Die III. Abhandlung.

[41] Der Schau-Platz bildet ab der Gesandten Zimmer. Der Gesandte von Franckreich / der Bischoff von Rosse.


GESANDTE.

So ists / wie ich erzehlt: Es hilfft kein fleissigs bitten /

Kein angewendter Fleiß bey den erzürnten Britten.

Was hab ich nicht gethan / was hab ich nicht versucht /

Zuretten ihren Kopff; doch alles sonder Frucht.

Die Königin bleibt fest auff ihrer Meinung stehen /

Es würde Kirch und Reich / Sie selber untergehen /

So fern Maria nicht bald würde abgethan.

Doch ist es / wo mir recht / ihr nur umb ihren Wahn

Und Brittens Ketzerey / die fürcht man zuverlieren /

So fern Maria hier den Scepter solte führen /

Die Königin wanckt noch was / doch schürt man hefftig zu:

Es läst Ihr weder Schott noch Britte wenig Ruh /

So / das sie endlich wird / und zwar gezwungen / müssen

Das Urtheil / so sie noch jetzt auffgezogen / schliessen.[41]

BISCHOFF.

So hat der Himmel uns denn allen Trost versagt?

Ist alles gantz ümbsonst / was ich bißher gewagt

Umb dich / O werthe Frau! bringt denn dir meine Treue /

Princeß! so wenig Nutz? hilfft weder Fuchs noch Löwe?33

GESANDTE.

Mein Herr / es wird / wil nun der Himmel nicht mehr hört /

Das / was ihr dienen soll / zum Schaden umbgekehrt.

Man sah' es mehr als viel / da als man meinen Trappen

In voller Hoffnungs Blüth begunte zuertappen.

BISCHOFF.

Verfluchter Unterthan / der seine Königin

Verläst / verräth / verkaufft ümb schändlichen Gewinn!

Verfluchtes Vaterland / das sein Haupt so entehret /

Und das ohn' dem bey Ihm beruffne Laster34 mehret!

Das Laster / das die See / wie sehr sie sich bewegt /

Und deine Ufer wäscht35 / doch nimmermehr absegt.

GESANDTE.

Mein Herr / wir müssen nicht nur diese Zeit verfluchen /

Wenn wir Marien Jahr' / und rauhe Zeit durchsuchen /

Wird man von Tag zu Tag der Ketten Glieder sehn /

In die Sie wurd' verstrickt. Es war ümb sie geschehn /

Nicht nur als Calidon Ihr seine Pflicht versagte /

Nicht nur als Calidon Sie endlich gar verjagte;

Sie fiel / als Murreys Geist ihn allzeit höher trieb /

Sie fiel / als Gallien sich der Britten Erbe schrieb;

Alls was nur Römisch war / aus Schottland must entlauffen /

Als man den Closter-Zwang warff über Stock und Hauffen.

Sie fiel als Sie den Sturm auch nicht von dem Altar

Und dem geweihten Licht zuwenden mächtig war /

Als Sie aus Noth sich must' mit fremder Macht verschrencke /

Und durch der Thränen Fluth / den groben Eifer lencken:

Als ihren Priester selbst man ungestühm anlieff /

Als wieder Sie das Volck gar zu den Waffen grieff /

Als Sie deß Königs Stand und Ansehn so verdrückte /

Und ihn von Rath und Staat und gar vom Hofe schickte:[42]

Als die bewehrte Schaar in ihre Zimmer brach /

Und den so klugen Mann36 an ihrer Seit' erstach /

Als der verfluchte Mord am Könige verrichtet /

Den man Ihr sonder Grund und Recht hat angedichtet:

Als Sie durch jene Wahl noch den Verdacht gemehrt:

Als die / die kurtz zuvor die Heyrath selbst begehrt /

Und Bottweln angestifft / ein offnes Heer auffführten /

Und Sie mit einem Rock von alten Lumpen zierten:

Als man Ihr Heinrichs Bild so schimpfflich vorgestallt /

Als leichter Buben Schaum Sie Hur und Mördrin schalt.

Als der so hohe Geist sich muste lassen schliessen /

Als Sie den Königs-Stab auffstets verschweren müssen /

Als ihr unächter Freund an ihre Stelle kam /

Als Sie die letzte Flucht aus Schott in Britten nahm /

Als man den Murray hier vor Brittens Recht betagte /

Und die gefangne Frau vor diesem Thron anklagte /

Als man Ihr Norfolcks Gunst und Heyraths-Bund antrug /

Als man Ihr frembde Hülff bald hier bald da vorschlug /

Als Chraieton (wunders werth) verrathen von den Windē /

Als Britten vor sein Haupt fieng an sich zuverbinden /

Als alles / was Sie sich erbot / nur wurd verlacht /

Und sie durch Ungedult verzweiflungs vollgemacht /

Als sie durchs Sinnen-Bild37 aus erster Hafft gestohlen /

Wurd Powlets Strengigkeit und Drurens anbefohlen /

Als man Sie abzuthun durch Meuchellist gesucht /

Das doch noch Drurius als schändlich selbst verflucht /

Als Sie der Königin jemehr und mehr verschwärtzet /

Als alle Hoffnung durch der Mörder-Bund verschertzet /

Als man Sie drumb verhört / mit fragen in Sie drang /

Als man aus Noth / auch gar die Diener zeugen zwang.

Da fiel der Scepter hin / jetzt liefert Sie die Leichen

Auff Britten Schau-Gerüst zu einem Greuel-Zeichen /

Zu einem Wunder-Bild / zum Vor-Spiel solcher Noth /

Die über Throne wacht. Vor war Maria todt:

Jetzt stirbt der Kön'ge Macht. Laßt uns den Tag begehen

Mit seufftzenden Gewein / es müssen Grampens Höhen38

Erschellen vom Geheul. Auff! heute legt der Stand

Der Höchst-Gesalbeten an Sie die Mörder Hand.[43]

BISCHOFF.

Hilfft ihr dann Franckreich nicht?

GESANDTE.

Es muß sich selbst betrauren /

Das sich in sich verzehrt:

BISCHOFF.

Wird Spanien nicht betrauren

Die Mittel / die man Ihm / zu zwingen Holland wies' /

Die selbst der Kirchen Haupt vor überselig pries'.

Ja freylich! aber ach! es ist nun die verlohren /

Die zu der Kirchen Heyl schien gleichsam wie gebohren.

Wie offte wird uns doch der Leiter Steg gezeigt.

Auff welchen man nachdem / was man offt wünschet / steigt.

Doch sind die Sprossen schwach / und müssen offters biegen /

Eh' man den Gipffel hat und Spitze überstiegen.

GESANDTE.

O ümbgekehrtes Glück! O Wechsel aller Welt!

Die uns zuhelffen denckt / ist hülfflos und verfällt.

Das Thun der Sterblichen / ist ja in allen Ländern /

Gantz unterthan gemacht dem Spiegel glatten Endern.

Den Schau-Platz vor'ger Welt / ersäuffte jene Fluth /

Das grosse Babylon erstickte in dem Blut

Durch Med' und Perser Schwerd; Die wurden ausgestossen

Durch Alexanders Macht / den man darmub den Großen

Nicht sonder Fug genannt. Die ungezehle Zahl

Der Folger dieses Printzs besiegte allzumahl

Das weitberühmte Rom / von dessen tapffern Streiten

Und unerhörter Pracht man nichts zu unsern Zeiten

Als nur den Namen weiß. Die ihren Sinn gestellt

Zu reisen weit und fern durch weite See und Welt /

Erzehlen gleichfals / wie Carthago gantz verbrennet /

Wie man Athen nicht mehr als von den Mauren kennet.

Wo ists / da man die Pracht deß Mausols annoch schaut /

Von Artemisien so künstlich auffgebaut?

Wo ist der Platz und Orth / wo Troja pflag zuprangen?

Der Pyramiden Stoltz ist meistens gantz vergangen.[44]

Weil dēn vergänglich ist Welt / Thron / Stahl / Holtz u Stein /

Muß ja ein Rundes Thun in allen Sachen seyn.

BISCHOFF.

Man sehe weiter an der Zeit vergänglichs Wesen /

Man wird aus ihrem Lauff bald die Verändrung lesen:

Den Sommer / Lentz und Herbst und ihren Schmuck und Fleiß

Verderbt deß Winters Frost und gantz erstarrtes Eiß:

Der hohe Himmel selbst und die besternte Lichter

Sind / die in diesem Satz sind mehr als helle Richter /

Und stimmen selber bey: Es stirbt zum öfftern gantz

Das Auge dieser Welt / der Silber helle Glantz:

Der Mond verdunckelt sich / und zeiget an der Erden /

Daß etwan Stadt und Land bald soll verändert werden:

Der Elementen Krafft bezeuget / daß sie sey

Auch der Veränderung nicht allerdings frey:

Das Erdreich wird an Frucht und Kräutern allzeit ärmer /

Und giebet / wie erkargt gar sparsam / seine Därmer

Das Gelt und Ertzt hervor. Von Nord wird offt bedrängt

Deß Amphitriten Feld / daß es bald hebt bald senckt

Das Daumen dicke Breet. Ihr Götter dieser Erden!

Schaut hier / wie eure Pracht auch kan verändert werden;

Schaut / wie der Stoltze Thron die hoch gepochte Macht

Selb-selbst durch euch verfällt / selbst wird von euch verlacht;

Seht wie eur Frey-Brieff wird durch eure Hand durchstochen /

Und öffters Cron und Thron durch Cron und Thron zerbrochē.

Drumb traut nicht euern schwachen Mächten /

Besondern Gottes starcken Rechten /

Der Cron und Scepter theilt

Und schlägt / verwundt und heilt.

Und vielleicht über die die jetzt Marien richt /

Ein noch viel härtren Schluß und schärffer Urtheil spricht.


[45] Der Schau-Platz verändert sich in der Königin Elisabeth Zimmer.


ELISABETH, DAVIDSON.

Damit der Unterthan schläfft sicher bis? an Morgen /

Theilt offt der Fürste Tag und Nacht in schwere Sorgen /

Wir haben diese Nacht fast wachend zugebracht /

Durch einen Traum erschreckt / den Sachen nachgedacht.

DAVIDSON.

Hat Ihre Majestät den Vorsatz lassen schwinden?

ELISABETH.

Nein dieses nicht / doch könt' man andre Mittel finden

DAVIDSON.

Was wir bereit erwehlt / scheint wohl das best zuseyn.

ELISABETH.

Laufft dann von Powlet uns noch keine Antwort ein?

DAVIDSON.

Er weigert noch wie vor etwas auff sich zunehmen /

So seine Ehrligkeit im mindsten kam beschämen.

ELISABETH.

So hält man so den Eyd / den Er und viel gethan

Vor Ihre Königin? Ein treuer Unterthan

Wagt vor deß Fürsten Heyl Guth / Muth und Blut und Leben /

Und steht bereit / vor Ihn sich in den Tod zugeben /

Und Powlet zeigt der Pflicht / die man so hoch beschwor /

Und die gantz England bindt / den leichten Nachklang vor.

Vielleicht wird sich noch wohl ein treuer Britte finden /

Der mich der Sorge wird in diesem Stück entbinden.

DAVIDSON.

Durchläuchtige Princeß! Ich bitte / Sie verzeih':

Sie denck' / daß nicht allzeit / was nutz' / auch ehrlich sey:

Sie denck' / in was Gefahr Sie sich sammt Powlet stürtzet.

Lobt sie die That / so wird Ihr Name selbst verkürtzet /

Und mit der Grausamkeit und Unrecht gantz befleckt /

Der doch die Laster sonst so rühmlich hat geschreckt.

Verwirfft sie diese That / die Sie doch angegeben /

So wird es zwar beschönt / doch stürtzt Sie dessen Leben /

Der sich umb Sie so wohl verdient / in Unglück ein.

Kurtz: Sie muß undanckbar / entweder unrecht seyn.[46]

ELISABETH.

Genug hiervon. Hastu den Mord-Befehl geschrieben?

DAVIDSON.

Ja.

ELISABETH.

Wohl! Ich wil / man soll das Urtheil was verschieben.


Die Königin tritt ab / Davidson bleibet.

Der Schau-Platz ist das Königliche Vor-Gemach.

Hattan, Burghley, Beal, und etliche andere königliche Räthe und Davidson.


HATTAN.

Viel Glücks!

DAVIDSON.

Ich sag' ihm Danck.

HATTAN.

Wie schau ich ihn allhie?

DAVIDSON.

Was macht Marien Tod mir nicht vor Sorg und Müh.

BEAL.

Uns auch / doch numehr wil Ihr letzter Tag erscheinen?

DAVIDSON.

Drumb ist noch mehr zuthun / als jemand zuvermeinen.

BEAL.

Wieso? der Urtheil-Schluß der Köngin steht ja fest.

DAVIDSON.

Ihr wanckler Sinn ists / der uns noch dran zweiffeln läst.

HATTAN.

Was zweifflen? Sie wird nicht ihr Wort zurücke nehmen.

DAVIDSON.

Doch wil Sie sich noch nicht zur Thätigkeit beqvämen.[47]

BURGHLEY.

Man glaubt / daß der Befehl schon längsten abgefast.

DAVIDSON.

Und die Vollziehung ist ihr gleichwohl noch verhast.

Sie hat mir zwar schon längst zuschreiben anbefohlen /

Doch's durch den Killigray zurücke lassen holen.

Bald schilt Sie / daß ich mich in etwas übereilt;

Bald / daß ich langsam bin / und allzusehr verweilt;

Bald soll ichs also fort und sonder Säumnüß schreiben;

Doch soll das Siegel noch davon zurücke bleiben.

Kurtz: heute hebt sie auff / was sie mir jüngst befohl /

So daß ich / weil ich nicht weiß wie ichs halten soll /

Beschlossen / weiter mich hierinn nicht zuvertieffen /

Weil mir noch wohl bewust / wie Burgley sich vergrieffen /

Dem man die Schuld auch gab / und doch nicht schuldig war.

HATTAN.

In Warheit / wie ich seh' / es stöst sich hier und dar.

Ihr Herren was zuthun? Es dürffte noch wohl wancken /

Der Königin Unbestand macht mir noch fast Gedancken /

Als ob Marien Fall noch nicht so nahe sey /

Wie wir bißher gemeint; ja daß sie noch wohl frey

Uns kan gebenden sehn. Mein Rath / man lasse schliessen

Den schon gemachten Schluß / auch obn' der Kön'gin wissen.

Man lobt den Thäterer / nach wohlvollbrachter That;

Schläfft gleich Elisabeth / so wacht doch derer Rath.

Vielleicht hat sie das Werck mit Fleiß noch hintertrieben /

Damit man nicht auff Sie kan ein'ges Unrecht schieben.

Ich setz' auch ihren Zorn / die Noth spricht ja frey /

Und ihre Wohlfarth selbst.

BEAL.

Ich stimme gleichfals bey.

DER II. KÖNIGLICHE RATH.

Und ich.

DER III.

Und ich.

DER IV.

Und ich.

HATTAN.

Mein Herr / es ist beschlossen /

Marien schändlichs Blut wird morgen noch vergossen.[48]

DAVIDSON.

Wie wann die Königin in ihrem Zorn entbrannt

Mich diesentwegen strafft.

HATTAN.

Wir mit gesammter Hand

Vertreten ihn bey ihr: er traue dem Versprechen.

DAVIDSON.

So schieb ich dann auff sie das gänzliche Verbrechen.

HATTAN.

Nur kühnlich. – – – –


Davidson geht ab / die andern bleiben.


HATTAN.

– – – – – – – Das war gut / daß er uns noch entdeckt;

Ihn hätt' die Königin sonst noch wohl abgeschreckt

BURGHLEY.

Ich hätte nicht gedacht / daß Sie so solte wancken.

BEAL.

Ein Weib hägt niemahls nicht39 beständige Gedancken.

HATTAN.

Sie sieht gleichwohl / wie nah' die fürchtende Gefahr:

Man sagt / es habe sich verschworen eine Schaar /

Zustürtzen Brittens Haupt noch vor dem Urtheil fällen.

BEAL.

So muß man / was so noth / geschwind' zu Wercke stellen /

Eh' noch Elisabeth davon etwas erfährt /

Zu ihrem Schaden das Urtheil wieder wehrt.

BURGHLEY.

Ich halt' es auch dafür: Uns schadet das Verweilen;

Wir müssen mit dem Werck so viel als möglich eilen.

BEAL.

So sagt dann / was zu thun?

HATTAN.

Stracks.

BEAL.

Du must fort /

Zusammlen das Gericht / hier hast du Brieff und Wort.[49]

Laß ja das Trauer-Spiel in einem Nu sich enden;

Es möcht' Elisabeth die schwachen Sinnen wenden.

Noch eins: in dem ihr sprecht / sperrt Foudrings Thore zu /40

Daß durch geschwinde Post man keine Rettung thu'.

BEAL.

Ich richte alles aus / eh' soll man mich verbrennen /

Eh' soll man meinen Kopff von meinem Leibe trennen /

Eh' soll mein blutend Haupt auff Münsters Thüren stehn /

Eh' die verdammte Frau dem Tode soll entgehn.


Reyen.41


Der Syrenen.


Wer nicht mit jener Höllen Kunst

Den Geist weiß höflich auszuzieren /

Die Menschen durch geschmeckten Dunst

Der leeren Worte zuverführen:

Wer nicht die Sünd' und Laster weiß

Scheinheilig stets zuunterdrücken /

Und sich mit aller Müh und Fleiß

Durch Trug und Heucheley zuschicken /

Der näh're sich ja nicht der Pracht /

Die uns / in dem Sie uns erhebet /

Nach vielgeleistem Dienst verlacht /

Und gleichsam lebendig begräbet /42

Wofern Er nicht mit Schand und Hohn

Wil seines steigens Lauff verkürzen /

Und wie ein andrer Davidson

In den schon offnen Kercker43 stürtzen /

Der / weil er nach der alten Zeit

Es mit der Fürstin treulich meinte /

Einräth von eignem Nutze weit /

Was ehrlich war und nicht nur scheinte /

Und meint bey solcher Einfalts-Pflicht /

Zugehn auff sichren guten Wegen.

O albre Tugend!44 weist du nicht /

Daß meist ein Fürste pflegt zulegen45[50]

Deß selbst gestifften Lasters schuld.

Auff den / dem Er nur kurtz zuvore

Nach dessen Außgang seine Huld

Versprach / und jetzund / gleich dem Rohre /

Schon strafft / was Er nur jüngst befahl.

So daß / wenn nur der Diener meinet /

Er sey bald über Berg und Thal /

Und wo die güldne Sonne scheinet;

So ist / und eh' man blitzen schaut /46

Er von den Strahlen schon getroffen.

Dann liegt / worauff er hat gebaut /

Sein Trost und offter schwangres Hoffen.

Was giebt der Köngin zwischen Nein

Und Ja47 so zweiffelhaftes wancken

In diesem Zustand anders ein /

Als jetzt eröffnete Gedancken?

Und gleichwohl glaubt Er ihrem Traum /

Und wann sie noch mehr Mährlein brächten /

Und wiederlegt den falschen Schaum /

Und streit noch mit dem Spiegelfechten.

So ists / daß der gemeine Mann48

Nur muß in albrer Warheit wandeln;

Den Fürsten aber steht es an /

(O Zeiten!) mit der Schmincke handeln /

Drumb traut den Höfen nicht zuviel;

Seht / wie man diesen angeführet /49

Den / wann Er bey dem Trauer-Spiel

Hat seinen Auffzug wohl geziehret /

Und die Person nun außgespielt /

Wenn nun durch den geputzten Affen /

Was sie begehrt / gewünscht / erziehlt /

Man wird vom Hof in Kercker schaffen.

33

Wie angelegen diesem Bischoff die Eilösung und Wiedererhöhung der Königin Mariæ gewesen / also /daß ihn sein alluhitziger Eifer selbst ins Gefängnüß bracht / erhellet weitläufftig aus der in unserm Erasm. Francisc. nachfolgenden Trauer-Geschichte Thomas Howarts Fürstens von Norfolk.

34

Ob zwar Gothofredus in Archontolog. Cosmica part. 1. pag. 37. den Schotten magnam Fidelitatis erga Principes suos laudem zuschreibet / so weiset doch die Schottländische Historia vielmehr das Wiederspiel / in welcher 40. ihrer Könige gezehlt werden / welche ihre eigene Unterthanen entweder verjagt / oder gefangen / oder gar offentlich getödtet haben. Et observant Politici, (id qvod obitèr) in Scotia (ut & in Anglia) Familijs, qvæ Rellebellionem excitarunt, nullam exinde notam infamiæ accedere, neqve hoc scelus imminuere Claritatem Familiæ, imò augeat potius habuisse nempe Majores magnarum conjurationum Duces aut Conscios, nec non liberi eorum, qvi Majestatis lælæ crimine damnati funt, ad fummas dignitates evehuntur, id qvod certè inter Vitia hujus Regni ponendum haud postrema. Originem enim trahit ex hoc fonte tanta Conspirationum erga Reges excitatarum multitudo & freqventia. In tantum namqve promovetur Crimen, in qvantum non punitur. Dieses wolten wir weitläufftig ausführen / wenn es die Gelegenheit unsers Vorhabens leiden wolte.

35

Bertius & Magirus in Geographijs suis observant, qvod oceanus ita ambiat Scotiam seq; in ejus partes insinuat, ut nulla sit urbs, nulla domus, qvæ ultra 20. milliaria hispanica distet ab oceano.

36

Wird der Italiäner David Riccius verstanden; massen ihm unser Autor pag. 257. aus dem Thuano das prædicat eines verschmitzten Italiänischen und sehr activen Kopffs und arglistigen scharffsinnigen Menschens giebet / welcher nicht sowohl mit seiner Kunst deß Lautenschlagens / wie etliche wollen / als mit seinem scharffen Verstande der Königin so hohe Gnade erworben / etc. Und zwar ist dieses einige / weilen Er ein Italiäner / genugsam Ihn vor klug zuæstimiren. Cum apud Transalpinos aliqvam prudentiae opinionem conciliat, vel de summis montibus Italiam conspexise. Wie der verlarvte Monzambano davor halt in Epist. ad Læl. fratr.

37

Merckwürdig sind selbige Emblemata: bestehe das 348. Blat der Historia von der Maria in unserm Francisc.

38

Est nomen proprium, eines so genannten Gebürges in Schotttand / wie solches gleichfals Gryphius in seinem Carolo Stuard einführet / und in den Anmerckungen erkläret. Solcher Arth zureden gebraucht sich auch S. Script. selbst vid. c. 1. vers. 21. Ubi: Tale etiam illud Ciceronis: Vos enim Albani Tumuli atque Luci.

39

Dieses ists / was unser Autor pag. 391. aus dem Virgilio angezogen: Varium & mutabile semper Fœmina. Welches aber wieder das Symbolum der Königin Elisabeth / qvod erat: Semper Eadem. Cambden. part. 1. sub Ann. 1549 p.m. 27.

40

Dieser Befehl / oder vielmehr Instruction ist aus dem / was unser Historicus am 392. Blat aus dem Romoaldo Scoto meldet / zumuthmassen.

41

Daß der allzuhitzige und unzeitige Eifer der Engländer über ihre Calvinische damahls noch nicht gnugsame erstärckte Religion / und ihrer Königin Leben / deß Todes der Königin Mariä Principal-Ursache gewesen / bezeuget nicht allein Cambdenus, sondern es wird es der Leser hin und wieder aus den Reden der Englischen Herren colligiren können: halten dahero vor geziemet die Religion hier eingeführet zuhaben. Mariam proxime agnatam in necem dedit Elisabetha odio Catholicæ Religionis & ex causa Successionis, cui proxima instabat. Grammond Historiarum Galliæ lib. 13. pag. 620. seq.

42

Der berühmte Spielende nunmehr sel. nennet das Hofeleben in dem 2. Theil seiner Lehr-Gedichte in den Jothan pag. 54. Das Grab der Lebendigen.

43

Umb dieses zuverstehen / muß man in Actu ult. Scenam penultimam zuvor lesen / alwo diese weise gnug war gemacht wird.

44

Weilen dieser Davidson nach deß Cambdeni Zeugnüß / welches Francisci am 388. Blat referirt /zwar redlich und fromm / in der Hof-Schule aber alber und ungeübt soll gewesen seyn.

45

Forstnerus ad lib. 3. Annal. Tacit. pag. m. 441. Crudelitatis ministri ut exprobrantes à Principibus adspiciuntur, adeoqve haut rarò omnis sævitiæ infamia in hos exoneratur. Vid. antecedentia & conseq. ibid.

46

Idem Forstnerus loc. cit. paulo superius: ut rutilans fulguris ictus, qvamvis cum fragore tonitruum uno eodemqve momento nubes perrumpunt, prius tamen ocolos ferit, qvam tonitru audiatur: & ut ante sangvis qvam hiatus Vulneris cernitur, ita apud Reges delati plerumqve ante ruunt, qvam se ruere sentiant.

47

Besiehe hievon Davidsonis Narrationem Apologeticam scriptam ad Walsinghamum, seine Schutz-Schrifft bey bem Cambdeno P. 3. P. 500. seq. (Der ihn Virum ingenuè bonum, sed in aulicis artibus versatum nennet /) daraus man mit Verwunderung der Königin Elisabeth ingenium versutissimum sehen kan. Und heist es hier recht / was Tacitus sagt: Annal. l. 5. c. 8. Abditos Principis sensus, & si qvid occultius parat, exqvirere illicitum, anceps nec ideo asseqvare.

48

Fumum vendere privatis interdictum solorum Regum mercaturam esse Trajan. Boccalini Autor est Cent. 11. cap. 65. Und nicht unbilig. Worvon Plato längst vor ihn in lib. de Rep. Artem imperandi also beschrieben / qvod imperare nihil aliud sit qvàm populum legitimè fallere.

49

In scenam aulicam ex composito, ut plerique existimant, inductus scil. Davidsonus, inqvit Cambd. c.l. ut huic personæ in ista Tragœdia tantisper serviret detractá mox personâ, qvasi extremo actu defecisset, è scena extrusus, & non sine multorum commiseratione in carcere diu conclusus etc. Recte itaqve Boxhorn. Instit. Polit. lib. 1. cap. 15. ut in comœdia representantur res. qvæ nunqvam fuere, & personæ tales fing untur, qvæ nunqvam extitere: ita in Republ. qvoad Res & Personas omnia alia in specie ostenduntur, alia in re ipsâ fiunt.

Quelle:
August Adolf von Haugwitz: Schuldige Unschuld oder Maria Stuarda. Bern und Frankfurt a.M. 1974, S. 41-51.
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