Morgenlied

[48] Herr Himmels und der Erden,

Der du läßt Tage werden,

Gott, Vater, Sohn und Geist,

Der uns bisher erhalten,

Woll' stetig ob uns walten,

Und ewig sein gepreist!


Wir danken dir von Herzen,

Daß du, o Gott, vor Schmerzen,

Vor Jammer, Angst und Noth

Uns diese Nacht bewahret

Und uns gesund gesparet

Im Schlaf, dem halben Tod.[49]


Die Finsterniß der Sünden

Laß mit dem Tag verschwinden,

Mach' deine Gnade neu!

Weil nun die Hahnen krähen,

So lassen wir auch sehen

Mit Petro wahre Reu'.


Gieb, daß ich diesen Morgen,

Die Seele zu versorgen,

Des Bösen müßig geh',

Und wenn heut' sollte kommen

Der Hoffnungstag der Frommen,

Vor dir mit Freuden steh'.


O Gott, dir ich befehle

Den Leib und auch die Seele,

Mein' Hab', Sinn und Verstand.

Durch deine Gnad' und Güte

Mich allezeit behüte

Sammt dieser Stadt und Land.[50]


Dein' Engel zu mir sende,

Daß ihre Hand abwende,

Was Seel' und Leib versehrt.

Laß meine Sünd' versöhnen,

Gleich wie des Thaues Thränen

Der Sonnen Glanz verzehrt.


Quelle:
Auserlesene Gedichte von Georg Philipp Harsdörffer, Johann Klaj, Sigmund von Birken, Andreas Scultetus, Justus Georg Schottel, Adam Olearius und Johann Scheffler, Leipzig 1826, S. 48-51.
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