Einundzwanzigste Szene


[407] Demetrius von vielen Bojaren begleitet. Jubelrufe.


OSSIP zu Rurik.

Doch wohl nur Nummer zwei!

RURIK.

Mir gilts so gleich, was für ein Zar regiert,

Wie, welch ein Sternbild im Kalender steht!

Ob Venus oder Mars: das Jahr ist immer

Dasselbe, und die goldne Zeit bleibt aus.

DEMETRIUS nachdem er von Basmanow und Mstislawski, sowie von allen Seiten feierlich begrüßt ist, nähert sich Marfa.

Ehrwürdige, so kamst du mir zuvor?

Willst du mich zu dem toten Vater führen,

Damit ich doppelt ihm willkommen sei?

O, reich mir deine Hand, ich folge dir.

ÄBTISSIN.

Sie hatte ein Gelübde hier zu lösen,

Das keiner kennen darf, als Gott und sie,

Und muß jetzt noch in sieben Kirchen gehn.

DEMETRIUS.

So segne mich zuvor in seinem Namen,

Wie du in deinem mich gesegnet hast,

Er kanns nicht mehr, denn er hat Sand im Mund.


Kniet vor ihr nieder.


MARFA.

Aus meiner vollsten Seele tu ich das!

Und könnt ich alle Kräfte, die im Himmel

Und auf der Erde das Gedeihen schirmen,[407]

Hernieder rufen auf dein einzig Haupt,

Ich tät es und beraubte alle Welt.


Nach einer Pause.


Sei glücklich, wie du groß und edel bist!


Ab mit der Äbtissin.


Quelle:
Friedrich Hebbel: Werke. Band 1–5, Band 2, München 1963, S. 407-408.
Lizenz:
Kategorien: