Neunte Szene

[33] Man sieht jetzt im Garten, durch die geöffnete Flügeltür, Radiana erstaunt und neugierig näherschleichen. Sie ist in ein dürftiges Mäntelchen gehüllt. Ihr Haar in spitzem Knoten über den Kopf gebunden. Ihre Füße stecken, mit fleischfarbenem Trikot bekleidet, in einer Art schmiegsamer, grauer Tanzschuhe. Nur die Knöchel sind unter dem Mantel sichtbar. Aber man hat das Gefühl, als wenn sie unter dem Mantel in einem engen Seiltänzerkostüm steckte. Bei einem geringsten Geräusch springt sie sofort wie eine Katze zurück und verschwindet wieder in der Tiefe des Gartens.


Quelle:
Carl Hauptmann: Die goldnen Straßen. Leipzig 1918, S. 33.
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Die goldnen Straßen
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