Zweite Szene

[230] HEINRICH reckt die Arme und gähnt. Ach ja! – »Schnell, schnell!« –


Er sieht in den Ofen und gähnt wieder. Langsam geht er zur Tür.


JOSEPH WACHOWIOCK steckt den Kopf durch die Tür. Na, Rudorff, wat is denn hier noch los?

HEINRICH phlegmatisch. Es ist chut, daß du kommst, Glahn. Sag mal, habt ihr denn woll noch en bißgen Feuer im Ofen?

JOSEPH. Wir? Natürlich! Bei uns wird jetzt jede Nacht durchgearbeitet. Ahnst du, wie wir streben?

HEINRICH. Ach du, dann holst du mir woll 'ne Schippe voll rüber. Ich soll nämlich noch Bier holen und Gläser holen und ... unser Schwiegervater kommt noch.

JOSEPH. Ooch noch. Na weil du's bist.

HEINRICH. Aber schnell, schnell, schnell ...

JOSEPH. Nu ja doch! Ick loofe ja schon.


Er eilt rechts ab.


HEINRICH geht zum Sofa und läßt sich in die Sofaecke nieder. Ach ja!


Er gähnt.


JOSEPH kommt eilends zurück mit einer Schaufel glühender Kohlen, die er schnell zum Ofen trägt. Nanu? Du hast's ja recht eilig.

HEINRICH erhebt sich. Ich hatte so bannig fein jepennt ...


Er geht ins Schlafzimmer.


JOSEPH heizt ein. Wenn du nur pennen kannst, oller Dachs ...

HEINRICH kommt mit einem großen braunen Korb zurück und geht zur Korridortür.

JOSEPH am Ofen beschäftigt. Du, Rudorff! Wat is denn det für 'n Schwiegervater?

HEINRICH schläfrig. Ich weiß nicht. Wie sie so sind. Man hört plötzlich entfernte Musik. Er fährt zusammen. Herrjeses! Da kommen sie ja schon.


Er eilt zum Korridor ab. Die Musik kommt langsam näher. Sie spielt den Radetzkymarsch.
[231]

JOSEPH springt vom Ofen auf, eilt auf die Tür vorn rechts zu, öffnet sie den ihm entgegenkommenden Offizieren und bleibt im Türrahmen stramm stehen.


Quelle:
Otto Erich Hartleben: Ausgewählte Werke in drei Bänden. Band 3, Berlin 1913, S. 230-232.
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