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[27] Aus des Hochwalds Dunkel, empor zur Sonne,

die hindurchblitzt zwischen dem Laub der Kronen,

ringt und wächst und strebt in die Höh das junge

schwankende Stämmchen.


Nicht gedeihn kanns drunten im kalten Schatten,

aber droben lächelt ihm Licht und Wärme,

droben wirds im sonnigen Blau des Aethers

wiegen das Haupt einst. –


Auch du witterst und spürst, o meine Seele,

hoch ob all der lastenden Nacht der Schmerzen

eines blauen, nimmer getrübten Himmels

göttliche Reinheit.


Auch du dränge zur Höh, o meine Seele,

bis dich krönt das leuchtende Gold der Sonne,

bis vergessen unter dir schweigt des Lebens

wuchernde Wildnis.

Quelle:
Otto Erich Hartleben: Meine Verse. Berlin 1905, S. 27-28.
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