Zweite Szene

[70] DIENER FRANZ ist ebenfalls aus der Tapetentür aufgescheucht erschienen.


Da hört man die Stimme von.


MUTTER BUNTSCHUH schon innen rufen. Franz ... Franz ... es ist ja niemand zu finden ... wo ist denn der Sohn ... wo ist denn der Sohn ... In diesem Augenblick erscheint sie wieder. um Gottes Willen, wo ist denn Herr Buntschuh ...[70]

DIENER FRANZ während Vater Buntschuh jetzt auch wieder heraustritt. Nein ... in den Arbeitsräumen ist Herr Buntschuh sicherlich nicht ... es sollten nur dort die Lichter brennen ... das befahl der gnädige Herr, als er ziemlich spät heimkam ... ja ... wo ist er ... er befahl ausdrücklich, daß niemand ihn stören sollte ... und lief sogleich nur in den Garten hinaus ... irgendwo im Hause oder Garten muß er wohl sein ... in seinem Schlafzimmer ist er allerdings noch nicht erschienen ...

MUTTER BUNTSCHUH. Ach Gott, ach Gott ... gar keine Rücksicht nehmen wir jetzt auf seine Schroffheit ... vorwärts, Franz ... jetzt suchen wir ihn ... den Vater bringen Sie erst ins Bett – – – – und rufen auch Jakob ... du gehst, Vater ... vorwärts ...

VATER BUNTSCHUH im Abgehen. Hihihihi ... vielleicht wird der König Baal gerade im großen Musiksaale sitzen ... Mutterle ... vielleicht wird er gerade im großen Lichtersaale sitzen ... wie Gott im Himmel ... hihihihi ... weil er doch immer wie ein Wechselbalg schrie, wenn auch nur eine Bettelleier vorm Wärterhause tirilierte und jubilierte ... hihihihi ...

MUTTER BUNTSCHUH hat den Alten sanft zur rechten, vorderen Tür hinausgeschoben. Der Alte mit dem Diener ab.


Quelle:
Carl Hauptmann: Die goldnen Straßen. Leipzig 1918, S. 70-71.
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