Crispin von Paß.[219] 1

Ein kleiner Eigensinn sei Künstlern gern verziehen!

Ich setze mit Bedacht: ein kleiner Eigensinn;

Denn allen, die sich nicht um Kunst und Witz bemühen,

Dem groben Theil der Welt, geh' auch der größte hin!

Ein Künstler, welcher sich des Griffels Ruhm erworben,

Der einen Ridinger, und Schmidt, und Preißler ziert,

Entwarf nicht leicht das Bild der Fürsten, die verstorben,

Noch der Gelehrten Bild, eh' sie der Tod entführt.

Die meisten wußten nicht die Ursach' anzugeben,

Bis einst, ich weiß nicht wer, sie von ihm selbst erfuhr:

Der Fürsten achtet man nicht länger, als sie leben,

Und der Gelehrte gilt nach seinem Tode nur.


Fußnoten

1 Crispin de Paß, von Cöln, ist ein berühmter Schüler des Theodor Cornhardt, der zur Zeit des alten Meisters Cornelius Cort, welcher der größten Maler Werke in Kupfer brachte, lebte, und auch durch seine sinnreichen Gedichte, und seine Schrift von der Religionsfreiheit wider den Lipsius sich Lob erwarb.


Quelle:
Friedrich von Hagedorn: Sämmtliche poetische Werke, Leipzig o.J, S. 219.
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