Siebender Auftritt.

[146] Wald mit Odoardo Haus.

Angela, und Colombina.


ANGELA. O meine liebe Colombina! mein Herz ist voller Angst, was Leander auf den überschickten Brief vorgenommen, ob er mich bey meinem Herrn Vater zur Ehe begehrt, oder ob mein Vater mich ihme versaget; allein es koste was es wolle, so muß ich Leandern besitzen; ohne ihm ist mir mein Leben zuwider, an ihm ganz allein finde ich alle jene Eigenschaften, die mein Herz vergnügen können: betrachte einmal sein Portrait, er ist eben nicht der schönste, aber er hat so ein gewisses Etwas, das fast alle Frauenzimmer reizen muß; siehest du sein Aug, wie verliebt, und zugleich wie ernsthaft es ist, o das schöne Aug! Sie küst das Portrait.[146]

COLOMBINA. Sie sind so verliebt, wie eine Katze; haben sie ein wenig Geduld, ich werde trachten mit meinem allerliebsten Hanswurst zu reden; dieß ist ein Mensch zum fressen, und wenn ich mit ihm rede so springt mein Herz vor lauter Freuden in die Höhe. Wenn sie den Leander bekommen, so sind sie glücklich, der Hanswurst kann mir nicht Wunder sagen, was er für ein braver Herr ist, er ist niemal ein Liebhaber von einem Frauenzimmer gewesen, als sie liebt er itzt ganz allein, und auf das zärtlichste: kurzum, ich wüste für sie, mein Fräulein, keinen besseren Liebhaber, als den Leander, und sehen sie sich um keinen andern um, denn ein Frauenzimmer, das viele Liebhaber hat, läuft in Gefahr ihr Lebenlang Jungfer zu heissen.

ANGELA. Du machst mich ganz roth, Colombina, du hast recht, beym ersten Anblick hab ich ihm mein Herz geschenkt, und ich will eher sterben, als von ihm mehr abstehen.

COLOMBINA. Aber sonst hat er einen Fehler, der heut zu Tage uns Frauenzimmern gar nicht anständig ist; und sein Diener, der Hanswurst muß auch von ihm seyn angestecket worden.

ANGELA. Wie, einen Fehler? du erschreckest mich! ist er etwa –

COLOMBINA. Er ist ich will sie nicht aufhalten, er ist eifersüchtig; allein, wenn sie in ihrem Herzen überzeugt sind, daß sie ihn allein lieben können, so schadet ihnen dieser Fehler nicht, die Frauenzimmer die sich vor der Eifersucht der Mannspersonen förchten, sind gemeiniglich Coquetten.


Quelle:
Die Maschinenkomödie. Herausgegeben von Dr. Otto Rommel, Leipzig 1935, S. 146-147.
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