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[53] Nach der Stimme: Kan ich Unglück nicht widerstahn/ etc.
1
Das Aug der Welt ist dieser Zeit
entfernet weit/
und muß fast alles frieren;
das Feld ist wie ein alter Greiß
voll weisses Eiß;
die Kräfften sich verlieren.
Der weisse Schnee
bedeckt den Klee;
ein hartes Dach
bebrückt den Bach/
den Winter zu vollführen.
2
Doch wendet sich der Sonnenschein
und tritt gleich ein
in deß Steinbockes Zeichen.
Dadurch sie wieder kehrt zurück;
mit schwachem Blick
wird sie nun zu uns weichen.
Es wächst die Kält/
das Feur erhält[54]
die armen Leut
in Winters Zeit/
den Frühling zu erreichen.
3
Indem die Sonne nordwärts geht
und ferne steht/
so wollen wir uns freuen:
Die Sonne der Gerechtigkeit
ist nun nicht weit/
wann wir die Sünd bereuen.
Das Jesulein
wil bey uns seyn;
die heilge Nacht
hat Heil gebracht/
wenn wir uns nur erneuen.
4
Deß Feldes Wollen-weisses Kleid
verhüllt die Weid/
das Menschen-Volck zu lehren:
daß ihnen gleiche weisse Tracht
in guter Acht
der Höchste wil bescheren.
Das Erden-Land
ist Spott und Schand/
Gott wird behend
und sonder End
das Leid in Freude kehren![56]
5
Inzwischen preiset Gottes Sohn/
den Gnaden-Thron/
der sich zu uns geneiget:
Es ist der Heiland jeder Seel/
Immanuel:
der kan die Feinde beugen.
Steht Er uns bey/
so sind wir frey
von aller Noth.
Ja! in dem Tod
wird Er uns Gnad erzeigen!
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