Die Hoffnung und die Furcht

[198] Es reisten (Wann? Vielleicht zu unsern Zeiten)

Die Hoffnung und die Furcht durchs Land.

Wie jene leichtlich Freunde fand,

So wohnte diese gar bei denen, die sie scheuten.[198]

Sogleich verändert sich der Menschen Wahn und Stand.

Bald fängt der Mangel an, sich voller Muth zu brüsten,

Der Ueberfluß, verzagt zu sein.

Warum? Die Hoffnung kehrt beim ärmsten Alchymisten,

Die Furcht beim reichsten Wuchrer ein.


Quelle:
Friedrich von Hagedorn: Sämmtliche poetische Werke, Leipzig o.J, S. 198-199.
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