Sie seh'n sich nicht wieder

[212] Von dunkelnden Wogen

Hinunter gezogen,

Zwei schimmernde Schwäne, sie schiffen daher,

Die Winde, sie schwellen

Allmälig die Wellen,

Die Nebel, sie senken sich finster und schwer.[212]


Die Schwäne, sie meiden

Einander und leiden,

Nun thun sie es nicht mehr, sie können die Glut

Nicht länger verschließen,

Sie wollen genießen,

Verhüllt von den Nebeln, gewiegt von der Flut.


Sie schmeicheln, sie kosen,

Sie trotzen dem Tosen

Der Wellen, die Zweie in Eines verschränkt,

Wie die sich auch bäumen,

Sie glühen und träumen,

In Liebe und Wonne zum Sterben versenkt.


Nach innigem Gatten

Ein süßes Ermatten,

Da trennt sie die Woge, bevor sie's gedacht.

Laßt ruh'n das Gefieder!

Ihr seht euch nicht wieder,

Der Tag ist vorüber, es dämmert die Nacht.


Quelle:
Friedrich Hebbel: Sämtliche Werke. 1. Abteilung: Werke, Berlin [1911 ff], S. 212-213.
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