Vierte Szene

[147] LIDDI erscheint huschend, ebenfalls im losen Mantel, aus der Tapetentür. Eine Rose an der Brust. Kinder ... es wird immer bunter im Schlosse ... es ist auch eine Berühmtheit eingezogen ...

ELFI. Woher weißt du denn das ...

LIDDI. Hahahaha ... ich weiß schon alles ... macht euch gefaßt ... heut ist Lionel spröde ... heut seid starr wie die Tulpen ... es sitzt sogar noch eine Nonne am Frühstückstisch ...

ELFI. Natürlich ... das ist doch die Nonne von dieser Tochter ... diese Tochter hat er doch von irgendeiner vornehmen Frau, die bis zum Wahnsinn in ihn verliebt war ...

LIDDI. Von der hat er ja doch auch einen Sohn ...

LUNICA. Seid ihr blöde ... den Sohn hat er doch von einer Andern ...

ELFI. Gar nicht ... der Meister hat ausdrücklich nur einer einzigen Frau hier im Schlosse dieses herrliche Mutterheiligtum eingerichtet ...

LUNICA. Jawohl ... der Einzigen ... von der er den Leuten weismachen will, daß er wirklich einmal ein Weib gehabt ... »ein Weib« ... »ein Kleinod« ... »im innersten Herzen geborgen« ... »und nur dieses Eine« ... wie er so flunkert ...

ELFI. Schwatzt doch nicht Frechheit ... und zieht nicht alles gleich ins Gemeine ... dazu seid ihr zu jung ...


Quelle:
Carl Hauptmann: Die goldnen Straßen. Leipzig 1918, S. 147-148.
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