[Ihr Hirten/ die ihr klagt und klinget]

[41] Indem sich/ wie sie also sassen und sangen/ der Hügel neben ihnen sich auftäte/1 aus welchem sobald hervortrat ein Satyr/ (ihres Erachtens) den sie aber in kurtzem für den Gott Pan erkenneten/ weil er/ gestaltsam ihn ihnen ehmahls der alte ehrwürdige Thyrsis beschrieben/ ein buntes Pardelfelle über den Achseln truge/ zu dem auch in der linken Hand seine siebenrörige Schilfpfeiffe/ in der Rechten aber einē Stab/ der obenzu etwas krumm war/ fürete/2 Sein Haubt/ auf welchem ihme ein grosses par Hörner stunden/ war mit grünem fichtenlaub bekräntzet/ und vergliche sich das jenige Teil des Hügels/ daß ihme den Ausgang geöffnet/ einer von Erde und Wasen zusammen gesetzten Tür/ welche sich so schikklich auf und wieder zumachete/ daß man von aussen dessen einiges Bemerke nicht haben konde. Vnd hatten den Gott beyde Schäfere kaum ersehen/ da fienge er also gegen ihnen an:


Ihr Hirten/ die ihr klagt und klinget/

Die ihr den Kriegergreul besinget/

Ihr solt nicht also gar verfluchen

Den Krieg/ hier unter diesen Buchen.

Die Tugend würket auch in Waffen/

Mit Waffen muß man Frieden schaffen.

Ein Hertz/ das Löwenmuht bewohnet/

Ein dapfres Hertz/ wird auch belohnet.

Es überlebt ein Held sein Leben/

Vnd darf im Zelt der Sternen schweben/[41]

Er wandert hoch mit dem Gerüchte/

Sein Ruhm wird nimmer nicht zu nichte.

Kommt/ last/ ihr Hirten/ jetzt die Auen/

Ich laß euch Lust und Wunder schauen/

Ich/ euer Gott und eurer Heerden:

Kommt/ dieser soll gehütet werden/

Fußnoten

1 Sind Waldgötter. Besihe Nat. C. 5. c. 7. Mythol. I. 5. c.


2 Natal. Com. 6. Idem.


Quelle:
Georg Philipp Harsdörffer/ Sigmund von Birken/ Johann Klaj: Pegnesisches Schäfergedicht. Tübingen 1966, S. 41-42.
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