[84] EMPEDOKLES allein.
Ha! Jupiter Befreier! näher tritt
Und näher meine Stund und vom Geklüfte
Kömmt schon der traute Bote meiner Nacht
Der Abendwind zu mir, der Liebesbote.
Es wird! gereift ists! o nun schlage, Herz,
Und rege deine Wellen, ist der Geist
Doch über dir wie leuchtendes Gestirn,
Indes des Himmels heimatlos Gewölk
Das immer flüchtige vorüber wandelt.
Wie ist mir? staunen muß ich noch, als fing'
Ich erst zu leben an, denn all ists anders,
Und jetzt erst bin ich, bin – und darum wars,
Daß in der frommen Ruhe dich so oft,
Du Müßiger, ein Sehnen überfiel?
O darum ward das Leben dir so leicht,
Daß du des Überwinders Freuden all
In Einer vollen Tat am Ende fändest?
Ich komme. Sterben? nur ins Dunkel ists
Ein Schritt, und sehen möchtst du doch, mein Auge!
Du hast mir ausgedient, dienstfertiges!
Es muß die Nacht itzt eine Weile mir
Das Haupt umschatten. Aber freudig quillt
Aus mutger Brust die Flamme. Schauderndes
Verlangen! Was? am Tod entzündet mir
Das Leben sich zuletzt? und reichest du
Den Schreckensbecher, mir, den gärenden,
Natur! damit dein Sänger noch aus ihm[85]
Die letzte der Begeisterungen trinke!
Zufrieden bin ichs, suche nun nichts mehr
Denn meine Opferstätte. Wohl ist mir.
O Iris Bogen über stürzenden
Gewässern, wenn die Wog in Silberwolken
Auffliegt, wie du bist, so ist meine Freude.
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Der Tod des Empedokles
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