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[197] Der sonst beweget iederman /
Itzt sich am Creutz nicht regen kan.
Welcher ein Brun war hoch geacht /
Derselbe itzt vor Durst verschmacht.
Der allen Thiern gab ihr geheeg /
Hat itzt nicht da ers Haupt hinleg.
Der vor war reich der ist itzt bloß /
Bleich ist der vor gläntzt wie ein Ros' /
Der sonst war die Gerechtigkeit /
Itzund vor uns're Boßheit leid.
Der sonst die Kron und Scepter gab /
Ein Dörne Kron trägt / darmit schabab.
Von dem man sonst all Ehr erlangt /
Itzt zwischen zweyen Mördern hangt.
Der vorhin tröstet iederman /
Itzt selber kein Trost finden kan.
Der Fürst deß lebens JEsus Christ
Itzunder selbst gestorben ist.
Das alles muß ich sagen frey /
Allein O Mensch deß ing'denck sey.
Daß Gott diß alles auff den Plan /
Vmb deinet willen hat gethan.
Es schreiben etliche / daß das Creutz Christi JEsu unsers Heilandes aus Cypressen / Fichten und Cedern[197] Holtz sol zusammen gefüget worden seyn: Es sey nun dem also oder nicht / so gibt es doch eine feine Geistliche deutung / Cypressen Holtz ist eine Abbildung Todes oder einer Leich; sintemal ein solch Holtz nach der Hand abgehauet / wechset nicht bald wieder wie ander Holtz: Cedern Baum bedeutet unsterbligkeit /dieweiln solch Holtz von Würmern nicht kan verzehret werden: Fichten Baum zeiget an daß der HErr Christus nicht hat ins Wasser kommen sollen / weiln solch Holtz im Wasser schwimmet / und zum Schiffen gebrauchet wird. Flitn. cap. 8. pag. 160.
Johann Tucher in seinem Reißbuch schreibt also hiervon / das Holtz darvon das Creutz Christi gemacht sol worden seyn / sol viererley Art gewesen seyn als von Palmen / Cedern holtz / Cypressen und Oelbaum / darüber die Jüden aus Boßheit solche auslegung gehalten: Palmen solt ihren Sieg bedeuten /daß sie ihren Feind überwunden hätten; die Tafel über dem Creutz darauff geschrieben war I.N.R.I. vom Oelbaum meinete sie / daß sie nunmehr in guten Fried Ruh und sicherheit sitzen wolten: Cedern holtz in die Erd vergraben / solt nicht faulen / damit sein Leib lang hing / ob er gleich stüncke: Cypressen holtz solt den Gestanck vertreiben / daß die Leute nan gehen und solchen Leib schanen könten.
Sonsten schreiben etliche weise Griechen vom Creutz Christi also: Daß als Adam kranck war /schickte er seinen Sohn ins Paradeiß zum Engel /[198] daß er ihm schickte deß Oels von Baum der Barmhertzigkeit / damit er seine Glieder salben könt und gesund würd; als Adams Sohn ins Paradeis kompt / läst ihn der Engel nicht ein / spricht er kan desselben Oels itzt nicht bekommen / gab ihm drey körnlein von Apffelbaum / seinem Vater solches in Mund zugeben / wenn er ihn begrübe / und wenn der Baum so aus dem körnlein wüchse frucht brächte / als denn solt sein Vater wieder genesen; als nun der Sohn gieng / fand er seinen Vater todt / doch auff deß Engels befehl legte er ihm die drey körnlein in den Mund / und aus denselbigen wuchsen hernach drey grosse Bäum / von dem wurd das Creutz gemacht / an dem wir alle erlöset sind / und sey das H. Creutz acht Arm lang gewesen / und der Theil über zwerg fünfftehalb Arm / die Jüden haben auch solch Creutz in die 200. Jahr verborgen gehalten / biß es / Helena Keysers Constantini Mutter wieder gefunden. Montevilla. Otto von Demmeringen.[199]