Dreizehnte Szene

[59] Fräulein Luisa in großer Straßenaufmachung, neben ihr der Arzt, erscheint von links vorn vor dem Vorhang.


DER ARZT. Aber Sie müssen sich unbedingt stützen, gnädiges Fräulein ... Sie müssen unbedingt den Stock fest gebrauchen ...[59]

LUISA sehr ablehnend. Lassen Sie mich in Ruh, lieber Doktor ... Sie hinkt leicht. gehen Sie einfach ... Sie stecken wohl auch in dieser Verschwörung ... denke nicht dran ... denke nicht dran ... Fräulein Luisa am Krückstock humpelnd ... Sie sieht zu Odebrecht und Ambrois hin. na ... ihr Kanaillen ... was brütet ihr denn ... ich bin noch nicht tot ... es geht ja bei uns heut recht lustig zu ... wer gaukelt denn jetzt drin ... es ist wohl ...

CLOWN ODEBRECHT süßlich, höhnisch. Die Kleine ... die Schlange ...

LUISA. Hahahaha ... kann ich auch sein ... hahahaha ...

CLOWN ODEBRECHT. Doch nicht ... so eine winzige, kleine ...


Plötzlich beginnt rasender Lärm. Stürmisches Beifallklatschen. Man hört den Namen Radiana

vielstimmig rufen. Der Lärm steigert sich. Es wird ein Tusch geblasen. Es wird neu ein Tusch geblasen. Radiana tänzelt atemlos, sanft und verlegen durch den Vorhang. Luisa ist nur jäh lauernd vorgesprungen. Aber Radiana springt in den Beifallstumult sogleich wieder in den Zirkus zurück. Die Musik fließt noch einmal im stillen Gleichmaße weiter.


Quelle:
Carl Hauptmann: Die goldnen Straßen. Leipzig 1918, S. 59-60.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Die goldnen Straßen
Die goldnen Straßen