Dritte Szene

[49] Clown Odebrecht drückt sich durch die Vorhangsfalten heraus. Sackartiger Frack, Hose und Weste in einem. Ganz schwarz. Mächtiger purpurroter Schlips. Alles übermäßig. Der riesige, hohe Hut in nach oben sich breitender Form, total zerdrückt. Er geht während des Spiels vor dem Vorhang hin und her, die Hände auf dem Rücken, samt dem Hute.

Clown Ambrois mit langer Peitsche als lottriger, frecher Schweinejunge gekleidet, drückt sich ebenfalls durch den Vorhang heraus.
[49]

CLOWN ODEBRECHT. Prost die Mahlzeit ... Ambrois ...

CLOWN AMBROIS. Morjen ... Morjen ... Er guckt durch die Vorhangspalte in den Zirkus und kehrt sich zurück. die Menge heult heute gut ...

CLOWN ODEBRECHT. Na ... und ob ...

CLOWN AMBROIS. Ein einziger Schöps mit goldenen Hörnern ... Er macht eine lustige Geste mit den Zahlfingern. das genügt nicht bloß vor tausend grauen Schafsköpfen ... in unserem erhaben gedehnten Teufelstempel ... das genügt im Götterhaine ...

CLOWN ODEBRECHT bläst mit vollen Backen plump hinaus. Pfpfpfpf ... neieiein ... hier staunt man nicht bloß das Gold an ... das ist selbsterfundener Reichtum ... ein napoleonisches Kaiserreich ... deshalb sitzt auch in den Zwischenakten die Menge mit offenen Mäulern, nur um diesen Virtuosen auf der goldenen Orgel in seiner Loge beständig zu begaffen und zu betuscheln ...

CLOWN AMBROIS wieder durch den Vorhang beobachtend. Hahahaha ... und wie S. Hoheit, dieser Tobias Buntschuh, sich heute wieder mal die kleinen Händchen zerklatscht ...

CLOWN ODEBRECHT. Wir sind ja doch heute nach der Vorstellung alle von Herrn Buntschuh zum Souper geladen ...

CLOWN AMBROIS. Ja ja ja ja ... da werde ich mich jetzt nur einstweilen ummaskieren ...


Nach rechts vorn ab.


Quelle:
Carl Hauptmann: Die goldnen Straßen. Leipzig 1918, S. 49-50.
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