(CXXII.)

Der Beschwerer.

[420] Der böse Feind ist ein tausendkünstler / der sich auch in einen Engel deß Liechts verstellen kan. Wer nun sich seinem Betrug vertraut / von dem kan man sagen / die Wort Sirachs c. 12. v. 13. Wann ein Schlangen Beschwerer gebissen wird / das jammert Niemand /sondern es sagt ein jeder daß ihm recht geschehen /weil er von diesen gifftigenThieren wol entfernet seyn können.

2. Dieses hat auch zu meiner Zeit (1625.) erfahren ein Zauberer zu Straßburg / welcher mit etlichen Studenten von Basel gefahren / und gehöret / daß man von den Gespensten geredet / und wie man selbe besprechen und beschweren solte / etc. dieses nahme er auch fleissig in Obacht / lernete die Wort deß Segens außwendig / und als er hörte / daß sich auf einem Dorf / ein solcher Geist sehen liesse / erkühnte er sich solchen mit den erlernten Worten zu besprechen. Das Gespenst sagte daß eine Bauren Magd ihr unehlich ermordes Kind der Orten vergraben / welches Geist nicht ruhen könte / biß die Dirn bestrafft / etc.

3. Dergleichen Besprechung mit den Gespensten hat ihn viel Geld verdienen machen / und ist er deß wegen in der Statt Straßburg und in dem gantzen Elsas bekant gewesen. Nach geraumer Zeit kommet der Ursacher solcher Gespenst zu ihm / und begehret /weil er ihn viel verdienen mache / so sol er ihm sein Kind / welches er erzeugen wůrde / ungetaufft geben. Dieses willigte der Bößwicht / zeugte aber kein Kind mit seinem Weibe / welcher seine Händel unwissend waren; deßwegen verfügte sich der Teuffel wieder zu ihm / und beredet ihn / daß er ihm mit seinem Blut Leib und Seel verschriebe.

4. Inzwischen / und nach solcher abscheulichen Unthat hat er sehr viel Gespenster den Reichen in die Häuser gebannet / selbt besprochen und gegen Almoß[421] geben an gewissen Tagen / oder Stifftung in arme Häuser / etc. wieder vertrieben. Sonderlich aber hat er die Sontag beobachtet / und vorgeben / kein Gespenst antworte ihm an solchen Tag.

5. Die Herren Geistlichen zu Straßburg haben diesen Beschwerer in das Gefängnis werffen machen /und weil er sich auf die Schrifft bezogen / daß kein Reich das mit ihme selbst uneinig wird / bestehen könne / und daß nicht er durch den Beelzebub / sondern durch Gottes Wort die Gespenster außtreibe: hat ihnen auch den Trotz geboten / daß sie deßgleichen thun solten / oder darbey seyn / wann er mit den Geistern rede / sie aber wolten Gott nicht versuchen. Kurtz zu sagen / er hat sich heraus gewunden / daß er wieder loß kommen / und den Gespensthandel ärger als zuvor getrieben.

6. Es fügte sich aber / daß er in einem reichen Hauß ein Gespenst vertrieben / mit dem vorgeben /daß man in das Waisen-Hauß 20. Fl. zahlen solte / so würde der Geist außbleiben. Dieses Geld wird ihme zugestellt / solches dahin zu tragen / welches er auch angenommen / aber etliche Gulden davon behalten /deßwegen er dann / auf der Herren Geistlichen inständiges anhalten / wieder in Verhafft gebracht worden.

7. In seinem Hauß fanden sich Briefe / Salben /Wurtzel und dergleichen / welche ihn nach allen Umständen der Zauberey verdächtig machten / daß man ihn auch an die peinliche Frage würffe / und doch nicht zu bekennen zwingen konte. Einer unter den Herren Schöpfen sagte / er solte den Speichel aus dem Munde speyen / weil er sahe / daß er die Lippen gleichsam verschlossen hatte: Sobald er solches gethan / hat er alles bekennt / und was er mit dem Satan gehandelt hatte / ausgesagt.

8. Als er einsten in die Verhör gehen sollen / und einen Abtritt zu nehmen begehret / hat ihn ein kohlschwartzer zottiger Hund zu einem Fenster aufgehoben / und als er vermeint / der böse Geist solte ihn darvon führen / hat er ihn herab in den Stattgraben fallen machen / von dar er wieder herauf geholet werden[422] müssen. Nach deme sich nun befunden / daß die ser Beschwerer viel verhext / gelähmt bezaubert / und üm das Gelt / mit seiner Beschwerung betrogen / ist er zum Todt verurtheilt worden / daß erstlich enthaubtet / hernach aber verbrennet werden solte / mit allem seinen Zaubergerät / wie erfolgt.

9. Als er nun außgeführet worden / hat er wenig gebettet / und ohne Andacht / sondern viel mehr geschertzet und des Henkers gespottet / vielleicht verhoffend / der Satan dem er gedienet / werde ihn in solcher Noht erretten. Auf dem Richtplatz aber ist ihm alles Hertz entfallen / hat zuzagen und zu zittern angefangen / und ist mit Judas Reue dahin gestorben /wie ich selbsten gesehen / und damals gemerket habe.

Weh dem / der Gott nicht vertraut /

sich auf seinen Feind verlässt /

wann er seine Falschheit schaut /

denkt er nicht was er gewest.

Er giebt ihm der Höllenkron /

als verdienten Sünden Lohn.

Quelle:
Georg Philipp Harsdörffer: Der Grosse Schau-Platz jämmerlicher Mord-Geschichte. Hamburg 1656, S. 420-423.
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