[Feuchtkalte Nebel in den stillen Strassen]

[146] Feuchtkalte Nebel in den stillen Strassen –

Frühmorgenschein – ob wir uns ganz vergassen?


Ich fahre lautlos übers weiche Pflaster –

verfrühte Arbeit und verspätet Laster.


An jener Thür vorüber? – Fass dich: hier,

hier links, da schlug es ehmals. Pocht es dir?


Zertreten und zerfahren ist der Schnee:

Schmutz überdeckt die zugefrorne Spree.


Dort schläft die Jungfrau. Ihre Stirn ist rein.

Du sollst auf diesen Strassen thätig sein.


Vorbei! Vorbei! Schon wird der Morgen laut.

Feuchtkalte Nebel – doch es thaut – es thaut!

Quelle:
Otto Erich Hartleben: Meine Verse. Berlin 1905, S. 146-147.
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