29.

[84] Und als ich so lange, so lange gesäumt,

In fremden Landen geschwärmt und geträumt;

Da ward meiner Liebsten zu lang die Zeit,

Und sie nähete sich ein Hochzeitkleid,

Und hat mit zärtlichen Armen umschlungen

Als Bräut'gam den dümmsten der dummen Jungen.


Mein Liebchen ist so schön und mild,

Noch schwebt mir vor ihr süßes Bild;

Die Veilchenaugen, die Rosenwänglein,

Die glühen und blühen, jahraus, jahrein.

Daß ich von solchem Lieb konnt weichen,

War der dümmste von meinen dummen Streichen.


Quelle:
Heinrich Heine: Werke und Briefe in zehn Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 21972, S. 84.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Buch der Lieder
Buch der Lieder
Buch der Lieder: Hamburg 1827
Buch der Lieder: Vollständige Ausgabe nach dem Erstdruck von 1827
Buch der Lieder (Fischer Klassik)
Buch der Lieder.