(CXXV.)

Der weltliche Mönich.

[428] Welche zugleich Geistlich und Weltlich sind / vergleichet man mit den Fröschen in der Offenbarung Johannis / die das Erdreich verunreinen / und die Frommen zu plagen pflegen: dann gleich wie die Frösche auf dem Land / und in dem Wasser leben / an keinem Ort aber nützen mögen / und mit dem Geschrey die Schlaffenden zu beunruhen: also sind solche weltlich-geistliche / und geistlich weltliche / die in allen Sachen die Hand / oder zum wenigsten das Wort mit in dem Spiel haben wollen.

2. Ein solcher zweyschichter war Denys Heerve /geboren zu Lambelle in Bretagne / und hat sich in seiner Jugend unter die Augustiner Mönichen begeben /zu Angers hernach ist er nach Tonars kommen / da er die Fasten über gepredigt hat / daß das Volk sehr wol damit zufrieden gewesen. Nachgehends ist ihm die Mönichs Kappen zu schwer worden / daß er auß dem Kloster entsprungen / und sich unter deß Hertzogen von Tremouille Schutz begeben mit Vorwenden / daß er wolle ein Hugenot werden / und deßwegen stůnden ihme seine Brüder nach dem Leben.[428]

3. Die Augustiner Mönichen erfahren daß Herve bey besagtem Hertzog seine Freystatt gesuchet / und schicken deßwegen etliche dahin / mit Bitt / den entronnenen ihnen wieder zu geben. Der Hertzog antwortet / daß der König die Gewissen durch sein gantzes Königreich freygelassen: wann also Herve wieder in das Kloster gehen wolle / so begehre er ihn nicht aufzuhalten: wolle er aber nicht / so gedenke er nicht zu leiden / daß man Gewalt an ihm übe: hierauf hat er Herve fordern lassen / und ihn befragt: Ob er Lust habe ein Mönich zu bleiben oder nicht?

4. Herve schändet und schmähet die beeden Gesanden / sagt von ihrem Abbt / und den andern / was sie für ein sündliches Leben führten / ziehet seine Kutten aus / und wirfft sie ihnen für die Füsse / thut auch bald darauf offentliche Bekentnis der Calvinischen Religion / und verschweret die Catholische / mit so gelehrten Worten / daß ihn der Hertzog nach Montauban sendet / dem studiren ferners nachzusetzen /und steuret ihme darzu gute Mittel / welche er aber gar bald mit böser Gesellschafft durch gebracht / und wieder so wenig Geld gehabt / als zuvor.

5. Wenig Wochen darnach kommet er nach Tholouse / verdammt und verschweret die Hugenotische Religion / als eine Ketzerey / und wird wieder Päbstisch / stellet sich sehr andächtig / erbettelt viel Gelds / und erlangt von einer Abbtesin Vorschrifften nach Paris / an die Gräfin von S. Paul / welche ein neues Kloster bauen / und einen neuen Orden aufrichten wolte. Als er nach Paris gekommen / hat er mit vielen Geistlichen Kundschafft gemacht / sich einen Abbt von Vaillanc genennet / und sich für sehr reich außgegeben. Zu Zeiten hat er sich verkleidet / und ist nach Charanton / zu dem Hertzog von Tremouille / welcher nicht gewust / daß er wieder umgesattelt gekommen.

6. Er giebt vor / er sey zu Hof in grossen Ansehen /habe Hoffnung in Königl. Geschäfften gebraucht zu werden / erbote sich zu erweisen / daß dem Hertzog von Vendoma unrecht geschehen / und daß einer seine Handschrifft nach gemacht / und das Siegel[429] nachstechen lassen / darüber besagter Hertzog in Gefängschafft kommen. Die Hertzogin von Vendosme fasset dieses zu Ohren / und giebt ihm 200. Pistolet / mit noch fernern Versprechen / wann er das angegebene erweisen würde. Von diesem Geld bestellte er Knecht und Pferde / kleidete sich in Purpur und köstliche Leinwat / und gedenket also nicht mehr in das Kloster zu kommen.

7. Er begehrt bey dem König Verhör / welche er auch erlangt / weil er vorgegeben / daß er wichtige Sachen zu berichten. Es kannte ihn aber einer von den Hofleuten / und brachte zuwegen / daß er als ein Betrüger / der aus dem Kloster entloffen / in die Gefängnis geleget wurde / da er etliche Monat außgeruhet /und mit Hülffe eines Schlossers / der bey ihm gefangen lage / aus dem Gefängnis gebrochen / sich in einem Leilach hinab gelassen / und also darvon gekommen.

8. Nach kurtzer Zeit aber / als er wieder nach Paris gekommen / hat ihn der Schergen Haubtmann wieder in Verhafft gebracht / und weil er aus dem Gefängnis entkommen / und die Hertzogin von Vendosme betrogen / ist er als ein Dieb an den Galgen auf dem Creutz Platz / mit dem Strang von dem Leben zum Tod gerichtet worden.

9. Wer sein vertrautes Pfund so übel wendet an /

der ist ein Schalkesknecht: es wird von ihm genommen /

was man ihm anvertraut. Weil er nicht recht gethan

muß er zu seinem Lohn / die Streiche zwyr bekommen.


Ende deß Fünfften Theils.

Quelle:
Georg Philipp Harsdörffer: Der Grosse Schau-Platz jämmerlicher Mord-Geschichte. Hamburg 1656, S. 428-430.
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