Zweyter Auftritt.

[189] Angela, und Colombina.


COLOMBINA zu Angela. Das hätt ich doch in meinem Leben nicht geglaubt, daß ich zu einen Friseur einmal werden sollte.

ANGELA. Meine liebe Colombine! ich weiß nicht, wie mir ist, mein Herz ist voll Schwermuth und Furcht, und mein ganzes Leben scheinet mir ein Traum zu seyn; alles, was wir sehen, alles, was uns begegnet, ist Blendwerck, und Zauberspiel, und was wird endlich der Ausgang einer so fatalen Liebe seyn?

COLOMBINA. Lassen sie es gut seyn, gnädige Fräule, ein wenig wollen wir der Sache noch zusehen, wenn sie der Her von Leander nicht bald heurathet, so jagen sie ihn zum Teufel, so wie ich es meinem Hanswurst machen will; wir haben ja nicht Ursach uns an einen Liebhaber zu binden, wir seyn jung, wir haben schöne, gute, dauerhafte Gesichter, und nihmt uns der Peter nicht, so nihmt uns der Paul, und das gilt gleich, wenn es nur ein Mannsbild ist.

ANGELA. Du denkest ein wenig gar zu flaterhaft, es ist zwar gewiß, daß der Leander mir allgemach etwas abhold zu werden anfängt, allein daran ist nicht so viel, mein wankendes Herze, als die vielen Hindernissen dieser Liebe, und die übernatürlichen Mittel, deren sich Leander dabey dienet, wie nicht minder der Wiederwillen, und Haß meines Vaters, den er dieser Liebe wegen mir wiederfahren läßt, Ursach.

COLOMBINA. Ein wunderliches Gesicht wird ihr Herr Vater ja machen, wenn er sie wieder sehen wird, er wird glauben, daß wir wegen der Grobheiten, die ihm und den Anselmo begegnet, ein eigenes Complot zusamm gemacht haben, und in der That haben wir hieran gar keine Schuld, denn ich weiß bis itzo noch nicht, wie wir dahin und in solche veränderte Gestalt gekommen sind, und wie wir endlich wieder just daher gerathen.

ANGELA. Mir war es nicht anderst, als ob ich in einem stäten Schlaf gewesen wäre, aus welchem ich erst itzo wieder erwacht bin; nun wird es das[189] beste seyn, Colombine, daß wir uns ganz still in das Haus meines Vaters begeben, und uns so lange verbergen, bis wir in Geheim erfahren, wie stark der Zorn meines Vaters sey. Und in das Haus ab.

COLOMBINA. Ja, gnädiges Fräulein! Vor sich. wer Teufel soll wegen einen Amanten so viel Verdruß leiden, es giebt ja tausend Mannsbilder auf der Welt. Und gleichfalls in das Haus ab.


Quelle:
Die Maschinenkomödie. Herausgegeben von Dr. Otto Rommel, Leipzig 1935, S. 189-190.
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