangenen, einem Kaplan, trat in das finstere Gebäude, stieg eine schmale steinerne Wendeltreppe empor, hörte die Schlösser fallen, die Riegel klirren und weichen und stand in einer fast dunkeln Zelle vor einer von einer Pritsche sich aufrichtenden Gestalt, deren linker Fuß durch eine Kette an die Mauer befestigt war.

Grauenvoller Gegensatz! Dieser heutige Morgengruß und jener abendliche vor vier Monaten … es war als huschte die Fledermaus hin wie damals, als er und Benno so spät noch am Ufer saßen und den im Mondlicht fischenden Knaben zusahen. Dann – das Aufhängen des Procurators, seines Vertheidigers, der in einiger Entfernung sogar dem Hinaufsteigenden noch gefolgt war! Jene Mittheilung Benno's! Was konnte hier noch enthüllt, was von der Seele abgewälzt werden und zu welchem Nutzen?

Die Thüren blieben offen … die Begleiter verharrten auf den vordern Gängen … Einmal hörte man noch das Geräusch des Holzzulegens in dem kleinen eisernen Ofen der Gefängnißzelle, einem sogenannten »Hund«, der von außen geheizt wurde … Dann war alles still … Bonaventura setzte sich und der Verbrecher kniete vor ihm nieder …

Wie ein böser, ängstlicher Traum war alles das … ein Traum, an dessen Wirklichkeit der Priester nicht glauben[117] mochte! Und doch saß er selbst da im weißen reinen Gewande der Unschuld, ernst das Haupt senkend, und vor ihm lag eine verfallene Gestalt im grauen Kittel, mit welken, schlaffen Zügen, kahlem Schädel, entkleidet aller Hülfsmittel, Kraft und Unbefangenheit zu lügen, die Hände abgemagert, das Auge weiß, so unheimlich, als könnte noch jeden Augenblick eine ruchlose That in diesem verworfenen Leben lauern, einem Leben, das nach raschem Instanzengang und abgeschlagener Majestätsgnade in einigen Tagen enden sollte.

Nach den ersten mit klopfendem Herzen gesprochenen Gebeten und Ermahnungen, der Gnade Gottes zu vertrauen, gab Hammaker ein Bild seiner Jugend. Er wollte, daß die Welt von ihm erfuhr, er hätte gründlich und fromm gebeichtet. Er wollte, daß sie ihm Theilnahme schenkte, selbst auf dem Richtplatz. So erließ er dem Hörer nichts von dem, was in den verstecktesten Winkeln seines Innern lebte. Aller Hohn, alle Verwünschung wird schweigen, dachte er, wenn man erfährt, wie du dich unterworfen! Mit tonloser, weicher Stimme hauchte der Unselige die Worte hin:

Von meinen Aeltern, die später zurückkamen und nichts behielten, als ein Witwenhäuschen für meine arme Mutter, eine Frau von nahe achtzig Jahren, bin ich gut erzogen und studirte die Rechte mit nur zu vielem Beruf dafür. Ich drehte den Spieß um und sagte: Summa injuria summum jus: wo du alles gegen dich hast, gerade da sei dein Spiel! Meine Devise wurde das erst aus Uebermuth, dann aus Noth; wild lebte ich und hatte Bedürfnisse, die Geld kosteten. Schon damals bekam[118] ich einen so übeln Ruf, daß mir die Niederlassung als Anwalt nur versuchsweise auf dem Lande gestattet wurde. In den Sieben Bergen da drüben wohnt' ich … am liebsten aber war ich hier in der Stadt und nun mußt' ich Geld machen. Hätten die Bauern mich todt geschlagen! Um eine Person, die sich an mich hing, hatt' ich zwei Termine versäumt, drüber einen Proceß verloren; – erst später kam's heraus; der Bauer, dem die Sache Geld gekostet, wollte mich todt schlagen. Es wäre besser gewesen …

Schon jetzt verließ den Sprecher die Kraft. Die Reue läßt sich nicht vergebens äffen. Sie übermannt den Heuchler wider Willen …

Bonaventura übersah vollkommen diesen Zustand, wie er sich auch sofort beim Eintritt von der geringen Bußfertigkeit des Verbrechers überzeugt hatte. Er faltete gelassen die Hände und betete, nicht etwa um Vergebung und mit ermunternder Zuversicht auf Gottes Gnade, sondern um Bewahrung eines reinen Sinnes und Schutz vor Heuchelei …

Hammaker fühlte, daß er in seinem begonnenen Tone nicht fortkommen würde … Er folgte der Weisung des Priesters, sich zu erheben und auf der Pritsche Platz zu nehmen … Die Kette rasselte an seinem Fuße … er sank mehr nieder, als er sich setzte …

Einmal, begann er aufs neue – und in dieser Stille klangen die Worte hohl wie aus dem Grabe – einmal kam ich an einen Weg, wo ich hätte umkehren können! Es war durch einen Mönch, der an meinem unseligen Leben nur zu verhängnißvoll zum Rächer für alles Unterlassene wurde …[119]

Rächer – ein Mönch? warf Bonaventura mit Vorwurf ein …

Würden Sie diesen Bruder Hubertus kennen, hochwürdiger Priester, Sie gestatteten mir dieses Wort!

Bonaventura hörte den Namen, den er aus der Verhandlung zwischen Sebastus und dem Kirchenfürsten schon als den »Bruder Abtödter« kannte. Dieser Name war in den Verhandlungen vor den Assisen oft genannt worden. Es war der Erbe der ermordeten Hauptmännin …

Ich verlor meine Stelle auf dem Lande, zog in die Stadt und arbeitete bei meinem Freunde – meinem Vertheidiger. Nück hatte mit mir studirt. Er schlug einen andern Weg ein als ich. Aber auch ihn lockte der Sirenensang der Freude –

Sprechen Sie von sich selbst! unterbrach Bonaventura den Verbrecher, der mit Gefallen diese Worte betonte …

Dieser Teufel, sagte sich Nück draußen, opfert mich – um eine Prise! …

Der Verbrecher knüpfte die graue Jacke, die er trug, fester zu, als fröre ihn … Das Geburtsfieber war es, das er sich in diesem Ernste bei der Verstockung seines Gemüths nicht möglich gedacht hatte … Eine Weile zitterte er sich aus … nach dem Schauder gewann er neue Kraft.

Ich arbeitete bei ihm, lenkte er ein, und erhielt einen Auftrag, in eine süddeutsche Stadt zu reisen zur Regulirung einer Streitfrage über geistliche Güter. Ein Mönch war bei Nück, der dieselbe Reise zu machen hatte und[120] dem er mich zum Begleiter gab. Wir reisten zusammen. Vierzehn Tage, die ich mit ihm zubrachte, sind mir unvergeßlich – der Bruder sprach nicht viel, aß und trank wenig. Ein Laienbruder der Franciscaner war es, er hatte Reisen gemacht, war in Indien gewesen und ein Sonderling. Aus dem Kloster Himmelpfort bei Witoborn hatte man ihn entsendet, um in einem süddeutschen Convicte eine Heilung zu versuchen mit dem Rector desselben, einem Pater Fulgentius. Dieser Unglückliche hatte die Gewohnheit –

Sprechen Sie von sich! unterbrach Bonaventura aufs neue …

Ich wollte nur sagen, was ein gutes Beispiel thut, ehe ich bei Nück –

Warum behielten Sie das Vorbild der Strenge, der Selbstkasteiung, der Entbehrung nicht stets vor Augen?

Gerade das wurde die Ursache meines Falls …

Bruder Hubertus?

Eine Handlung von ihm, deren Zeuge ich durch Zufall wurde! erzählte Hammaker mit einer Art von Behagen. Schon einigemal hatte ich den Bruder in das Convict begleitet, in welchem er einen Auftrag zu erfüllen hatte, von dem ich nichts erfuhr. Da ich regelmäßig die Aufregung bemerkte, so oft der Bruder kam, verfiel ich auf diese und jene Vermuthung. Keine derselben war so geheimnißvoll, wie mir die spätere Entdeckung zeigte. Es hieß, daß der Bruder bald in sein Kloster zurückkehren würde. Eines Abends sah ich ihn, wie so oft, ins Convict eintreten, wo er nicht wohnte. Ich folgte; der Thürhüter kannte mich und hatte kein[121] Arg. In den Gängen der untern Klassen war alles wie sonst. Oben aber war es einsam. Dann hört' ich fernhin ein eilendes Rennen und Laufen, der Thür zu, wo die Wohnung des Rectors lag …

Ein seltsames Rollen hatte schon einigemal Bonaventura's Aufmerksamkeit erregt. Ueber der kleinen Zelle ging es wie ein sich ankündigendes Gewitter hin …

Es sind Gefangene, erklärte der Verbrecher, als Bonaventura aufblickte, die an den Füßen Kugeln tragen … Der Boden ist hohl …

Wer ihn durchbrechen könnte! lag in dem Blicke, den Hammaker auf die Decke richtete. Seine eigene Kette ließ ihn nicht fünf Schritte von der Mauer sich entfernen …

Ich horchte in die Ferne, fuhr er dann sinnend und zerstreuter fort, und hörte geheimnißvolles Wispern, ja jetzt wie ein Gehen nur auf den Zehen. Im Kreise von Lehrern und Alumnen stand mein Mönch, hielt alle feierlich zurück, schritt auf die Thür zu, die ich, hinter eine Treppenlehne zurücktretend, sehen konnte, da sie querwärts den langen Gang beendete, öffnete und – allen bot sich der Anblick eines Mannes, der an einem Fensterhaken sich erhängt hatte! Der Mönch ging unerschrocken auf ihn zu, schnitt mit einem Messer, das er aus der Tasche zog, den Strick durch, hielt dann in der kräftigen Linken den Leichnam und rief die Fernstehenden näher. In diesem Augenblick wurde ich gestört und mußte mich entfernen …

Bonaventura hatte auf der Lippe die Frage: War der Unglückliche der Pater Fulgentius? … Doch unterdrückte er sie.[122]

Noch am selben Abend, bestätigte der Mörder, hieß es, daß der Rector gestorben war. Auch die Art seines Todes blieb nicht verschwiegen, man sprach von Melancholie und ein Arzt von Selbstzerstörungswahn. Ja am Wirthstisch hieß es: Ein Mönch hatte ihn davon heilen sollen. Ich mußte Abschied von Hubertus nehmen und fand ihn in dem Garten des Klosters, wo er eingekehrt war, im einsamen Wandeln. Rings hohe, graue Mauern, alles still und – fast wie auf einem Kirchhof. Rücksichtslos frag' ich ihn: Sie sollen ja soviel vermögen, Sie sollen Hunger und Durst, Frost und Hitze ertragen lehren; konnten Sie denn jenen Mann nicht auch von seinem Wahne heilen? … Er erwiderte: Ist da der Tod nicht die beste Heilung? … Dabei stand er still und jetzt erst war es mir, als säh' ich einen Boten des Todes, ein Gerippe. So mager war seine Hand, so hohl seine Wange, so klanglos seine Stimme. Ich fürchtete mich vor ihm und glaubte, schlüge er die braune Kutte auf, würd' ich ein Skelet sehen. Doch war der Bruder selbst in Aufregung. Offenbar hatte man von ihm etwas anderes erwartet. Er hatte heilen, nicht bestatten sollen. Auch verschwieg er das nicht. Nie hatte er zu mir so viel gesprochen, wie diesmal in dem einsamen Klostergarten, in den er sich wie geflüchtet hatte. Ja, sagte er feierlich, ich hatte verboten, ihn zu bewachen, ich hatte ihn sein Werk ausführen, hatte ihn so lange allein gelassen, bis seine That vollendet war! Denn, Herr – ich horchte hoch auf – der Erhängte stirbt erst spät! Ich weiß das! Ich habe Hunderte erhängen sehen! Ich habe Menschen gekannt, die sich[123] einschlossen, um die Wonnen dieses Todes zu haben! Denn das wissen Sie nicht, erst wählt die Melancholie diesen Tod, und dann, einmal ins Leben zurückgerufen, tritt eine Besinnung ein, wie auf den seligsten Opiumrausch! Bilder, Gestalten sind an dem schwindenden Bewußtsein vorübergegangen, die keine menschliche Hand zaubern konnte! Das Süßeste, was die Erde kennt, empfindet und trinkt der Gehängte in langen, endlosen Zügen! Die Scham macht den, an dem man diese Verirrung kennt, einsam irren, aber nichts kommt dem gleich, was diese Scham wieder aufwiegt und sie ertragen läßt! Zur rechten Zeit von der tödlichen Schnur befreit, langsam zurückkehrend zum Bewußtsein, erhebt man sich wie aus einem Traum, den man ewig träumen möchte! Der Greis wird wieder jung, die Matrone eine Braut, der Arme schwelgt in Reichthümern, der Verbrecher ist ein König, der Feige ein Held, vor ihm liegt eine Welt auf den Knieen und bietet sich dar, mit ihm zu sterben! Nie hat man so gelebt wie in diesem Tode, nie das Paradies so vorausgenossen, so die Schrecken vergessen, die diese Erde –

Ein Grauen durchzuckte die Erinnerung des Mörders an das, was ihm so nahe bevorstand … Er hatte sich erhoben und fiel betäubt zurück.

Auch Bonaventura hatte sich eine Weile erheben müssen, denn der Anblick der wilden Erregung des Mannes war entsetzlich. Hammaker, aufgerichtet, starrte gierig im Kreise umher; die Gewänder des Priesters betrachtete er, als könnte sich eine Schnur an ihnen befinden, die auch ihm diese Hülfe des süßesten Todes[124] brächte. Er streckte sich aus, als ließe sich ein Zipfel am Kleide desselben ergreifen, zur Schnur winden … die Kette an seinen Füßen faßte er und sank wie ohnmächtig auf sein Lager zurück.

In der reinen Seele des Priesters wogte ein Feuerstrom. Das ist das geheimnißvolle Räthsel, das Nück und diesen Elenden verbindet! rief es in ihm, der schon lange immer nur der Erzählung Benno's gedenken mußte von jenem Abend her. Dieser da hat so seinen Wohlthäter verführt! Hat so eine Neigung desselben zur Melancholie ausgebeutet! Hat ihn sicher gemacht in dem Vertrauen zu ihm und dann ihn Einmal – Einmal nicht wieder ins Leben zurückgerufen! …

Alles das stand einen Augenblick klar vor Bonaventura's Augen und doch sagte sein Herz wieder: Es ist unmöglich! So weit kann der menschliche Geist sich nicht verirren!

Hammaker kehrte zur Besinnung zurück, krümmte sich wie ein Wurm, zog die graue Jacke über der Brust zusammen und fuhr mit stoßweisen Zuckungen auf, wie wenn er von eisigem Schrecken geschüttelt wurde …

Dann sprach er, als Bonaventura sich gesetzt hatte und das Antlitz, wie der Beichthörende soll, in einen Zipfel seines Kleides hüllte:

Der Bruder Hubertus sprach: Ich sollte heilen? Zu richten kam ich! Das Gericht Gottes ist unser, wenn wir seine Gebote gelästert gesehen! Wie durfte dieser Unglückliche leben, leben in solcher Umgebung!

Ich sage nicht, daß auch er die Wonnen dieses Todes suchte; er suchte den Tod selbst. Warum ihm die Hülfe[125] versagen! Warum Schonung einer solchen menschlichen Schwäche, die vielleicht Heldenmuth war! Seid männlich und seid stark! spricht der Apostel … Nun aber, nach dem Preise seiner That, erweichte sich des Bruders Gemüth und er erzählte mir, wie er von frühester Kindheit an Gottes Finger sich nahe gefühlt, wie er schon als Kind aus Flammen hinuntergeworfen wurde drei Stockwerk hoch, wie er sich ganz aus sich selbst hätte zum Menschen machen müssen, wie ihn dann Verrath und Undankbarkeit verfolgt und so gehetzt hätten, daß er nothwendig zu Gott oder zum Teufel hätte entfliehen müssen … Er glaubte, sagte er, auf der richtigen Straße zu sein. Ein Weib, erzählte er, ein Weib war die Ursache meines tiefsten Kummers … Sie, sie, die ich

Wer? unterbrach Bonaventura schaudernd …

Hammaker schwieg … Seine Hände, die die Hauptmännin erwürgt hatten, zuckten.

Ihr Opfer? fragte Bonaventura wiederholt …

Wie hätte es ihn nicht reizen sollen, etwas aus dem Leben der Schwester der Frau von Gülpen zu erfahren! … Doch er – war das Gewissen selbst … Er bekämpfte seine Neugier und sagte nur:

Warum zogen Sie nur aus dieser Begegnung mit einem so vielgeprüften, wenn auch vermessenen und Gott strafbar vorgreifenden Manne nicht eine heilsamere Lehre für Ihr Leben?

Die Frauen, das Spiel – die Ehre – O wenn ich –

Haben Sie sonst eine Handlung, die vorzugsweise noch Ihr Gewissen belastet? unterbrach Bonaventura die eitle Selbstbeschönigung …[126]

Ich log – ich betrog –

Kein anderes Menschenleben auf Ihrer Seele –?

Der Mörder schüttelte den kahlen, häßlichen Kopf …

Bonaventura sah die Verstockung und wiederholte seine Frage …

Da rief der Gefangene plötzlich und erhob sich wild und klirrte mit seiner Kette:

Emollit mores didicisse fideliter artes! Das zu verstehen, sprechen zu können, Bildung besitzen –

O öffnen Sie Ihr Herz der Reue! unterbrach Bonaventura diesen Ausbruch eines halb wahren, halb koketten Ehrgeizes. Was Ihnen als einem Studirten auch Gott sein und als was er Ihnen erscheinen mag, ob als Begriff, ob als Wesen welcher Art und Größe, und wären Sie Pantheist und suchten den Schöpfer in sich selbst, dem Geschaffenen, Sie wissen, daß in unserer Brust eine sichere Wahrheit liegt, eine unumstößliche Gewißheit, der Unterschied von Gut und Böse! Was Sie auch mit menschlichem Witze wegzuleugnen suchen von den Grenzen, die zwischen beiden liegen, sie wachsen immer wieder diese Grenzen, wenn Sie sie auch noch so klug niederrissen. Blicken Sie mit Sehnsucht aus dem Dunkel, in dem Ihre Seele lebt, in das Licht, das Licht der Unschuld, das Sie sehen, fassen, ahnen können, und nennen Sie dieses Licht – Gott! Sprechen Sie zu ihm: O wär' ich in deinem Abglanz, umstrahltest du mich, gäbst du mir Helle, Wärme, wahren Ruhm und wahre Ehre! Lassen Sie durch dies reine Licht der Unschuld alle die wandeln, die in diesem reinen Geiste lebten! Lassen Sie alle hindurchziehen, die Ihre Bildung kennt: Sokrates,[127] Plato – Einer ist unter ihnen, der am leuchtendsten steht, Jesus der Gekreuzigte! Mit seinem blutigen Haupte strahlt er und blickt voll Ernst auch auf Sie! Beten Sie zu dieser vielleicht noch einzigen lichten Stelle in Ihrem Innern und bekennen Sie beim Blute Ihres Erlösers, der allen Sündern Gnade vor Gott verhieß, Ihr ganzes Elend und was etwa sonst noch vor Gott und Menschen Sie belastet!

Hammaker faltete die Hände, aber schlaff hingen sie und der Ausdruck seiner Miene war der, als wollte er sagen: Was hilft mir das alles? Der grausige Tod ist und bleibt gewiß! Was ist eine Reue, die von einem Willen kommt, der nicht mehr sündigen kann! Eine Reue über die Thorheiten der Jugend – von einem Greise!

Der Priester überblickte diese Empfindungen und sagte seufzend:

Nun denn! Ihre einzige gute Stelle ist vielleicht nur noch Ihr Stolz! Wohlan! Warum trieb Sie dieser zu Ihrer Missethat?

Zögernd sprach Hammaker:

Man hat mich beschuldigt –

Daß Sie Ihren Freund, Ihren Wohlthäter ermorden wollen! Begingen Sie diese That?

Vor den Assisen hatte Hammaker, wie immer: Nein! gesagt. Hier wiederholte er die gleiche Aussage, fügte aber hinzu: Doch wüßten Sie das Nähere –

Wenn es Sie entlastet von dem Verdachte – sprach Bonaventura fast unhörbar … sonst – lehnte er fast die Belastung auch des Procurators ab –

Ich handelte – vielleicht – wie der Mönch –[128]

Unwürdige Vergleichung! wallte Bonaventura auf …

Auch Nück suchte den Tod – versicherte Hammaker …

Die Wonnen des Todes! Sie verführten ihn zu einer Handlung des Wahnsinns! Sie machten ihn sicher, immer sicherer, bis Sie ihn zuletzt beraubten und morden wollten …

Hochwürdiger Priester! Ja, ich beraubte ihn – Als es aber geschehen war – that ich, was ich zehn Jahre lang gethan – ich hob die Schlinge aus ihrer Angel. Freilich – diesmal stieg ich aus dem Fenster – warf das Schlüsselbund zurück – half ihm nicht zum Bewußtsein durch kaltes Wasser und das Reiben seiner Schläfe zurück … ich entfloh …

Als Mörder! Denn Sie durften annehmen, daß er diesmal nicht wieder zum Leben erwachte!

Der Mörder schwieg … Es war eine Bejahung.

Die tückische List seiner Erzählung stellte nicht ganz die Aufrichtigkeit aller seiner übrigen Geständnisse in Abrede. Er kam auf seine Bekanntschaft mit der Hauptmännin von Buschbeck, auf die Vermittelung ihrer Anliegen wegen ihrer Gelder, ihren bösen, menschenfeindlichen Sinn, er deutete die Beziehungen dieser Frau zu dem Krieger, Jäger, dann Mönche Hubertus an, Beziehungen, die in Erfahrung zu bringen Bonaventura wiederholt ablehnte, und berief sich für seine letzte That auf das, was bereits vor den Assisen von ihm bekannt war …

Der schrillste Nachklang, der durch alle diese Worte hindurchtönte, blieb die Andeutung über Dominicus[129] Nück. Sie war eine Rache für den verweigerten Griff in die Dose … Vielleicht auch hatte der Mörder ein Entkommen durch Nück gehofft, vielleicht Nück durchschaut, der ihn am liebsten für immer aus der Welt geschafft sah. Ein noch Lebender, rastlos und muthvoll in der Gegenwart wirkend, lag da nun in seinem tiefsten Lebensgeheimnisse aufgedeckt vor den Augen eines Priesters, der täglich mit ihm verkehren, täglich harmlos und scheinbar unbefangen mit ihm sprechen konnte, auch so nur mit ihm sprechen durfte! … Das sind Bürden! sprach es in Bonaventura's Innerstem …

Zwar wandte er noch die ganze Kraft seiner Beredsamkeit an, die Stunde, die er an diesem düstern Orte verweilt hatte, zu einer für den Bewohner desselben heilsamen zu machen … Um den Segen Gottes für den Unglücklichen betete er, wünschte ihm Muth für seine letzte Stunde und war im Begriff, mit den Fragen: Haben Sie mir keinen weitern Auftrag auszurichten? An Ihre Mutter? An sonst Zurückbleibende? eine heilige Handlung abzuschließen, die ihn selbst mehr erschütterte, als den Verbrecher …

Lauernd sprach dieser:

Ich könnte noch etwas Gutes thun!

O thun Sie es! Gott wird es Ihnen anrechnen …

Es war eine That im Werke …

Ein neues Verbrechen?

Eine Urkunde – die ich – schreiben ließ –

Eine verfälschte –!

Sie sollte bei einer – angelegten Feuersbrunst –

All ihr Heiligen! rief Bonaventura. Wer ist davon[130] bedroht? Wen kann ich über die Gefahr warnen? Ist die Gefahr schon nahe?

Einen Menschen hatt' ich gewonnen … einen – der sich verbergen muß … den ich nicht nennen kann …

Ich will ihn nicht genannt hören, ich will ihn mahnen, ohne daß ich ihn kenne! Durch irgendeine Adresse! Reden Sie! Was kann ich thun, ein solches Verbrechen zu hindern?

Hammaker schwieg plötzlich …

Bonaventura's Eifer riß ihn zu den Fragen hin:

Wer ist es, den die falsche Urkunde benachtheiligen soll? Wer hat Sie selbst zu dieser That überredet? Wer ist der Leiter dieses Complotts? Reden Sie! Reden Sie! Bei dem Angesichte Gottes, das Sie in wenig Stunden –

In diesem Augenblick rollten wieder die Kugeln über der Zelle hin und vergegenwärtigten Hammakern die dünne Bauart der Decke … Blitzesschnell schienen sich die Gedanken des Mörders zu ändern … Hoffnung belebte seine Gesichtszüge …

Bonaventura stand erwartungsvoll, aber vergebens. Hammaker schwieg.

Reden Sie! donnerte Bonaventura.

Das Geräusch über ihnen dauerte fort …

Hammaker sprang auf … Die Kette riß ihn nieder … Unverwandt starrte er auf die Decke …

Wenn dich doch noch Nück befreite! stand auf seinen verzerrten Gesichtszügen …

Reden Sie! wiederholte Bonaventura …

Lassen Sie es, stöhnte Hammaker, ohne mich – kommt die Sache nicht zur Ausführung …

Sie verharren in der Lüge! rief Bonaventura.[131] Wer ist gedungen? Wer sind die Bedrohten? Eine Fälschung? Eine Urkunde? Eine Feuersbrunst?

Hammaker schwieg …

Bonaventura versuchte jede Kunst der Ueberredung; vergebens … Hammaker sprach nur dumpf:

Ohne mich kommt nichts zur Ausführung! Ich habe bekannt! Es ist – vorüber. Ich kann – in Frieden – sterben …

Bonaventura mußte tiefseufzend nachgeben. Er betete um die Gnade Gottes und entfernte sich in einem Zustande, wie ihn die Märchen erzählen von Hirten, die in eine Felsenspalte sahen, die Geister belauschten und für immer verstummten …

Wie schwer trug seine Seele, als er von dannen schritt!

Auf dem Gange traf er alle, die ihn hinaufbegleitet hatten … Nück's Nachkommen wußte er nicht und fand ihn auch nicht mehr …

Doch am folgenden Morgen klagte sich im Beichtstuhl eine ihm bekannte Stimme aller Leidenschaften, aller Laster der Erde, aber auch der Verbitterung durch Unglück und des Menschenhasses an …

In ihrem Tone, in einem tief eingeschüchterten Aufblick zweier scharfer Augen lag eine Angst und Beklommenheit, die Bonaventura wieder auf einen Verbrecher schließen ließen. Er erkannte die Stimme nicht sogleich.

Erst nach den Andeutungen von seinem Beruf und einem Hinweis auf so manche Verschleierung der Wahrheit, die er sich im Processe Hammaker erlaubt hatte, begriff Bonaventura … Es war Nück …[132]

Entsetzen ergriff ihn …

Nück beichtete mancherlei, aber offenbar war er nur gekommen, um zu hören, wie Bonaventura mit ihm sprechen würde …

Des Priesters mildes Herz fühlte sich gedrungen, Nück's Verzweiflung zu beruhigen. Er deutete an, daß auch für ihn die Beichte dieselbe Bedeutung hätte, wie sie für jenen Bischof gehabt haben soll, der, der Sage, nicht Geschichte nach, sich eher von einem Fürsten in die Wellen der Moldau werfen ließ, als daß er ein Geheimniß verrieth, das er von dessen Gattin unter dem Siegel der Beichte wußte.

Kein Wunder, daß Nück sich mit neuem Lebensmuth erhob und den Beichtstuhl in einer Stimmung verließ, als könnte er mit seinem einzigen Arme einen der Riesenpfeiler der Kathedrale ausheben.

So viel Kraft lag dem Doctor Abadonna in dem magischen Worte: Rom und sein Glaube.

Winterlich weiße Leichenfelder lagen in Bonaventura's Brust. So öde und schauerlich wehte Schneesturm durch sein Inneres, wie auf der Alpeneinsamkeit, die der Dechant beim Bericht seines Besuches auf dem St.-Bernhard geschildert …

Auch der Morgue des St.-Bernhard mußte er gedenken …

Muth und Ausdauer sprachen ihm die Stimmen der Augustinerchorherren nicht mehr so beredsam wie einst.

Quelle:
Karl Gutzkow: Der Zauberer von Rom. Roman in neun Büchern, Band 4, Leipzig 1859, S. 91-133.
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