1.

[153] Kein Lebewohl, kein banges Scheiden!

Viel lieber ein Geschiedensein!

Ertragen kann ich jedes Leiden,

Doch trinken kann ich's nicht, wie Wein.


Wir saßen gestern noch beisammen,

Von Trennung wußt' ich selbst noch kaum!

Das Herz trieb seine alten Flammen,

Die Seele spann den alten Traum.


Dann rasch ein Kuß vom lieben Munde,

Nicht Schmerz getränkt, nicht Angst verkürzt!

Das nenn' ich eine Abschiedsstunde,

Die leere Ewigkeiten würzt.


Quelle:
Friedrich Hebbel: Sämtliche Werke. 1. Abteilung: Werke, Berlin [1911 ff], S. 153.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte (Ausgabe letzter Hand)
Gedichte
Werke, 5 Bde., Bd.3, Gedichte, Erzählungen, Schriften
Die schönsten Liebesgedichte (insel taschenbuch)
Gedichte
Gedichte