9.

[292] Es grüßt dich wohl ein Augenblick,

Der ist so überschwellend voll,

Als ob er dich mit sel'gem Glück

Für alle Zukunft tränken soll.[292]


Du aber wehrst, eh' du's vermeinst,

Ihn scheu und zitternd selber ab,

Und jene Thräne, die du weinst,

Giebt ihm den Glanz, doch auch das Grab.


Uns dünkt die Freude Altar-Wein,

Am Heiligsten ein sünd'ger Raub;

Zieht Gottes Hauch durch unser Sein,

So fühlen wir uns doppelt Staub.


Quelle:
Friedrich Hebbel: Sämtliche Werke. 1. Abteilung: Werke, Berlin [1911 ff], S. 292-293.
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