Zehnter Auftritt.

[177] Hanswurst mit einer Kreinzen als Böck aus dem Haus mit Aria, und die Vorige.


Aria II.

Ein Böck ist halt ein ganzer Mann!

Nicht weil ers Brod nur backen kann,

Nicht weil er selbst den Taig macht an,

Und Salz und Schmalz, und Kimm thut dran,

Denn das machts noch nicht aus!

Bey ein recht galanten Böcken,

Giebts a Kipfel, Semmerl, Wecken,[177]

Bretzen, Schöberl, und zur Noth,

Beigel, und französisch Brod;

Alls das gnug für jedes Haus:

Und ein Böck muß sich brav plagen,

S Brod in Kreinzen umertragen,

Wenn er gleich die ganze Nacht

Taig abknödet, schiebt und bacht;

Er muß auch in Ängsten stehen,

Thut nur das Geringste gschehen,

Wird sein Beutel noch brav grupft,

Oder er ins Wasser gschupft;

Es siht ams ja kein Mensch nicht an,

Ein Böck ist halt ein ganzer Mann!


ODOARDO. Schau, der Böck! wie der lustig ist, was hast den du im Haus gemacht?

HANSWURST. Das Wochenbrod, gnädiger Herr, hab ich vors Gesind eini tragen.

ODOARDO. Ist meine Tochter, und die Colombina im Haus darinnen?

HANSWURST. Darnach hab ich nicht geschaut, ich hab das Brod nur der Köchinn vorgezehlt, und bin wieder meine Wege gegangen.

ODOARDO. Ja, bist du schon lang bey dem Böckenmeister auf meinem Landgut, ich wüste niemals, daß ich dich bey mir gesehen hätte?

HANSWURST. Ja, ich trags nicht allzeit her, es sind unser zwey, und da wechseln wir halt um, ich bin itzt schon bald ein Jahr bey meinem Herrn.

ODOARDO. Ja, wer hat denn dir so schöne Lidel gelernt, du scheinst zimlich lustig, und vergnügt bey deinem Brod zu seyn.

HANSWURST. Ja, wenn sie es haben wollen, so möchte ich mich schon ein wenig mit ihnen in ein Discurs einlassen; aber ich muß mein Kreinzen ein wenig niederstellen, denn sie ist ein bissel schwer.

ODOARDO. Setzt sie nur nieder. Zu Anselmo. Der Kerl gefallt mir, ich will meinen Spaß mit ihm haben, ich muß doch sehen, ob meine Tochter schon zu Hause ist, he Angela, Colombine!


Hanswurst stellt die Kreinzen auf die Erd.


Quelle:
Die Maschinenkomödie. Herausgegeben von Dr. Otto Rommel, Leipzig 1935, S. 177-178.
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