A. B. C. D. E. F.

[412]

A. B. C. D. E. F.

Allein Bey Christo Die Ewig Freud /

Fried Einigkeit Durch Christum Bleibt Allezeit.


Christianus König in Dennemarck und Nordwegen hatte Anno Christi 1559. im 56. Jahr seines alters einen solchen Traum / als er kranck lag: Es kompt vor ihm zum Bett ein Mann in weisen Kleid angethan und sagte / er solte frölich seyn / auffs neue Jahr würde es besser werden / und seine Kranckheit auffhören / hernacher ewige Gesundheit erfolgen / welches er seinem Hoff-Prediger Magistro Paulo Noviomago alsobald erzehlet / wie auch seinem Medico Doctor Cornelio /welche es ihm haben ausreden wollen / aber es ist also erfolget. Zur andern Zeit geschahe es auch einem Fräulein Herrenstands / welchem es also vorkam / sie solte fich gedulden / auff dem Tag würd es besser werden / an demselben Tag starb sie auch / und ob man ihr es gleichfals ausreden wolte / wolt sie es doch nicht geschehen lassen. Johan Christianus. Autor.


Der Tod ist uns allen gemein /

Es muß einmal gestorben seyn /


Nach dem Constantius der 47. Keyser sterben wolte / sagte er zu seinen Dienern / er hab offtermals[413] ein Gesicht neben ihm gesehen / sonderlich wenn es ihm wol ergehen wollen / da hat es sich frölich sehen lassen / anitzt aber habe es sehr traurig ausgesehen /welches denn sein Genius oder Geist gewesen / darauff er denn auch bald gestorben / viel Leute sehen bißweilen Geister oder andere neben sich. Bischoff Simon Majolus setzt in seinen Colloqviis vel diebus canicularibus daß der Sathan den Cornelium Agrippam in eines Hunds gestalt stets begleitet habe / dem Apelli ein schön geputztes Weib / dem Romualdo in Gestalt eines Rabens / dem heiligen Hilarion wie ein Fuchs / dem Graffen von Castilien Ferdinando Guntzaldo und seinem Kriegs-Heer als ein Drach / der H. Julianæ in Gestalt eines Engels / dem Abt Roberto als ein Bauer. Linqve metum lethi. Schauplatz. Pagina. 98.


Was einer hat den Tag verbracht /

Das kompt ihm für im Traum bey Nacht /

Dem Jäger der sich müd und matt /

Den Tag über gehetzet hat /

Kompt nachts zeit für in seiner Ruh /

Wie er im Forst noch jagen thu.

Dem Fürsprecher traumt wie sein Parthey

Vor dem Gericht zu gegen sey /

Dem Fuhrman kommen vor die Pferd /

Der Buhler seinen Späß begehrt /

Der Schiffman gehet ümb mit Wahrn /

Mit welchen er zu Waffr gefahrn /[414]

Dem Durstigen beduncket dick /

Wie er sich mit einem Trunck erqvick /

Eim Gelehrten traumt gemeiniglich /

Wie er mit Büchrn belustig sich.


Claudianus Præfat. Panog. in 6. Cons. Hon.


Einer Person träumete auff eine Zeit wie sie eine schwere Reiß vor sich hätte / deß gehens müd wäre /und das Ort nicht erreichen könt / wo sie hingieng /die sihet von fern auff der Einöd ein Häußlein / klopffet an und wil nach dem Weg fragen / da sihet eine Jungfer zum Fenster herauß / einen Krantz von Poley auff dem Haupt habend / die sagte zu der reisenden Person / sie hätte noch einen Tag zu gehen / so würde sie an den Ort gelangen / dahin sie gedächt zu kommen / dieser Traum kommet ihr zu dreyen malen scheinbarlich gegen dem Morgen für / und dieses Tags über ein Jahr starb derselben Person ihr Ehegat /und das war die Reiß noch eines Tags auffs Jahr geräit.

Ein Bauer meinete da er im Bett lag er schlieff / als sein Nachbar anklopffte / fragte er wer da / dieser antwortet was thust du / der Bauer sprach ich schlaffe /wol sagte der Nachbar / wann du nicht schlieffest /wolt ich dich ümb deinen Wagen ansprechen / weil du aber schläffest wil ich wieder kommen / wenn du erwachet bist. Schauplatz. pag. 273.[415]

Eins theils der Gelehrten erheben die Träume alzu hoch / eins theils verwerffen sie gantz und gar / die Stoici haben alle die Träume vor bedeutend gehalten /die Epicurer dargegen solche vor nichts geachtet / und hierinnen kein mittel treffen können / von natürlichen Träumen aber etwas zu urtheilen / ehe dann sie geschehen / ist schwer und kan nichts gewisses darvon gesaget werden: Galenus schreibt de præsagio sumendo ex somniis dieses / daß einem geträumet hätte / wie ihm wäre der Schenckel zubrochen und steinern worden / der hat nicht wissen können / was es bedeutet / biß ihn der Schlag am selben gerühret und gantz verdorret ist / drumb muß man Träum Träum seyn lassen / dieselb nicht gar zu hoch halten. Medium tenuere beaii.


Im Traum wir pflegen umb zu gehn /

Mit dem was von uns Tags geschehn /

Die Procuratorn han zu schaffen /

Mir ihrn Partheyen in dem schlaffen /

Regentn traumet vom Krieg und Streit /

So sie führen thun zu ieder Zeit.


Einem Weib hatte geträumet / wie sie eine Katz in Fuß gebissen hätte / deren bald darauff der Krebs an dem Ort entstanden / trifft nun einer oder der andere Traum gleich zu / so ist sich wenig darüber zuverwundern / so etwan unter hunderten einer eintrifft.[416]

Artemidorus der gröste Träumausleger schreibt lib. 1. cap. 26. fol. 28 & 38. daß einem geträumet hätte sein Vater wäre blind worden / welches dem Sohn selbst wäre wiederfahren / der den Traum gehabt hätte.

Einem andern hatte geträumet wie er gestorben wäre / dem ist seine Bulschafft mit tod abgangen. Cum Venere & Baccho lis est & juncta voluptas. Rhoaiginus lib 27.

Die Alten haben den Gebrauch gehabt / so einem was böses geträumet / haben sie auff dem Morgen 2. oder 3. mal ihr Haupt gewaschen und ihnen dadurch eingebildet / als könne ihnen der furchtsame Traum nicht schaden / oder haben sich frü Morgens gegen der Sonnen gewendet / und derselben den Traum erzehlet. Cælius Ludov. Rhodig. lib. 27. cap. 16.

Plinius schreibt der Amphyction sey der erste Traum ausleger gewesen / sonsten werden Epicharmus und Philoohorus von wegen der Träum auslegungen hoch berühmet. Plin. lib. 7. cap. 56.

Hermippus Beritensis hat fünff grosse Bücher von Träumen geschrieben / unterschiedlich ist davon zu judiciren, die meisten sind betrieglich / doch allzu gleich in gemein auch nicht gantz zuverwerffen / sie sind zu achten wie ein Bild / die meisten sind abgöttisch / abergläubisch / närrisch / teufflisch / gemeiniglich womit einer deß Tages umbgeht / dasselbe kommt ihm in Traum auch vor.
[417]

– – – mens humana qvod optat,

Cum vigilans sperat, per somnum cernit id ipsum.


Gemeiniglich sind sie dreyerley / Natürlich / Göttlich / Teufflisch.

Als König Alexander die Jüden bezwingen wolt da thäten sie Buß in der Aschen / weineten und beteten /da träumete dem Hohenpriester / er solte in seinem Priesterlichen Habit angethan / neben dem Volck in weisen Kleidern Alexandro Magno entgegen gehen /so würden sie Gnad erlangen / das thäten sie / als sie nun dem Alexandro Magno entgegen kommen / steigt er vom Pferd und demütigt sich vor dem Hohenpriester / als ihm sein Rath der Parmenio fragete / warumm er es thue / spricht er / dieser Jaddus ist mir in Macedonien erschienen / gleich als ich mich bedacht ihr Land einzunehmen. Qvi sibi consalere ignorat nolitque, monenti auscultare alii, nullus qve & inutilis hic est. D. Conr. Diet. im Traumdiscurs pag. 61. Josephus lib 11. Antiq. cap. 8.

Keysers Julii Gemahlin träumete wie sie sehe die Spitzen ihres Hausses einfallen / und ihrem Herren in ihrer Schoß erstechen / warnete ihn derwegen / er solte dißmal nicht zu rath gehen / aber er gieng und ward mit 23. Wunden erstochen / ja ihm selbst träumete er flöhe über die Wolcke / stünde vor dem Thron Jovis im Himmel und reichete ihm die Hand / würde aber vom Himmel herab gestürtzet Valer. Max. lib. 1.
[418]

Worauff der Mensch den Tag gedenckt /

Vnd es tieff in sein Hertze senckt /

Das fällt die Nacht ihm wieder zu /

Vnd bringts ihm für die süsse Ruh.


Anno Christi 1559. wird dem Duc de Alba König Heinrichs deß andern Tochter beygelegt / darbey viel Thurnierens vorgangen / als der König drittens Tages wieder lustig seyn wil / den Hertzog von Montgomerii zum Thurnier verursacht / die Königin aber es nicht zulassen wil und ihm ihren Traum erzehlt / wie er wäre verwundet worden / wil er doch nicht folgen /thurnirt / wird darüber verwundet / daß er sterben muß. Scilicet interdum miscentur tristia lætis. Diarium. pag. 341.


Melius est dubitare de occultis, qvam litigare de

incertis. Augustinus.


Dem Keyser Ferdinando dem ersten träumete wie er am Tag Jacobi solte diese Welt gesegnen / solchen Traum erzehlete er Anno Christi 1564. den 22. Ap. seinen Leuten / und von dato an hat er sich fort auff diesen Tag gefreuet / und zu seinen Räthen in mittels offt gesagt / die Kräffte nehmen täglich bey mir ab /und ich komme Jacobi Tag immer näher / ist auch endlich am selben Tag verstorben. Omne qvod oritur moritur. Hosmannus in consideratione Somniorum. fol. 94.[419]

Einem Man zu Alexandria Didymo wurde deß Nachts im Traum kund gethan der Tod Juliani Apostatæ / eben zu der Stund da der abtrünnige Keyser in Persien ankommen. Morte repentinanoli gaudere malorum. Niceph. lib 10. cap. 55.


Mit Weinen fengt sichs Leben an /

Ohn Weinen solchs niemand schliessen kan /

Vnd lassen immer Zähren fliessen /

Biß wir das Leben wieder schliessen.


Anno Christi 707. läst durch einen Traum der Spanier einen Kasten eröffnen / so lange Zeit verborgen war gelegen / darinnen ward eine Schrifft gefunden /so bald dieser Kasten eröffnet würde / so würden die Sarracener das Land einnehmen / so auch im fünfften Jahr hernach geschehen ist. O bona libertas pretio pretiosior omni. Friderich de Toledo. Episc.


Der Tod ist uns allen gemein /

Es muß einmal gestorben seyn /

Kein Mensch nie ohn Sünd ist gebohrn /

Allein Christi Gotts Sohn auserkohrn /

Kein Wurtzel wechst im Gartn so bald /

So schützen könt vor Tods Gewalt.


Der Mutter Georgii Castrioti deß Fürsten in Epiro träumete als sie mit ihrem Sohn schwanger gangen /daß sie eine Schlang gebohren / so die gantze[420] Landschafft Epirum bedecket / mit seinem Haupt an die Türckische Grentzen langete / selbige mit blutigen Rachen verschlunge / den Schwantz aber gegen der Venediger Land hielte / als sie nun darüber schwermütig ward / und ihrem Fürsten solchen Traum erzehlete / tröstete er sie mit sondern Freuden und sagete daß sie einen jungen Sohn gebehren würde / so wider den Türcken ein verfechter deß Christlichen Glaubens seyn werde / und sein Gebiet weit ausstrecken würde /als nun die Fürstin starb und zu Grab getragen wurd /und man das Kind im Sarg schreien hörete / muste man stiller stehn / den Sarg öffnen / da hat man das Kind lebendig in den Sarg funden / so an seinem rechten Arm ein Mal eines Schwerts Gestalt mit auff die Welt gebracht / als solches getaufft ist es Georg genennet worden / ist also dieses Kind im Mutterleib zu Grab getragen / ehe es gebohren worden / welcher dann hernach als er erwachsen / den Türcker grosse Furcht eingejaget hat / daß er auch ümb dessen willen Scanderbeg welches also viel heist als Fürst Alexander ist geheissen worden / gleicher masen schreibt auch Plinius vom Scipione Africano / daß er aus Mutterleib geschnitten und ein trefflicher Mann worden ist. Martinus Barletius de rebus gestis Scanderbogi Epirotarum Principis. Valerius Maximus.


Omnia qvæ sensu volvuntur vota diurno,

Pectore sopito reddit amica qvies.
[421]

Coelius Rhodiginus hat bey der Nacht da er sich schlaffen gelegt diesen Einfall gehabt / da er 22. Jahr alt / und zur Zeit einem Polnischen vom Adel den Plinium explicirte, wie doch das Wort ευτραπελία zu verstehen seyn möge / und wo er es vorhin wol möchte gelesen haben / da fället ihm ein das Buch und Ort wo er es gelesen / und auch was das Wort eigentlich heissen thäte. D. Conr. Diet. pag. 22.

Doctor Daniel Cramerus schreibt vom Doctor Matthia Flacio / daß er im Schlaff und Traum solche Sachen philosophiret und aus speculiret habe / die er wachend bey sich nicht hätte erfinden können. D. Conr. Diet. in Traumdiscurs.


Somnia fallaci ludunt temeraria nocte,

Et pavidas mentes falsa timere jubent.


Dem Keyser Vespasiano träumete / er würde Römischer Keyser werden / wann Keyser Nero würde einen Zahn verlieren / dem andern Tag hierauff begegnete ihm deß Keyser Neronis Medicus, der zeigete ihm einen Zahn / so ihm Nero hätte ausbrechen lassen. Spetonius in Vespasiano. lib. 8.

Dem Antonio Caracalla Römischen Keyser träumete / weiln er seinen Bruder den Getam ermordet hätte /so wolte ihn sein Vater Severus wieder erstechen /und das geschach auch / denn er ist von Martiale erstochen worden. Metus cum venit, rarum habet somnus locum. D. Conr. Diet. pag. 41. Zonaras.[422]

Dem König Astyagi kompt im Traum vor / als wenn seiner Tochter aus ihrer Weiblichen Scham rev. ein Weinstock wüchse / welcher mit seinen breiten Aesten gantz Asiam überschattete / drauff ward Cyrus gebohren / welcher hernach gantz Asiam beherschete. Herod. lib. 1. cap. 9.

Der Tochter Polycratis träumete als wenn sie ihren Vater sehe in der Lufft hangen / würde von der Sonnen gesalber / und vom JOVE wieder abgewaschen /bald hierauff wurd er von der Sonnen / als er gehengt ward / gebraten / daß ihm das Fette vom Leib herab schmaltz und darmit geschmieret und vom Regen hernach abgewaschen. Hæredis fletus sub persona risus est.

Es träumete einsmals einer von Adel wie sie wäre auffm Marckt gangen / und in eine Gruben gefallen /und ob sie sich wol bemühet hätte wieder heraus zu steigen / sie es doch nicht enden mögen / sondern darinnen verbleiben müssen / darauff starb sie: Item ihrem Junckherrn träumete wie er wäre an der Elb spatzieren gangen / und ihm seiner Frauen Trau-Ring wäre in die Elb gefallen / auff dem Wasser fortgeschwummen / und als er darnach gegriffen / wäre er versuncken.


Die Träume thun auch offt berriegen /

Die Finstere auch viel thut lügen /[423]

Sie machen Angst und Traurigkeit /

Da doch zu fürchten ist kein Leid.


Als Agrippa vom Keyser Tiberio in ein Gefängnüß war geworffen worden / an Händen und Füssen mit einer eisernen Ketten angeschlossen / hat ihm einsmals geträumet / wie sein Feind der Keyser an dieser Ketten erwürget sey über 6. Monat hernach stirbt der Keyser / an dessen statt kömpt Cajus ins Regiment /läst Agrippam loß / macht ihn zum Vierfürsten in Judæa / setzt ihm eine güldene Cron auff / hängt ihm eine güldene Ketten am Halß / die so schwer als vorher seine eiserne war / damit er in Gefängnüß war angeschmiedet gewesen. D. Conr. Diet. pag. 61.

Cicero und Valerius Maximus erzehlen von Simonide / daß er als er einsmals von Schiff gestiegen sey /hab er am Vfer deß Meers einen todten angetroffen und ihn begrabē / er ist jm aber die Nacht im Traum erschienen unn hat in gewarnet / dz er ja mit den andern nicht fortschiffen sol / er würde sonst ümbkommen / und das hat er gethan / auch dadurch sein Leben erhalten / da die andern alle ersoffen sind. Bonis benefacito. Conr. Diet.

Gracchus der edle Römer sihet in der Nacht die Gestalt seines Bruders Tiberii / so in einem Auffruhr ümbkommen war / welcher zu ihm gesagt / du machest es gleich wie du wilt / so mustu doch eben deß Todes[424] sterben / wie ich gestorben / darauff er denn bald vom Lucio ist erstochen worden. Noxius ipse sibi est, alii qvi qværit obesse. D. Conr. pag. 62.

Polycarpo dem alten Kirchenlehrer / so deß heiligen Evangelisten Sanct Johannis Jünger gewesen / ist im Traum sein Ende geoffenbahret / denn ihm geträumet / wie ihm sein Haupt-Küssen brennete / bald darnach ist er zum Feuer verdampt worden / und hat der Märterer Cron erlanget. Baptista Campofulgosus, lib. 1.

Hieronymus schreibt / daß Arnobius Rhetor im Traum sey angemahnet worden / die Christliche Religion anzunehmen. D. Conr.

Doctor Luthers Töchterlein Magdalenæ träumete wie zwey schöne Jünglinge Kräntze auff dem Kopff habend / sie zur Hochzeit führen wolten / darauff starb sie. Anno Christi 1542. D. Conr. Diet. im Traumdiscurs.

Dem Doctori Justo Jonæ träumete auff der Reiß /wie er in seiner heimkunfft von allen seinen Kindern wäre empfangen worden / ohne von der ältesten Tochter nicht / und das erzehlete er auch dem Herren Philippo auff der Reiß / als er heim kam da war sie gestorben. Ne timeas illam, qvæ vitæ est ultima finis.

Deß Doctor Hieronymi Wellers Töchterlein träumete in ihrer Kranckheit / wie sie eine schöne gezierte Braut auff einer grünen Wiesen neben einem Könige[425] stehend gesehen / darneben auch viel Jungfern in weisen Kleidern / derhalben sie ihre Mutter gebeten / sie auch mit einem schönen weissen Kleide zu zieren /damit sie bald zu denenselben schönen Jungfern kommen möchte / drauff sie denn bald verschieden. Mors accedebat, tanqvam sopor illa fuisset. D. Conr. Diet. pagina 67.

Hertzog Johann Friederichen Churfürsten zu Sachsen erschiene an dem Tag ehe er gestorben / ein Mann von Angesicht schön und ehrlicher Gestalt so zu ihm spricht / du lieber Mann / wenn du hättest den der dich ernehret / aufferzogen / und allezeit bey dir gewesen ist / und der deine weise weiß / so wäre dir geholffen / darauff er so bald das H. Abendmal genossen und in Christo sanfft und selig eingeschlaffen. Christophorus Irenæus im Trost-Spiegel D. Conr. Diet. pag. 71.

Frau Agnes Marggraff Heinrichs in Meissen Gemahlin die andere / als sie kranck war / hatte diesen Traum / wie ihr ein Engel einen Becher ungeschmackten Wein einschenckte / darauff sie balden gestorben. Pareto legi.

Es ist der alte Bund / Mensch du must sterben. Diarium. pag. 510.


Utinam cum cœnatur, cum prandium sumitur, aut cum lavatur, Gehennæ apud vos mentio fieret. Chrysostomus.
[426]

Wir lesen im Speculo Exemplorum, wie das ein reicher vom Adel gewesen / der nicht viel nach Gott oder seinem Wort gefraget / seine Vnterthanen sehr gepresset / Kirchen und Schulen wenig befördert / der hatte einen Cämmerling / dem träumete bey der Nacht gar bescheiden / wie sein Junckherr vor den Richterstul Christi geführet würde / und grosse Klag allda geschehe / wegen seiner übelthaten / welcher endlich zur Höllen verdammet würde / und dem Teuffeln übergeben / als nun der Teuffel ihn annahm / sagte er / du bist mein treuer Diener gewesen / gab ihm einen Kuß und sprach / ewiger Vnfried sol nun dein Lohn seyn / da sprach er ferner / du hast in deinem Leben offt gebadet / meine Gesellen sollen dir auch ein Bad machen / führeten ihn verwegen hin / kraueten ihn mit ihren Klauen / daß das Blut hernacher gieng / etliche gossen Schweffel und Bech über ihn / legten ihn in ein höllisches Bett / gaben ihm einen feurigen Labtrunck / letzlichen befahl der Sathan / die höllischen Geister solten ihm eins auffblasen auff höllischen Posaunen / da bliesen sie ihm das höllische Feuer in seine Ohren / daß es zum Mund und Nasenlöchern ausgieng / endlich sagte der Sathan / der verdampte solte ihm eins singen / da sang er: verflucht ist der Tag daran ich zur Welt gebohren bin / verflucht ist Vater und Mutter die mich gezeuget haben / verflucht ist / Gott der mich erschaffen hat / darnach verordnete ihn der Sathan an die stell wo er ewig verbleiben solte / da[427] wurffen sie ihn in einen tieffen Schacht / darauff erhube sich ein solch praussen und knacken / wie Himmel und Erden über einander siel / über solchen Traum erwachte der Cämmerling / gieng drauff in seines Junckhern Schlaff-Kammer und fand ihn allda todt / dessen erschrack er / und seufftzete also: Ach HErr Gott behüte mich daß ich nicht auch in diese Straff komme / die mir im Schlaff ist gezeiget worden. O vita misero longa, felici brevis. Zachæus Faber in seiner Marg. pag. 246.


Mala est medicina, ubi aliqvid naturæ perit.


Campofulgosus schreibt / daß einer Frauen geträumet / sie solte eilends ihren krancken Sohn in Spanien (Hunds Lilien) eine Wurtzel schicken / als es geschihet / wird der Sohn an einem thörichten Hundsbiß kranck gefunden / daß er in kurtzen Tagen die Wasserfurcht davon bekommen hatte / als er nun diese Wurtzel gebrauchte / da war er wieder gesund. D. Conr. Diet. pag. 47.


Vbr Weißheit nichts auff Erden ist /

Das Gott im Himmel gleicher ist /

Vnd wer dieselb erlanget wol /

Der hat alles was er haben sol.


Auff eine Zeit erschiene der Monica beß heiligen Augustini Mutter im Gesichte ein Engel / da dauchte[428] sie / sie stünde auff einem Richtscheid / da sagte der Engel zu ihr / fürchte dich nicht / wo du stehest / sol dein Sohn auch stehen / und das geschahe auch bald darauff / daß er aus dem Irrthumb der Manicheer er rettet wurde / und auff der Richtscheid und Weißheit Göttliches Worts geleitet und geführet würde. D. Hunnius in conc. fun.


Sis charus charo, visentem invise vicissim.


Eines Bürgers Tochter zu Erfurth hatte einen gefehrlichen Schaden am Schenckel / darüber die Eltern in 500. thaler auffgewendet / so doch nichts geholffen / da träumete ihrem Vater / sie hätte einen lebendigen Wurm in ihrem Schenckel / sie solte grünen Sattelbaum klein zerstössen / alt Schmeer darzu thun / und eine Salben daraus machen / und auff die Löcher über den Schenckel legen und so der Wurm solches empfinden würde / so würd er sterben / solches thut der Vater / findet hernoch den Wurm im Bett liegen / und wird die Tochter wieder frisch und gesund / solchs hat hernach auch einen andern geholffen / den der Wurm also zu gerichtet / daß er an Krücken hat gehen müssen / solche offenbahrung muß durch ein Göttliches mittel vorgangen seyn. Abraham Hosman in seinen Traumbericht. lit. 3. a.b.M. Michael Julius. D. Conr. Diet. pag. 75.


[429] Omnibus infudit rebus natura venenum.


Ein Pfaff war einsmals bey Tag und Nacht bey guter Geselschafft / der legte sich Sonnabends wol berauscht nieder / und als er Sontags predigen sol /steigt er zwar auff die Cantzel / fähet den Eingang an zu machen / und unterm Gebet schläfft er ein / wie er endlich wieder erwacht / schreyt er über laut / Grün ist gewehlt / Trumpff aus. Dulce est de cumulo præsenti sumere. Doct. Conr. Diet. in seinem Traumdiscurs pagina 24.

Die Heyden haben den Gebrauch gehabt / wenn sie ihre Opffer geschlachtet haben / so haben sich ihre Priester in das geschlacht Schaffs-Feli eingewickelt /deß Nachts darinnen geschlaffen / und was ihnen dann geträumet / das hat hernach Göttliche Offenbahrung seyn müssen / aber der Teuffel hat sie hefftig damit betrogen / Rhodiginus lib 27. cap. 14. pag. 91.

Es haben auch bißweilen Phantastische / Melancholische Gemüther und Narren somnia præsagientiæ dann als Ertz-Hertzog Leopoldus sein Kriegs-Volck in Schweitzerland führete / sagte sein Narr / ihr gedencket wol alle hinein zu kommen / aber keiner sagt wie er wieder heraus komme / wurden auch die meisten darinnen erschlage. D. Conr. pag. 80.

Alphonsus König in Aragonien schickt auff eine Zeit seinen treuesten Diener mit einem grossen stück Gold hinweg / Pferde zu kauffen / der Narr sagte /[430] König kömpt dein Mauritaner wieder / so halt ich ihn vor den grösten Narren / und dich König vor den aller weisesten / kömpt er aber nicht wieder / so halt ich König Alphonsum vor den grösten Narren / und den Mauritäner vor den aller weisesten / aber der Diener blieb aussen / und läst die Pferd noch beschlagen. D. Conr. Diet. pag. 80.

Dem Carthaginenser Obersten träumte er wolte Morgen in der Stadt Syracusa essen / in dem er solche belägert hielte / er war aber andern Tags in einem ausfall gefanden hinein gebracht / er aß zwar drinnen mit betrübtem Geist. In traurigen Geschichten. pag. 127. sed nos in vitium credula turba sumus.

Von einem Marggraffen zu Meissen Wilhelm genant / wird gescrieben / daß als er dem Bistumb was entzogen / sey ihm Bischoff Benno im Traum erschienen / ihm getrohet / dem Bistumb das seinige wieder zu geben / als es aber nicht erfolgen wollen / sey er ihm zum andern mal erschienen / mit einer brennenden Fackel / und ihm ein Aug darmit verderbt / daß er hernach mit demselben blind geworden. Zwickauer Vrsprung.[431]

Quelle:
Hammer, Matthäus: Rosetum Historiarum. Das ist: Historischer Rosengarten [...]. Zwickau 1654, S. 412-432.
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