[In der Luft]

[95] Die andern lacheten hierüber/ und setzeten hinzu/diese Schöne könde so wohl nicht beschrieben werden/ daß nicht noch immer etwas rükständig bliebe/so man in ihrer Lobrede vergessen.

Es hatte aber die Sonne allbereit ihren gewönlichen Wolkenlauf zu Ende gebracht/ also/ daß die Schäfere an dem rohten Himmel wohl merketen/ der Mond würde bald seine[95] nächtliche Verwaltung antreten/ und die halbe Welt in seinen Schattenrokk verhüllen/ derenthalben sie auch beschlossen/ den Weg nach ihren Hürden vor sich zu nehmen. Zuvor aber und ehe sie sich aufmacheten/ fienge Klajus an gegen Strephon und Montano/ und bate/ sie wolten den Ausspruch machen/ welcher in nächstverwichenem Reimenkampf seiner und Floridans das bäste gethan: Vnd eben dieses begunte auch Floridan zu bitten. Jene beyde aber entschuldigten sich/ und sageten/ die Kämpfere hätten es zu beyden Seiten so gut gemacht/ daß sie keinem den Preiß mit recht zusprechen könden/ doch gaben sie endlich auf innständiges Anhalten ihrer beyden die Aussprüche folgender massen:

Montano.


In der Luft

Singt die holde Nachtigall/

Daß der helle Gegenhall

Wiederrufft:

Aber diß/ was Klajus singt/

Bässer klingt.


Strephon.


Wie der Bach

Schlürfelt mit dem Flutgelall/

Vnd spielt mit dem Lispelschall

Nach und nach:

Also singt der Schäfersmann

Floridan.

Quelle:
Georg Philipp Harsdörffer/ Sigmund von Birken/ Johann Klaj: Pegnesisches Schäfergedicht. Tübingen 1966, S. 95-96.
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