Eine Mondnacht in Rom

[309] Bei'm Dämmerlicht des Mondes schau' ich gerne

Der grauen Weltstadt bröckelnde Ruinen,

Die uns als Maaß für ihre Größe dienen,

Woran der Mensch sich selber messen lerne;


Denn dieses Licht, das einem trüben Sterne

Entfließt, hat ihre Schlachten nie beschienen,

Nur die Gefall'nen mit den eh'rnen Mienen,

Umstanden von des Heeres bestem Kerne.


Jetzt trägt sie selbst, wie die, den Todesstempel,

Drum ziemt sich's, daß dasselbe Licht ihr leuchte,

Dann träumt vielleicht ein Dichter, daß die Sonnen


Erlöschen, wie Palläste hier und Tempel

Zusammenstürzen, und der oft verscheuchte

Vernichtungsengel jetzt den Sieg gewonnen!


Quelle:
Friedrich Hebbel: Sämtliche Werke. 1. Abteilung: Werke, Berlin [1911 ff], S. 309.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte (Ausgabe letzter Hand)
Gedichte
Werke, 5 Bde., Bd.3, Gedichte, Erzählungen, Schriften
Die schönsten Liebesgedichte (insel taschenbuch)
Gedichte
Gedichte