Ein schöner Abriß / der Gottlosen Falschen Welt /darüber der H. Chrysostomus zu seiner Zeit schon geklaget.

[55] Die Schrifft ist geflogen von Pfaffen /

Gerechtigkeit von den Fürsten /

Rath und Verstand von den Alten /

Glauben von dem Christlichen Volck /

Liebe und Treu von den Eltern /

Ehrerbietung von Vnterthanen /

Geistlichkeit von denen München /

Ehrsamkeit von denen Jungen /

[55] Zucht und Ehr von den Clericken /

Lehre von denen Lehrmeistern /

Fleiß und übung von den Schüllern /

Gleichheit auch von denen Richtern /

Beschirmunge von den Rittern /

Recht / Einigkeit / von den Bürgern /

Gemeinschafft von denen Bauren /

Warheit und Recht von den Kauffleuten /

Tugend und Zucht von den Edlen /

Keuschheit von denen Jungfrauen /

Demuth von den Alten Wittben /

Lieb und Freundligkeit von Eheleuten /

Gedult und Harr von den Armen.


Meerfarth Graffen von Sollms.


Das Weib / das Forwerck / mit dem Rind /

Verschleust den Himml manchm Mutter-Kind.


Eine Mechelburgische Bäuerin wurd einst gefraget von ihrem Pfarrer / warumb sie nicht in die Kirchen gieng / gab sie zur Antwort / sie müste lang in die Kirchen gehen / ehe sie einmahl davon satt würde; darauff er sie weiter gefraget / ob sie auch zu deß HErren Abendmahl gieng / hat sie gesaget / was Abendmahl; Wegen solcher Gotteslästerlichen Reden / laufft ihr der Teuffel als eine Mauß / unter dem Rock / und verbrennet sie / daß sie schwartz wird an[56] der Haut / und ist endlich in der Lufft davon geführet worden. Doctor Simon Pauli in der Festpostill. Titius.


In dieser Welt das höchste Gut

Ein reines Gewissen seyn thut /

Das gröst Vnglück hat mit der That /

Der so ein böß Gewissen hat.


Ein Bürgermeister zu Rostock hat eyferig treue Lehrer verfolgen helffen / der wolte es noch bementeln (als vor Jahren von D. Crelln auch geschach.) Als er nun auff dem Todbett lag / und der Prediger ihn zu Erkäntnüß seiner Sünden anmanete / bat er vor und nach Gott / mann wolte ihn doch zu einem öffentlichen Bekäntnüß seiner Sünden nicht dringen / begehrte von dem Prediger / er wolte ihm aus dem Psalmbuch was vor lesen / und wiese selbst mit dem Finger gleich auff diese Wort deß 32. Psalms. Da ichs wolte verschweigen / verschmachten mir meine Gebeine; applicirete der Prediger solches auff ihn / und erklärete es / da er ihm nun nach der leng also fürsagete / fieng der Krancke an bitterlich zu weinen / daß die Thränen häuffig über die Backen herunter lieffen / bekante seine Sünd und begehrete / daß man eine öffentliche Abbittung seinetwegen in der Kirchen thun solte. Conscia mens recti fama mendacia ridet. Strig.

Ein Epicurischer Hoffjuncker / schickte einsmals seinem Pfarrherr eine Handschrifft / darinnen[57] er ihn loß zehlete / daß er am jüngsten Tag vor seine Seel nicht dörffte rechenschafft geben / aber es bekam ihm übel / er fiel bald hernach in eine schwere Kranckheit / da wachte sein Gewissen auff / und schrier ohn unterlaß / O meine Handschrifft! Endlich versönte er sich mit dem Pfarrer / der gab ihm die Handschrifft wieder / da bekam er wieder ruh; nil adeò dulce est, qvod non videatur amarum. Strigenitius.

Es wolten auff eine Zeit die Bauren in der Pfaltz ihrem Pfarrer den Decem nicht reichen / und als sie derwegen auff fürgegangene Klag fürgefordert wurden / brachten sie entschüldigung ein / die nicht viel werth war / da sprach der Fürst darauff / ihr solt dem Pfarrherr keinen Decem mehr geben / sondern solt mir denselbigen allezeit künfftig zwiefach geben. Qvod non capit Christus, rapit fiscus. Strigen.

Ein Epicurischer von Adel sagte / als ihn sein Pfarrherr seines Gottlosen Lebens halben straffete: Ey lieber Pfarrherr / kommet ihr eher in Himmel / so steuht mir nicht in die Augen / dem antwortete der Pfarrherr / ich habe sorg / Juncker / es möchte darzu kommen / daß ihr mir zu weit entsessen wäret / daß wenn ich euch gleich gern in die Augen steuben wolte / ich nicht würde zu euch kommen können: Ne properans cœlo te fors nebula occupet atra. Strigen.


Ehe du was unterwindest dich /

Such zuvor Gottes Reich täglich /

[58] Sein Wort zu hören nicht veracht /

Wenn du betest / thue es mit Andacht.


In der Magdeburgischen Chronica lesen wir / daß Anno Christi 1203. zu Ossemer / bey Stendel / der Pfaff in Pfingstfeyertagen / den Bauren selbst zum Tantz gefiedelt habe / da ihm denn bey auffsteigenden Wetter der Donner die Hand sambt dem Fiedelbogen /hinweg geschmissen hat / darbey auch die 24. Personen ümbkommen. Strig.


Das Gewissen bald gar scharff anklagt /

Bald einen andern es loß sagt /

Wer ein gut Gewissen bey sich trägt /

Zu Nacht sich frölich schlaffen legt.


Es wonet auff eine Zeit ein D. Medicinæ in einer vornehmen Stadt / welcher vielen Leuten durch seine Kunst helffen kund; Es kömbt einmals dahin daß er einem Pat. helffen soll / dessen Kranckheit er zu curiren uwissent / bittet derwegen den Teuffel / daß er ihm in unwissenden Fällen Rath mittheilen soll / der Gast ist geschwind fertig / thut es / macht also durch deß Teuffels Hülff viel Leut gesund / daß er einen Schatz auff 26000. fl. seinen Kindern hinterläst; Als er aber sterben sol / vermeinte er noch Buß zu thun /aber es war zu lang geharret; er führete den Teuffel stets in seinem Munde / und lästerte Gott den Heiligen Geist / vor seinem End / starb also in verzweiffelung[59] dahin: Denn der Teuffel lohnet seinen Dienern /wie der Hencker seinen Knechten. Christianus Georgius.


Das seind die allerärgsten Feind /

Die sich stelln als die besten Freund /

Mit süssen Worten in gemein /

Gar lieblich thun sie Schertzen /

Gall und Betrug verborgen seyn

Im grunde ihrer Hertzen.


Gottwinus ein Engelländischer Fürst wolt sich deß Verdachts ledigen / gegen dem König wegen seines HErren Bruders / sagende: Herr König hab ich wider dich oder deinen Bruder iemals was Böses fürgenommen / so helffe Gott / daß ich an diesem stück Brot erworge: Nam von deß Königs Tisch ein stück Brot und aß / und unter dem essen wurden ihm seine Backen verschlossen / daß er daran ersticken muste: Irret euch nicht / Gott läst sich nicht spotten. Regentenbuch pag. 644.

Ein Edelman hielte mit einer Schlieserin zu / zeugete Söhne und Töchter mit ihr / nam sie auch letzlich gar zur Ehe / aber sein groß Haußhalten und ansehliche Gütter giengen zu grund / daß er bettelarm wurd /kaum letzlich in einem kleinen Bauerhüttlein verbleiben kunt. Zaderus.


[60] Qvæ vix occultari possunt.


1. Stramen in calceo. 2. fusus in sacco. 3. meretrix in cubiculo. Bebelius.

Ein Goldschmied heirathet auff eine Zeit eine gar alte Kapp / so vorher in unehren eine Tochter gebohren / und ob sie wol von ihrer Großmutter in 1000. fl. bekam / gieng es doch alles schändlich dahin / daß in 3. Jahren nichts übrig blieb. Zaderus pag. 104.


Qvibus consilium non dandum sit.


1. Nulli, qvi vult ducere uxorem, 2. peregrinationem transmarinam facienti. 3. qvi seqyi vult malitiam, eorum enim eventus est dubius & incertus.

Lotharius der Francken König hätte ein trefflich schön Ehegemahl / die gewinnet lieb ein Hertzog aus Burgund / und weiß nicht wie er ihr soll theilhafftig werden / erzehlt seine Begierd dem Bischoff von Sedan Leudmundo, der hilfft practica schmieden; Als die Königin sihet / daß sie keine Ruh möchte von ihnen beyden haben / klagte sie es ihrem König / der empfindets hoch / läst dem Hertzog den Kopff abschlagen / den Bischoff aber in ein Kloster versperren / daß er sein lebetag must darinnen gefangen sitzen. Zaderus. pagina 232.

König Colomanus schickt seinen Hoffmann aus Benedictum; daß er seinen Bruder ümmbringen solte / als es die Münche erfuhren / jagten sie ihm nach /daß er vom Rosse fiel / die Hunde kamen und ihn rein auffraßen. Strigenitius.


[61] Nichts ist so grausam in der Welt /

Es wird durch Menschen List gefällt /

Wo grosse Stärck nicht ausricht viel /

So bringet List ein gewünschtes Ziel.


Bambaccanus Königs Andreæ in Vngern Stadhalter hatte ein sehr schönes und ehrlichs Weib / die muste sich in abwesenheit ihres Herren / ümb die Köigin Gertraut seiner Hertzogin in Bäyrn / auffhalten. Nun kömpt der Königin Bruder in Teutschland /sie zubesuchen / und wird gegen deß Stadhalters Weib / also in lieb entzündet / daß er kranck darüber wird / endlich erlangt er durch der Königin Hülfe /daß sie mit einander in ein gemach versperret werden / da er sie mit gewalt schändet / das Weib klagts hernach bitterlich ihrem Herrn / bittet instendig / er wolle sie vor ihren Augen erstechen / sonst müste sie selbst zur mörderin an ihr werden; Er tröstet sie und sagt zu ihr / er wolle zu gelegener Zeit die Schmach und Schand mit einen grimmigen Exempel rechnen; bald darauff nimbt er ehrliche Männer zu sich / dringt in der Königin Gemach ein / erzehlt ihr das beschehene Bubenstück / und ersticht sie mit seinem Degen /zeucht hernach mit etlichen Landherren dem König nach gen Constantinopel / berichtets ihm alles / darüber ihn der König los und ledig gesprochen hat. Zaderus pag. 244.

Die Juden wolten unter Keyser Juliano ihren Tempel zu Jerusalem wieder bauen (wie er denn aus[62] Haß wider die Christen einen freyen Paß zuhandeln und wandeln / nach Jerusalem vergönnete) als sie nun den Grund legen wolten / erhub sich ein Erdbeben / warff es alles über einen hauffen / daß ihrer viel drüber todt blieben; als sie darvon nicht wolten nachlassen / sind andern tags Feuerflammen aus der Erden erfür kommen / feurige Stralen auch vom Himmel gefallen / daß ihrer noch mehrers ümbkommen / als vor diesem von Erdbeben / und wurd all ihr Geräth und Gezeug / als Sägen / Beil / Schauffeln / Hämmer darüber vom Feuer verzehret / und da sie noch auff ihrem Sinn beharreten / sind folgende Nacht kleine Creutzlein / als wie helle Sternlein in die kleider der Juden kommen /welche sie nicht verdunckeln noch abwischen können / darauff auch ein starck Erdbeben und ungestümmer Wind erfolget / so ihren Kalch und Zeug in die Lufft verstreuet / daß sie dardurch endlich gezwungen worden / JESVM CHRISTVM den gecreutzigten /vor einen wahren Gott zu erkennen / solchen Tempel halten heutiges Tags die Türcken innen / welchen erbauet hat Homar der dritte nach Mahometh. Nullus erat cultus, nulla aris sacra ferebant. Doctor Rauchwolff. Chron. Carion.


Fac tua, linqve alios, temne orbem, suscipe cœlum,

Vivere disce, mori disce: DEUS faciet.
[63]

Als ein Jud auff eine Zeit sich unter andern Christen vermischet / daß er mit ihnen auff den Berg Sinai möchte gehen / und nun am dem war / daß sie zur Pforten kommen / darüber das Crucifix / hat er aus verachtung deß gecreutzigten Christi nicht wollen hindurch gehen / sondern hat andere Wege gesucht /und neben der Pforten über den Fels steigen wollen /da hat ihn Gott gestrafft / daß er herunter gefallen /und das Genick entzwey gebrochen. Polycarpus Lyserus.


Wo der Hochmuth sich richtet auff /

Da kompt gemeiniglich Vnglück drauff.


Anno Christi 1503. wolt ein Epicurischer Edelman am grünen Donnerstag auff die Jagt reiten / der Diener bat ihn / er solte zuvor in die Kirchen gehen /denn er niemals an einem Sonn- oder Festtage glück zum Jagen gehabt hätte. Der Edelman flucht aus Zorn dem Knecht alle die Sacker die Wend / am Hals / und heißt ihn reiten. Als er nun nicht weit vom Bömischen Brot zum Dorff Luczow kommen / zeucht sich ein groß Wetter auff / der Knecht sagt / Herr; hab ichs nicht gesagt / wir haben heut kein Glück / höret wie es donnert / der Edelman wird noch zorniger / sagt: schlag her bist du ein ehrlicher Gott / aber ehe er das Maul zu thut / schlägt der Donner ihn sambt einen Pferd und einen Knecht darnieder. Der Knecht aber so ihn gewarnet / ist unbeschädigt darvon kommen. An den Ort ist zu ewigen gedächtnüß ein[64] Stein mit der Jahrzahl dahin gesetzet worden. Theobaldus in Hußitenkrieg.

Deß Keysers Juliani Stadhalter auch Julianus genennet / war nichts bessers als sein Herr denn als er einsmals der Christen Kirchen berauben thet / ließ er den Vrin an der Christen Altar lauffen / nennet der Christen Kirchen Säuställ / als ihm aber Eugonius darüber zuredete / schluge er ihn ins Angesicht. Durch diesen seinen Hochmuth sind ihm endlich die Därmer und Ingeweid im Leibe erfaulet / daß auch der schändliche Koth / seinen Vnlust nicht mehr an gebürlichen Ort von sich geben / sondern ihm durchs Maul ausgieng / weilln er dadurch Gott den HErrn gelästert hätte. D. Rabus.


Kein Glaub man in der Welt mehr find /

All Ding voll Btrug und Falschheit sind /

Hochmuth und Geitz macht viel Vnglück /

Regiert sambt Menschn die Bubenstück.


Einer von Adel schweret auff eine Zeit einen Eyd dem Pfatzgraffen / so ihn gefangen hielte / sich wieder auff gewisse Zeit in der Custodi ein zu stellen; Aber er thuts nicht / wird nicht lang darnach von einem Juden in Joachimsthal verrathen und erschossen. Christianus Georgius.


Nocte diequec ave tempus consumere grave.


[65] Lucretius ließ seinen Sohn in allen Gottlosen wesen auffwachsen / straffete ihn keines mals / endlichen aber als er zum Tode verurtheilet worden / biß er ihm zu lohn die Nasen ab: Ein anderer Sohn bisse seiner Mutter ein Ohr ab / als er solte gehencket werden /weiln sie ihn von Stehlen nicht abgehalten hätte. D. Conr. Diet. pag. 237.


Qvisqvis amas mundum, tibi prospice qvo sit eundum,

Hæc via, qvam vadis, via pessima, plenaque cladis.


Man lieset von einem vornehmen Edelmann / namens Chrysaukus aus der Provintz Valeria bürtig /welcher sonst ein geschickter Mann gewesten / aber in allen Sünden und Wollüsten gelebet: Als er kranck worden / sind die bösen Geister häuffig ümb ihn herumb getreten / und ihn hinweg reissen wollen vom Bette / er hat aber mit grossem geschrey seine unterthanen ümb hülff geruffen / und als ihm sein Sohn Maximus / auch das Gesinde zu gesprochen / hat es doch nicht helffen wollen / endlich hat er geschrieren Ah inducias velusque mane, aber es ist vergebens gewesen / und mit grossen brüllen und geschrey dahin gangen: Fortior est qvi se, qvàm qvi fortissima vincit. Doct. Conr. Dict. pag. 199.


Sit licet in natos facies austera parentum,

Æqva tamen semper mens est & amica voluntus.
[66]

Quelle:
Hammer, Matthäus: Rosetum Historiarum. Das ist: Historischer Rosengarten [...]. Zwickau 1654, S. 55-67.
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