Zehnte Szene

[381] ADJUTANT.

Die Ratsherrn von Nowogorod.


Deputation mit den Schlüsseln.


BÜRGERMEISTER.

Mein Fürst,

Wir flehn dich, einzuziehn in unsre Mauern,

Die Tore stehn dir auf, und unsre Weiber

Und Kinder liegen längst schon in den Straßen,

Durch die du reiten mußt.

DEMETRIUS.

Wozu denn das?

BÜRGERMEISTER.

Wir haben sie, statt Blumen, hingestreut,

Du kannst sie, samt den Deinigen, zertreten,

Wenn du nicht Gnade üben willst, sie werden

Sich nicht erheben, und wir sind bereit,

Uns neben sie zu legen.

DEMETRIUS.

Welche Schuld

Drückt euch denn so darnieder?

BÜRGERMEISTER.

Keine andre,

Als daß wir jetzt erst kommen, unsern Herrn

Und angestammten Zaren zu begrüßen.

DEMETRIUS.

Gebt einmal eine Münze! – Wessen ist

Das Bild? Wen stellt es vor? Mich selbst vielleicht?

Vergleicht! Nicht wahr? Das Alter trifft nicht zu,

Die Runzeln fehlen ganz und halb der Bart.

Nun, wenn ich der nicht bin, der dies Metall

Gestempelt hat, so kann ich auch wohl der

Nicht sein, dem ihr Gehorsam schuldig wart!

Drum geht und schickt die Weiber und die Kinder

Zum Kränzewinden in den nächsten Wald,

Wir hatten Rot genug und brauchen Grün.


Die Deputation ab.


Quelle:
Friedrich Hebbel: Werke. Band 1–5, Band 2, München 1963, S. 381-382.
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