[Du Erstlinger und End]

[102] Zu einer zeit beschahe dieses Lieds Endung/ und die Näherung Alcidors/ welchē Klajus sagete/ er solte freundlichē Dank haben/ dz er für sie dem gütigen Himmel gehörter massen Dankgebür ablegen wollen. Welches Alcidor mit diesem beantwortete/ er hätte dißfalls der allgemeinen Schuldigkeit genug thun sollen und wollen/ und daher nichts dankwürdiges verbracht. Sonstē aber sagete er/ erfreuete michs/ als ich Klajus und Floridan also in Gesellschaft der andern frisch und gesund daherfussen sahe: Dann ich/ sobald ich mich meiner Beschäfftigung entladen/ wieder nach denen Triften eilete/ des sorgsamen Vorhabens/ nicht eher zu ruhen/ biß ich von ihrer beeden Verabwesung richtige Gewißheit eingeholet. Floridan bedankete sich üm sothane Gewogentliche Sorgsamkeit zum sehrsten/ und erzälete ihme sobald alles/ was sich mit ihm und Klajen zugetragen/ über welchen sich Alcidor höchlich erfreuete/ und mit ihnen den Rükkweg vor die Hand nahme.

In solchem/ wie sie nunmehr bey ihren Hürden angelanget/[102] wolte Floridan/ weil er diesen Tag der Erste mit seinem Singen zu Felde gewesen/ auch in gleichem Thun der Letzte seyn/ beschlosse derhalben mit folgenden Ringelreimen.


Du Erstlinger und End1

– – O blanker Nächtewinker

Vnd heller Morgenstern/ Ich seh noch dein Geflinker/

Das heut den Morgen wieß/ den braunen Abend jetzt/

Du Bot der Nacht/ und wann die Sonn zu Wagen sitzt/

Du Erstlinger und End/

– – Es geht zu Ruh die Welt:

Bestirne/ wie du thust/ das dunkle Wolkenfeld/

Doch schaffe/ daß dein Liecht den Morgen morgen sende

Mit Freuden wieder her/ – –

Du Erstlinger und


ENDE.


Fußnoten

1 Rondeau. Stat. 6. The. Iamnovies cœlo dimiserat astra Lucifer. & totidem lunæ prævenerat ignes.


Quelle:
Georg Philipp Harsdörffer/ Sigmund von Birken/ Johann Klaj: Pegnesisches Schäfergedicht. Tübingen 1966, S. 102-103.
Lizenz:
Kategorien: