An den Mond

[128] Dein Silber schien

Durch Eichengrün,

Das Kühlung gab,

Auf mich herab,

O Mond, und lachte Ruh

Mir frohen Knaben zu.


Wann itzt dein Licht

Durchs Fenster bricht,

Lachts keine Ruh

Mir Jüngling zu,

Siehts meine Wange blaß,

Mein Aug von Thränen naß.


Wann, lieber Freund,

Ach, wann bescheint

Dein Silberschein

Den Leichenstein,

Der meine Asche birgt,

Wenn Minneharm mich würgt?
[128]

Quelle:
Ludwig Christoph Heinrich Hölty: Sämtliche Werke. Band 1, Weimar 1914, S. 128-129.
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